Mittwoch, 15. Mai 2024

Zeitgleich mit dem Spektakel von Malmö

von Franz Lechner
 
 
... gab es eine Aufführung einer mir nahestehenden Person, der ich beiwohnte (der Aufführungnicht der Person!), und bei der dies gespielt wurde:


Diese Sonate geht bei mir eigentlich „immer durch Mark und Bein“, wie fast alles, das dieser Komponist geschrieben hat (ich schätze mal, dass er hier zu niemandes Favoriten zählt, dh dass ihn eigentlich nur le vieux penseur überhaupt näher kennt, aber auch nicht über alles liebt). 
 
Was in diesen Tagen von „Charkow“ erschwerend dazukommt: Die Sonate thematisiert laut Komponisten die Hoffnung der aufsässigen Tschechen auf das Kommen der russischen Armee anno 1914. Der letzte Satz (ab 12:40) gerät aus dieser Sicht besonders tragisch, weil man hier aus der Ferne die russische Artillerie vernimmt, die scheinbar näherrückt, aber dann doch ausbleibt. 
 
Das wird für die Bewohner von Charkow wohl nicht der Fall sein, und wir wollen hier keinesfalls so etwas wie einer Kriegsverherrlichung bzw einer positiven Darstellung von Kriegsschrecken das Wort reden, was diese wunderbar subtile Musik auch überhaupt nicht hergeben würde. Letztlich ist sie so ziemlich das Gegenteil von triumphal, sondern durch und durch expressionistisch bis niederschmetternd. Jedenfalls bleibt die „Assoziation mit Artillerie“. 

Ich fürchte allerdings, dass sich die meisten Leser hier eher für den Songcontest-Sch...marrn interessieren dürften ... ... Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.  
 

7 Kommentare:

Steppenwolf hat gesagt…

Lieber Herr Lechner!

Mit Ihrer Befürchtung tun Sie den Lesern gerade dieses Blogs unrecht.
I hope so,

Anonym hat gesagt…

Die Pianistin ist natürlich hervorragend.
Aber Janacek ist nicht mein Geschmach. Besonders diese Sonate empfinde ich als zu disharmonisch. Filmmusik?

Franz Lechner hat gesagt…

Streppenwolf, freut mich zu hören.
Anonym, Ihr Lob der "hervorragenden Pianistin" beweist, wie genau Sie da hingeschaut haben. Darüber hinaus: Janaceks Kammermusik als Filmmusik zu bezeichnen, hat noch niemand gewagt.

Anonym hat gesagt…

De gustibus dificile disputandum est.

Im Übrigen: Wenn sogar R. Strauss' Opus Magnum sich als Filmmusik zu einem der großartigsten Filme eignet, was soll da die Pieseligkeit?
Aber stimmt, das Stück eignete sich bestenfalls für einen Gruselfilm ...

Le Penseur hat gesagt…

Geschätzter Herr Collega,

Anonym, Ihr Lob der "hervorragenden Pianistin" beweist, wie genau Sie da hingeschaut haben.

Ich tippe mal darauf: sehr genau! Denn der Anonymus hat hinter die Bartmaske geblickt und die genuin weibliche Seele des bzw. der Pianistenden erkannt! Was der Bartwurst einst recht war, muß der Pianistin hier billig sein! Und daß der/die/das Pianist*x ausgezeichnet ist, werden Sie doch nicht bestreiten, oder?

Und was die "Filmmusik" betrifft: wenn von Purcell über Händel, Mozart, Beethoven bis zu zeitgenossischen Komponierenden alles mögliche zur Filmmusik verwendet wird - warum nicht auch Janácek?

Le Penseur hat gesagt…

Cher (chère?) "De gustibus ...",

"...zu einem der großartigsten Filme"?

Ja, guter, sogar sehr guter Film, fraglos! Aber "zu einem der großartigsten Filme" fehlt wenigstens für mich doch noch ein gutes Stück. Da fallen mir andere Werke ein ...

Franz Lechner hat gesagt…

Was meint der Anonymling mit "opus magnum"? Den Anfang von Zarathustra? So schätze ich sein Geschmacksniveau ein.
Cher Penseur, eine derartige feingliedrige Kammermusik kommt kaum als Filmmusik in Betracht. Filmmusik muss eher flächig eine klar umrissene Stimmung wiedergeben, mit rasch wechselnden Temperamenten ist ihr nicht gedient. Abgesehen von allen kommerziellen Aspekten.