Samstag, 23. Februar 2013

Embedded Socialism

... was bekanntlich (Achtung, LePenseur stellt seine Englischkenntnisse unter Beweis!) nicht »Sozialismus im Bett« bedeutet, sondern jenen fast unmerklich »eingebetteten« Sozialismus enttarnen möchte, der die Hirne fast aller Zeitgenossen vernebelt. So auch, wer hätte es gedacht, den geschätzten Blog-Kollegen »Zettel«, der in seinem heutigen Posting »Englisch als die Sprache Europas? Ja!« folgendes Statement von Bundestrojaner Gauck ganz kritiklos unterschreibt:
In Europa sind 23 Amtssprachen anerkannt, zahllose andere Sprachen und Dialekte kommen noch hinzu. Ein Deutscher, der nicht auch Englisch oder Französisch spricht, wird sich kaum mit einem Portugiesen verständigen können, ebenso wenig mit einem Litauer oder Ungarn. Es stimmt ja: die junge Generation wächst ohnehin mit Englisch als Lingua franca auf. Ich finde aber, wir sollten die sprachliche Integration nicht einfach dem Lauf der Dinge überlassen.
Daß Gauck — anders als ihn »Zettel« vor seiner Wahl einschätzte — keine Liberaler ist, sondern ein systemkonformer Sozialist (wie de facto fast alle Politiker in Deutschland, von den marxistischen Spinnern der Linken, über die Ökommunisten, über die Mainstream-Sozen, die sich mit dem Suffix »-demokraten« verkleiden, bis zu den »C«-Sozen (wiederum egal ob in Bayern von der Herz-Jesu-Fraktion, oder im Rest vom gesichtslosen Mutti-Fanclub) — einzig in der FDP ragen aus einem (wenngleich kleineren) Ozean von Freiberufler&Co.-Sozen, die ihre privilegierten Schrebergärten staatlich geschützt sehen wollen, wenigstens noch ein paar wenige Nicht-Sozialisten heraus. Schäffler beispielsweise ...

Was, bitteschön, ist daran auszusetzen, daß man die sprachliche »Integration« Europas dem Lauf der Dinge überläßt? Wenn die Menschen dieses Kontinents (was LePenseur allerdings stark bezweifelt) tatsächlich der Meinung sind, daß sie Englisch als gemeinsame Sprache annehmen wollen, neben der dann halt noch eine »Muttersprache« im Trachtenverein gepflegt wird oder auch nicht, dann werden sie sich selbst entscheiden, Englisch mit einander zu kommunizieren. Sonst eben nicht. Und das ist etwas, was einen Politiker exakt die Bohne angeht. Ebenso, wie die Frage, ob die Menschen lieber mit dem Ehegespons in der Missionarsstellung schnackseln, oder es mit dem feschen Nachbar von hinten treiben, ob sie Schweinsbraten oder gegrillten Tofu bevorzugen, Mozart oder Musikantenstadel hören, und vieles andere mehr.Liberal ist die Freiheit, sich (sic!) zu entscheiden, nicht die Entscheidung anderer gefälligst schlucken zu sollen!

Nur zur sprachlichen Klarstellung: LePenseur ist des Englischen recht brauchbar mächtig. Er beherrscht es zwar keineswegs »perfekt in Wort und Schrift«, wie das so schön heißt, aber absolut hinreichend, um weder auf seinen Auslandsaufenthalten, noch in der elektronischen (beruflichen wie privaten) Kommunikation nennenswert zu Mißverständnissen Anlaß gegeben zu haben. Er kann seine Herkunft aus dem deutschen Sprachraum nicht verleugnen (und sieht auch keinen Anlaß, dies zu versuchen), obwohl er durchaus geläufig den hohl-snobistischen Upper-Class-Ton zu imitieren vermag, was ihm einmal die Bewundernung eines Australiers eintrug, der da meinte, LePenseur spräche ein besseres und schöneres Englisch als er. Na ja, ein Australier halt ...

Man könnte es etwa so ausdrücken: ein Engländer, der Deutsch mit der Geläufigkeit spräche und v.a. schriebe, mit der LePenseur Englisch spricht und v.a. schreibt, wäre hierzulande vermutlich Gegenstand achtungsvoller Bewunderung. Dennoch käme LePenseur nicht in den Sinn, jetzt von allen zu verlangen, daß sie Englisch in vergleichbarem Standard beherrschen. Es ist schlicht nicht notwendig — außer, man möchte einen einheitlichen »Staat Europa«, in dem natürlich dann der Druck nach einer Einheitssprache übermächtig würde. Nur: wer will den ernstlich?

Indem »Zettel« die Gauck'sche Wortmeldung nicht zum Anlaß nimmt, daran geharnischte Kritik zu üben, daß schon wieder ein Politiker versucht, »den Leuten« zu erklären, was sie gefälligst zu wollen hätten, gibt er zu erkennen, daß auch er vom Sozen-Virus angesteckt ist. Was ihm vielleicht nicht bewußt ist. Es ihm bewußt zu machen, ist angesichts seines unzweifelhaften Einflusses in der Blogosphäre freilich dringend nötig.

16 Kommentare:

Ulla Lang hat gesagt…

Lieber Le Penseur,

Sie schreiben mir aus dem Herzen. Gauck ist meiner Meinung nach ein durch und durch unanständiger Mensch. Die ganze Rede war wieder einmal zum ….

„Ich möchte den Herren, … eins zur Richtschnur empfehlen, was den Engländern und Franzosen auszeichnet. Das ist das stolze Gefühl der Nationalehre, welches sich nicht so leicht und so häufig dazu hergibt, nachahmenswerte und bewunderte Vorbilder im Ausland zu suchen, wie es hier bei uns geschieht.“ Otto von Bismarck 1872

MfG

quer hat gesagt…

"Daß Gauck.....kein Liberaler ist, sondern ein systemkonformer Sozialist..."

Stopp! Das ist der Ehre zuviel!
Gauck ist nicht einmal das. Dieser Mann ist ein selten perfekter Opportunist, der daß daherquatscht, von dem er berechtigterweise hoffen kann, den größten Beifall zu erhalten.

Sein Vorgänger war dagegen geradezu ein Mann von Prinzipien. Ekelhaft.

FDominicus hat gesagt…

Ich schließe mich dem Kommentar von quer an. Vor der Wahl schrieb ich schon:
http://fdominicus.blogspot.de/2012/02/gauck-ist-es-geworden.html

nach der Wahl
http://fdominicus.blogspot.de/2012/04/gauck-macht-das.html

Nescio hat gesagt…

Zwischen Pfaffe Gauck und unserem "Maurer" Heinzi Fischer ist nur ein oberflächlicher Unterschied. Im Inneren sind beide lupenreine Opportunisten, welche ihre Fahne nach jedem Wind drehen, der irgendeinem Mächtigeren (Bankster oä) gerade entweicht.

Volker hat gesagt…

Als Gauck gewählt wurde, habe ich mich gefreut.
Aber die Freude währte nicht lange. Ich weiß nicht, ob Gauck schon immer so war und ich das nicht bemerkt habe. Oder ob er im Amt zum fanatischen Deutschlandhasser geworden ist. Unzumutbar ist diese Figur allemal.
Insoweit schließe ich mich den Vorrednern an.

Jedoch glaube ich nicht, dass Zettel ein Sozialist ist. Er ist schon liberal-konservativ. Aber noch mehr ist er ein Autoritätsgläubiger. Die Show, Gaucks sorgenzerfurchtes Gesicht zieht ihn derart in Bann, dass er seine Bewunderung und die daraus resultierenden Unterwürfigkeit nicht mehr steuern kann. Es ist vollkommen egal was Gauck sagt, Zettel wird es immer bewundern.
Das ist sehr schade, denn er entwertet damit seine guten Aufsätze.

Es liegt wohl an der Sozialisierung. Neben der Justiz ist bekanntlich die Wissenschaft der Bereich, in dem das Führerprinzip, die Struktur von Befehl und Gehorsam, am strengsten durchgesetzt ist. Die Mitglieder dieser Szene verinnerlichen das im Laufe ihrer Karriere, die können sich was anderes nicht mehr vorstellen.
An Gutti hat er sich abgearbeitet ohne Ende. Aber nicht einmal gefragt, wie der hochverehrte Promotionsführer überhaupt dazu kommt, für Guttis Machwerk ein Dr., dazu noch einen mit höchstem Lob, zu vergeben. Solche Fragen stellt man in dieser Szene nicht. Der Promotionsführer hat entschieden. Nachfragen gehört sich einfach nicht.

Zettel hat den Rechtsstaat verinnerlicht. Er kennt die Unschuldsvermutung und er weiß auch, dass jeder bis zur rechtkräftigen Verurteilung unschuldig ist. Aber wenn Führerin Merkel dem halluzinierten Terrortrio 10 Morde anhängt, ist das für ihn gesetzt. Die sind schuldig. Wer widerspricht, fliegt raus.
Unschuldsvermutung? Pah, Führerprinzip!

Und noch mehr als Merkel ist Gauck für Zettel Gott. Da Gotteslästerung nicht in Frage kommt, muss Gauck also Recht haben.

Ich versuche immer noch rauszukriegen, wie das geht, dass so ein hochbegabter Mensch sich immer wieder selbst in die Gosse wirft.
Sind hier Psychologen dabei?

FDominicus hat gesagt…

@Volker
"
Zettel hat den Rechtsstaat verinnerlicht. Er kennt die Unschuldsvermutung und er weiß auch, dass jeder bis zur rechtkräftigen Verurteilung unschuldig ist. Aber wenn Führerin Merkel dem halluzinierten Terrortrio 10 Morde anhängt, ist das für ihn gesetzt. Die sind schuldig. Wer widerspricht, fliegt raus.
Unschuldsvermutung? Pah, Führerprinzip!

Und noch mehr als Merkel ist Gauck für Zettel Gott. Da Gotteslästerung nicht in Frage kommt, muss Gauck also Recht haben.
"

Alle Daumen hoch. Der "Gott Rechtsstaat".

Anonym hat gesagt…

Wegen seiner Ketzerei bezüglich Rechtsstaatlichkeit in Deutschland ist LP übrigens bei Zettel rausgeflogen ...

Anonym hat gesagt…

Wie heist es so schön:

Die Einen glauben an den Rechtsstaat. Die anderen hatten schon einmal mit ihm zu tun.

Oder mit den etwas längeren Worten von Edward Abbey:

"Wenn du dich weigerst, ungerechte Steuern zu bezahlen, wird dein Eigentum konfisziert. Wenn du versuchst, dein Eigentum zu verteidigen, wirst du festgenommen. Wenn du dich der Festnahme widersetzt, wirst du niedergeknüppelt. Wenn du dich dagegen wehrst, wirst du erschossen. Diese Maßnahmen sind bekannt als Rechtsstaatlichkeit."

In Zeit fortschreitender Entfremdung des westlichen Menschen von allem originär Religiösem und Transzendentem suchen verlorene Seelen wie Zettel eben nach etwas, was ihnen irgendwie Halt zu geben verbricht. Allzu viele glauben da beim Rechts- und Sozialstaat fündig zu werden, der ihnen gewissermaßen das Heil schon im Diesseits verspricht. Die Erlösung flattert für Rechtsstaats-Gnostiker wie Zettel mittels Steuerbescheid und anderer Verwaltungsakte ganz einfach und direkt in den Briefkasten.

Sagt diesen vermeintlichen Bildungsbürgern einmal, dass all ihre Staatsrechtle(h)rbücher nicht mehr sind als schmuddelige Fetischpornos für das unbefriedigten Bedürfnisse nach dem eigenen Seelenheil - die reagieren mitunter relativ ungehalten, siehe Le Penseurs Rausschmiss bei Zettels Raum.


Anonym hat gesagt…

Der Gauckler ist mit seiner Forderung nach Englisch als Verkehrssprache doch viel zu kurz gesprungen. In Wirklichkeit wollen alle Völker Europas ihre Muttersprachen komplett loswerden, oder glauben Sie, daß die Polen mit ihrem holprigen und die Franzosen mit ihrem weibischem Dialekt glücklich sind? Nein, der Zwang, immer diese das Ohr malträtierenden und lächerlich klingenden Laute sprechen zu müssen, machen sie geradezu verrückt. Der Gauckler hat von diesen unglücklichen Zuständen dank seiner sozialistischen Sensibilität erfahren und möchte nun die Völker Europas lautlich befreien. Noch traut er sich nicht, die große Wende zum Englischen zu befehlen, aber die Zeit wird kommen, wenn er völlig durchdreht und dem Gauckler die Narrenkrone aufsetzt. Was werden die Völker jubeln und den Gauckler als Befreier von provinzieller Enge feiern. Gauckler, the liberator of the european tongue!

Zettel ahnt die Zeit voraus und macht schon einmal den verlangten Kotau im Voraus, um auf keinen Fall zu spät zu kommen.

quer hat gesagt…

"Rausschmiss bei Zettels Raum."

...scheint inzwischen eine Art Markenzeichen geworden zu sein. Kenne einigen Klardenker, denen es ebenso gegangen ist. In aller Bescheidenheit: Mir auch.

Ich bin rausgeflogen, weil ich die Möglichkeit kommender Bürgerkriege in Europa wegen Identitätsverteidigung angedeutet habe.

Le Penseur hat gesagt…

@Anonymi:

Darf ich die diversen p.t. Anonymi ersuchen, sich zweckmäßigerweise einen Nickname zu wählen, an dem man sie auseinanderhalten kann? DANKE!

jo@chim hat gesagt…

Hey Leute, ich war zwar mit Zettel auch nicht immer einer Meinung.
Ich finde es aber ZIEMLICH deplatziert, hier in Anbetracht seines Todes ein derart übelriechendes Fass aufzumachen.
Benehmt Euch mal und besinnt Euch auf die bürgerlichen Tugenden, die LePenseur ansonsten hochhält.
MfG

Volker hat gesagt…

jo@chim, das Datum kannst Du schon lesen?!

FDominicus hat gesagt…

@jo@chim
Nun wenn etwas wahr ist darf man es wie lange nur "schreiben"? Ich steh' nicht sonderlich auf "Lobhudeleien", wenn jemand offenkundig gewisse Dinge nicht sehen will/kann, ist es allemal in Ordnung ihn darauf hinzuweisen.

Und wer den Denker länger liest und auch weiß was in Zettel Raum so los ist, dem sollte es leicht fallen zu entscheiden wohin er gehören möchte.


Le Penseur hat gesagt…

@jo@chim:

Ich habe in meinem Blog nie ein Hehl daraus gemacht, daß ich bei aller Wertschätzung für Kollegen Zettel in einigen Dingen doch (z.T. sogar völlig) anderer Ansicht bin. Ich habe aber ebenso klargemacht, daß ich seinen Beitrag zur »Blogosphäre« für überaus wichtig und unverzichtbar halte! In dem, worin wir differierten, beließ ich es letztlich stets bei einem »we agree to disagree« ...

In dieser Beziehung habe ich auch angesichts seines überraschenden Todes (der mich gestern sehr bestürzt hat, ganz allgemein wegen dieses Verlustes, und außerdem, weil man in meinem Alter hellhörig wird, wenn jemand mit 70+ überraschend stirbt — sooo lang habe ich's bis dorthin ja auch nicht mehr ...) nichts zu korrigieren.

Die Zettel-kritischen Kommentare dieses threads lagen vor der Nachricht seines Ablebens. Ja, ich gebe zu, daß diese nun nachträglich etwas pietätlos wirken (und würde alle Kommentarposter dringend ersuchen, sich mit neuen Kommentaren in diese Richtung zurückzuhalten!). Sie wegen dieses tragischen Todesfalls nachträglich zu zensieren, widerstrebt mir allerdings ebenfalls. Es ist sicher ein Dilemma, dem niemand »nach Rosen duftend« (wie der Engländer sagt) entkommen wird.

Ich schlage daher vor, diesen Thread als geschlossen zu betrachten. Auch aus Achtung vor Zettel, der uns (auch wenn wir anderer Meinung waren) fehlen wird. Nein: schon jetzt fehlt! Seine Einschätzung der Lage in Italien hätte mich interessiert ...

Templarii hat gesagt…

http://recognoscere.wordpress.com/2013/01/10/ist-latein-nutzlich/

Latein