von LePenseur
Unter dem obigen Titel veröffentlichte das frühere Mitglied der Reagan-Administration, Paul Craig Roberts, einen zu großer Besorgnis über die dadurch zu befürchtende endgültige Ausweitung des Ukraine-Konflikts zu einem Dritten Weltkrieg Anlaß gebenden Artikel auf seiner Website:
I have been wondering if the Trump regime’s peace negotiations are sincere. The plan revealed by Trump’s envoy Keith Kellogg indicates that the negotiations are not sincere. Putin, Lavrov and Security Council Secretary Shoigu, the former Minister of Defense, have all made it clear that NATO troops in Ukraine are unacceptable and could result in World War III. So why has Kellogg supported, or arranged, a joint statement by the foreign ministers of France, Germany, Italy, Poland, Spain, and the UK pledging “robust security guarantees for Ukraine,” consisting of “a coalition of air, land, and maritime reassurance forces that could help create confidence in any future peace and support the regeneration of Ukraine’s armed forces.” This is certainly not the de-militarization of Ukraine that the Kremlin requires, and protection by NATO forces is the same as being a member of NATO.
Nun kann ich bei Durchsicht meiner Artikel zum Thema "Trump und der Ukraine-Konflikt" feststellen, daß ich mir über Trumps "Friedens-Intentionen" offensichtlich weniger Illusionen gemacht habe als viele andere, die, nach dem "Prinzip Hoffnung" agierend, Trump als Friedensengel und Künder einer neuen, schönen Epoche der Menschheitsgeschichte feiern wollten. Mir war das immer etwas suspekt! Wer "America first!" brüllt, der will (ja: muß!) versuchen, alle anderen auf den zweiten, dritten etc. Rang zu verweisen und wenn der das nicht akzeptieren will, eben Kriegsgewalt anwenden oder mindestens androhen. Wobei von Drohung zu Anwendung nur ein kleiner, oft schwer kalkulierbarer Schritt liegt ...
Nicht ganz einverstanden bin ich mit Roberts' Darstellung, daß diese jetzt zu befürchtenden Weiterungen quasi der Zaghaftigkeit Rußlands (oder explizit: Putins), diesen Ukraine-Konflikt schnell mit einem Sieg zu beenden, anzulasten wären. Ja: wenn Rußland, wenn Putin mit derselben unbedenklichen Brutalität, mit der die USA im Irak, in Syrien, in Libyen, in Serbien (just name it!) die jeweiligen Angriffsziele, egal ob militärisch oder zivil, einfach plattgemacht hatten, ebenso plattgemacht hätte, "koste es was es wolle", dann wäre von der Ukraine nicht mehr viel übrig und der Krieg damit längst "gewonnen".
Ja, der Krieg! Aber Rußland hätte sich unter Putin damit auf dieselbe moralbefreite Stufe hinabbegeben, auf der die USA schon seit langem ihre geopolitischen Ränkespiele veranstalten. Es wäre auch auf das Niveau der seinerzeitigen Einsätze der Roten Armee in Ungarn 1956, CSSR 1968, Afghanistan 1979 gesunken. Und das wollte Rußland, wollte Putin offensichtlich nicht – gerade in der Ukraine nicht, denn die Russen betrachten die Ukrainer als engverwandte Stammesbrüder, mit denen sie eine jahrhundertelange gemeinsame Geschichte teilen. Und so jemanden haut man nicht einfach bedenkenlos "in die Pfanne"! (Anm.: das täten Österreicher und Deutsche und wohl auch Schweizer ja einander auch nicht an!). Solch ein Gedanke ist natürlich einem Staatsgebilde, dessen Bevölkerung sich aus lauter Zuwanderern unterschiedlichster Herkunft und Ethnie zusammensetzt, nicht "in die Wiege gelegt" worden ...
Daraus eine "Schuld" Putins zu konstruieren, ist abwegig! Denn daß der ganze Konflikt in Wirklichkeit nur der Vorwand des Westens ist, der seit 1991 stets versuchte, von den seinerzeitigen Vereinbarungen im 2+4-Vertrag und feierlichen Zusagen über die Nicht-Ausweitung der NATO loszukommen und damit die Russen über den Tisch zu ziehen und als unabhängige Macht endgültig auszuschalten, um sich dann ungestört dem ebenso "aufmüpfigen" China zuzuwenden und die Weltherrschaft Washingtons (d.h. seiner Strippenzieher an der Wall Street und in den globalen Konzernen) "für immer" zu zementieren, ist so offensichtlich, daß man es nur mit dreisten Lügen bestreiten könnte.
Nun, ich glaube nicht, daß Trump letztlich die Eier haben wird, wirklich "all in" zu gehen und einen Atomkrieg zu riskieren. Und auch die Versuche der USA (und ihrer Vasallen in Westeuropa), einen Keil in das Bündnis zwischen Rußland und China zu treiben, werden kaum Erfolg haben. Denn die Staatsmänner in diesen beiden Großmächten sind sicherlich klug genug zu erkennen, daß ihre einzige Chance, ihre Eliminierung als souveräne Staaten von der Weltkarte und damit ihre Herabstufung zu einer Satrapie der USA, darin besteht, sich wechselseitig, Rücken an Rücken, sichernd, der eine nach Westen, der andere nach Osten gegen Angriffe abwehrbereit, diese größenwahnsinnigen Allmachtsphantasien einer abgehobenen globalistischen "Elite" von realiter als Menscheitsverbrecher zu bezeichneten Polit-Psychopathen zu verhindern.
Hoffen wir also, daß der Versuch Tumps, vielleicht aus gekränkter Eitelkeit, den Kreml nicht mit einem "Hoppla, jetzt komm' ich!" mit einem hinterhältigen Scheinfriedensangebot schnell über den Tisch ziehen zu können, sich nun auf die Seite der Kalten Krieger und Neocons zu schlagen, scheitert. Denn bei diesen Sandkastenspielen hat man in Washington eines völlig übersehen: der "globale Süden" verharrt nicht mehr in bedingungsloser Devotionsbücke vor Uncle Sam! Auch dort haben örtliche Machthaber langsam erkannt, daß der Kaiser keine Kleider trägt und angesichts einer seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht eben so wirklich erfolgreichen Kriegsführung seine Blößen mit bloßer "Lippe" nicht wird verdecken können!
Schön wäre es natürlich, wenn Trump von sich aus zur Vernunft kommend, erkennt, daß der Versuch, die aufeinanderfolgende Niederringung zweier hochgerüsteter Atommächte, recht aussichtslos sein dürfte. Und wenn seine Financiers (und auch die seiner Einflüsterer und politischen Gegner) schön langsam realisierten, daß die "Herrschaft" über eine Atomwüste auch kein wirklich erstrebenswertes Ziel für sie ist, dann könnte doch glatt ein Hinübergleiten in eine friedlichere Welt gelingen.
Könnte. Sollte. Müßte eigentlich. Aber mit Konjunktiven sind nur zu oft die Wege ins Desaster gepflastert ...
11 Kommentare:
Kann man alles so sehen. Kann man alles auch ganz anders sehen. Das ist eher Stoff fürs politikwissenschaftliche Oberseminar.
Fakt ist aktuell: Putin, der in den letzten Wochen stets direkte Verhandlungen mit der Ukraine offeriert (und damit geschickt Trump dazu gebracht hatte, Selensky als Kriegstreiber zu brandmarken), begeht in dem Moment, wo Selensky auf sein Angebot einsteigt, Wortbruch und verschanzt sich feige in Moskau, während Selensky wie angekündigt in die Türkei gefahren ist. Um dort mit einer Palette viert- und fünftklassiger russischer Polit-Chargen abgespeist zu werden.
Ob das Auswirkungen auf Trumps bisher eindeutig prorussische Haltung hat, bleibt abzuwarten. Zweifellos ist Trump Putin weder intellektuell noch strategisch auch nur im entferntesten gewachsen. Da spielt Putin Champions League, Trump Regionalliga. Die entscheidende Frage ist: Merkt Trump, dass Putin ihn am Nasenring durch die Manage zieht, oder merkt er es nicht? (Bzw. ist er bereit, es sich von Klügeren in seinem Umfeld sagen zu lassen?)
Daran entscheidet sich, wie es weitergeht.
Eng ist die Welt, und das Gehirn ist weit,
Leicht beieinander wohnen die Gedanken,
Doch hart im Raume stoßen sich die Sachen,
Wo eines Platz nimmt, muß das andre rücken,
Wer nicht vertrieben sein will, muß vertreiben,
Da herrscht der Streit, und nur die Stärke siegt.
Cher (chère?) Anonym v. 15 Mai, 2025 09:49
... Putin [...] begeht in dem Moment, wo Selensky auf sein Angebot einsteigt, Wortbruch und verschanzt sich feige in Moskau, während Selensky wie angekündigt in die Türkei gefahren ist. Um dort mit einer Palette viert- und fünftklassiger russischer Polit-Chargen abgespeist zu werden.
Das ist Unsinn. Putin hat direkte Verhandlungen der Russischen Föderation mit der Ukraine angeboten. Wie Sie vielleicht wissen, hat ein Dekret des ukrainischen Präsidenten exakt dies bislang unter Strafe verboten. Daß Putin jemals angeboten hätte, mit diesem Penispianisten, der laut ukrainischer Verfassung schon längst nicht mehr im Amt ist, zu "verhandeln" (wie macht man das sinnvoll mit einem, der nicht mehr vertretungsbefugt ist?), daran mag sich vielleicht die Phantasie des besagten Penispianisten berauscht haben, wurde aber von Putin nie angeboten. Wenn ein Ex-Präsident, um sich wichtig zu machen, in die Türkei reist, ist das seine freie Entscheidung - daraufhin nicht ebenfalls nach Istanbul zu fliegen, hat nichts mit angeblicher Feigheit Putins zu tun, sondern ist eine angemessene Reaktion auf die ungeklärte Rechtsposition des angeblichen Vertreters der Gegenseite.
... Trumps bisher eindeutig prorussische Haltung ...
Ach wirklich? Dann wären die Sanktionen gegen die Russische Föderation schon per Dekret aufgehoben. Sind sie aber nicht.
Auch sonst kann ich im Verhalten Tumps keine wirklich "prorussische Haltung" erkennen, sondern nur das Bemühen, eine zunehmend chancenlose und kaum noch finanzierbare Unterstützung der Ukrainischen Position möglichst schnell und gesichtswahrend für die USA zu beenden, bevor sie ein Vetnam 2.0 oder Afghanistan 2.0 erleben.
Das ukrainische Parlament hat einstimmig (!) beschlossen, dass in Kriegszeiten keine Präsidentenwahlen abzuhalten sind. Was übrigens in den meisten Staaten genauso geregelt ist, und auch Sinn macht. Von einem unrechtmäßigen Präsidenten kann also keine Rede sein. Dann ist Putin, der durch Wahlfälschungen und unter Gewaltandrohung gegen Duma-Abgeordnete erzwungene Verfassungsänderungen seit 25 Jahren an der Macht ist, schon drei Mal unrechtmäßig Präsident.
Ihr Vorwurf, daß Putin "durch Wahlfälschungen und unter Gewaltandrohung gegen Duma-Abgeordnete erzwungene Verfassungsänderungen" amtiert, ist angesichts von Zustimmungsraten von > 80% in der Bevölkerung eher lächerlich.
Woanders trollen & Tschüß mit Ü!
Dieser Krieg wurde von den USA geplant, vorbereitet und ausgelöst. Maßgeblich an der Aufrüstung der Ukraine beteiligt war die Trump Regierung I. Er könnte den Konflikt unverzüglich beenden, indem der die Unterstützung der Ukraine einstellt. Das hat Putin in seinem Interview mit Tucker Carlson auch klar formuliert. Nichts davon hat Trump bisher unternommen. Ob aus freien Stücken oder gezwungener Maßen sei dahingestellt. Fakt ist dieser Krieg wird mit der Niederlage der Ukraine und damit des Westens oder mit der Einstellung der Unterstützung durch die USA enden. Und keinen Tag früher. Ob die USA noch willens und in der Lage sind, auch noch andere europäische Staaten zu verheizen bleibt abzuwarten. Einige europäische Staaten und die EU scheinen sich förmlich darauf zu freuen. Dies würde dann leider eine Eskalation bedeuten, die einem Weltkrieg nahekäme. Dass weder Europa noch die USA im Bereich der Rüstung einem solchen Konflikt gewachsen wären, wird gerne übersehen. Präsident Macron hat bereits zugegeben, dass die Europäer auf einen solchen Abnutzungskrieg nicht vorbereitet seien. Die These von Herrn Roberts, der Krieg sei durch Putin Verhandlungsbereitschaft eskaliert halte ich für nicht haltbar. Die Russen wussten, dass sie gegen den gesamten Westen antreten. Und sie haben ihre Strategie entsprechend ausgerichtet. Was hätten sie von einem schnellen militärischen Sieg gewonnen? Nicht, der Westen hätte ihnen ein zweites Afghanistan bereitet. Das war auch der Plan des Westens. Russland ausbluten lassen. Dadurch, dass Putin den Westen in diesen Krieg gezwungen hat, sitzt der Westen im gleichen Boot. Der einzige Nachteil für Russland sind die menschlichen Opfer, die sich der Westen bisher erspart hat. Eine Intervention mit europäischen Soldaten in der Ukraine würde das schlagartig ändern. Die Amerikaner haben sowohl unter Biden als auch unter Trump ein Engagement in der Ukraine ausgeschlossen. Und sie wissen warum. Daher bin ich optimistisch, dass sich Trump aus dem Konflikt zurückziehen wird. Er ist für die USA zu teuer bei äußerst geringem Erfolg.
@Anonym 16 Mai, 2025 11:37 + 16 Mai, 2025 17:00
Löschgrund: Off topic.
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