Donnerstag, 26. August 2010

Wer denkt im August schon an November

... und daran, daß vor einigen Jahren an einem Novembertag ein niederländischer Filmregisseur in Amsterdam auf offener Straße auf brutalste Weise niedergemetzelt, nein geradezu bestialisch abgeschlachtet wurde: Theo van Gogh.



Nun, Thilo Sarrazin wird gerade daran erinnert. Weil er es wagte, die alljährlich steigende Überfremdung aus Orient und Nordafrika als das zu bezeichnen, was sie ist: als Gefahr für unsere mitteleuropäische Kultur, als Bedrohung unseres Wohlstandes und unserer Freiheit, als Weg in Knechtschaft und Armut.

Alle üblichen Verdächtigen sind empört: der Zentralrat der Juden sowieso, obwohl der eigentlich ein vitales Interesse daran haben sollte, daß nicht zuviele Moslems in Deutschland die Sicherheit hier ansässiger Juden bedrohen — aber offenbar ist der Haß auf allfällige Nachfahren früherer Peiniger stärker als die Vernunft. Und ein ehemaliger FDJ-Kader äußert Bedenkentragendes: Sarrazins Buch über die Integrationsverweigerung von Migranten und drohende Majorisierung der Deutschen durch tendenziell ungebildete Muslime enthalte nach Meinung der Kanzlerin Formulierungen ...
„... die für viele Menschen in diesem Land nur verletzend sein können, die diffamieren, die sehr, sehr polemisch zuspitzen und die überhaupt nicht hilfreich sind bei der großen nationalen Aufgabe in diesem Land, bei der Integration voranzukommen."
läßt sie durch ihre Sprechpuppe Seibert ausrichten. Offenbar betrachtet sie — so, wie sie sich seinerzeit der SED andiente — nun die moslemischen Einwanderer in unser Sozialsystem als die künftige Herrschaftskaste, der sie sich und ihre (zugegeben geringen) Fähigkeiten diensteifrig zur Verfügung stellt. So machte sie schon damals ihre Karriere, und so gedenkt sie auch an den Fleischtöpfen der Macht (wenngleich nicht an ihren Schalthebeln, denn die hat sie spätestens mit diesem Kotau aus der Hand gegeben) noch einige Jahre zu verbleiben.

Man baut also für den Fall der Fälle schon vor: niemand soll nachher sagen können, Sarrazin wäre nicht vorgewarnt gewesen, wenn er eines Tages von einem Angehörigen der Religion des Friedens niedergeschossen und dann mit einer Machete rituell geschlachtet wird, wie weiland Theo van Gogh. Dann wird die ganze ehrenwerte Gesellschaft der Politiker und Medienleute nach einer abgefilmten Gedenkminute darauf hinweisen, wie unsensibel Sarrazin doch unsere »ausländischen Mitbürger« gereizt habe. Und sich daher das — selbstmurmelnd irgendwie bedauerliche — Ende eigentlich selbst zuzuschreiben habe. Mit einem Wort: nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig.

Ich bitte die Leser meines Blogs um Nachsicht, wenn ich wieder einmal jenes berühmte, oft fälschlich Kurt Tucholsky zugeschriebene, Zitat des großen alten Max Liebermann bringen muß:


»Ich kann nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte ...«

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