Mittwoch, 19. Dezember 2012

»Was vom Bawag-Prozess übrig bleibt«

... sinniert »Die Presse« nach den gestrigen — zwar formell noch nicht rechtskräftigen, es aber wohl werdenden — Freisprüchen und kommt zum Schluß:
Bisher weitgehend ungeklärt ist jedoch der Verbleib der von Wolfgang Flöttl verlorenen 1,2 Milliarden Euro. Dieser will das Geld im Jahr 2000 bei Spekulationen mit dem japanischen Yen vollständig verloren haben. Laut einem Gutachten aus dem Jahr 2010 (das von Elsner in Auftrag gegeben wurde) lag die Wahrscheinlichkeit eines Totalverlusts in diesem Jahr aber nur bei 0,000015 Prozent. Flöttl nannte seine Gegenüber bei den Spekulationen nie. Die Daten sollen bei einem Computerabsturz vernichtet worden sein.

Der ÖGB versucht seit Jahren, einen Teil des Geldes – ungefähr 280 Millionen Euro – per Schadenersatzklage zurückzubekommen. Nach zwei erfolglosen Anläufen ist das dritte Verfahren momentan im Gang. Geklagt wurden außer dem Ex-Bawag-Management auch Ex-ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch.

Was bleibt... politisch?

Eigentlich nichts. Zum politischen Spielball wurde das Bawag-Verfahren im Nationalratswahlkampf 2006: Die VP-BZÖ-Regierung wolle die SPÖ wegen des Skandals um den roten Banker Helmut Elsner „mundtot“ machen. Dies beklagte damals SPÖ-Kanzlerkandidat Alfred Gusenbauer. Zuvor hatten Gerüchte über Parteienfinanzierung der SPÖ mittels Bawag-Gelder die Runde gemacht. Prognostiziert wurde, dass der Bawag-Skandal den Sozialdemokraten eine herbe Wahlschlappe bescheren würde – trotz des mysteriösen Besuchs von Ex-VP-Chef Josef Taus bei Elsner in Frankreich.

Die Überraschung: Gusenbauer wurde Kanzler, der Bawag-Skandal landete in der politischen Mottenkiste – so lange, bis Richterin Claudia Bandion-Ortner nach neun Schuldsprüchen via ÖVP-Ticket Justizministerin wurde (Jänner 2009). Sie schied aber nach zweieinhalb Jahren – zuvor waren ihre Urteile in weiten Teilen aufgehoben worden – aus dem Amt.
Was Tante »Presse« bloß vornehm zurückhaltend anspricht, brachten dann zwei Kommentarposter zu diesem Artikel treffend auf den Punkt:
Blitzky
18.12.2012 19:02
Geniale Rechnung Flöttls:
1,2 Milliarden standen zur Verfügung. Wenn er davon 600 Millionen verwendete, um die unterschiedlichsten Politiker, Bankangestellten und Richter zu schmieren, blieben ihm immer noch 600 Millionen als Reingewinn.
Antworten
Pfefferstreuer
18.12.2012 19:25
Re: Geniale Rechnung Flöttls:
Politiker, Banker, Richter schmieren? In Österreich? Wenn Sie das glauben, dann glauben Sie auch, dass Wasser bergab rinnt.
Was sagt man dazu? Touché, Messieurs!

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