Samstag, 24. September 2011

Papst, die letzte ...

(außer es passiert was!)

Im zuverlässigen Linksausleger der hessischen Presselandschaft, der »Frankfurter Rundschau«, konnte der Papstbesuch natürlich auch nicht unkommentiert bleiben. Also interviewte man Umberto Eco: den kennen die Leser, und bei dem kann man davon ausgehen, daß er nicht zu gut über Benedikt redet. Aber zuerst zu Umberto Eco:
Er sieht anders aus. Sein mächtiger Vollbart war lange Zeit eine Art Markenzeichen, machte ihn zu einer imposanten Erscheinung – Umberto Eco wirkte immer ein bisschen wie eine intellektuelle Version seines Landsmannes Bud Spencer.
Ob Bud Spencer dieser Vergleich gefallen wird? Nun, das ist nicht mein Problem — Joachim Frank und Martin Scholz von der Frankfurter Rundschau bekommen die Ohrfeigen, nicht ich ...

Umberto Eco wird also interviewt — von zwei Journalisten, die sichtlich wenig bis keine Ahnung von Theologie haben, und Philosophie auch bestenfalls mit einem Auftritt Sloterdijks im Philosophischen Quartett assoziieren. Nun, wenigstens kann Eco sein Ego im Interview polieren, indem er Sätzchen von sich gibt wie die folgenden:
Man muss Joseph Ratzinger zugute halten, dass es für ihn sehr schwer ist, ein populärer und guter Papst nach dem vorherigen zu werden. Johannes Paul II. war einfach ein großer Star. Davon mal abgesehen, glaube ich aber nicht, dass Ratzinger ein großer Philosoph und Theologe ist – auch wenn das im Allgemeinen oft so dargestellt wird.

[FR] Warum nicht?

Seine Polemiken, sein Kampf gegen den so genannten Relativismus sind, wie ich finde, einfach nur sehr grob. Nicht mal ein Grundschullehrer würde es so formulieren wie er. Seine philosophische Ausbildung ist sehr schwach. Man könnte also sagen, ich betrachte Papst Benedikt als guten Kollegen.
Nun, wenn man sich Umberto Ecos pseudophilosophische Romane und seine ganze restliche Suada von Essays, Zeitungsartikeln, Interviews etc. so durchsieht, kann man seinem Urteil, daß Papst Benedikt ein guter Kollege von ihm sei, durchaus beipflichten. Er hätte sich ebensogut als »schlechter Kollege von Papst Benedikt« bezeichnen können, das hätte die Sachlage vielleicht noch besser getroffen — aber wohl sein Selbstwertgefühl über Gebühr beansprucht.

Es ist durchaus beruhigend, daß Eco, dieser bestsellernde Konsalik der Semiotik, etwas gegen Papst Benedikt hat — es wäre denn doch irgendwie beklemmend gewesen, wenn er wie Habermas einen professoralen Diskurs der Wertschätzung gepflegt hätte. Man darf die Erwartungen der Leser eben nicht allzu sehr enttäuschen. Wenigstens das lernt man als Bestseller-Autor ...

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Warum kommt mir bloss so spontan die Fabel vom Fuchs und den Weintrauben in den Sinn?

Schade,"Der Name der Rose" war schon ein spannender Roman, Eco scheint irgendwann auf seinen Lorbeeren eingenickert zu sein.

Joachim

Anonym hat gesagt…

»Ob Bud Spencer dieser Vergleich gefallen wird? Nun, das ist nicht mein Problem — Joachim Frank und Martin Scholz von der Frankfurter Rundschau bekommen die Ohrfeigen, nicht ich ...«

Tja, wenn man bedenkt, daß Carlo Pedersoli ein gläubiger Katholik ist und von Eco wohl genug Ahnung hat, sind da wohl eher Ohrfeigen als Freude über den Vergleich zu erwarten ...