Samstag, 30. März 2019

Linksradikale Heuchler

von Fragolin

Neulich in der Prantl-Prawda. Es geht um den Beschluss der EU, den Zwang zu Upload-Filtern durchzusetzen und einen Teil des Internets, der sich nicht auf russischen Servern befindet, abzuwürgen. Grundsätzlich stimme ich ja dem Tenor des Artikels zu, umso mehr fällt mir da das Messen mit zweierlei Maß auf. Dort heißt es nämlich:

Diese Bürger sind zu Hunderttausenden gegen die Reform auf die Straße gegangen oder haben Petitionen unterschrieben. Dass sich deren Ziel - die Ablehnung der neuen Regeln - mit denen von Google deckte, bedeutet aber nicht, dass sie in deren Auftrag arbeiten.“

Das finde ich wirklich interessant. Wenn sich die Ansichten zu einem bestimmten Aspekt zufällig mit denen von jemand anderem decken, dann darf das also nicht heißen, dass man in dessen Auftrag arbeitet oder sich mit ihm verbrüdert?
Das ist deshalb seltsam, weil es im gleichen Blatt und den gesinnungsgenossenschaftlichen Begleitpapieren Gang und Gäbe ist, permanent jeden, der auch nur in einem einzigen Punkt irgendwo mit einer AfD-Position übereinstimmt oder gar ein Wort verwendet, das auch schon einmal in einem Gästebucheintrag eines Identitären gelesen wurde, sofort vollumfänglich zum Mit-Nazi und Ulttrarechtsextremen erklärt, der entweder ein ferngesteuerter Putin-Bot sein müsse oder ein von Trump bezahlter imperialistischer Nato-Schreibknecht. Zu jener Differenzierung, die sie (zugegeben ja mit voller Berechtigung) in jenem Moment vehement einfordern, wo es um die eigene Klientel geht, sind sie, wenn es um abweichende Meinungen geht, nämlich nicht einmal in atomarem Ausmaß gewillt und in der Lage.
Oder hat man zu Chemnitz irgendwo in der linksradikalen Hasspostille jemals gelesen:

Diese Bürger sind zu Tausenden gegen die Merkelpolitik auf die Straße gegangen oder haben Petitionen unterschrieben. Dass sich deren Ziel - die Ablehnung der illegalen Migration - mit denen Orbans oder der AfD deckte, bedeutet aber nicht, dass sie in deren Auftrag arbeiten.“

Na?
Eben.
Aber es geht noch weiter:

Mal wurden die Demonstranten für gekauft erklärt - eine Argumentation, die man aus dem Umfeld der AfD kennt, wo "die Antifa" oft als vom Staat finanziert dargestellt wird. Auch die Behauptung, dass die Protest-Mails von einer Bot-Armee kommen und nicht von Menschen, gehört zu den Verzerrungen der Debatte.“

Naja, abgesehen davon, dass die „Antifa“ mit zig Millionen aus dem Sonderbudgetposten „Kampf gegen rechts“ wirklich vom Staat finanziert wird, erinnert es wohl eher an die eigene Argumentationsschiene, dass Pegida-Demonstranten von Putin gekauft wären und eine ominöse Sankt Petersburger Bot-Armee die linken Foren immer dann überschwemmt, wenn es dort mal zwei oder drei Poster wagen, die linksradikale Hetze nicht wortgleich mitzutragen. Alles Putin-Trolle und Putin-Bots. Ich war lange genug im offen linksextremen Forum des „Standard“ unterwegs um täglich diese blödsinnigen Hetzereien der Linksradikalen zu erleben. Und auch beim „Penseur“ kriechen ja ab und zu die linksradikalen Hetzer aus ihren Löchern und „verzerren die Debatte“ mit haltlosen Lügen. Aber auf dem linken Auge sind die Linksextremen eben blind.

Diese Angriffe erinnern an eine Rhetorik, laut der eine von außen gesteuerte fünfte Kolonne angeblich Unheil über das Land - oder in diesem Fall Europa - bringt. Google, Bots, Algorithmen - irgendwas vernebelt den Menschen angeblich den Geist.“

Oder, laut eigener Sichtweise Putin, Trump und der Mossad.
Das ist das wirklich Witzige an diesem Artikel, dass er die Sichtweise der Linksextremen entlarvt. Sie nehmen nämlich ihre eigene Argumentation – Putin, Hacker, Bots – und werfen allen anderen vor, sie würden ebenso denken wie sie selbst. Wieder einmal und wie so oft schon nachgewiesen: Sie können nur von sich auf Andere schließen und werfen denen ständig vor, sie würden so denken und argumentieren wie sie selbst es ständig tun. Zu mehr und Anderem mental komplett unfähig.

Kein Wunder, dass viele Demonstranten sauer waren, weil sie sich nicht ernstgenommen fühlten.“

Ach, bekommen die jetzt sowas wie Verständnis für „Pegida“ oder „Kandel ist überall“?

Solche Erzählungen sollten die Zuständigen den Nationalisten und Verschwörungstheoretikern überlassen.“

Ist ja schon gut, ich meinte die Frage natürlich rein rhetorisch.
Ihre knallrote Jacke, den Terroristen Che am Rücken und den Stern des Massenmörders Mao auf der Brust, können die Linksschreiber natürlich nicht ablegen.
Dabei haben sie alles in diesem Artikel stehen, was sie zur Selbstreflektion bräuchten.

Vor allem aber ist die Erzählung von der Manipulation durch fremde Mächte gefährlich: Sie spricht Bürgern ab, eine eigene, legitime politische Meinung zu haben“.

Außer diese Meinung ist nicht die eure, nicht wahr? Denn dann wurde der rechte Dumpfdödel vom toiflischen Putin gelenkt und vom fiesen Trump manipuliert.
Das einzig Gefährliche, liebe Linkspropagandisten, das aus jeder Ritze eurer Artikel quillt, ist eure offensichtliche Unfähigkeit zur Neutralität. Eure geradezu menschenverachtende Heuchelei, mit der ihr genau das für jene, die nach eurem Schnabel plappern, einfordert, das ihr all denen, die euch zu widersprechen wagen, nicht einmal ansatzweise zu geben bereit seid.

Auch die Gegner setzten mit ihrer Rede von "Zensurmaschinen" auf grenzwertige Zuspitzung.“

„Grenzwertige Zuspitzung“. Wenn euch das nächste Mal aus einer Dresdner Rentnergruppe das Wort „Lügenpresse!“ entgegengeschleudert wird, warte ich darauf, dass ihr das vollkommen unaufgeregt und lapidar als „grenzwertige Zuspitzung“ abhakt.
Bis dahin betrachte ich euch als linksradikale Heuchler.

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