Sonntag, 2. Juni 2019

Wie bereits befürchtet: ein GroKo-Kabinett mit blauem Feigenblättchen


Nun sind also die letzten Personalentscheidungen gefallen. Das Landwirtschaftsministerium, dessen Fehlen in den Spekulationen bislang niemandem aufgefallen ist, geht ... BINGO! ... an eine Frau von der ÖVP!

Maria Patek, dzt. Leiterin der Sektion III - »Forstwirtschaft und Nachhaltigkeit«, von einem überaus kompetenten Ressortchef, wie's eben nur ein Andrä Rupprechter sein konnte, zur Leitung der Wasserwirtschafts-Sektion berufen, und von seiner ohne jeden Zweifel ebenso kompetenten Nachfolgerin Köstinger in die Sektion III verlegt. Naja.

Das Militär übernimmt jetzt doch kein Zivilist, sondern der Adjutant des Hofbürgers, Generalmajor Thomas Starlinger, ein Roter mit fundiert grünen Neigungen. Wie maßgeschneidert für einen Posten, der u.a. Fragen des Grenzschutzeinsatzes entscheiden muß. 

Was den neuen Innenminister betrifft: hier wird Wolfgang Peschorn, Präsident der Finanzprokuratur, also quasi des »Rechtsanwaltsbüros« der Republik Österreich, nominiert, nachdem ein dezidierterer schwarzer Günstling aus Oberösterreich, Landespolizeidirektor Andreas Pilsl, am lauten Protest der FPÖ gescheitert war, und auch die SPÖ mit diesem ein Hühnchen zu rupfen hatte. Nun, hoffen wir, daß Präsident Peschorn sich in der Aufklärung der kriminellen bis geheimdienstlichen (wo ist da eigentlich heutzutage der Unterschied?) Ibizagate-Videos besser durchsetzen kann, als seinerzeit in der Eurofighter-Sache, wo außer leisem Protest von ihm nicht allzuviel zu hören war (siehe hier und hier).

Bleibt noch das blaue Feigenblättchen im Infrastrukturministerium: der bisherige Generalsekretär des Ministeriums, Andreas Reichhardt, rückt zum Minister auf Zeit auf — ist aber, da die Regierung in der Sommerpause wohl nicht bahnbrechende Entscheidungen, z.B. zur Privatisierung der Autobahnen treffen dürfte, ein Minister ohne jedes politische Gewicht.

Damit steht es sechs ÖVP zu vier SPÖ, und bloß einer ist der FPÖ zuzurechnen. Ausgewogen, wie es gestern in den Zeitungen jubilierend verkündet wurde? Wir erinnern uns: im Nationalrat steht es dzt. rund 32 : 27 : 26 Prozent, also bei intendierten elf Ministerien entspräche das 4 zu 3,5 zu 3,5 — und da Minister bekanntlich nicht geteilt werden können, hätte man eben ein Ministerium mit einem echten »Blutgruppe-Null«-Experten besetzen müssen (kann ja wohl nicht unmöglich sein!), und den Rest eben 4 : 3 : 3 aufteilen. Wenn man's wollen hätte. Aber man wollte offensichtlich nicht ...

So erfährt der staunenden Staatsbürger, daß der von unseren Systemmedien in den Himmel gelobte Hofbürger morgen ein Kabinett angeloben wird, das sich fast nur durch die durchgängige Eigenschaft der Ressortchefs, Staatsbedienstete zu sein, von einem GroKo-Kabinett unterscheidet. Wobei die GroKo bei allen Umfragen als die am wenigsten gewünschte Regierungskonstellation herauskam.

Aber exakt so funktioniert unsere Demokratie-Simulation halt. »Es muß alles demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben.« Gehn S' — wer hat das bloß gesagt ...?


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P.S.: aber dafür sind's — DiePresse hat sofort nachgezählt — sechs Frauen und sechs Männer. Also das find' ich jetzt ungerecht, daß kein einzigx Transgender dabei ist! Das hätte doch so gut z.B. ins Familienministerium gepaßt ...



3 Kommentare:

Arminius hat gesagt…

Nach letzten Umfragen steigen die Prozente der Freiheitlichen ja wohl wieder. Schaun mer mal, welche Rechnung im September aufgehen wird ...

Michael hat gesagt…

Sehr von mir geschätzter Penseur!

Die Bevölkerung wird's nicht merken, da die Medien die neue Regierung nach Geschlecht zählt und nicht nach politischer Zugehörigkeit und VdB wird möglicherweise auch noch heilig gesprochen! Dann ist ja eh alles in Ordnung oder?

MfG Michael!

docw hat gesagt…

werter lepenseur!
im okrober 2013 begann ich, meine frustrationen ob der polit. situationen in schriftlicher form abzubauen. mein allererstes "tagebuch eines politisch frustrierten" war folgendes, dessen inhalt als jahrhunderwurf unseres bundessenilen gelobt wird:
Tagebuch eines politisch Frustrierten


Vom Tellerwäscher zum Millionär – ein amerikanischer Traum
Oder
Vom Schlosser zum Gesundheitsminister – eine österr. Realität(ssatire)

In Ordnung finde ich, dass ein Installateur, bevor er in meiner Wohnung eine Gastherme einbaut, nachweisen kann, dies auch fachlich korrekt erledigen zu können.
In Ordnung finde ich, dass ein Chirurg, bevor er meinen Blinddarm entfernt, nachweisen kann, dies auch fachlich korekt zu erledigen, da er die dafür erforderliche Qualifikation und Erfahrung hat.

NICHT in Ordnung finde ich, dass man als österr. Bundeminister keine wie auch immer geartete Qualifikation benötigt, um ein Resort zu leiten.
Denn, bei allem Respekt vor den folgenden Berufen, aber ein Schlosser als Gesundheitsminister ist eine Fehlbesetzung (allein schon die Präpotenz, sich das zuzumuten, ist heftig).
Ebenfalls der C-Beamte aus dem Wiener Rathaus als Sozialminister oder die zahnärziche Assistentin Bures ( ach, wie liebe ich meine. Assistentinnen ob ihrer fachl. Kompetenz und Freundlichkeit – aber keine würde sich zumuten, so ein hohes Amt bekleiden zu können/wollen) als Infrastrukturministerin ( ebenfalls zuständig für Verkehr und Technik ).
Und das Argument, das ich des öfteren höre, dass diese Nullen kompetente Berater hätten, lasse ich nicht gelten. Warum nimmt man dann nicht gleich einen dieser Experten und macht ihn zum Resortchef mit zwei Vorteilen:1.fachlich kompetent und 2. billiger.
Ist es gar nicht gewollt, den Qualifiziertesten an die Spitze zu setzen ?
Oder muss man für verdiente Parteisoldaten aller Couleurs Versorgungsposten schaffen?

Anscheinend.

TRAURIG !!!!