Mittwoch, 12. Oktober 2016

Hundert notwendige Gedichte— XXXIV: Die Karschin

... ist heute vor 225 Jahren, am 12. Oktober 1791, verstorben. Auf Wikipedia findet sich ein wirklich berührender Artikel über sie (eher eine Seltenheit in diesem zu trockener Faktensammlung und Dogmatismus neigenden Internet-Lexikon), die Dichterin Anna Louisa Karsch, aus dem (und von der) ich als kleine Kostprobe zu ihrem Gedächtnis hier nur eines ihrer, meiner Meinung nach schönsten, Gedichte zitieren möchte:

An den Domherrn v. Rochow

Meine Jugend war gedrückt von Sorgen.
Seufzend sang an manchem Sommermorgen
    Meine Einfalt ihr gestammelt Lied.
Nicht dem Jüngling töneten Gesänge,
Nein, dem Gott, der auf der Menschen Menge
    Wie auf Ameishaufen niedersieht!

Ohne Neigung, die ich oft beschreibe,
Ohne Zärtlichkeit ward ich zum Weibe,
    Ward zur Mutter, wie im wilden Krieg
Unverliebt ein Mädchen werden müßte,
Die ein Krieger halb gezwungen küßte,
    Der die Mauer einer Stadt erstieg.

Was wir heftig lange wünschen müssen
Und was wir nicht zu erhalten wissen,
    Drückt sich tiefer unserm Herzen ein;
Rebensaft verschwendet der Gesunde
Doch erquickend schmeckt des Kranken Munde
    Auch im Traum der ungetrunk’ne Wein.

Der Ruhmestitel einer Deutschen Sappho war vielleicht etwas zu hoch gegriffen, aber daß diese Frau aus einfachsten Verhältnissen wahrer dichterischer Schwung beseelte, wer wollte das angesichts allein dieses vorstehende Gedichts bestreiten ...?





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