Ganz Europa ächzt unter der Diktatur der Eurokraten. Ganz Europa? Nein! Gföhl, eine kleine Ortschaft im Waldviertel setzte am 12.02.2012 auf direkte Demokratie ...
... und stimmte über die Errichtung eines fürwahr stupenden Bauprojektes, einer 36 m hohen Stupa, ab. Negativ, mit 67% der 52% teilnehmenden Stimmbürger. Naja ...
Wie so oft im realen Leben wurden auch in diesem Fall durchaus richtige (oder wenigstens: nachvollziehbare) Entscheidungen sofort mit falschen Gründen hinterfüttert. Einen der falschesten (wenn dieser Superlativ sprachlich zulässig ist) zitiert »Die Presse«::
Man verstehe das nicht falsch: natürlich haben die Einwohner einer Gemeinde ein berechtigtes Interesse daran, ob auf einem unmittelbar an der Zufahrtsstraße einer ganzen Region gelegenen Grundstück ein im höchsten Maße die Landschaft prägendes Bauwerk errichtet wird oder nicht. Schließlich ist ein Gebäude von 36 m Höhe und 20 m Durchmesser für die Verhältnisse von Gföhl ein gigantisches Monument — es wäre etwa so, wie wenn jemand am Wiener Stephansplatz das Haas-Haus kaufen wollte, um dort eine Moschee mit 150 m hohen Minaretten zu errichten. Nur bedeutet ein berechtigtes Interesse an etwas noch lange nicht, daß »die Menschen immer Recht haben«. Ich hätte beispielsweise ein durchaus berechtigtes Interesse daran, daß meine Sekretärinnen kostenlos für mich arbeiten (schließlich bliebe mir dadurch ein erheblicher Mehrgewinn). Nur: hätte ich damit auch schon recht? Oder haben die Sozen »recht«, wenn sie unter Zustimmung der vielen Nichts- bis Wenigzahler Zusatzsteuern von den wenigen »Besserverdienenden« verlangen, statt die Staatsmittel sparsam zu verwenden?
Signifikant ist jedenfalls, wie sehr seitens der Stupa-Proponenten mit Maß und Besonnenheit reagiert wurde. Man wolle das Ergebnis »natürlich akzeptieren« — was im Fall einer Ablehnung eines Moschee-Baues von dessen Proponenten wohl so eher nicht formuliert worden wäre. Nur wäre es in diesem Fall wohl auch nicht zu einer Volksbefragung gekommen, darf man unbesorgt wetten. Sondern zu einem Diktat einer Politbürokratie, welche uns schnell klargemacht hätte, daß jede direkte Demokratie gefälligst gegenüber übergeordneten Interessen (etwa: sich gegenüber den Saudis und Türken einzuschmeicheln) das Maul halten solle.
Wobei durch letzteres Beispiel auch klar ist, was dieses Votum in Wahrheit bedeutet: panem et circenses — ein billiges Entrüstungs-Spektakel im Waldviertel zu Ungunsten eines harmlosen Gegners, das nur zur Entlastung des durch »Sparpakete« & Co. aufgestauten Unmutes der Bevölkerung über ein Orchideen-Thema veranstaltet wird. Direkte Demokratie über wirklich entscheidende Themen — etwa über die dringendst nötigen Strukturreformen in Österreich, oder gar der EU — gibt's natürlich nicht. Und wird es auch nicht geben (zumindest solang der politisch-medial-korporatistisch-etatistische Komplex noch regiert).
Churchill meinte bekanntlich einmal: »Das beste Argument gegen die Demokratie ist ein 5-Minuten-Gespräch mit einem durchschnittlichen Wähler«. Ein scharfzüngiger »Presse«-Poster ätzte, heute würde er wohl sagen: »Das beste Argument gegen die Demokratie ist ein 5-Sekunden-Gespräch mit einem durchschnittlichen Politiker«. Womit er freilich recht hat. Immer.
... und stimmte über die Errichtung eines fürwahr stupenden Bauprojektes, einer 36 m hohen Stupa, ab. Negativ, mit 67% der 52% teilnehmenden Stimmbürger. Naja ...
Wie so oft im realen Leben wurden auch in diesem Fall durchaus richtige (oder wenigstens: nachvollziehbare) Entscheidungen sofort mit falschen Gründen hinterfüttert. Einen der falschesten (wenn dieser Superlativ sprachlich zulässig ist) zitiert »Die Presse«::
Ortschef Simlinger, der für das Vorhaben eingetreten war, teilte im Hinblick auf die Wahlbeteiligung mit, er "begrüße die demokratische Reife der Bürgerinnen". Die Entscheidung des Volkes sei zur Kenntnis zu nehmen, denn "die Menschen haben immer Recht".Aha. Wie damals, als »die Menschen« Hexen verbrannten? Oder damals, als sie Bücher auf Scheiterhaufen warfen (was nicht nur im Spätmittelalter Mode von Inquisitoren war, sondern sich nahtlos bis in die jüngere Vergangenheit fortsetzte, und in weiten Teilen der Welt bis jetzt beliebt ist). Oder als sie antike Buddhastatuen in Afghanistan sprengten? Oder heute, da sie gerade auf den Malediven im Museum Buddhastatuen als »Götzenbilder« vernichten?
Man verstehe das nicht falsch: natürlich haben die Einwohner einer Gemeinde ein berechtigtes Interesse daran, ob auf einem unmittelbar an der Zufahrtsstraße einer ganzen Region gelegenen Grundstück ein im höchsten Maße die Landschaft prägendes Bauwerk errichtet wird oder nicht. Schließlich ist ein Gebäude von 36 m Höhe und 20 m Durchmesser für die Verhältnisse von Gföhl ein gigantisches Monument — es wäre etwa so, wie wenn jemand am Wiener Stephansplatz das Haas-Haus kaufen wollte, um dort eine Moschee mit 150 m hohen Minaretten zu errichten. Nur bedeutet ein berechtigtes Interesse an etwas noch lange nicht, daß »die Menschen immer Recht haben«. Ich hätte beispielsweise ein durchaus berechtigtes Interesse daran, daß meine Sekretärinnen kostenlos für mich arbeiten (schließlich bliebe mir dadurch ein erheblicher Mehrgewinn). Nur: hätte ich damit auch schon recht? Oder haben die Sozen »recht«, wenn sie unter Zustimmung der vielen Nichts- bis Wenigzahler Zusatzsteuern von den wenigen »Besserverdienenden« verlangen, statt die Staatsmittel sparsam zu verwenden?
Signifikant ist jedenfalls, wie sehr seitens der Stupa-Proponenten mit Maß und Besonnenheit reagiert wurde. Man wolle das Ergebnis »natürlich akzeptieren« — was im Fall einer Ablehnung eines Moschee-Baues von dessen Proponenten wohl so eher nicht formuliert worden wäre. Nur wäre es in diesem Fall wohl auch nicht zu einer Volksbefragung gekommen, darf man unbesorgt wetten. Sondern zu einem Diktat einer Politbürokratie, welche uns schnell klargemacht hätte, daß jede direkte Demokratie gefälligst gegenüber übergeordneten Interessen (etwa: sich gegenüber den Saudis und Türken einzuschmeicheln) das Maul halten solle.
Wobei durch letzteres Beispiel auch klar ist, was dieses Votum in Wahrheit bedeutet: panem et circenses — ein billiges Entrüstungs-Spektakel im Waldviertel zu Ungunsten eines harmlosen Gegners, das nur zur Entlastung des durch »Sparpakete« & Co. aufgestauten Unmutes der Bevölkerung über ein Orchideen-Thema veranstaltet wird. Direkte Demokratie über wirklich entscheidende Themen — etwa über die dringendst nötigen Strukturreformen in Österreich, oder gar der EU — gibt's natürlich nicht. Und wird es auch nicht geben (zumindest solang der politisch-medial-korporatistisch-etatistische Komplex noch regiert).
Churchill meinte bekanntlich einmal: »Das beste Argument gegen die Demokratie ist ein 5-Minuten-Gespräch mit einem durchschnittlichen Wähler«. Ein scharfzüngiger »Presse«-Poster ätzte, heute würde er wohl sagen: »Das beste Argument gegen die Demokratie ist ein 5-Sekunden-Gespräch mit einem durchschnittlichen Politiker«. Womit er freilich recht hat. Immer.
4 Kommentare:
Danke, Penseur, für den hervorragenden Artikel.
Da ich die Gegend gut kenne –Gföhl ist ein ländliches, landwirtschaftlich geprägtes Nest mit nur wenigen, also kaum 20% Migranten (von der Bevölkerung unter 40 Jahren)- habe ich die Geschichte genauer beobachtet:
http://www.noen.at/lokales/noe-uebersicht/krems/aktuell/Auseinandersetzung-um-buddhistischen-Stupa-Bau-in-Gfoehl;art2512,360866
http://derstandard.at/1323222994006/Gfoehl-Konflikt-um-Bau-von-buddhistischem-Stupa-im-Waldviertel :
Altenburger Abt Christian Haidinger, "Furche"-Herausgeber Heinz Nußbaumer und dem Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, Martin Jäggle, sowie Ernst Fürlinger vom Zentrum Religion und Globalisierung der Donau-Universität Krems erklärten:
"Wenn praktizierende Katholiken den Buddhismus als Sekte hinstellen oder bezogen auf das geplante Bauwerk von einem 'Götzentempel' sprechen, wird damit eine Grenze überschritten."
Beachtlich finde ich, daß ein kirchlicher Würdenträger, nämlich der Abt eines nahegelegenen Klosters, Partei für eine dermaßen fremde Religion ergreift. Wenn es hingegen um echte christliche Anliegen und Ziele geht, hört man von den „Hirten“ nichts.
Hätte der Herr Abt sich nicht einfach raushalten können? Einfach den Mund halten, wie immer? Si tacuisses, philosophus mansisses.
In Salzburg ist die Aufstellung des Stupa relativ schnell und problemlos über die Bühne gegangen, trotz Ausnahmegenehmigung für Landschaftsschutzgebiet und mehr oder weniger unbemerkt bis zur Einweihung.
http://regionaut.meinbezirk.at/salzburg-stadt/chronik/moenchsberg-stupa-eingeweiht-d101780.html
Danke Bellfrell für die Info. Dieses Ding in Salzburg ist ja vergleichsweise klein, nach den Fotos schätze ich 4 Meter hoch. Wobei ich vermute, daß das jeweils als nächste gebaute immer eine Nummer größer sein wird als das vorherige. Wie halt bei einer wachsenden Religionsgemeinschaft üblich.
Wenn wir die Probe aufs Exempel gemacht hätten und bei den zuständigen Behörden (Gemeinde und Bezirkshauptmannschaft) den Antrag auf Genehmigung der Errichtung einer Mini-Kapelle, bzw. Marterl in selber Größe auf ebendiesem Berg gestellt hätten ... der wäre sicher abgelehnt worden, wegen Landschaftsschutz und so ...
Ja, das mit der Größe wird in etwa hinkommen.
Und mit Ihren Annahmen bezüglich Marterl oder Kapelle haben Sie sicher auch Recht, leider...
https://lh6.googleusercontent.com/-3KFvURLTAwk/Tzt_wzm3YoI/AAAAAAAADqE/SVxm3ScRTx0/s512/Stupa.jpg
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