Freitag, 28. Februar 2025

Ta-Ta-Taaa! Die Zuckerl-Koalition ist da ...

von LePenseur
 
 
Wir wissen zwar noch nicht genau, welche PersonInnen bzw. DolmInnen die jeweiligen Parteiministerien besetzen werden, aber was tut das schon! Das Beste aus drei Welten tut sich zusammen um innezuhalten ... und innezuhalten  ... und dann nichts weiterzubringen.
 
Wetten werden angenommen: schon das "Regierungsprogramm" ist eine veritable Exemplifizierung des Begriffs "kleinster gemeinsamer Nenner" (bekannt aus dem Mathe-Unterricht). Banalitäten aus dem Laden, den zu hüten die vorgeben, einem echten Saftladen, wäre er nicht so saft- und kraftlos. Ein abgehalfterter Vizebürgermeister einer niederöstereichischen Landstadt als Kanzler. Ein gescheiterter Bürgermeister aus einer anderen, kleineren, niederösterreichischen Landstadt als Vizekanzler. Die pinke Referentin aus der Politik-Bestechungsratungs-Abteilung des Strabag-Konzerns (in der Rechtsform einer Partei) als Außenministerin. Staatssekretäre zuhauf ("Nur: zu was?", wie der Wiener fragen würde ...).
 
Eine Koalition, die man nur als Stagnation bezeichnen kann. Rien ne va plus, wie's im Casino spielt ... ... Dafür Symbolpolitik, was das Zeug hält! Frauen in Sicherheitsberufe: Polizei (der nächste Messermann lacht sich schief) und Bundesheer (hat eh schon eine Ministerin an der Spitze, die aus der Landwirtschaftspolitik kommt und daher die umweltschonende Humifizierung in Soldatenfriedhöfen managen kann, wenn unsere wackere Gurkentruppe gen Osten zieht um die Russkis zu besiegen:"Jeder Schuß a Ruß`!" fragt sich nur, wer schießt und wer erschossen wird — doch de minimis non curat Tanner, Kurzens Prätorianerin ...).
 
Bei den Rentnern langt man bezüglich Sozialversicherung zu. Daß diese mittlerweile eigentlich weitgehend nur mehr beitragsseitig funktioniert — ja, ja, beim Einheben und pfänden sam'ma g'schwind! —, aber auf der Leistungsseite zwischen ineffizient über skandalös bis nicht-existent zu bezeichnen ist, macht nix! Wer ein Jahr auf einen Termin für eine Hüftoperation wartet, damit er wieder gehen kann, der kann sich bis dahin an den 6 Milliarden Euronen ergötzen, die für ein im Ernstfall unwirksames und darüber hinaus neutralitätswidriges SkyShield-Projekt eingeplant sind. 
 
Wer die Realität bei Rüstungsgeschäften kennt, weiß daß ein paar Brosamen den diesen Beschluß fassenden Parteien in den Schoß gebeutelt werden; Brosamen, die bei 6 Milliarden Projektkosten auch locker ausreichen, um jeden durch das letztjährige, desaströse Wahlergebnis wegfallenden Euro an staatlicher Parteienförderung sicher zehnfach ersetzen. Der Trottel ist ja (wie gewohnt) der Steuerzahler, der ein Wahnwitzprojekt, das zur Befüllung des Selbstbedienungsladens unserer Politganoven und sonst gar nichts dient, sicher liebend gern mit zusätzlichen Steuern, Sozialversicherungsbeiträgen bei massiven Leistungskürzungen finanziert.

Das Finanzressort, das die ÖVP gegenüber den Freiheitlichen, die dem Staatsapparat endlich einen Sparkurs verordnen wollten, mit Zähnen und Klauen verteidigt wurde und für die ÖVP als absolut unabdingbar galt, wurde den Sozen überlassen — und was von sozialistischer Budget- und Steuerpolitik zu halten ist, wissen wir aus den Jahren 1970-1999, als das Ressort fest in roter Hand war. Nicht, daß das, was ab 2000 unter schwürkisen Finanzministern passiert ist, so eklatant besser gewesen wäre (Figuren wie Joschi Pröll oder Kurzens Blümelein besitzen zwar Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, ob sie sie auch verdient haben, darf dahingestellt bleiben ...), aber die Rückgrat-Elastizität, mit der Unabdingbares auf einmal zur Disposition gestellt werden kann, erinnert doch sehr an einen Bazar im tiefsten Orient. Nun, schon Staatskanzler Fürst Metternich wußte in seinem berühmten Diktum, daß der Balkan am Rennweg beginne (und dieser wiederum fängt offenbar nun schon am Ballhausplatz an ...)

Bei oe24.at analysierte Gerald Grosz dieses Regierungs"programm" mit gewohnter Süffisanz und gebotener Schärfe der Kritik:


Und der Hofbürger, der vorher die Österreicher mit einer sinnlosen "Sondierung" (und ebenso sinnlosen "Verhandlungen" der Zuckerlparteien) zu pflanzen*) beliebte, und diese Pflanzerei dann noch mit einem bewußt an Herbert Kickl bloß zum Schein erteilten Regierungsbildungsauftrag garnierte (den die ÖVP aus genau einem Punkt, auf den sie heute leichten Herzens verzichten kann, an die Wand klatschte!), sieht zu und rührt, wie der Wiener sagt, kein Ohrwaschl, sondern sondiert bezüglich des Angelobungstermins der Faschingsgilde dieser Zuckerlkoalition, die Österreich für die nächste Zeit verwesen wird (von "regieren" oder auch nur "verwalten" ist angesichts dieses "Programms" ernstlich nicht zu reden! Aber "verwesen" trifft's irgendwie). Es wird vermutlich der Faschingdienstag werden. Wie passend ...

Österreich bekommt eine Zuckerlkoalition? Sorry: der Drops ist gelutscht, bevor er noch ausgepackt wurde.

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*) für Piefkes: verschaukeln, verladen, anführen, hochnehmen, veralbern, veräppeln, verhohnepipeln, vergackeiern, verkohlen, ankohlen ...

7 Kommentare:

Franz Lechner hat gesagt…

Super Artikel, super formuliert, cher penseur. Nur eine kleine Beckmesserei hinsichtlich eines Klammerausdrucks: der Begriff "kleinster gemeinsamer Nenner" ist uns mitnichten aus dem Matheunterricht bekannt. Dort heißt es: größter gemeinsamer Nenner und kleinstes gemeinsames Vielfaches. Der kleinste gemeinsame Nenner ist eine umgangssprachliche Veräppelung.

Ansonsten: Ihre Beschreibung der Neos - einfach genial.

Erich hat gesagt…

Bin neugierig wann die Österreicher merken, daß die Mietendeckelung auch für Private der erste Schritt zur Enteignung ist. Ein kleiner zwar, aber wenn dann immer mehr Häuser und Wohnungen verfallen: beschlagnahmt der Staat die Immobilien? Oder kaufen Investoren in großem Stil billig ein? Ob Sozialisten und Kommunisten, die jetzt natürlich vor Freude Hand in Hand tanzen, das wollten? Was kommt als Nächstes? Hohe Sparguthaben während der Staat immer mehr Geld braucht? Also Kontendeckelung und der Rest ans Finanzamt? Mir fällt noch mehr ein, aber ich hoffe doch auf ein Wunder. Aber da müsste offenbar die ÖVP noch mehr Stimmen verlieren damit sie erkennt, wohin ihr Weg sie derzeit führt.

Anonym hat gesagt…

Nach allem, was nach den gescheiterten Verhandlungen zwischen Blau und Türkis durchgesickert ist, bedient der Penseur hier ein falsches "Framing". Die ÖVP hat der FPÖ sehr wohl das Finanzministerium angeboten! Es war dagegen das Innenministerium, um das sich letztlich alles verhakte, weil Kickl dieses unbedingt wollte, wegen seines Traumas aus seiner eigenen Zeit dort im Kabinett Kurz. Und gerade deswegen wollte die ÖVP das eben nicht.
Es wird ja inzwischen - und dies nicht mehr nur von ephemeren Randerscheinungen - auch zunehmend Gegrummel in der FPÖ via Kickl laut, dass er "um eines Linsengerichts" willen (eben dem bedingungslosen Willen, das Innenministerium zu bekommen) die historische Möglichkeit einer blauen Kanzlerschaft plus blaue Etathoheit im Finanzministzerium leichtvertig weggeworfen hat.
Ein strategisches Meisterstück war das wirklich nicht...

Sandokan hat gesagt…

Erstklassige Abrechnung von Grosz mit der zukünftigen Koalition der sauren Zuckerln.

Anm.: "Warheads gelten als die sauersten Zuckerln der Welt. Der Name kommt von der Explosion, die in Ihrem Mund auftritt, wenn die Süßigkeit schmilzt und der Geschmack von süß nach sauer wechselt."

Le Penseur hat gesagt…

Geschätzter Herr Collega,

Ihr Lob macht mich verlegen ... und erst recht Ihr Hinweis auf das "kleinste gemeinsame Vielfache". Stimmt leider ... aber ich gebe zu: ich war und bin kein großartiger Mathematiker. Matura so là-là geschafft ...

Aber eines noch: es tät' mich freuen, wenn Sie wieder mal ihre Mails checken wollten ... ;-)

Le Penseur hat gesagt…

Cher (chère?) Anonym,

hier gucken: https://lepenseur-lepenseur.blogspot.com/2025/02/eine-grandiose-rede-von-herbert-kickl.html

Die ÖVP kotzte in den Medien nachher nur Gift und Galle aus, aber brachte keine inhaltlichen Argumente. Inzwischen wissen wir, warum: weil die "Verhandlungen" mit der FPÖ nur Inszenierung waren.

Anonym hat gesagt…

Maß und Mitte: Das braucht Österreich!