Samstag, 12. Oktober 2024

Der Schweizer Banker und Ökonom Felix Somary

Gastkommentar 
von Nereus

... soll einmal sinngemäß gesagt haben: Wenn die höchsten Häuser gebaut werden, sei die Krise nicht mehr fern. In diesem Sinn müßte es im Fall NEOM wohl "längste Häuser" heißen ... Somary sagte übrigens 1920 eine kommende Hyperinflation für Deutschland voraus und lag völlig richtig. Wo liegt das Problem? 
 
Es nennt sich ...

Hybris

 
Wenn die Bodenhaftung verlorengeht, wird man immer größenwahnsinniger, wie schon die Legende von Ikarus und Dädalus besagt oder die Geschichte über den Turmbau von Babel. Dieses "fern-sein jeglicher Realität" gebiert solche Projekte.

Warum soll ein Architekturbüro, das vermutlich fürstlich bezahlt wurde, das Ansinnen ablehnen, auch wenn man nach dem Empfang beim Emir oder Kronprinz die Stirn runzelt? Und um solche Imperatoren bilden sich Hofstaate, die, so lange der Rubel rollt, sich im Glanze des Sonnenkönigs räkeln.

Das ist übrigens kein Phänomen der Araber: Diese Hybris gilt weltweit. Beispiele gefällig?

Nordkorea begann 1987 mit dem Bau eines Wolkenkratzers (Ryugyŏng-Hotel), der für die damalige Zeit sehr ambitioniert war. Zwar hat man später die Außenfassade auf Hochglanz gebracht, aber innen ist es nach wie vor zappenduster.

In Tjianjin (China) wurde ein 597 m hoher Wolkenkratzer errichtet.Die Bauruine des Goldin Finance 117 steht wie ein warnender Finger in der Silhouette der Mega-Stadt (14 Millionen Einwohner).

Siehe auch hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_unvollendeter_Bauwerke

Die Bolschewiken (Sowjetunion) wollten einen Mega-Palast mit Lenin-Statue errichten, der Palast der Sowjets heißen und 416 m hoch werden sollte.

(Bei Interesse bitte hier entlang: https://old.mdz-moskau.eu/80-jahre-stalinscher-generalplan/)

Und wenn man sich Stuttgart 21 und den neuen Berliner Flughafen anschaut, darf man auch gern das Wort „gescheitert“ verwenden, denn hier wurde wirklich viel Geld verbrannt.

Auch bei den Amis und anderswo in Europa gibt es massig Bauruinen — und in der Dritten Welt. Der Teilchen-Beschleuniger in Texas war ein solches Projekt oder die American Dream Meadowlands Mall in New Jersey. Die Mall wurde zwar eröffnet, kämpft aber um die Existenz und dürfte in nicht allzu ferner Zeit geschlossen werden.

In Spanien wurde der Flughafen Ciudad Real in den Sand gesetzt.

Also, die Welt ist voll von solchen Projekten, wobei nicht immer die wacklige Finanzierung das Problem war, sondern unvorhergesehene Schwierigkeiten beim Untergrund, der Statik oder anderen Dingen, welche ich daher nicht unbedingt in diese Kategorie Hybris einordnen würde.
 

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die Inflation Anfang der Zwanziger, der Börsenkrach Ende der Zwanziger, kamen nicht mal eben so aus dem Nichts. Literaturempfehlungen auf Wunsch.

Anonym hat gesagt…

In einer Welt, in der alle Eliten nur gewisse Bildungs-Leeranstalten durchlaufen, um primär den für einige wenige profitablen Status Quo zu zementieren, kann und wird es nie echte Experten geben können. Und wer es dennoch wagt, gegen den antrainierten oder genetische vorprogammierten Herdentrieb anzutreten, der wird vom Rudel weggebissen. Die heldenhaft verklärte Menschheitsgeschichte besteht im Kern doch nur aus Schlachtfeldern und anderen Größenwahnorgien für zumeist egomanischen Glaubensüberzeugungen.

Einstürzende Bauten sind nur Synonym für marode Geisteszustände.

Anonym hat gesagt…

Es macht prinzipiell einen Unterschied, ob das (Spiel-)Geld von Investoren verballert wird oder geraubte Staatsknete.
Ohne Saktionen für fahrlässige Geldverschwendung wird Geld verschwendet. Manche Investoren in der Privatwirtschaft sind humorlos und nachtragend und leichtsinnige Bauherren fallen dann schon mal aus dem 10. Stock ...