Richard Dehmel war bereits aus Anlaß der 150. Wiederkehr seines Geburtstages ein Artikel gewidmet. Und darin auch eines »meiner« hundert Gedichte zitiert. Hier also nochmals — weil es so berückend schön ist:
Sommerabend
Klar ruhn die Lüfte auf der weiten Flur;
Fern dampft der See, das hohe Röhricht schimmert
Im Schilf verglüht die letzte Sonnenspur;
Ein blasses Wölkchen rötet sich und schimmert.
Vom Wiesengrunde naht ein Glockenton;
Ein Duft von Tau entweicht der warmen Erde,
Im stillen Walde steht die Dämm'rung schon,
Der Hirte sammelt seine satte Herde.
Im jungen Roggen rührt sich nicht ein Halm,
Die Glocke schweigt wie aus der Welt geschieden;
Nur noch die Grillen geigen ihren Psalm.
So sei doch froh, mein Herz, in all dem Frieden!
»Hundert notwendige Gedichte« (geordnet nach Autorennamen): Joseph von Eichendorff — Albrecht von Haller — Conrad Ferdinand Meyer.
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