Werter Herr Fragolin!
Ich habe mir Ihre Gedanken aufmerksam durchgelesen und möchte gerne dazu etwas sagen. Aber aufgrund der Vielzahl der Themen, die in Ihrem Artikel angesprochen wurden, muss ich das gliedern.
Publikationen:
Beginnen wir mal damit, warum jemand, der sich einen Überblick und vor allem den Durchblick auf die Ereignisse unserer Zeit verschafft hat, das niederschreibt, veröffentlicht und anderen zum Lesen gibt. Ich gehe da von meinen Ambitionen aus, und die gliedern sich in zwei Teile:
a) Eigennutz: Dinge, die mich bewegen, die ich für beachtenswert oder gar anstößig halte, die schreibe ich mir gewissermaßen „von der Seele“. Würde ich das nicht tun und das alles in mich kommentarlos „hineinfressen“, dann laufe ich Gefahr, irgendwann mal ein Magengeschwür oder Darmkrebs zu bekommen.
Dazu kommt aber noch etwas Wesentliches: Da ich (oftmals pedantisch) versuche, nur die Dinge niederzuschreiben, die ich auch recherchiert habe, kommt es zwangsläufig dazu, dass ich mich in viele Bereiche einlesen muss. Bei Corona waren das mehr als 200 Std. im Internet, in verschiedenen Sprachen. Das hat den genauso „zwangsläufigen“ Nebeneffekt, dass sich mein Horizont erweitert.
b) Der Nutzen an Dritte: Wobei ich da keinen Unterschied zwischen Familienangehörigen und mir nicht bekannten Personen mache. Ich habe mich frühzeitig mit den Abläufen in der 1. Hälfte des vergangenen Jahrhunderts auseinandergesetzt, schon in den 60er Jahren. Natürlich ist mir da noch in lebhafter Erinnerung, wie da mehrere in meinem damaligen Alter ihren Vorfahren vorgeworfen haben: Warum habt Ihr geschwiegen, warum habt Ihr Euch nicht dagegen gestellt, als es noch Zeit war? Auch, wenn die Würmer bei mir schon das Trenzbarterl abgelegt haben, wird mir niemand nachsagen können, dass ich geschwiegen habe. Weder meine Kinder, noch Fremde.
Meine Kinder und Enkel werden einmal sagen können: Unser Alter war nicht so blind, der hat die Dinge vorausgesehen und beim Namen genannt. Er hat demonstriert, er hat sich dagegen gestellt, auch, wenn er meistens bei seinen Aktionen alleine war. Aber er hat das getan, was in seiner Macht stand, und ist dabei bis an seine Grenzen gegangen.
Was noch dazukommt, das ist die Weitsicht bei demjenigen, der nachdenkt. Damit meine ich, dass man sich (mir geht es zumindest so) sehr unwohl fühlt, wenn man sieht, wie die Zukunft der nachfolgenden Generationen, die eigentlich lebenswert sein sollte, systematisch kaputt gemacht wird. Unsereiner, der noch in kritischem Bewusstsein die 70er Jahre miterlebt hat, kann das beurteilen. Die junge Generation von heute kann das nicht. Genauso weiß der Hund, der als Hundebaby bereits an der Kette hängt, nicht, was Freiheit ist, woher denn auch.
Alles andere unterschreibe ich, was Sie dazu gemeint haben. Denn es trifft ja zu, dass viele derlei Dinge lesen, die ohnehin derselben Meinung sind, und andere, die gegenteiliger Meinung sind, entweder sofort aufhören mit dem Lesen, oder kraftvoll dagegen wettern. Die allerwenigsten sind in der Lage, sich etwas, was nicht ihrer Meinung entspricht, mal reinzuziehen, darüber nachzudenken und erst danach zu entscheiden, was für sie als Einzelperson relevant ist und was nicht.
Ich hab das immer versucht, schon von frühester Jugend an, meinen Kindern beizubringen, aber mit nur mäßigem Erfolg, muss ich heute feststellen. Aber auch ich war in jungen Jahren nicht anders, habe gutgemeinte Ratschläge von Älteren abgelehnt. Bis ich einmal eine Viertelmillion DM verloren habe, weil ich der Meinung war, alles besser zu wissen. Danach habe ich gelernt, dass es besser ist, die Meinungen von Älteren erst einmal genauestens zu verifizieren, und erst danach zu entscheiden.
Andersdenkende:
Sie haben die RAF erwähnt. Als jemand, der Gewalt zur Durchsetzung seiner politischen Ziele ablehnt, hatte ich da eine Art „Schubladendenken“ in der damaligen Zeit. Nachdem ich mehrmals bereits feststellen musste, dass der Staat sehr wohl das Mittel der Gewalt zur Durchsetzung seiner politischen Ziele anwendet, habe ich begonnen, zu hinterfragen.
Das bewirkte, dass ich mir die Gedankengänge dieser RAF vorgenommen habe. Es war schwer genug, das aus dem Internet herauszufischen, deren Manifest, etc. Derzeit bin ich dran, das genauestens zu analysieren. Schon aus der Überlegung heraus, dass es für jeden normaldenkenden Menschen ein erhebliches Argument geben muss, wenn man plant, einen anderen Menschen umzubringen. Auch Stauffenberg hat das ja nicht aus Lust und Laune gemacht.
Worin begründet sich meine Angst: Ganz einfach darin, dass ich befürchte, dass diese Gruppe bereits damals erkannt hat, wohin der Stecken schwimmt und alles versucht hat, um das aufzuhalten. Natürlich mit Methoden, die ich nicht billige, - sie haben den falschen Weg gewählt. Aber ich will die genauen Hintergründe für ihr Handeln wissen, - und ich bin bei dieser Aufarbeitung noch zu keinem Resultat gekommen.
Nun gibt es auch Parteien, die sich gegen das stellen, was von den Regierungen verbockt wird. Es ist sinnvoll, wie auch in einem Kommentar angesprochen wird, sich mit diesen Parteien zu beschäftigen, auch mitzumachen, um eine Kursänderung bewirken zu können. Dagegen spricht natürlich das Zitat von Tucholsky „Wenn Wahlen etwas änderten, wären sie längst verboten". Aber es ist notwendig.
Worüber ich unschlüssig bin, das ist der Sinn der Aufsplitterung bei den politischen Kräften. Ich bin kein Wahlforscher, aber ich zweifle, ob es richtig ist, in kleinen Gruppen am politischen Geschehen mitzuwirken, und dabei sich dem Risiko auszusetzen, bei der 5%-Hürde unter den Tisch zu fallen. Im Interesse des Volkes würd ich befürworten, dass sich FPÖ, Strache, etc. in einer Art Wahlbündnis zusammenschließen, um damit eine Mehrheit zu erreichen. Genauso wie AfD, WU, Krall, etc. in Deutschland.
4 Kommentare:
Zum letzten Satz: Man sollte keine Scheu haben, zubei der Bildung eines solchen strategischen Parteienbündnisses auch um die Wagenknecht-Partei zu werben. Da gibt es (Russland-Ukraine; Wertewesten; Pandemie; Migration) erhebliche Schnittmengen, welche die Unterschiede in der Wirtschaftspolitik mehr als aufwiegen. Und das BSW würde sofort eine ansehnliche Zahl an zusätzlichen Prozenten mit einbringen, jedenfalls im Osten.
Klammheimliche Sympatie für die Verbrecher der RAF und sonstige Befindlichkeiten, die Sie umtreiben - ist das wirklich für die Allgemeinheit so interessant?
Herrn Weinkopf:
Ihre Reaktion erstaunt mich irgendwie. Oder vielleicht doch nicht, denn der heutige Zeitgeist ergeht sich in Oberflächlichkeiten und in "2 + 2 = 4" Zuordnungen.
Ums an einigen Beispielen klar zu machen:
Ich interessiere mich für die Gedankengänge eines Putin, - ergo bin ich ein Putinsympathisant.
Ich interessiere mich für die genauen Hintergründe des Ursprungs von Corona, ergo bin ich ein Coronasympathisant.
Ich habe mich schon in meiner Jugendzeit genauestens über die Zeit des Nationalsozialismus informiert, besitze eine Menge von Büchern aus dieser Zeit, Original-Tondokumente, etc. - ergo bin ich ein Nazisympathisant.
Etc. etc. Merken Sie, welcher Unsinn dabei herauskommt, wenn man so einfachgestrickt denkt? Ich stelle alles in Frage, einschl. mich selbst, übernehme niemals etwas ungeprüft, sondern verifiziere das alles, was man als "landläufige Meinung" zelebriert.
Und wenn dann gerade die RAF bei mir im Fokus ist, weil ich das genau wissen will, was die eigentlich mit ihrer "Gesellaschaftsveränderung" gewollt haben, dann bin ich ein RAF-Sympathisant?
Ich gehe jede Wette ein, dass Sie niemanden eine klare und erschöpfende Antwort auf die von mir gestellte Frage geben können. Sie werden sich damit zufrieden geben, dass es sich um Terroristen handelt, und das genügt. Genauso wie sich viele damit zufriedengeben, dass man neben den Türmen WT 1 und WT 2 in den riesigen Aschehaufen von verbranntem Material einen unversehrten Reisepass eines arabischen Terroristen gefunden hat.
Vermutlich glauben Sie auch die offizielle Darstellung der damaligen Regierung, dass die Ermordung von Herrhausen auch auf das Konto dieser RAF geht.
Herrn Germanicus:
Vielleicht lächeln Sie über mich, aber vor ein paar Wochen hatte ich ein Telefonat mit der Bundesgeschäftsstelle der AfD in Berlin. Bei dieser Gelegenheit habe ich abschließend meinem Gesprächspartner genau diesen Vorschlag gemacht.
Seine Reaktion war überrascht, aber er meinte, dass das ein interessanter Gedanke wäre. Mehr sagte er dazu nicht.
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