Dienstag, 6. Februar 2024

Eindrücke eines Exilwieners von seiner Heimatstadt (Teil I)

von Helmut
 
 

Ums gleich vorweg zu nehmen und aufzugliedern: 20 Jahre Wien, über 30 Jahre Deutschland und nun seit mehr als 20 Jahren Siebenbürgen. Nun hat sich‘s ergeben, dass meine Frau sich einer speziellen Operation unterziehen musste, für die ich nach unzähligen Telefonaten eine Realisierung im AKH-Wien erreichen konnte, weil‘s da einen Facharzt gab, der sich auskannte. In Siebenbürgen resp. Rumänien keine Chance, die meisten der guten Ärzte sind alle dorthin ausgewandert, wo es mehr Kohle gibt.

Nun hatte ich etwas Zeit, als meine Frau auf Station lag, mir nicht nur die Gepflogenheiten eines Spitals in Wien zu vergegenwärtigen, sondern auch in meiner alten Heimat herumzuwandern und die Eindrücke aufzunehmen.

Es begann damit, dass ich mir von Rumänien aus (per Internet) ein Mietauto reserviert habe und meinte, nun für meine Pläne flexibler zu sein. Einer der Billiganbieter in der Nähe des Hauptbahnhofs (3 Tage für einen Kleinwagen mit 55 €) erschien mir günstig, und ich nahm in Kauf, dass es sich um eine ungarische Firma handelte und man dort nur englisch sprach.

Als man mir aber für die Kaution 900 € abnehmen wollte, was in den Angeboten und in der Auftragsbestätigung nirgends vorher ersichtlich war, da habe ich gestreikt. Man sagte mir, dass es auch mit 300 € geht, aber da müsste ich zusätzlich eine spezielle Versicherung abschließen, die sich auf 28 € täglich belaufen würde. D.h. ich müsste unterm Strich mehr für die Versicherung als für die Anmietung des Fahrzeugs bezahlen. Daraufhin habe ich diesen Leuten empfohlen, sich ihr Auto dort hineinzuschieben, wo es weh tut und bin gegangen.

Ums klar zu sagen: Gemäß meiner Angewohnheit drucke ich alles aus, wenn ich mit irgendeiner Firma etwas verhandle, und nehme mir diese Unterlagen mit. Sowohl das Internetangebot, Anfrage, Auftragsbestätigung, etc. Es war immer nur von genannten 300 € die Rede als Kaution, was ich auch akzeptiert hätte, aber die 900 € waren dabei nirgends zu sehen, und ich habe das auch andere Leute zur Kontrolle lesen lassen.

Wie sich aber später herausgestellt hat, war das ein Glücksfall für mich. Ich wusste nicht, dass ganz Wien eine einzige Kurzparkzone ist. Als ich dann im 1. Bezirk in einem italienischen Kaffeehaus gesessen bin und mit jemanden ins Gespräch kam, der sich auskannte, da hat man mir vorgerechnet, dass ich weitaus mehr für die Parkgebühren bezahlt hätte, als die Kosten für das Mietfahrzeug einschließlich Sprit gewesen wären.

Ich habe mich dann an der U-Bahn orientiert, in diesen drei Tagen insgesamt 15 € an Fahrtkosten für 10 Fahrten bezahlt, mit kreuz und quer durch Wien zwecks Erledigungen zu fahren, und dazu noch den Vorteil wahrgenommen, dass ich mich „per pedes“ am Straßenbild orientieren konnte und keine Zeit für Parkplatzsuche aufwenden musste. Nun will ich meine Beobachtungen etwas gliedern, damit nicht alles durcheinandergeht:

Beginnen wir mit dem AKH, dem Allgemeinen Krankenhaus.

Die Größenordnung dieses AHKs ist schon beeindruckend, wie eine kleine Stadt in einer großen Stadt. Die Entfernungen, die man dabei zurücklegen muss, um zum gewünschten Punkt zu kommen, sind ebenfalls enorm. Gut finde ich, dass man von der U-Bahn aus auch bei Regen einen überdachten Zugang zum Spital hat, und dazu gibt’s bereits im Eingangsbereich des AKHs viele Rollstühle, wenn jemand schlecht zu Fuß ist. Es ist alles übersichtlich gegliedert, ich konnte mich in diesem Wirrwarr zurechtfinden. Im Zweifelsfall bekommt man bereits am Eingang von den Pförtnern die richtigen Hinweise.

Die Behandlung, beginnend mit den Voruntersuchungen und die Operation selbst, waren umfangreich und man bekam das Gefühl, in den Händen von kompetenten Leuten zu sein. Natürlich kann es darüber auch andere Meinungen geben, - das hängt alles mit persönlichen Erlebnissen zusammen. Da meine Frau aber sehr ängstlich dem gegenüber war, was sie erwartet, insbesondere der Vollnarkose, bemühte man sich sehr um sie, man stellte sie nicht mit dem Bett in ein Eck, sondern gab ihr das Gefühl, dass sie andauernd von netten Leuten umsorgt wurde. Mit einem Trick hatte man sie dann „schlafen gelegt“, sie bekam von der verabreichten Narkose gar nichts mit. In den Aufwachraum hat man mich mit einem übergezogenen Schutzmantel dann auch zu ihr gelassen.

Ein eher seltsames Erlebnis hatte ich in einem der Imbisslokale auf der untersten Etage. Ich trank meinen Melange, und an dem Tisch neben mir saßen zwei Ärzte, die sich unterhielten. In einer Gesprächspause fragte ich die beiden Männer, ob ich von ihnen einen Rat bekommen könnte. Es ging eigentlich um eine Nierenspende, und da war ich bezüglich der Voruntersuchungen hinsichtlich des Spenders unsicher, ob das in der Transplantationsabteilung durchgeführt wird oder besser vorher beim Nephrologen.

Einer der beiden gab mir dann eine Antwort, die mich verwunderte. Er meinte, für derlei Abläufe gäbe es einen „Fahrplan“, den ich in der Verwaltung abfragen könne. Er stellte es gewissermaßen als eine Zumutung hin, wenn ich nur deshalb, weil die beiden einen weißen Mantel anhätten, sie in ihrer Pause mit Fragen belästigen würde. Mehr bekam ich nicht als Antwort. Fazit: Manche „Götter in Weiß“ sitzen schon auf einem ziemlich hohen Ross.
 

Weiter mit den Eindrücken vom Stadtbild:

Meine Eindrücke von der Stadt betreffen den inneren Bereich, vom 1. Bezirk bis zum 18. Bezirk, meist aber nur bis zum Gürtel, - die Bereiche außerhalb des Gürtels zu den Vororten waren für mich nicht relevant. Gerade noch Erdberg und die Zone um den Hauptbahnhof waren in meinem Fokusbereich.

Nun sind die aneinandergereihten 4- und 5-stöckigen Häuser für mich nichts Neues, das kannte ich schon als Kind. Solange ich in einer Straße herumging, die so 15 – 20 m breit ist, also auch mit breiten Gehsteigen, war das ja auch o.k. Aber es gibt gerade in der Innenstadt genügend Straßen, die relativ schmal und deshalb auch Einbahnen sind. Dort sind die Gehsteige auch nicht breiter als 1,50 m. Dadurch rücken die Häuser näher zusammen, und ich bemerkte bei mir ein seltsames Gefühl der Bedrohung, das ich früher nicht kannte.

Vermutlich liegt das an den Freiräumen in dem Land, in dem ich lebe; und auch das Zentrum der Stadt, die mir zur neuen Heimat geworden ist, hat nur am Rande von Freiflächen, z.B. vor Parks, Häuser mit drei oder vier Stockwerken. Die anderen Straßen verfügen hauptsächlich über die alte Bauweise mit ebenerdigen oder eingeschossigen Häusern, - und dort, wo es dreigeschossige Häuser gibt, ist die Fahrbahn von dem breiten Gehweg mindestens durch einen Grünstreifen getrennt, auf dem sich höher wachsende Bäume befinden, wodurch der massive Eindruck der Gebäude verwischt wird. Dort ein höheres Gebäude zu errichten, dazu noch in einer modernen Bauweise, ist absolut unmöglich, - die Beschränkungen der historischen Erhaltung würden das niemals zulassen.
 

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