Samstag, 8. Dezember 2018

Höhere Toleranzforschung


... betreibt derzeit die Universität Wien, wo ein Team um einen gewissen Zoltan Peter eine Studie mit dem schönen Titel »Integrationsthema Toleranz« zusammengebastelt hat. DiePresse schreibt ganz entzückt (von APA ab):

Jugendliche Zuwanderer: Hohe Toleranz - und xenophobe Tendenzen


Eine Studie zeigt, dass 87 Prozent der befragten Zuwanderer demokratisch gesinnt und tolerant sind. Vergleichsweise viele von ihnen tendieren zu Ausländerfeindlichkeit. Religiosität ist kein Integrationshemmnis, zeigte sich.

[...] Insgesamt seien 87 Prozent der befragten Jugendlichen demokratisch gesinnt und tolerant, auf 60 Prozent trifft das sogar in hohem Maße zu, schilderte Peter. Sie befürworteten etwa, dass niemand wegen Hautfarbe, Religion oder sexueller Orientierung benachteiligen werden darf, sind für Religionsfreiheit und gleiche Rechte für Frauen und Männer.

Damit sei die Mehrheit tolerant genug, um mit verschiedenen Meinungen, Kulturen und Lebensstilen hierzulande adäquat umzugehen. 
(Hier weiterlesen)
Entweder nehmen die Studienautoren irgendwelche bewußtseinsveränderte Substanzen, und glauben daher, daß kontradiktorische Aussagen untereinander vereinbar seien, oder sie halten die Österreich für Vollidioten, die nicht einmal die einfältigsten Märchen durchschauen können. Anders sind die flagranten Widersprüche nicht erklärbar, wie z.B.:
Vergleichsweise viele Jugendliche haben ausländerfeindliche oder antisemitische Tendenzen: Rund 20 Prozent finden, dass zu viele Ausländer in Österreich leben und rund 23 Prozent stimmen der Aussage "Ich finde, dass Juden weltweit zu viel Einfluss (Macht) haben" sehr zu.
Hier ist interessant, daß (anders als bei anderen Fragen) nur die, die »sehr zustimmenden« genannt wird — man also davon ausgehen kann, daß eine ähnliche große (oder gar größere) Gruppe dem »eher zustimmen«, womit wir bei fast der Hälfte wären. Aber »hohe Toleranz«? Na ja ...

Ebenfalls gezielt verunklärt ist, welche jugendlichen Zuwanderer befragt wurden. Da Österreich auch eine große Zahl von Zuwanderern aus der EU beherbergt, ist so eine Studie als Augenauswischerei anzusehen, wenn sie uns einen »Toleranzdurchschnitt« aus Deutschen, Polen, Ungarn, Afghanen und Nigerianern präsentiert. Das erinnernt an den alten Physikerwitz, daß sich man mit einer Hand in der Tiefkühltruhe, und mit der anderen auf der Herdplatte einer »im Durchschnitt« recht angenehmen Temperatur erfreuen darf. Der vorletzte Absatz lüftet da ein wenig den Deckel — und sogleich duftet es ein bisserl weniger nach Rosen, als zuvor: 
Nach Herkunftsländern sind vor allem Befragte aus Afghanistan und dem Iran vergleichsweise wenig tolerant. Bei einem etwas größeren Anteil der Jugendlichen, die in Afghanistan aufgewachsen sind, gibt es laut den Forschern erhöhten Nachholbedarf. Sie sehen beispielsweise die Rolle der Frau gehäuft im Haushalt und finden gleiche Rechte für Frauen und Männer sowie das Recht auf freie Wahl des Ehepartners weniger wichtig. Ein Verbot der Diskriminierung wegen Hautfarbe, Religion oder sexueller Orientierung oder das Recht, keiner Religion anzugehören, ist ihnen ebenfalls weniger wichtig.
Hier wird aber sicherheitshalber auf eine genauere Quantifizierung verzichtet. »Weniger wichtig« muß genügen. Aber wir werden's sicher ganz genau nachlesen können, wenn die Studie erscheint:
Die Ergebnisse der Studie sollen im April veröffentlicht werden.
Also: das glaube ich aufs Wort! Und zwar am ersten April, vermutlich ...

2 Kommentare:

Rizzo Chuenringe hat gesagt…

Diese Studienscharlatane haben wieder mal nicht geschnallt (oder eher bewusst unter den Teppich gekehrt), dass die lieben Befragten die "Toleranz" für sich selbst einfordern, also das, was sie mit geschliffenen Argumentenverstärkern als "Reschpekt!" verlangen.

O. Prantl hat gesagt…

Wir werden von Dummen beherrscht, weil wir diese tolerieren, habe ich neulich gelesen.
Toleranz ist gut !
Von Dummen regiert zu werden zu werden ist als Folge auch gut.
Intoleranz scheint also eine intellektuelle Leistung zu sein, über welche nur wenige verfügen.