... ist für mich alten Pelagianer nun nicht unbedingt ein Lieblingsautor. Manchmal freilich verläßt er seine aus Selbstbeknirschung, Gnadenhoffnung und Gerichtsverzweiflung kraus-manichäisch zusammenlaufenden Gedankengeleise und bringt treffliche Einsichten in die Welt — wie z.B. diese:
Was anderes sind also Reiche, wenn ihnen Gerechtigkeit fehlt, als große Räuberbanden? Sind doch auch Räuberbanden nichts anderes als kleine Reiche. Auch da ist eine Schar von Menschen, die unter Befehl eines Anführers steht, sich durch Verabredung zu einer Gemeinschaft zusammenschließt und nach fester Übereinkunft die Beute teilt. Wenn dies üble Gebilde durch Zuzug verkommener Menschen so ins Große wächst, daß Ortschaften besetzt, Niederlassungen gegründet, Städte erobert, Völker unterworfen werden, nimmt es ohne weiteres den Namen Reich an, den ihm offenkundig nicht etwa hingeschwundene Habgier, sondern erlangte Straflosigkeit erwirbt.Was für die USA, die EUdSSR und eigentlich auch für alle anderen heutigen Staaten vollinhaltlich anwendbar ist — vielleicht einmal von ein paar Mini-Staaten (seltsamerweise mit der Liste bekämpfter Steueroasen weitgehend ident) abgesehen ...
Treffend und wahrheitsgemäß war darum die Antwort, die einst ein aufgegriffener Seeräuber Alexander dem Großen gab. Denn als der König den Mann fragte, was ihm einfalle, daß er das Meer unsicher mache, erwiderte er mit freimütigem Trotz: Und was fällt Dir ein, daß Du das Erdreich unsicher machst? Freilich, weil ich's mit einem kleinen Fahrzeug tue, heiße ich Räuber. Du tust's mit einer großen Flotte und heißt Imperator.
(De Civitate Dei IV 1)
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