von LePenseur
Zum Sonntag wieder ein höchst gedankenreicher Text des 2018 verstorbenen evangelischen Theologen
Hermann Detering
Religionsgeschichtliche Anmerkungen zu Paul Celans Gedicht „Mandorla“
Mandorla
In der Mandel – was steht in der Mandel
Das Nichts.
Es steht das Nichts in der Mandel.
Da steht es und steht.Im Nichts – wer steht da? Der König
Da steht der König, der König.
Da steht er und steht.Judenlocke, wirst nicht grau.
Und dein Aug – wohin steht dein Auge?
Dein Aug steht der Mandel entgegen.
Dein Aug, dem Nichts stehts entgegen.
Es steht zum König.
So steht es und steht.Menschenlocke, wirst nicht grau.
Leere Mandel, königsblau.Paul Celan (1920 – 1970)
Paul Celans Gedicht „Mandorla“ erschien erstmals in seinem
Gedichtzyklus „Niemandsrose“ aus dem Jahr 1963. Joachim Schulze zählt es
zu den „dunklen Gedichten“. Um es zu verstehen, sei es nötig „den
Bezugsrahmen zu finden, in dem sie sinnvoll gelesen werden können“. Die
Feststellung ist durchaus berechtigt, da die einzelnen Motive dies
Gedichtes tatsächlich sehr eng aufeinander bezogen sind. Bild für Bild,
Metapher für Metapher fließen gleichsam aus einer Quelle: der Mystik.
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