Freitag, 9. Februar 2024

Interessante Fragen im Zusammenhang mit den Bauernprotesten

Gastkommentar
von Plancius


Egon W. Kreutzer stellt interessante Fragen im Paukenschlag am Donnerstag. Zitat Kreutzer:

"Wäre es ohne das Haushaltsdesaster überhaupt zu Kürzungen im Bereich der Landwirtschaft gekommen? Die Regierung würde diese Frage heute sicherlich verneinen. Ein Indiz, dass diese oder andere Belastungen sowieso noch gekommen wären, ist aber darin zu finden, dass diese Posten – im Umfang von weniger als einer Milliarde Euro – in der Prioritätenreihe der so genannten „Subventionen“ so weit unten standen, also noch weit hinter der Förderung von Radwegen in Peru und anderen umstrittenen Positionen innerhalb der 33 Milliarden Entwicklungshilfe, dass diese Kürzungen ohne vehementen Widerstand des Landwirtschaftsministeriums in die Streichliste aufgenommen werden konnten."

Diese Frage stelle ich mir auch schon seit Wochen: Warum hat die Regierung wegen einer verhältnismäßig lächerlichen Milliarde Euro an Einsparungen den absehbaren Konflikt mit den Bauern gesucht?

Man hätte es doch erheblich einfacher haben können, indem man einfach den 33 Milliarden Euro starken Entwicklungshilfehaushalt gekürzt hätte. Da hätte zwar Svenja Schulze gemault, aber es hätte sonst keinen Widerstand in der deutschen Öffentlichkeit gegeben.

Was wollte Peru tun, wenn die 350 Millionen für den dortigen Radwegbau gestrichen worden wären?

Selbst die rot-grüne Klientel hätte nicht aufgemuckt. Ihre Lieblingsspielwiese - die Energiewende - wäre ja nicht angetastet worden. Allein das Entwicklungshilfeministerium bietet genug Volumen, damit die Regierung einen verfassungsgemäßen Haushalt aufstellen kann, ohne hier in der BRD jemandem auf die Füße zu treten.

Aber nein, man musste sich ja unbedingt mit den Bauern anlegen. Noch dazu im Winter, wo sie genug Zeit haben, um wochenlang mit ihren Traktoren die Straßen zu blockieren.

Als ob der Ampel nicht schon genug das Wasser bis zum Hals steht. Es brennt doch an allen Ecken und Enden, Nervosität allerorten. Da hätte man doch die Haushaltskrise völlig geräuschlos mit dem Eindampfen der Entwicklungshilfe aus der Welt schaffen können.

Kreutzer gibt darauf jedoch folgende Antwort:

Es ist eine Machtdemonstration, exekutiert von der Regierung – und die lautet, übersetzt in eine einfache verbale Botschaft:

„Seht. Wir können mit euch machen, was wir wollen.
Wir können euch mit euren Nöten hängen lassen.
Wir können diese Nöte nach Belieben vergrößern.
Wir können das so lange tun,
bis die letzte Stimme der Kritik verstummt ist.
Also fügt euch!“

Ob die Regierungsvertreter tatsächlich soweit denken? Man könnte auch meinen: Haben die in Berlin tatsächlich keine Ahnung von ihrem Handwerk?

 

2 Kommentare:

helmut-1 hat gesagt…

Es stellt sich die Frage nach den Subventionen. Resp. deren Notwendigkeit. Da hat mich meine Tochter etwas nachdenklich gemacht.

Warum:

Milch, Fleisch, etc. zu subventionieren, das ist in meinen Augen Unsinn. Dass der Bauer, der für die Bewirtschaftung seiner Felder hauptsächlich Fahrzeuge verwendet, die mit Dieselkraftstoff betrieben werden, einen steuerlich vergünstigten Diesel verwenden kann, hat nach meiner Sichtweise eine Berechtigung. Genauso aber hätte die Bauwirtschaft diesen Vorteil haben müssen, für Bagger, Straßenwalzen, Asphaltierungsmaschinen, etc. Natürlich nicht für Transportfahrzeuge. Wenn man mich auf der Baustelle mit Heizöl im Tank des Verdichters angetroffen hätte, dann wäre Polen offen gewesen.

Soweit mit den Vergünstigungen. Aber nun zum Eingemachten:

Für die meisten von uns, also für Otto Normalo, hat das Lebensmittel keinen Wert. Je billiger, umso besser ist das, was wir im Supermarkt kaufen. Wer kommt denn auf die Idee, sich durch bewussten Einkauf beim Bauern (Hofläden etc.) in der Form gesund zu bedienen, damit er auch den Bauern das Überleben ohne Subventionen ermöglicht?

Wenn ich mich nun von den Baustellen zukünftig zurückziehe, weil ich mehr meinen Interessen nachgehen will, dann werde ich wieder biologisches Gemüse machen (nichts Neues für mich, hatte ich schon in Deutschland), und mir ein paar Hühner halten. Der Abfall vom Gemüse ist neben ein paar Körnern eine ideale Ergänzung für das Federvieh.

In meinem Bekanntenkreis sind schon einige, die darauf warten. Aber eines soll klar sein: Wenn ich etwas übrig habe, dann werde ich nicht auf den Wochenmarkt gehen, um dafür noch mit niedrigeren Preisen meine Penunzen kassieren zu können. Ein paar Familien mit Kindern kenne ich, die unverschuldet in Not geraten sind, die werden davon profitieren. Aber ansonsten fliegt der Überschuss auf den Kompost. Und wenn ich nicht 1 Euro pro Ei kassieren kann, dann kriegen die Eier meine Hunde.

Irgendwann wird es soweit sein, dass man ein vernünftiges Lebensmittel nicht mehr daran erkennt, was da an Romanen auf der Packung draufsteht, sondern am vernünftigen Preis. Wer das nicht begreift, soll weiter den Sch,dreck vom Supermarkt kaufen und sein dadurch erspartes Geld dem Weißkittel vor die Füße werfen.

"Warum Kraftwerke, - der Strom kommt doch aus der Steckdose." Diese und viele andere Verdummungen, insbesondere auch bei den Lebensmitteln, haben den restlichen Verstand bei vielen Verbrauchern vernebelt. DAS ist einer der Gründe, warum die Landwirtschaft auf Subventionen angewiesen ist. Wir als Verbraucher haben jahrzehntelang dafür gesorgt.

Anonym hat gesagt…

Dem ist nichts hinzuzufügen. Solange es diese schrecklichen „Discounter“ gibt mit diesen elend billigen Preisen, die eben auch eine adäquate billige Qualität abbilden, wird sich an der Misere der Landwirtschaft nichts ändern. Die Diesel-Subventionen sind da nur ein Scheingefecht.
Das ist leider auch die deutsche Mentalität. Der Deutsche lebt, um zu arbeiten und sein Bankkonto gefüllt zu halten, nicht umgekehrt. Ganz anders z.B. das Kulturvolk der Franzosen: Die geben im Schnitt 50% mehr für ihre Lebensmittel aus, obwohl ihre Bankkonten weniger dick sind. Aber sie verstehen zu leben und wissen, was Lebensmittel wert sind.