... geht seit gestern durch die Medien: die Präsidentin des Nationalrates, Mag. Barbara Prammer, ist ihrem im letztjährigen Wahlkampf entdeckten Krebsleiden erlegen. Nun kennen die Leser dieses Blogs die Gesetze der Pietät gut genug um zu wissen, daß LePenseur, wenn er über einen unlängst Verstorbenen nichts Gutes zu schreiben weiß, nach dem Grundsatz »de mortuis nil nisi bene« eben nichts schreibt. Daher auch über Frau Mag. Prammer kein Wort.
Doch darum geht es nicht: es geht um die in ihrem geschmacklosen medialen overload ebenso pietätlose Instrumentalisierung eines Todesfalles. Die Verstorbene kam ja nicht auf ganz einzigartig tragische Weise ums Leben (sondern durch die häufigste Form von Krebserkrankungen bei Frauen dieses Alters, nämlich Brustkrebs). Weshalb also das atemlose »Covern« eines Anlasses — der wegen ihrer Tätigkeit und Position fraglos einen würdigen Nachruf mit eingeholten (Kurz-)Interviews von Weggefährten erfordert hätte! — durch ad hoc eingeschobene »ZiB-spezial« mit dunkelgewandeten ModeratorInnen mit Grabesstimme und Betroffenheitsmiene, und dergleichen? Weshalb das mediale Hochstilisieren einer Parlamentspräsidentin, die vermutlich drei Viertel der Bevölkerung bestenfalls dem Namen nach bekannt war? Eine Zeitung verstieg sich zu Schlagzeilen-Panegyrik über »Unsere Präsidentin ...« — sorry, Leute ... was soll denn das?
Hier versuchten wohl feministisch durchsetzte Redaktions- und Politkader, aus einer, zwar protokollarisch hochrangigen Frau in jedoch politisch überschaubar bedeutsamer Funktion eine Symbolfigur der Frauenbewegung zu machen, und mit massiven Schlagzeilen eine Bedeutung in eine Politikerkarriere hineinzugeheimnissen, die in ihr einfach nicht existierte.
Irgendwie erinnerte es LePenseur an die gedämpften Stimmen und Grabrednergesichter auf n-tv vor einigen Jahren, als sich der zum Bertelsmann-Imperium gehörige Sender bemüßigt fand, die Beerdigung des Konzernchefs mindestens wie eine First-Class-Top-Meldung zu zelebrieren, mit Live-Reportagen von Überführung des Sarges, Trauerfeier und allem pi-pa-po. Nochmals: sorry, Leute ... Herr Mohn war Verleger — nicht ein Papst, ein Otto von Habsburg, oder ein amtierender Bundespräsident!
Was soll also jetzt der plumpe Versuch, mit einem Todesfall Prammer — so schmerzlich er für ihre Familie und Freunde ist — feministisches Kleingeld zu münzen? Offenbar spitzen die SPÖ-Frauen schon auf eine »Erbfolge« im Präsidentenamt. Nun — wenn sie dafür eine geeignete Kandidatin präsentieren können, läßt sich nichts dagegen einwenden. Wenn jemand freilich gleich mit der Träne im Knopfloch und der Pietätsmasche angerückt kommt, nährt das den Verdacht, daß die Eignung der Kandidatinnen überschaubar sein dürfte, und hier nur einer Quotenfrau ein hochdotierter Posten verschafft werden soll.
Und wen, der LePenseur kennt, wundert es, daß er dagegen was einzuwenden hat ...?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen