Ultima rerum linea
(1940)
Wie Vögel sehe ich Grazien ziehen.
Die Musen weichen ängstlich, sie verschwenden
Nichts mehr vom Überflusse ihrer Spenden
Und machen uns zu Bettlern, da sie fliehen.
Sie lassen nur die Notdurft, das Gemeine
Bei uns zurück. Das Niedere wird munter
Und drängt sich vor. Es geht die Sonne unter
Und hellt und wärmt nicht mehr mit ihrem Scheine.
Die Arbeit macht die Dürftigkeit der Tage
Nur immer größer, denn hier kann nichts blühen.
Das Dunkel wächst, das leere, finstre Mühen
Bleibt ohne Frucht für uns. Was hilft die Klage?
Das Feuer wird es enden. Und ich frage:
Wer wird den Brand des Hauses überstehen?
Wer wird in diesen Flammen untergehen?
Und wer ist wert, daß man ihn nicht zerschlage?
Friedrich Georg Jünger — der heute vor 40 Jahren verstarb — war Ernst Jüngers »kleiner Bruder«. Doch wie das vorstehende Gedicht (wie viele andere) beweist: er war bloß jünger, nicht kleiner ...
Eine gute Wahl. Das Gedicht habe ich – als eine von vielen Erweiterungen, von denen ich einige Ihnen verdanke – meinem Exemplar von: "Ewiger Vorrat Deutscher Poesie, besorgt von Rudolf Borchardt", hinzugefügt. In diesem Anhang befindet sich bereits ein anderes, 1934 veröffentlichtes Gedicht von F. G. Jünger: "Der Mohn", eine scharfe Kritik der beginnenden NS-Herrschaft:
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Schmerzend hallt in den Ohren der Lärm mir, mich widert der Taumel,
Widert das laute Geschrei, das sich Begeisterung nennt.
[...]
"Tapfer Lyrik lesen!" (Hans Reimann).