Samstag, 21. September 2024

Sommerende

 von Fragolin


Ach, wie schon war der Sommer. Badewetter und reichliche Ernte, eine wohlverdiente Pause vom Arbeitsalltag. Und dann endet er so abrupt. Statt sich wieder dem Bloggen zu widmen, von dem ich mir eine ausgebrannte Auszeit gönnte, da man auch irgendwie das Gefühl bekam, nicht mehr hinterherzukommen im Stakkato der stündlichen Meldungen aus dem Irrenhaus, packte ich mal wieder das Ahrtal-Besteck aus und verbrachte meine Freizeit im frisch ausgepumpten Keller eines guten Freundes in Niederösterreich. Der Unterschied zu damals im Ahrtal (abgesehen von der funktionierenden Vorwarnung): hier sind auch Einsatzkräfte aus ganz Österreich sofort vor Ort und helfen, nicht nur staatsedelegitimierende Rechtsextreme wie damals. Die Gemeinsamkeit: in der wahlkampfbefeuert sofort einsetzenden Schlammschlacht der politischen Instrumentalisierung sind sich alle demokratischen Kräfte einig, dass das Hochwasser allein dem Klimawandel und der FPÖ anzulasten sei. Man muss halt die Gelegenheit beim Schopfe packen, und nicht vergessen, während der Instrumentalisierung der Katastrophe zum eigenen Zwecke vehement gegen die Instrumentalisierung der Katastrophe zu brüllen. Folklore halt.

Fazit: Der Keller des Freundes ist wieder so leer wie beim Einzug, nur dreckiger, und fast alle Weinflaschen wurden ins Trockene gerettet. Der spärliche Rest samt Kellermobiliar und Waschmaschine landete neben den Nerven der Hausherrin im Abfall. Es wird wohl eine Weile dauern, bis der Normalzustand wieder erreicht ist, besonders bei den Nerven der Hausherrin. Aber sie sind erfahren – und deshalb der Verlust übersichtlich – weil so richtig einen vollgeräumten Keller als Totalverlust abschreiben mussten sie nur nach der ersten Hochwassererfahrung. In den letzten zwanzig Jahren war die aktuelle bereits ihre dritte. Deshalb lagert einiges, was bei Hochwasseralarm vom Keller auf den Speicher geräumt werden müsste, inzwischen permanent unter dem Dach. Tüchtige Menschen demonstrieren nicht gegen Hochwasser sondern ergreifen Maßnahmen und passen sich an. Wo sich früher Kisten stapelten, steht heute eine ortsfeste Pumpe mit Anschluss an das benzingetriebene Notstromaggregat im Geräteschuppen.

 ***

Wenn es regnet, ist es Wetter. Wenn es schüttet, ist es Klima.

***

Allein zu kommentieren, was momentan an Propagandagetröte, Hassgebrüll und himmelschreienden Fake-News über die AFD abgelassen wird, aus reiner Panik vor dem Wahlverhalten der Brandenburger, ist faktisch unmöglich, da es einfach zu viel ist. Die Geschosse der medialen Stalinorgeln pfeifen durch den Äther, dass man nichts anderes mehr hören kann. Und genau das dürfte auch der Grund sein. Hier muss ich dazu nichts mehr schreiben, hier weiß jeder Bescheid, und dort, wo man Bescheid geben müsste, wird man gesperrt, wenn man es versucht. Also lasse ich es und warte mal ab, was die Stimmenauszählung in Brandenburg ergibt. Prognose: AFD wird stärkste Kraft, die Brandmauer verteidigt aber erfolgreich die Unseredemokratie gegen irgend eine Stimmenmehrheit des Wahlpöbels und Woidke scholzt sich zum neuen alten Ministerpräsidenten. So, jetzt heißt’s abwarten.

***

Es ist keine Remigration, vor der die brüllenden Verteidiger der Unseredemokratie sich im Angesicht der befürchteten Machtergreifung der „gesichert Rechtsextremen“ sorgen, sondern dass die jungen, virilen und gelegentlich verhaltenskreativen gesichert Verbleibenden aus den ihnen bereitgestellten Hotels und Kreuzfahrtschiffen in schnöde Containersiedlungen deportiert werden, die von den gemein feixenden Schwefelbrüdern dann in die direkte Nachbarschaft der Nobelviertel gestapelt werden, in denen jene begeisterten Bejubler der Bereicherung wohnen, die von dieser in ihrer Blase aus Dienstwagen, Personenschutz und Privatschule für die Sprösslinge bisher verschont blieben. Intensivkriminelle Dauergäste der Polizeistationen, die sie auch nach dem hundertsten Besuch wegen diverser Gewalttaten wieder als Freifuß verlassen können, gehören nicht abgeschoben, sondern in die direkte Nachbarschaft jener verpflanzt, die Broschüren herausgeben, wie man Abschiebungen vereitelt und jeden als Fascho den nützlichen Idioten ihrer linksradikalen Sturmabteilungen als Ziel markieren, der die Abschiebung Intensivkrimineller fordert.

Das ist die wahre Angst der Willkommensklatscher aus der Boboblase, die hofften, mit einem Teddybär und ein paar regierungstreuen Kampfparolen zwei Fliegen mit einer Klatsche geschlagen zu haben, nämlich erstens sich selbst in den Rang des moralischen Herrenmenschen und damit über die latent rassistischen Untermenschen des Lumpenproletariats zu erheben und zweitens alle daraus entstehenden Reibungs- und Abnutzungsprobleme genau diesem Lumpenpack umzuhängen, um selbst davon verschont zu bleiben. Im Falle des Drehens der politischen Machtverhältnisse ist daher nicht deren größte Angst, dass man ihre Goldstückchen wieder heimwärts verabschiedet, sondern dass man diese in ihre Filterblase verfrachtet. Das birgt nämlich die Gefahr des persönlichen Absinkens vom Guterassismus des Bereicherungsbesoffenen in den Erfahrungsrassismus der Bereicherungsbetroffenen. Dann wäre alles umsonst gewesen und der Status des moralischen Herrenmenschen dahin.


6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

„Gegen irgendeine Stimmenmehrheit des Wahlpöbels“: Das stimmt so nicht. Wenn die AfD 49% bekommt, die anderen zusammen aber 51%, hat sie nicht die Mehrheit und kann jedenfalls allein keine Regierung bilden. So läuft das in der Demokratie.

Anonym hat gesagt…

Auch wenn wir oft aneinanderrasselten: ich liebe Ihre kreativen, prägnanten Wortgeschöpfe!
>> ... sondern in die direkte Nachbarschaft jener verpflanzt, die Broschüren herausgeben, wie man Abschiebungen vereitelt und ... <<
Das ist zu wenig. Ich habe einen hartnäckigen Traum: Die AfD ist an der Macht und bin nun der Leiter eines Amtes zur Wohnraumbewirtschaftung und kann nun ausgesuchte Asylanten den Gutmenschen in ihre Villen einquartieren, gemäß dem Motto: "Zusammenrücken statt ausgrenzen!" Ach, wär das schön ...

Anonym hat gesagt…

Es wird noch schöner, wenn die AfD an der Macht ist. Es wird dann keine „ausgesuchten Asylanten“ mehr geben müssen, weil ALLE Asylanten konsequent ausgeschafft werden. Wird einige weniger hübsche Bilder geben, aber das muss in Kauf genommen werden.,

Anonym hat gesagt…

Bravo, Bravo, 100% Zustimmung!

Anonym hat gesagt…

>> Es wird dann keine „ausgesuchten Asylanten“ mehr geben müssen, weil ALLE Asylanten konsequent ausgeschafft werden. <<
1. Die AfD kann nicht zaubern, es wird genug Altfälle geben.
2. Die AfD ist bereits heute beängstigend verspießert, sonst würde sie ja eben DAS in Pentranz fordern: "Asylanten rein - in die Häuser der Flüchtlingsfreunde!"
3. Es wäre unklug, unhübsche Bilder zu produzieren. Es geht auch mit hübschen (oder gar keinen) Bildern, wenn man will ...

GeBa hat gesagt…

Fragolin !!!!!!!!!!! Ich bin sooo froh, endlich wieder von dir zu lesen!