von LePenseur
Nein, Scherz beiseite: nicht der Artikelverfasser wird »röntgenisiert« (oder »geröntgt«, wie man in meiner Jugend noch sagte — aber mittlerweile heißt das ja viel vornehmer »Radiologie«, obwohl's mit dem Radio auch nichts zu tun hat ...), sondern heute vor neunzig Jahren, am 13. September 1932, verstarb zu Ütrecht ein durchaus bedeutender niederländischer Komponist deutscher Herkunft: Julius Röntgen.
Leider erlaubt es der derzeitige Arbeitsanfall in meiner Kanzlei nicht, hier einen wirklich angemessen diesen inzwischen leider weitgehend vergessenen (und nur durch den »Content«-Hunger der CD-Firmen etwas wiederbelebten) Komponisten würdigenden Artikel zu verfassen — vielleicht kann sich ein musik-kundiger Gastautor darum bemühen ;-) ... —, und so sehe ich mich leider gezwungen, auf den (ja, doch, durchaus anständigen und informativen) Wikipedia-Artikel zu verlinken, und ansonsten die Musik für sich selbst sprechen zu lassen — was bei einem so produktiven Komponisten allerdings auch nicht so einfach ist! Fangen wir mit einem relativ (sehr relativ! Der Komponist war da schon 55 Jahre alt!) frühen Werk an, mit Röntgens Symphonie No. 3 in c-moll aus dem Jahre 1910 — aber die beiden ersten sind auf Youtube halt leider nicht verfügbar:
Wenn man bedenkt, daß zu dieser Zeit bereits die »Salome« von Richard Strauss die Opernhäuser der Welt füllte und auch die 1. Kammersymphonie von Arnold Schönberg schon einige Jahre alt war, ist dieses Werk erstaunlich »traditionell« in einer Brahms-Tradition geschrieben — aber: Hut ab! Die Beherrschung aller Geheimnisse des »symphonischen Metiers« ist beeindruckend! Und im Finale sind dnn doch Töne und Wendungen zu hören, die ein Brahms wohl kopfschüttelnd quittiert hätte ...
Dennoch: wenn man seinen Symphonie No. 9 aus dem Jahr 1930, die den Titel »Bitonale Symphonie« trägt, damit vergleicht, käme man wohl kaum auf den Gedanken, ein Werk desselben Komponisten zu hören:
Bemerkenswert ist jedenfalls die symphonische Altersproduktivität, die Julius Röntgen insgesamt 21 Symphonien komponieren ließ (von denen allerdings nur drei zu seinen Lebzeiten aufgeführt wurden): die überwältigende Mehrzahl seiner Symphonien komponierte er jenseit seines Siebzigers!
Jedenfalls lohnt sich ein Streifzug durch die Weiten von Youtube, um diesen Komponisten etwas näher kennenzulernen, nicht nur seine Symphonien, sondern auch die Klavierkonzerte (Röntgen war auch ein gefeierter Pianist!). Wenn dieser Gedenkartikel schon aus Anlaß eines Todestages erscheint, so sei ans Ende desselben aber eine seiner beeindruckendsten Symphonien gestellt: seine Fünfte, »Der Schnitter Tod« aus dem Jahre 1926 (verblüffend, daß die »Bitonale« nur vier Jahre später entstand!):
Ein in vielen Wendungen archaisierendes Werk, gesättigt mit Kontrapunkt und thematischer Arbeit, die auch eines Brahms würdig gewesen wäre — etwas »aus der Zeit gefallen«, sicherlich, aber von einem bezwingenden Ernst durchwaltet, der den Hörer tief beeindruckt zurückläßt.
1 Kommentar:
Wieder mal ein Name, der mir überhaupt nichts sagt ... Vielen Dank für die Anregung, Befassung braucht allerdings Zeit, die ich derzeit nicht habe. Wird aber nachgeholt.
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