Samstag, 4. Juli 2020

Vor hundert Jahren


... am 4. Juli 1920 schloß einer der bedeutendsten Graphiker, Maler, Bildhauer seiner Zeit die Augen:





Leider erlaubt es mir meine Zeit nicht, diesen großen Künstler des Symbolismus so zu würdigen, wie es ihm zustünde — ich kann meine Leser nur auf den höchst informativen Wikipedia-Artikel und (in aller Bescheidenheit) auf einen kleinen Gedenk-Artikel auf diesem Blog verweisen.

Und für die Leser, die des Französischen mächtig sind, auf einen höchst interessanten Artikel über Max Klingers Opus XII, die »Brahmsphantasie« (Klinger schuf auch ein Brahms-Denkmal für Hamburg, das sich im »Brahmsfoyer« in der ehem. Hamburger Musikhalle, nunmehr »Laeiszhalle« befindet).
Neben Ludwig van Beethoven gab es keinen anderen Komponisten, der bis heute in Klingers Oeuvre einen so starken Nachhall hinterlassen hat wie Johannes Brahms. Dieses insbesondere durch den für Brahms erschaffenen und ihm gewidmetem Zyklus Opus XII: „Brahmsphantasie“, sowie das von Klinger für die Hansestadt Hamburg fertiggestellte Brahmsdenkmal aus dem Jahre 1909.

Max Klinger, der Brahms „ mit der ganzen Kraft seines leidenschaftlichen Herzens liebte “ und seit seiner Studienzeit in Karlsruhe mit seinen Werken vertraut war, insbesondere mit denen für das Klavier, hatte zu Lebzeiten ein sehr besonderes Verhältnis zu Brahms aufgebaut. Dieses Verhältnis ist durch einen umfangreichen Briefverkehr beider für die Nachwelt dokumentiert worden. Darüber hinaus ist Brahms auch einer der wenigen Komponisten, dem Klinger zu Lebzeiten persönlich begegnete.

Im Focus dieser Beziehung steht die „Brahmsphantasie“, die bis zur Fertigstellung Klingers einen wechselseitigen Dialog zwischen Klinger, Brahms und einem Verlagshaus erforderte. Inhaltlich war dieser Dialog immer wieder von Meinungsverschiedenheiten in der Kunstauffassung und in der künstlerischen Umsetzung geprägt.
... schreibt André Chahil in seiner Magisterarbeit, deren Leseprobe einen guten Einstieg ins Thema »Klinger und die Musik« zu geben vermag. Und mich zum Brückenschlag zu Johannes Brahms' op. 82, »Nänie«, nach Worten Friedrich von Schillers, veranlaßt, mit dem dieses kleine Gedenken an einen heute leider weitgehend vergessenen Großen der Kunst beschlossen sei:



Schillers Worte können uns angesichts des schon in einem Sæculum verwehten Nachruhms eines der zu seiner Zeit mit Recht bewundertsten Künstler erschüttern:

Auch das Schöne muß sterben! Das Menschen und Götter bezwinget, 
Nicht die eherne Brust rührt es dem stygischen Zeus. 
Einmal nur erweichte die Liebe den Schattenbeherrscher, 
Und an der Schwelle noch, streng, rief er zurück sein Geschenk. 
Nicht stillt Aphrodite dem schönen Knaben die Wunde, 
Die in den zierlichen Leib grausam der Eber geritzt. 
Nicht errettet den göttlichen Held die unsterbliche Mutter, 
Wann er am skäischen Tor fallend sein Schicksal erfüllt. 
Aber sie steigt aus dem Meer mit allen Töchtern des Nereus, 
Und die Klage hebt an um den verherrlichten Sohn. 
Siehe! Da weinen die Götter, es weinen die Göttinnen alle, 
Daß das Schöne vergeht, daß das Vollkommene stirbt. 
Auch ein Klagelied zu sein im Mund der Geliebten ist herrlich; 
Denn das Gemeine geht klanglos zum Orkus hinab.



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