Donnerstag, 22. August 2013

Direktor Striese wäre stolz

... mit welcher Professionalität seine Ensemblemitglieder nahtlos von einer Schmierenkomödie zur nächsten wechseln. Erstaunt wäre er höchstens über die Größe des Ensembles — doch, nein, halt! Es ist ja vor allem auch das Publikum, das so brav mitspielt (und die Kritiker, natürlich!), und sich auch noch den größten Unsinn als dramatische Schürzung der Handlung verkaufen läßt.

So, wie aus dem »Raub der Sabinerinnen« in und aus der Not schließlich die Tugend der »Pension Schöller« gemacht wurde, so wird heute aus der Not der lahmenden Berichterstattung über die immer peinlichere NSU-Schmierenkomödie — mit ihren feuersicheren CD-Roms, die in einer Brandruine »gefunden« werden, auf denen sich bekenntnislosen Bekennervideos finden, aus denen angebliche Täter, die sich später wechselseitig in teilweise bereits totem Zustand erschossen haben müßten, für Taten erschlossen werden sollen, deren Begehung durch sie etwa so wahrscheinlich ist, wie eine Ehrenmitgliedschaft Papst Benediks XVI in der KPdSU — die Tugend eines Berichtes über den NSU-Bundestagsausschuß gemacht.

»Pension Schöller« spielt also jetzt nach dem Zwischenvorhang, nachdem unseren Machtcliquen das Weiterspielen des »Raubs der Sabinerinnen« endgültig im Chaos der Unmöglichkeiten zu versinken droht: »Pension Schöller« alias »NSU-Untersuchungsausschuß«. Und alle spielen mit, inklusive Publikum, dem eigentlich schon damals, im »Raub«, der jähe Wechsel der Epoche von der Antike zur Belle Epoque auch hätte auffallen müssen. Ach, welch ein Publikum! Nun, auch dies ist eben nicht mehr das, was es einmal war — von hunderten »Reality-Shows« im Prolo-TV gegen alles, was Realität ist, perfekt abgestumpft, läßt es sich neben »Frauentausch« und »Dschungelcamp« eben auch Neonazis, bzw. in Ermangelung realer, lebender solcher behelfsweise eine angebliche ehemalige Neonazibraut als Monstrum vorführen, oder eben ersatzweise die angeblich monströsen Versäumnisse unserer Behörden im »Kampf gegen rechts«. Muß einfach sein — wo käme sonst der Gründungsmythos Nachkriegseuropas hin ...

Und die Medienredaktionen, fest in linksgrüner Hand, spielen und klatschen brav mit, bis weit hinein in »bürgerliche« Publikationen ... sogar die »Neue Zürcher Zeitung«, die sonst nicht jeden Schwachsinn abdruckt, nickt getreulich dazu:

Wer in der NSU-Affäre Fehler machte

Tölpel und Trottel

Monströs waren die Taten der braunen Mordbande NSU, monströs waren aber auch die Anschuldigungen gegen die deutschen Inlandnachrichtendienste. Deren Mitarbeiter hatten angeblich den Rechtsextremisten bei den Verbrechen geholfen; anschliessend – so die von allen Parteien verbreitete Kolportage – verdeckten die Behörden ihr Fehlverhalten durch gezielte Löschaktionen. Unterdessen sind gut 2000 Seiten an verschiedenen Untersuchungsberichten vorgelegt worden, der letzte am Donnerstag vom Bundestag, und der Befund ist eindeutig. Der happige, das Vertrauensverhältnis zwischen Bürgern und Behörden gefährdende Vorwurf der Komplizenschaft und der grossangelegten Vertuschung hat sich nicht erhärtet. (Hier weiterlesen)
Nun: »Tölpel und Trottel« trifft's schon irgendwie! Nur sind die »Tölpel« die ungeschickten Regisseure der NSU-Klamotte in den Chefetagen der deutschen Geheimdiensten, und die »Trottel« die Medienleute, die den schmarr'n geglaubt haben und immer noch glauben.

Wenn der Ausschussvorsitzende Edathy von einem »beispiellosen Desaster« spricht, hat er natürlich völlig recht: der Rechtsstaat, die Rechtskultur in unseren Landen erleidet ein beispielloses Desaster, wenn ein Schauprozeß mit plump gefälschten Beweismitteln und nur allzu offensichtlich zusammengelogenen Zeugenaussagen abgeführt wird, um dadurch wieder einmal mit dem Popanz der »Gefahr von rechts«, der sich alle Wahlen wieder so trefflich zur Disziplinierung aufmuckender Wähler eignet, wackeln zu können.

Der höchst verdienstvolle Nachrichten- & Satireblog »Politplatschquatsch« faßte all das unfaßliche in seiner Serie »Ein Land schreibt einen Thriller« zusammen, dessen bislang letzte Klappe hier fiel. Doch wer wagt zu prognostizieren, ob das wirklich das Letzte war, das uns in dieser Causa serviert wurde? Dieses Land, oder präziser: das Machtkartell dieses Landes schreibt eben nicht nur seinen Thriller, sondern auch die Ermittlungsakten, die Dienstbeurteilung seiner ausführenden Organe und die publizierte, willl heißen: die — wenigstens in zugelassenen Medien — einzig publizierbare Kritik der Aufführung. Irgendwann werden die Machtkartellbrüder draufkommen, daß sie die Publikumsbeteiligung am Spiel nicht wirklich benötigen, denn das Spiel geht auch von alleine weiter. Alternativlos.

Und, Hand auf's Herz: wer braucht eigentlich noch Alternativen, wenn auch diese vom Kartell mühelos inszeniert werden können ...?

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»Ein Land schreibt einen Thriller« — die Reality-Serie auf PPQ:

NSU: Rufnummernmitnahme zum Tatort
NSU: Robert Redford gegen rechts
NSU: Strafe muss sein
NSU: Terror fürs Museum
NSU: Herz, Stern oder Halbmond
NSU: Schweigekomplott am Bosporus
NSU: Nazi per Nachname
NSU: Platznot auch im Alex-Prozess
NSU: Killerkatzen im Untergrund
NSU: Das weltoffene Deutschland im Visier
NSU: Liebes Terrortagebuch
NSU: Push the forearm fully forward
NSU: Heiße Spur nach Hollywood
NSU: Die Mutter von Hirn und Werkzeug
NSU: Musterstück der Selbstentlarvung
NSU: Rettung durch Rechtsrotz
NSU: Schreddern mit rechts
NSU: Softwarepanne halb so wild
NSU: Neues Opfer beim Verfassungsschutz
NSU: Im Namen der Nabe
NSU: Handy-Spur ins Rätselcamp
NSU: Brauner Pate auf freiem Fuß
NSU: Rufmord an den Opfern
NSU: Heiße Spur ins Juwelendiebmilieu
NSU: Eine Muh, eine Mäh, eine Zschäperättätä
NSU: Von der Zelle in die Zelle
NSU: Die Spur der Schweine
NSU: Gewaltbrücke zu den Sternsingern
NSU: Gebührenwahnsinn beim Meldeamt
NSU: Nun auch auf dem linken Auge blind
NSU: Die Welt ist klein
NSU: Verdacht auf Verjährung
NSU: Weniger hats schwer
NSU: Terrorwochen abgebrochen
NSU: Rechts, wo kein Herz schlägt
NSU: Was steckt dahitler?
NSU: Neue Spuren ins Nichts
NSU: Tanz den Trinitrotoluol
NSU: Der Fall Braun
NSU: Honeckers rechte Rache
NSU: Die Mundart-Mörder
NSU-Todeslisten: Sie hatten noch viel vor
NSU: Was wusste Google?
NSU: Kommando späte Reue
NSU: Die tödliche Bilanz des braunen Terrors
NSU: Mit Hasskappen gegen den Heimsieg
NSU: Mordspur nach Möhlau

3 Kommentare:

quer hat gesagt…

Na ja, die Ankläger in Sachen NSU üben halt noch. dabei gibt es genügend Lehrmaterial. In der SU zu Stalins Zeiten wurden Schauprozesse entschieden sorgfältiger vorbereitet. Auch Hilde Benjamin hätte nicht so stümperhaft arbeiten dürfen.

Anonym hat gesagt…

Seit Jahren zähle ich die NZZ genau so zur Gossenpresse wie etwa die David-Frankfurter-Allgemeine. Wie die Blah-Zeitung, den Schweinekurier, Blick, Kronen-Zeitung ... es ist EINE Bande.
Nach Louis Aragon ist Journalist der vornehmere Ausdruck für Drecksau.

Anonym hat gesagt…

Derselbe Anonym -
Die NZZ zum Thema Syrien und Giftgas: Unsäglicher Dreck. - - - Immer mehr Schmeißfliegen verwahren sich dagegen, mit Journalisten verglichen zu werden. (M.Klonovsky)