... schreibt beim »Antibürokratieteam« markige Sätze:
Ach ja, zum Thema Völkerrecht hat Bettina Röhl einen hervorragenden Artikel verfaßt, den ich allen (auch Herrn Tamm) nur lebhaftest zur Lektüre empfehlen kann. Aber ein paar kleine Anmerkungen zu Tamm's Auslassungen seien mir dennoch gestattet:
Damit die Leser meines Blogs nicht einem Irrtum erliegen: ich »verteidige« hier nicht die Politik Putins (das soll er gefälligst selber machen!) — ich spreche nur aus dem Interesse eines Libertären, der Monopole gleichwelcher Art als Gefahr für die Freiheit erachtet. Auch (und gerade) Macht-Monopole! Und es gibt kein »monopoliger« denkbares Monopol als das einer unipolaren Weltordnung, wo alles und jeder nach der Pfeife Washingtons tanzt. Wo sich die Amis seit Jahrzehnten auf Kosten des Rests der Welt via Dollar=Weltreservewährung den sprichwörtlichen »Gratis-Lunch« genehmigen — den wir alle über den Ankauf grün bedruckten Papiers finanzieren »dürfen«. Und ja, Herr Tamm:
Als libertärem Freiheitsfreund sollte einem jede Entwicklung in Richtung auf eine multipolare Welt eigentlich nur sympathisch sein! Und welche Politik denn anders betriebe Putin? Will uns Herr Tamm ernstlich verklickern, daß eine weltweite Machtübernahme durch Rußland zu befürchten stünde?
Libertäre Wolkenkuckucksheime von universellen Sezessionsrechten für alle und jeden will ich Herrn Tamm ja nicht nehmen — obwohl ich sie (wie übrigens auch schon Ludwig von Mises) als sinnlose Glasperlenspiele im Elfenbeinturm des Salonanarchismus ansehe. Aber bevor nun ein solcherart sezediertes Tammistan, über das unser Tammerlan dann voll-libertär herrschen kann, Realität wird (also, ohne daß ich Herrn Tamm's erhoffbare Lebensdauer irgendwie gering veranschlagen möchte: wohl nicht in den nächsten Jahrzehnten), begnüge ich mich mit kleineren Puzzle-Steinen. Als da wären: ein Europa der Vaterländer, das nicht mehr am Rockzipfel der NATO hängen muß, weil es sich nämlich auch mit einem Rußland verträgt, das ja letztlich viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist, als daß es eine effektive Hegemonialstellung gegenüber Mittel-, Nord-, Süd- und Westeuropa einnehmen könnte.
Daß das nicht im Interesse irgendwelcher Bank- und Rüstungskonsortien in den USA ist — nun, das ist mir ebenso bekannt, wie egal. Denn auch deren Interesse an mir beschränkt sich auf das einzige, was ihnen an mir wertvoll ist: mein Vermögen. Von dessen Lasten sie mich gegen Übergabe eines Bündels hübsch bedruckter (und selbstmurmelnd hoch werthaltiger) US-Treasury-Bonds nur zu gerne befreien wollen. Damit sie sich wieder einen Gratis-Lunch mehr genehmigen können.
Sorry: ohne mich.
Putin ist Politiker durch und durch. Er regiert in einem politischen System, das auf zwei Säulen beruht: Unterdrückung und Mechanismen. die die Loyalität großer und/oder einflussreicher Gruppen kaufen können. Erstgenannte Mechanismen sind heute in Russland, erfreulicherweise, stärkeren Einschränkungen unterworfen als zu Zeiten der Sowjetunion. Tatsächlich leben die Russen heute in größerer Freiheit als vor 30 Jahren, (wenn auch in geringerer als vor 20 Jahren). Einige klassische Stimmenkauf-mechanismen werden ihm langsam zu teuer, die Wirtschaft funktioniert nicht, da in vielen Bereichen die unternehmerische Freiheit stark eingeschränkt ist bzw. gar nicht existiert, da es keine stabilen Eigentumsrechte und eine wachsende und nimmersatte Bürokratie gibt. Und deshalb setzt er auf die nationale Karte, mit der man kurzfristig, und zu aktuell niedrigen Kosten, die Loyalität anheizen kann. Dabei ist es irrelevant, ob Putin „tatsächlich“ ein russischer Nationalist ist, also an die Größe Russlands glaubt. Wichtig ist, dass er Russland als sein persönliches Spielzeug ansieht. Das tun Politiker überall auf der Welt gern, aber er hat viel mehr Möglichkeiten als die meisten, sich ungebremst seiner Leidenschaft hinzugeben. Und es geht ihm nicht um das Selbst-bestimmungsrecht von irgendwem – da gibt es viele Menschen vieler Nationalitäten, die das erfahren mussten.Nun ja. Aus meiner Sicht ist klar, daß es noch erheblich größere Übel auf der Weltbühne zu beobachten gibt. Mir ist beispielsweise nicht bekannt, daß Putin den Irak unter dem Vorwand angeblich entdeckter Massenvernichtungswaffen zuerst plattgemacht und dann als völlig unregierbare Kriegsruine zurückgelassen hätte. Oder daß er einen vergleichsweise harmlosen alten Diktator in Ägypten durch radikal-islamische Wirrköpfe ersetzen ließ, die der Entrechtung (bis Ausrottung) der alteingesessenen christlichen Minderheit das Wort redeten. Ich kann mich aber auch nicht erinnern, daß Putin es war, der Tibetaner und Uiguren unter seine Knute gebracht hätte. Das alles waren eigentlich immer Leute, die heute auf Putin mit dem mahnenden und/oder drohenden Zeigefinger losgehen, und ihm »völkerrechtswidriges Verhalten« vorwerfen.
Zweitens, in meiner Rolle als klassischer Liberaler oder auch (nicht ganz konsequenter) Libertärer etwas zum Sezessionsrecht.
Dieses Recht lehnt Putin ja für Gruppen, bei denen es ihnen nicht in den Kram passt, die aber russische Staatsbürger sind, ab. Er unterstützt es lediglich für ethnische Russen, die auf einem bestimmten, angeblich urrussischen Territorium wohnen. Ich unterstütze dagegen das Sezessionsrecht für alle Menschen, für alle Territorien. Kleinstaaterei, oder auch tatsächlicher Föderalismus, haben aus Freiheitsperspektive nur Vorteile. Doch ich habe meine Zweifel, wenn die Sezession nur zu dem Zweck erfolgt, sich unmittelbar wieder einem anderen Staat anzuschließen. Ich unterstütze das Sezessionsrecht der Katalanen, Schotten, Basken, von wem auch immer. Doch ich erlaube mir auch, die Sezession danach zu bewerten, was sie für die individuelle Freiheit aller bringt, nicht nur der Mitglieder des Volkes, das im neuen Gebilde die Mehrheit hat.
[...]
Politik ist eine Sphäre, in der man nur zwischen verschieden großen Übeln wählen kann. Man kann das verweigern. Doch wenn man sich Gedanken über aktuelle Politik macht, ist aus meiner Sicht eines klar: Putin und seine Umgebung gehören zu den größten Übeln, die gerade auf der Weltbühne zu beobachten sind. Und damit schaden sie vor allem den Russen, sogar denen auf der Krim.
Ach ja, zum Thema Völkerrecht hat Bettina Röhl einen hervorragenden Artikel verfaßt, den ich allen (auch Herrn Tamm) nur lebhaftest zur Lektüre empfehlen kann. Aber ein paar kleine Anmerkungen zu Tamm's Auslassungen seien mir dennoch gestattet:
Tatsächlich leben die Russen heute in größerer Freiheit als vor 30 Jahren, (wenn auch in geringerer als vor 20 Jahren).Ortners lakonische Lieblingsfloskel in solchen Fällen lautet: »Was raucht der?« — und in der Tat: ohne Konsum psychogener Drogen ist die Einschätzung, daß die Freiheit der Russen vor 20 Jahren größer gewesen wäre als heute, nur schwer nachvollziehbar. Es war die »Freiheit«, unter einem Regime von mit allen Wassern gewaschenen Ex-Nomenklaturisten, die sich als »Oligarchen« durch Korruption und jede Menge anderer Verbrechen in den Besitz von Konzernen und Latifundien gebracht hatten, zu krepieren. Unter dem Applaus westlicher Think-Tanks und »NGOs«, die ihre Aufgabe darin sahen, ganz Rußland als Abzock-Eldorado für expansionsinteressierte East-Coast-Spekulanten zu präparieren und auszusaugen, und denen es, pardon l'expression, scheißegal war, daß die russische Bevölkerung bei diesem profitablen Raubzug verhungerte.
Ich unterstütze dagegen das Sezessionsrecht für alle Menschen, für alle Territorien. Kleinstaaterei, oder auch tatsächlicher Föderalismus, haben aus Freiheitsperspektive nur Vorteile.Hier kann ich Herrn Tamm durchaus zustimmen. Aber warum findet er dann das offensichtliche Sehnen der Krim-Bewohner so verwerflich, von einer Ukraine, zu der sie (außer seit Chruschtschow) weder politisch, noch ethnisch, noch wirtschaftlich je gehörten, wegzukommen? Etwa weil er sich erlaubt
... die Sezession danach zu bewerten, was sie für die individuelle Freiheit aller bringt, nicht nur der Mitglieder des Volkes, das im neuen Gebilde die Mehrheit hat.Gut gebrüllt, Löwe! Aber wie sieht denn die Freiheit in einer Ukraine aus, in welcher eine der ersten Regierungshandlungen des Revolutionsregimes darin bestand, in den russisch-sprachigen Gebieten des Landes Ukrainisch zur einzigen Amtssprache zu erklären und Russisch als solche zu verbieten?
Damit die Leser meines Blogs nicht einem Irrtum erliegen: ich »verteidige« hier nicht die Politik Putins (das soll er gefälligst selber machen!) — ich spreche nur aus dem Interesse eines Libertären, der Monopole gleichwelcher Art als Gefahr für die Freiheit erachtet. Auch (und gerade) Macht-Monopole! Und es gibt kein »monopoliger« denkbares Monopol als das einer unipolaren Weltordnung, wo alles und jeder nach der Pfeife Washingtons tanzt. Wo sich die Amis seit Jahrzehnten auf Kosten des Rests der Welt via Dollar=Weltreservewährung den sprichwörtlichen »Gratis-Lunch« genehmigen — den wir alle über den Ankauf grün bedruckten Papiers finanzieren »dürfen«. Und ja, Herr Tamm:
Politik ist eine Sphäre, in der man nur zwischen verschieden großen Übeln wählen kann.D'accord. Aber wenn ich mir die Geschichte so ansehe, dann sehe ich bei Rußland irgendwie nicht die Gründe, die die Übel eines britischen und französischen Kolonialismus, oder eines US-Imperialismus überstiegen hätten. Streng genommen nicht einmal in Zeiten des kommunistischen Ostblocks — der außerdem schon nach 45 Jahren vorbei war, und seit 25 Jahren wie auch derzeit so tot, wie eine Idee nur tot sein kann ...
Als libertärem Freiheitsfreund sollte einem jede Entwicklung in Richtung auf eine multipolare Welt eigentlich nur sympathisch sein! Und welche Politik denn anders betriebe Putin? Will uns Herr Tamm ernstlich verklickern, daß eine weltweite Machtübernahme durch Rußland zu befürchten stünde?
Libertäre Wolkenkuckucksheime von universellen Sezessionsrechten für alle und jeden will ich Herrn Tamm ja nicht nehmen — obwohl ich sie (wie übrigens auch schon Ludwig von Mises) als sinnlose Glasperlenspiele im Elfenbeinturm des Salonanarchismus ansehe. Aber bevor nun ein solcherart sezediertes Tammistan, über das unser Tammerlan dann voll-libertär herrschen kann, Realität wird (also, ohne daß ich Herrn Tamm's erhoffbare Lebensdauer irgendwie gering veranschlagen möchte: wohl nicht in den nächsten Jahrzehnten), begnüge ich mich mit kleineren Puzzle-Steinen. Als da wären: ein Europa der Vaterländer, das nicht mehr am Rockzipfel der NATO hängen muß, weil es sich nämlich auch mit einem Rußland verträgt, das ja letztlich viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist, als daß es eine effektive Hegemonialstellung gegenüber Mittel-, Nord-, Süd- und Westeuropa einnehmen könnte.
Daß das nicht im Interesse irgendwelcher Bank- und Rüstungskonsortien in den USA ist — nun, das ist mir ebenso bekannt, wie egal. Denn auch deren Interesse an mir beschränkt sich auf das einzige, was ihnen an mir wertvoll ist: mein Vermögen. Von dessen Lasten sie mich gegen Übergabe eines Bündels hübsch bedruckter (und selbstmurmelnd hoch werthaltiger) US-Treasury-Bonds nur zu gerne befreien wollen. Damit sie sich wieder einen Gratis-Lunch mehr genehmigen können.
Sorry: ohne mich.
14 Kommentare:
Die hysterischen Reaktionen unserer gleichgeschalteten Medien auf die Wiedereingliederung der Krim sind eine typische "Haltet-den-Dieb"-Reaktion.
Schon vergessen, daß es die EUdSSR war, die die Ukraine destabilisiert hat?
Guten Tag Le Penseur!
Vor einigen Jahren stieß ich mit großem Interesse auf die deutschsprachige liberale "Szene" und muß nun, trotz vieler neuer Einsichten und mit etwas wehmütiger Ernüchterung feststellen, daß es sich auch "nur" um Menschen handelt. Ob in diesem Falle oder bei Zettels und anderswo: Vorurteilsbeladene Ingnoranz trifft man überall.
Alles Gute!
Zettel = liberal
Das war ein Witz. Oder?
@Anonym (20. März 2014 21:22)
Nur interessehalber gefragt: bezieht sich das
Ob in diesem Falle ...
jetzt eigentlich auf Sascha Tamm oder auf den LePenseur-Blog?
@Anonym 2
Wenn war es zumindest ein sehr schlechter Witz des Anonym 1
Komischerweise läuft die VSA-EUdSSR-Propaganda darauf hinaus, die Loslösung der Ukraine zu befürworten, die Loslösung der Krim aber zu verurteilen. Offensichtlicher kann man sich nicht demaskieren, daß seitens der Machthaber Sezessionen allein zu dem Zwecke gefördert werden, den Gegner zu destabilisieren.
Ich habe diesen Artikel des Herrn Tamm(bei Eigentümlich frei) an-gelesen.
Bei den sinnentleerten Phrasen des Herrn Tamm zum Kosovovergleich bin ich dann ausgestiegen.
(You lost me at Kosovo ;-)
Habe dann nach Herrn Tamm gegooglet.
Mehrjähriger Mitarbeiter der
Friedrich-Naumann Stiftung.
Habe dann nach Friedrich-Naumann Stiftung gegooglet.
Einer der ersten Einträge:
Friedrich-Naumann Stiftung in Kiew (sic!)
Selbstauferlegte Aufgabe:
'Demokratieförderung in der Ukraine'
Vom folgenden Lachanfall habe
ich mich bis jetzt noch nicht
ganz erholen können...
Vielleicht interessiert hier den Einen oder Anderen dies:
http://www.youtube.com/watch?v=ft5fYfuWgAk
Grüsse
Herr Lichtschlag hat auf dieses Tamm-Tamm bereits angemessen reagiert:
www.ef-magazin.de/2014/03/21/5094-putin-stimmige-analyse-aber-beim-vergleich-nicht-ganz-konsequent
Besonders lesenswert ist Absatz 8, wo er einen polnischstämmigen Konservativen mit jüdischer Frau zitiert ...
Man sieht, daß man nicht "liberal" (was auch immer das sei) sein muß, um luzide denken zu können.
Es braucht nur Redlichkeit und die Fähigkeit zum sylogischen Denken ...
Kreuzweis
... übrigens finde ich dieses Bild von Sascha Tamm sehr gelungen:
fnfeurope.files.wordpress.com/2012/07/sascha-1-kopie1.jpg
Guten Tag Le Penseur!
Ich wollte oben nur meine rabenschwarze Stimmung bezüglich des Liberalismus in Deutschland ausdrücken. Zettels Raum markiert dabei für mich keinesfalls den Tiefpunkt; man sehe sich nur [url=http://www.freiheit.org/files/62/140301_Organigramm_FNF2014.pdf]das hier[/url] an.
Freundliche Grüße!
Sehr geehrter Le penseur,
die USA haben den Irak nicht "plattgemacht" --- vergleichen Sie mal die Zahlen zur Wirtschaftsleistung des Irak in den letzten Jahren unter Saddam einerseits und dann bis zum amerikanischen Abzug andererseits. Wenn jetzt unter al-Maliki und seinen sunnitischen Widersachern (die einen sind so herzig wie die anderen) die irakische Elite erneut die Potentiale des Landes verspielt, so hat das nichts mit den Amerikanern, dafür viel mit der Mentalität arabiscer Moslems zu tun (nebst, das sei im Fall des Irak zugestanden, ungünstiger Nachbarschaft).
Massenvernichtungswaffen: Giftgas hatte der Herr Saddam erwiesenermaßen, denn er aht es eingesetzt, gegen die Kurden; Stichwort Halabja und so. Im Falle von Assad war schon allein wegen Giftgas das Geschrei groß, und zahlreiche meinten westliche Diskuntanden meinten, allein deshalb sei eine Militärintervention und seine gewaltsame Absetzung legitim. Hm, wieviele von denen, die sich in diesem Sinne empörten, haben wohl zugleich den Sturz Saddams verteufelt?
Biowaffen: Ich erinnere mich an ein ausführliches Interview mit einer deutschen UN-Inspekteurin in der Süddeutschen (schon damals nicht verdächtig, irgendwie zugunsten der amerikanischen Sicht der Dinge Stimmung zu machen), die von dem täglichen Katz-und-Maus-Spiel mit den Irakern erzählte. Schikanen, Hinhalten, das volle Programm halt. Sie war der festen Überzeugung, dass die Iraker ein Biowaffen-Programm unterhielten.
Nuklearprogramm: Der Irak entwickelte Mittelstreckenraketen --- ich habe selbst seinerzeit bei einem kurzen Aufenthalt im Lande, noch vor dem 1. Golfkrieg, stolze Berichte darüber in einem arabischen irakischen Journal gelesen. Mittelstreckenraketen sind aber für konventionelle Sprengköpfe totale Geldverbrennung, und richtig Sinn machen sie erst mit Nuklearsprengköpfen.
Im Übrigen sitzt heute manchmal neben Herrn al-Maliki im Fernsehen (z.B. bei al-Jazeera zu bestaunen) ein unaufälliger, gediegen-graumeliert dreinblickender Herr namens Hussein Ash-Shahristani, Shi'it natürlich, wie der Name Hussein schon sagt.
Nun, der Herr Shahristani war nicht immer Politiker, sondern hat Physiker gelernt, genauer Nuklearphysiker. Als solcher arbeitete er an Saddams Atomwaffenprogramm mit, bis er es eines Tages, als Mensch und sicher auch als Shi'it, nicht mehr meinte verantworten zu können, und er dann abhaute und auspackte.
Später, unter den shi'itischen Regierungen, war er dann eine Zeit lang Parlamentspräsident. Welches politische Amt er heute innehat, weiss ich nicht genau.
Aber Herr Shahristani, der sich fein im Hintergrund hält, interessiert natürlich niemanden. Und außerdem passt er nicht ins ach-so-schöne Narrativ vom bösen Lügner Bush.
Checken Sie's, googeln Sie's --- und wenn Sie mich bestätigt finden: Werden Sie dann bereit sein, neu nachzudenken? Oder ist es einfach zu schön, das Narrativ zu pflegen?
Übrigens: Fragen Sie doch auch mal die Kurden, wie die über das "Plattmachen" des Irak denken. Ich glaube, die assoziieren mit solch einem Begriff eher Saddam und nicht die pöhsen Amis. Meinen Sie, Sulaymaniyya wäre heute ein Ferienziel für gestresste Baghdadis (!) und für junge Iraner, die mal in Discos unbeschwert abhotten wollen, ohne den pöhsen Push, äh, Bush?
Aber wer sind schon Kurden? Die Araber, auch wenn sie sonst nicht viel zustande bringen, haben es immerhin geschafft, uns weithin ihre --- naturgemäß arabozentrische --- Sicht des Nahen Ostens einzuimpfen. Ob da ein paar Millionen Kurden dank Bush in einiger Freiheit, Sicherheit, und Wohlstand leben können --- wen schert's?
Ich bin übrigens nicht per se kurdophil, schon gar nicht etwa selbst Kurde. Nur die total arabozentrische (und darin noch sunnitozentrische) Sicht auf den Nahen Osten nervt.
Beste Grüße,
Herzog
Danke lieber Herzog für diese Erhellung!
Wenn Sie nun noch verraten, wieviele Millionen Menschen man killen darf, damit diese endlich frei in der Disco abhotten können, selbst dann, wenn die Mehrheit sich lieber mit ihrem Diktator weiter rumgequält hätte, dann bin ich vollends überzeugt!
Sie vergaßen vermutlich zu erwähnen, daß der Irak vor der Befreiung einem
hammerharten Embargo unterworfen war und WER denn so von dem heutigen tollen Wirtschaftswachstum profitiert: Achmed-Normaliraker oder - wie bei uns - eine korrupte Schicht williger Vollstrecker?
Kreuzweis
@Herzog:
ad Abs. 1:
Die letzten Jahre unter Saddam waren bekanntlich unter US-induziertem Total-Embargo. Das entlarvt Ihren Vergleich als Taschenspielertrick.
ad Abs. 2:
In den Parlamentsdebatten in D.C. und London war aber nicht von irgendwelchen Giftgas-Behältern die Rede, sondern von Langstreckenraketen, welche von geheimen Basen aus bis London fliegen sollten.
ad Abs. 3:
Seltsam — nur nachher hat man nix davon gefunden. Da muß ja ein Super-Putztrupp im Zusammenbruch und während der Kampfhandlungen noch ratz-fatz aufgeräumt haben. So einen Putztrupp wünsch' ich mir für meine Firma ...
ad Abs. 4:
Aha. Und weil ein Herr XY vielleicht Pläne entwickeln könnte, Herrn Schokobama zu ermorden, wird Herr XY gleich sicherheitshalber verhaftet und standrechtlich erschossen. Ja, so stell' ich mir westliches Wertesystem und democracy-building vor. Genau so!
ad Ab. 5 - 9:
So what? Man hat ja nicht behauptet: Saddam plant, Atomwaffen zu entwickeln, deshalb müssen wir ihn stoppen, bevor er sie hat, sondern man hat behauptet: er besitzt bereits Waffen, die ganz Europa mindestens bis London bedrohen. Stand genau so in den Medien damals. Und war eine blanke Propaganda-Lüge der USA. Sind Sie bereit, das zur Kenntnis zu nehmen, oder »ist es einfach zu schön, das Narrativ zu pflegen?« — um Sie zu zitieren ...
ad Abs. 10:
Und jetzt fragen Sie mal zur Abwechslung z.B. die christlichen Chaldäer, was sie über das erfolgereiche Plattmachen der Saddam-Regierung halten, aufgrund dessen sie seit Jahren von Musel-Mob serienweise massakriert und vertrieben werden. Auch von kurdischen, by the way ...
ad Abs. 11-12:
Dem LePenseur-Blog eine »arabozentrische (und darin noch sunnitozentrische) Sicht auf den Nahen Osten« vorzuhalten, ist angesichts der massiven grundsätzlichen Kritik, die gerade auf diesem Blog gegenüber dem Islam (als einem totalitären Polit-Kult in der Maske einer »Religion«) geübt wird, aber jetzt schon ein bisserl lächerlich, müssen S' doch zugeben ...
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