Samstag, 6. April 2024

Gretchenfrage Neutralität

von Sandokan

Pointiert gefragt: Was ist rein neutralitätspolitisch gesehen der Unterschied zwischen einem Egisto Ott und Klaudia Tanner
Oder was bedeutet es, wenn die EU (auch im Namen Österreichs) ihre Bevölkerung den US-Geheimdiensten ausliefert?
Schon mal etwas von Julian Assange gehört oder von Edward Snowden?

Was bedeutet es, wenn die USA ein Flugzeug mit dem bolivianischen Präsidenten zur Landung in Wien zwingen? Und der damalige Bundespräsident Fischer und Innenministerin Mikl-Leitner dabei willfährig die Räuberleiter für CIA und US-Außenministerium machen Evo Morales hilfsbereit zur Seite stehen. Damit ja nicht Edward Snowden den USA vermeintlich durch die Lappen geht.

Es bedeutet, dass unsere Neutralität in weiten Teilen eine Lebenslüge war und ist.
Was es nicht bedeutet, dass es auch so bleiben muss. 
Denn selbst als bloße Lebenslüge hat sie uns dennoch gute Dienste geleistet, und niemand auf der Bühne internationaler Politik machte uns Vorwürfe oder warf uns Heuchelei vor - mittlerweile hat sich das aber geändert. Von verschiedenster Seite und aus unterschiedlichen wie eigennützigen Motiven heraus.

Es wäre deshalb Zeit, die Neutralität - in Form echter Unabhängigkeit und echter Distanz zu beiden Seiten im neuen Kalten Krieg (manche im Westen sprechen ja bereits vom 3. Weltkrieg) - glaubwürdig mit Leben zu erfüllen. 
Wozu auch die Frage nach einem weiteren Verbleib in der sog. Friedensunion EU gehört.
Denn auch das Hochstilisieren dieses NATO-Anhängsels zur Friedensunion ist ebenfalls immer schon eine Lebenslüge gewesen. Halt bloß keine rein heimische, sondern eine gesamteuropäische.
Zuletzt wieder einmal eindeutig aufgezeigt durch die Stellungnahmen diverser EU-Granden und von Regierungspolitikern in einigen Mitgliedsländern, die unverholen einer gesamteuropäischen Kriegswirtschaft das Wort reden und eine offene Kriegsbeteiligung verlangen. 

Krieg oder Frieden für Österreich sollte aber nicht von fragwürdigen Irrlichtern in Brüssel und auch nicht von kriegsgeilen Spinnern im Baltikum, in Polen und Frankreich oder gar in der Ukraine entschieden werden.
Ebenso nicht in Washington, London, Peking oder Moskau.
Dazu gehört auch, sich als offizielles wie inoffizielles Österreich, mit keiner Seite gemein zu machen. Spionage zu unterbinden, die sich gegen Österreich richtet.
Und natürlich die Korruption heimischer Behörden und Politiker, gleich durch wen auch immer. 

Aber last but not least auch die Einhaltung der Bundesverfassung, mit dem Anspruch immerwährender Neutralität, durch Regierung und Parlamentspolitiker.
Es sei denn, sie möchten zukünftig als Staatsverweigerer und Verfassungsfeinde bezeichnet werden.

Neutralität bedeutet letztlich auch nicht, wie Kritiker anmerken, keine Stellung zu beziehen oder sich einfach herauszuhalten.
Gerade für eine kleine Nation bedeutet Neutralität im Gegenteil, sich nicht zum Spielball fremder Interessen zu machen, sich nicht dem internationalen Faustrecht des Stärkeren oder korrupten Eliten auszuliefern. 
Sondern Stellung für sich selber zu beziehen, gerade auch das Beispiel Ukraine führt uns das vor Augen.
Denn selbst im unwahrscheinlichen Fall eines ukrainischen Sieges, wäre die Ukraine als neutrales Land besser gefahren. 
Aber diese Option war von den "Freunden der Ukraine" diesseits und jenseits des Atlantiks nicht erwünscht.

Auch rein rational betrachtet, was Europa und die Welt nicht benötigen sind die paar Panzer, Flugzeuge und Raketen die Österreich bereit stellen kann. Was Europa und die Welt aber sehr wohl dringend brauchen ist ein glaubwürdiger und ehrlicher Vermittler. 
Eine Rolle die Österreich früher auch noch tatsächlich wahrnehmen konnte, und so könnte es wieder sein. 
Oder überlassen wir das in Zukunft auch den Asiaten, Südamerikanern oder Afrikanern; mit wenig diplomatischer Erfahrung und nur geringer Kenntnis europäischer Geschichte und ihren Spannungsfeldern.

10 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sie täuschen sich, und das wissen sie auch. Es sind nicht nur die Freunde der Ukraine, es sind vor allem die Ukrainer selbst, in ihrer inzwischen überwältigenden Mehrheit, die nicht neutral bleiben, sondern vollwertiger Teil von EU und NATO, sprich: des von Linken wie Rechten so verachteten "Wertewestens" sein wollen. Fahren Sie in die Ukraine und stellen x-beliebigen Menschen auf der Straße diese Frage...

Sandokan hat gesagt…

@Anonym

Na dann befragen wir doch einmal die Ukrainer die jetzt russische Staatsbürger sind und die Ukrainer die jetzt in der EU leben (die Männer darunter überwiegend alles Kriegsdienstverweigerer) oder jene die am Friedhof liegen.


Franz Lechner hat gesagt…

Anonym, Sie Tro… LL, ja mindestens Troll, gelinde gesagt, glauben Sie wirklich, dass die Ukrainer den status quo einem Frieden ohne NATO und EU vorziehen würden bzw irgendwann vorgezogen hätten?
Darüber hinaus könnten Sie Tro… L sich auch die Frage stellen, warum die Ukrainer seinerzeit ausgerechnet Selensky gewählt haben, der im Wahlkampf Frieden mit Russland versprach. Ich finde, man tut gut daran, die eigene Vertro…lung nicht auch auf ganze fremde Völker wie die Ukrainer zu übertragen.
Ihre Vertro….lung geht einem schon irre auf den Wecker. Auf die Seichtheit Ihrer Gedanken kann sehr gut verzichtet werden.

R. Rennzech hat gesagt…

Anonym 14:39
Sind Sie ein Penseur-Troll, dh ein Provocateur, der scheinbare Contra-Argumente liefert, die so verblödet sind, dass sie den vorgeblich eigenen Standpunkt desavouieren? Mit anderen Worten ein Stichwortlieferant für Forums-Scharfmacher wie Sandokan und Lechner? Ich würde es fast bejahen, wüsste ich nicht, wie viele Idioten es tatsächlich gibt, die so einen Mist allen Ernstes vertreten…

Beobachter hat gesagt…

@Rennzech: Ich glaube nicht, dass der Anonym vo 14:39 ein "Troll" oder gar, wie Sie sehr sophisticated mutmaßen, ein Agent provocateur im Sinne des Blogbetreibers ist, umd die extrem Radikalen hier zu desavouieren.
Was er schreibt, ist ja ein nicht zu besteitendes Faktum. Eine inzwischen riesige Mehrheit der Ukrainer will in den "Westen" und die betr. Institutionen eingegliedert werden. Das war vor drei Jahren noch anders, da wollte das höchstens die Hälfte. Aber, Putin sei Dank, er hat mit seinem Feldzug das Gegenteil dessen erreicht, was er wollte. Statt das arme, reine "ukrainische" Volk (das ja eigentlich da russische Volk ist) von der kleinen Nazi-Elite an ihrer Spitze zu befreien, sind jetzt 80 bis 90% der Ukrainer Nazis, weil sie in die NATO und EU wollen. Also in Putins Lesart. :-)

Sandokan hat gesagt…

Der Herr Beobachter und manch Anonymer vergessen dabei nur folgendes...

Selbst wenn es diesen Wunsch tatsächlich bei einer Mehrheit der Ukrainer geben sollte (müsste man erstmal definieren, wer diese Ukrainer sind - die Ostukrainer wollen das ja offensichtlich schon mal nicht), weder die EU noch die NATO in ihrer Gesamtheit wollen die Ukraine aufnehmen.
Lediglich einzelne Länder bzw. einzelne Politiker haben das in Sonntagsreden gefordert

Wünschen kann man sich viel, das heißt aber nicht, dass man darauf einen Anspruch hat.
Die Türkei will ja auch seit langem in die EU und Israel würde wahrscheinlich auch sofort der NATO beitreten.

Franz Lechner hat gesagt…

Sie Beobachter-Tro...l meinen also wirklich, die Ukrainer würden den bereits 3jährigen Krieg goutieren und den Wunsch nach Fortführung hegen, um nur ja irgendwann in die heißersehnte NATO zu kommen? Dazu müssten die aber ungefähr so blöd sein wie Sie sich zumindest stellen! Ich halte diese Unterstellung für einen Ausfluss an Völkerhass.

Anonym hat gesagt…

Lechner: nicht so hohldrehen, sondern einfach mal in die Ukraine fahren und mit den Leuten reden. Dann wissen Sie, was Sache ist.

Anonym hat gesagt…

@Anonym:

"einfach mal in die Ukraine fahren und mit den Leuten reden"

Das tun schon die Unfrageinstitute und laut denen ist der Elendsky beim Volk schon seit langem "unten durch"! An die Front als Kanonenfutter will auch keiner, die einen sitzen schon längst im Westen, die anderen verstecken sich zuhause vor Elendskys Greifertrupps. Das sieht aber nicht nach "Wir zeigen diesen Russkis, wo der Hammer hängt" aus. Eher bei Elendsky nach Führerbunker 03-04/1945.

Franz Lechner hat gesagt…

Beobachter: Die Ukraine hat mittlerweile an die 600‘ Tote, dazu eine höchst wahrscheinlich ebenso große Zahl an Versehrten, nicht wenige für immer. Davon schreiben die Medien so gut wie nichts, weshalb Sie sich das wohl nicht so richtig vorstellen will. Denken Sie mal ein bisschen nach: Jeder Ukrainer wird wohl davon betroffen sein, dh Familienangehörige, Freunde oder Bekannte verloren haben. Der Krieg wird immer näher rücken, und je länger er dauert, desto härter werden auch die Friedensbedingungen. Wer sollte so etwas ernstlich gewollt bzw für einen „NATO-Beitritt“ in Kauf genommen haben? Selensky ist schlicht und einfach ein Wahlbetrüger. Kann sein, dass es bei Kriegsbeginn etliche Hurra-Patrioten gegeben hat, aber das nimmt mit denen jetzt seinen natürlichen Lauf. Ich kannte per Internet auch so ein Exemplar. Er schrieb allen Ernstes: was wir jetzt töten, braucht ihr nicht mehr zu töten. Mittlerweile wird er selber tot sein, steht zu befürchten. Zumindest hab ich seit Kriegsbeginn nichts mehr von ihm gelesen. Was Sie da von sich geben, ist haargenau das Medien-Narrativ, mit dem wir zugeschüttet werden. Mein ukrainischer Internetbekannter hat den Schwachsinn auch geglaubt. Er musste wohl dafür bezahlen. Sie verbreiten so was noch immer und ungestraft.