Mittwoch, 1. Januar 2014

Die guten Vorsätze im Neuen Jahr

... werden nicht bei allen Menschen die gleichen sein, aber ein brauchbarer Vorsatz für Männer wäre bspw. ... sich wieder in der Kunst des Krawattenknüpfens zu üben! Man muß als erwachsener Mann einfach nicht wie ein Substandard-Schlurf in Jeans und T-Shirt herumrennen. Diese »Kleidung« verwenden wir, wenn's sein muß, beim Rasenmähen oder Heimwerken — sonst überlassen wir sie getrost jenen »netten« Zeitgenossen, die uns kulturbereichernd infiltrieren, und/oder berufsmäßigen Abkassierern beim Sozialamt. Nein, auch ein Supermarktangestellter muß nicht so rumlaufen — in meiner Kindheit, das weiß ich noch genau, trug der Filialleiter (die übrige Belegschaft waren meiner Erinnerung nach Damen) unserer Meinl-Filiale selbstverständlich eine Krawatte zu seinem Anzug (der natürlich sorgsam durch einen tadellosen Arbeitsmantel geschützt wurde)! Und damals waren die Sommer auch nicht kühler (oder ein Zuckersack bzw. eine Bierkiste leichter) als heute ...

Deshalb fand ich es auch heute, gelinde gesagt, eine Frechheit, daß Daniel Barenboim als Dirigent des Neujahrskonzertes vor einem Orchester von korrekt in Stresemann mit hellgrauer Weste und Silberkrawatte gekleideten Philharmonikern mit offenem Hemdkragen und einer etwas eigenartigen Revers-los-Free-Style-Cut-Variation herumturnte. Man komme mir jetzt nicht mit »aber Karajan hat doch auch ...«

Erstens ist Barenboim kein Karajan. Und zweitens hat Karajan bis ins Alter im Frack dirigiert — und seine etwas eigenartige Dirigierbekleidung der Spätzeit erst angezogen, als ihm die starken Schmerzen, unter denen er litt, offenbar keine andere Wahl ließen: entweder mit »Marscherleichterung« zu dirigieren, oder eben nicht zu dirigieren. Das ist wohl ganz was anderes. Auch der langjährige Neujahrskonzert-Dirigent Willi Boskowsky stand stets korrekt-elegant, wie es sich für ein Vormittagskonzert geziemt, im dunkelgrauen Cut am Pult, noch dazu: oft selbst noch Geige spielend! Es geht also — wenn man will.

Vielleicht ist das Problem auch einfach, daß Herr Barenboim keine Krawatten knüpfen kann (beim Frack kann er ja ein fix & fertig vorgebundenes weißes Mascherl — auch »Gurgelpropeller« genannt — umschnallen). Nun, dann soll er halt in Indien bei Dr. Deepak Sharam, dem neuen Weltrekordhalter im Krawattenbinden, in die Lehre gehen. Er muß es ja nicht in 18 Sekunden schaffen ...



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P.S.: Spaßhalber testete ich gleich »meine« Zeit für einen perfekten Windsor-Knoten — und kam bereits beim ersten Versuch auf ca. 19 Sekunden (wobei ich durch das ständige Schielen auf das Ziffernblatt sicherlich ein wenig abgelenkt war). Also sollte auch der derzeitige Rekord von 18 Sekunden mit ein wenig Übung eigentlich problemlos zu unterbieten sein.

1 Kommentar:

Geistbraus hat gesagt…

nun, bei Argentiniern, ob Papst oder Pultvirtuose, muss man bekleidungstechnisch wohl Nachsicht üben...

Der Österreicher Welser-Möst war jedenfalls letztes Jahr (soweit ich das als abgerissen rumlaufender Avantgarde-Berliner beurteilen kann) wie aus dem Ei gepellt.

Musikalisch werden allerdings beide vom argentinischen Österreicher Carlos Kleiber um Längen übertroffen...