Sonntag, 26. November 2017

Hundert notwendige Gedichte XLIV: Joseph von Eichendorff

Bereits das erste Gedicht dieser Serie von »Hundert notwendigen Gedichten« stammte von Joseph von Eichendorff, und die einhundertsechzigste Wiederkehr seines Todestages — am 26. November 1857 ist der Dichter in Neisse nach mehrwöchiger Krankheit im siebzigsten Lebensjahr verstorben — gibt den unmittelbaren Anlaß, dieses so bedeutenden Lyrikers zu gedenken.


Im Abendrot

Wir sind durch Not und Freude
Gegangen Hand in Hand,
Vom Wandern ruhen wir beide
Nun überm stillen Land.


Rings sich die Täler neigen,
Es dunkelt schon die Luft,
Zwei Lerchen nur noch steigen
Nachträumend in den Duft.


Tritt her und laß sie schwirren,
Bald ist es Schlafenszeit,
Daß wir uns nicht verirren
In dieser Einsamkeit.


O weiter, stiller Friede!
So tief im Abendrot ,
Wie sind wir wandermüde –
Ist das etwa der Tod?  

Und wie im vorigen Artikel dieses Zyklus' soll dieses Gedicht von seiner Vertonung durch Richard Strauss begleitet werden — eine kongeniale Vertonung eines bei aller Schlichtheit großen Gedichtes:








8 Kommentare:

  1. Ob Dr. Freud mal Eichendorff gelesen hat? Ich weiß es nicht, habe aber meine Zweifel. Eine einfachere und bessere Therapie findet sich so schnell nicht.
    Das Gedicht "Im Abendrot" ist vollkommen; man kann kein Wort darin verändern.

    "Das Alter" finde ich noch eindrucksvoller als "Im Abendrot", – wegen der letzten Strophe:

    Ans Fenster klopft ein Bot’ mit frohen Mienen,
    Du trittst erstaunt heraus — und kehrst nicht wieder,
    Denn endlich kommt der Lenz, der nimmer endet.

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  2. Danke, cher Bidermann,

    daß Sie sich hier meiner »Hundert notwendigen Gedichte« kommentierend annehmen! Ich habe immer den LP-Blog als einen »kleinen Kosmos« zu gestalten versucht (und weiß auch, hélàs, wie wenig dies mir letztlich gelungen ist ...), und nicht bloß als politisch-zeitgeschichtliche Polemik (wenngleich die natürlich ein wichtiger Bestandteil ist — ich bin halt ein »homo politicus«) — nur wenn »unpolitische« Artikel einfach ins Leere sinken, und keiner sich zu antworten bemüßigt fühlt, dann wirft man irgendwann wohl die Flinte ins Korn ...

    Im Ernst: zehn Kommentarpostings zu einem Artikel über den neuesten Politruk-Aberwitz freuen mich weniger, als ein kurzes Wort, das ein Verständnis aufzeigt, zu einem Gedicht, einem Musikwerk oder einem der (auf diesem Blog ja keineswegs seltenen) Gedenkartikel aller Art ...

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  3. Wo wurde dieses Landschaftsbild aufgenommen? Deutschland kann es nicht sein, dazu fehlen die Windmühlen ...

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  4. Cher Arminius,

    mittlerweile gibt's die leider auch in Österreich schon bis zum Abwinken — aber, Gott sei Dank, in der Buckligen Welt noch (fast) nicht.

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  5. Danke! Ich möchte ergänzend auf die wunderbare Aufnahme des Gewandhausorchesters Leipzig unter Kurt Masur mit Jessye Norman aufmerksam machen. Diese erscheint mir persönlich noch einen Tick bewegender. Wie auch immer: Die vier letzten Lieder von Strauss sind etwas ganz Besonderes.

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  6. Cher Penseur,
    Politik ist – nach einem Wort von Gottfried Benn – „eine Balkanidee“; – Grund genug, die abgelebten und aktuellen Vorgänge in den Reichstagen, Elysées und Brüsseler Glashäusern mit Kritik und Sachverstand auseinander- und – wie hier von Ihnen, aber auch von dem geschätzten Fragolin – neu sortiert wieder zu einem schlüssigen Bild der gesellschaftlichen Tendenzen zusammenzufügen.
    Politik interessiert mich, seitdem ich zehn Jahre jung war, die Initialzündung war eine Rede Adenauers an der Bonner Kennedybrücke, von der ich kaum ein Wort verstand, und später Kennedys Ermordung.
    Ohne Literatur, ohne Musik und Malerei wäre die Politik doch viel schwerer zu ertragen; das breite Spektrum Ihrer Beiträge, Ihres nicht so "kleinen Kosmos" sorgt also, beispielsweise, für die dringend nötige Distanz von Mme M und ihren putzigen, buntgewandeten Zwergen.
    Von Musik verstehe ich wenig, möchte aber auf Mozarts Klavierkonzerte, seine Briefe an das Nannerl und auf gewisse polnische Mazurken nicht verzichten. Fast jeder Ihrer Beiträge zur Musik bringt mir daher neue Einblicke.
    Lyrik befindet sich ja im Unterschied zur Prosa (die ich als die eigentliche Literatur begreife), auf einer anderen, grundlegenderen Ebene. In ihren besten Beispielen, viele davon in Ihrem Projekt vertreten, ist sie schön, weil sie Unerwartetes benennt; sie berührt die Existenz. Diese schlichte Einsicht fehlt heute vielen; in den Schulen, in die die Lehrkräfte gingen und aus denen die Kultus- und Erziehungsbeamten rekrutiert wurden, waren die Lyrik und der Sinn für eine gute Prosa bereits weitgehend verschwunden. Ich möchte annehmen, dass Sie mehr Leser für Ihre Gedichtsammlung finden, als Sie glauben wollen. (Auch mehr Betrachter und Hörer für das andere.) Der unbefangene Umgang mit einem Vers ist für manche ungewohnt. Also auch der unbefangene Kommentar.
    Mit einem Wort: Ein Freund der Künste und Denker wird gebraucht.

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  7. Cher Biedermann,

    ... mehr Betrachter und Hörer für das andere

    schreiben Sie so freundlich ... Ja, wenn ich mir die Zugriffszahlen meiner ... ähm ... photographisch-ästhetischen Artikel so ansehe: insbesondere mehr Betrachter für das andere ;-)

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  8. Die Erfolge Ihrer ähm … ästhetischen Beiträge sind sicherlich auf jugendlichen Enthusiasmus zurückzuführen ;-)
    Wenn ich als älteres Semester mich an die sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurückerinnere, so gehörte damals zu meiner breitgefächerten Lektüre unter anderem die US-Zeitschrift "Life" (als Abo), wegen Politik, Apollo Programm, Vietnam und ganz vielen erstklassigen Reportagen und Bildstrecken, – und, sporadisch wegen des hohen Preises (1 $ = 4 DM war der Devisenkurs), der US-Playboy, natürlich ausschließlich wegen der legendären Interviews im Vorderteil des Heftes …
    Das Life-Exemplar mit den Bildern vom Mond habe ich noch heute, leider, leider keinen Playboy mehr.

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