Samstag, 30. November 2013

Bemerkenswerte Offenheit und Courage

... spricht aus folgendem Bericht in der »Neuen Zürcher Zeitung«:
Islamverbot
Nur noch nützliche Religionen in Angola
David Signer

Angola geht neue Wege im Umgang mit Religionen. Das südwestafrikanische Land will die Aktivitäten von 194 religiösen Institutionen verbieten. Unter ihnen sind christliche Freikirchen und Sekten, aber auch der Islam. Der Bann treffe Gemeinschaften, liess die Kultusministerin Rosa Cruz e Silva verlauten, «die im Widerspruch zu Gewohnheiten und Sitten der angolanischen Kultur stehen». Es gebe, führte sie weiter aus, nur drei oder vier Glaubensrichtungen, die eine sichtbare und nützliche Rolle in der Gesellschaft spielten.
(Hier weiterlesen)
Nun werden meine Freunde aus dem libertär-liberalen Lager wohl höchst indigniert die Braue wölben: was soll, bittschön, an so einer quasi diktatorischen Maßnahme, mit der ein Staat über die »Nützlichkeit« von Religionen entscheiden möchte »bemerkenswerte Offenheit und Courage« atmen?! Und meine Leser aus dem atheistisch-freidenkerischen Dunstkreis werden hohnlachend die Konsequenz eines Verbotes von Religionen gleichwelcher Art fordern, denn diese seien allesamt nicht nützlich, sondern sogar schädlich ...

Gemach, gemach! Der Titel des Artikels bezieht sich nicht darauf, daß in Angola der Islam verboten sein wird — sondern auf folgenden Absatz im NZZ-Artikel:
Muslimische Würdenträger aus der ganzen Welt haben sich über die Massnahmen empört gezeigt. Allerdings fällt deren heiliger Zorn auf sie zurück, da schliesslich umgekehrt in islamischen Ländern wie Saudiarabien Kirchen und sogar der Besitz von Bibeln oder Kreuzen verboten sind.
Und sowas liest man halt in dieser bemerkenswerten Offenheit und Courage nur in der »Neuen Zürcher Zeitung« — oder hätten Sie von all den Schleimscheißern (pardon l'expression) in den Redaktionen unserer Systemmedien jemals einen so klaren Hinweis auf die Verlogenheit der erbosten Musel-Reaktionen gelesen oder gehört? Eben!

Freitag, 29. November 2013

Eine rhetorische Frage

(oder eigentlich: Feststellung) äußert Christian Ortner — nämlich: warum Prostituierte mehr Ansehen genießen als Politiker.
Der Bundeskanzler verspricht, das 24-Milliarden-Budgetloch zu sanieren, ohne dass die Bürger das zu spüren bekommen. Danke, aber pflanzen können wir uns selber.

Das Ansehen der Politiker, so ergab eine jüngst vom Magazin „Trend“ publizierte Umfrage, ist momentan nicht nur schlechter als jenes der Journalisten (was schwer genug ist), sondern auch deutlich unter jenem von Prostituierten angesiedelt. Dies ist insofern nicht überraschend, als Prostituierte, im Gegensatz zur derzeit amtierenden politischen Klasse, im Regelfall ja auch halten, was sie ihren Kunden beim Anbahnungsgespräch – sozusagen dem Äquivalent zur Vorwahlzeit – zusagen.

Ein Freudenhaus, dessen Huren ihre Kunden so dreist über die zu erwartenden Dienstleistungen hinters Licht führen, wie das die Regierung vor der Wahl im Zusammenhang mit den Staatsfinanzen getan hat, ginge ziemlich schnell pleite. Kein Wunder also, dass die Sexarbeit gerade besser beleumundet ist als das politische Gewerbe. Das ist schlicht und einfach eine Frage der unterschiedlichen Verlässlichkeit dieser beiden Geschäftsmodelle.

(Hier weiterlesen)
So trefflich Ortners Artikel ist — der Unterhaltungswert mancher Leserkommentare liegt noch darüber. Hier ein kurzer Auszug aus dem Kommentar-Thread:
MCWS 29.11.2013 08:37
Es ist nicht nur eine Frage der Verläßlichkeit.
Sondern auch eine der Brauchbarkeit der angebotenen Dienstleistung.
Der Gastrokritiker 29.11.2013 08:36
Fünf Unterschiede zwischen Prostituierten und Politikern:
1. Prostituierte arbeiten hart für ihr Geld
- Politiker denken nur daran, wieviel sie bis zur nächsten Wahl abkassieren können
2. Prostituierte sind echte Profis in ihrem Metier
- Die meisten Politiker haben keinen Beruf gelernt (Taxifahrer?) und dilettieren in Volkswirtschaft, Diplomatie, Bildung oder Landesverteidigung. Bei Bedarf wird untereinander getauscht.
3. Prostituierte liefern echte Dienstleistungsqualität.
- Politiker hinterlassen nichts als riesige finanzielle und strukturelle Schäden. Macht nichts, das zahlt ohnehin der Bürger.
4. Prostituierte sind ehrlich. Beim ersten Diebstahl sind sie aus dem Geschäft.
- Politiker haben einen zweifelhaften Ehrenbegriff
5. Prostituierte müssen sich mehrmals täglich unter großer Konkurrenz einer Wahl stellen
- Politiker müssen sich nur alle 5 Jahre wählen lassen. Das Resultat steht schon vorher fest. Dazwischen können sie die Bürger fünf Jahre ungestört f...n und ausnehmen.
DRMS 29.11.2013 08:32
mundus vult decipii
Das ist ja alles richtig was Hr Ortner schreibt, nur kann man im bestehenden System der Herrschaft der Idioten ( = Mehrheitsdemokratie) nicht Kanzler werden, ohne zu lügen. Das heisst jeder Kanzler , egal von welcher Partei, er muss ein Lügner sein, sonst wird er nivcht Kanzler. Beweis: Man gründe eine Partei und sage dem Wähler immer alle Wahrheiten, zB der Wohlfahrtsstaat ist unhaltbar und wird crashen, z B man kann den Staat nicht über Reichenbesteuerung sanieren, z B Gewerkschaften vernichten Arbeitsplätze anstatt welche zu schaffen, alle Förderungen und Beihilfen sind grossteils kontraproduktiv usw.
So eine fiktive Partei schafft es nicht einmal in den Nationalrat. Tischen sie aber die Lügen von Faymann und Hundsdorfer auf , ( dabei bitte immer lächeln und treuherzig schauen) und sie bekommen eine Mehrheit im Parlament. Beweis . Letzte Wahl. Womit wir bei der Überschrift wären: Die Welt will belogen werden. Die Mehrheit ist einmal blöde. Damit regieren blöde Politiker.
Musers 28.11.2013 20:42
Wir sind alle Sozialisten
Peter Sloterdijk, der die linke Durchseuchung der Republik (gilt auch bei uns in A) wie folgt charakterisiert:
"Ob einer sich zur Sozialdemokratie bekennt oder nicht, spielt schon längst keine Rolle mehr, weil es Nicht-Sozialdemokraten bei uns gar nicht geben kann, die Gesellschaft ist per se strukturell sozialdemokratisch, und wer es nicht ist, der ist entweder im Irrenhaus oder im Ausland. Es gibt keine ernsthafte Alternative dazu."
Das entspricht leider den Tatsachen. Daher wundern mich derartige Realitätsverweigerungen nicht mehr.
Die wenig vornehme, aber sachrichtige Charakterisierung des Wieners — sie wurde, glaube ich, schon einmal auf diesem Blog gepostet — für Armlöcher wie diese unsere Politruks:

Ins Eckerl stellen und mit Katzendreck zuscheißen!

Donnerstag, 28. November 2013

Was »Die Presse« in der Politik als »skurril« empfindet

Beispielsweise dies hier:
Sarrazins Haus mit rosa Farbe beschmiert

Auf das Haus des umstrittenen SPD-Politikers Thilo Sarrazin in Berlin wurde ein Farbbeutelanschlag verübt, wie deutsche Medien berichten. Große Teile der Fassade seien mit rosa Farbe verschmiert, berichtet die Polizei. Eine linke Gruppierung namens GERD soll sich zu dem Vandalenakt bekannt haben. "Wir haben das Wohnhaus von Sarrazin ... rosa markiert", ist darin zu lesen.
Es bleibt zu fragen, ob »Die Presse« ähnlich amüsiert reagieren würde, wenn das Haus des Zentralrats-Präsidenten Graumann bspw. von einer rechten Gruppierung mit brauner Farbe beschmiert worden wäre. Und es bleibt zu fragen, mit welcher Intensität sich Deutschlands Polizei und Justiz um die Aufklärung dieser kriminellen Aktion gegen Sarrazin bemühen werden.

Oder vielmehr: die Frage wird sich wohl erübrigen, da die deutschen Polizei- und Justizkräfte sicherlich durch den »Kampf gegen Rechts« oder die lahmende Fortführung ihrer NSU-Veranstaltung so in Beschlag genommen sind, daß für solche Quisquilien einfach kein Personal zur Verfügung stehen dürfte ...

Mittwoch, 27. November 2013

Ein Justizminister, der seinen Namen verdient!

Wäre ich Cornelius Gurlitt — ich hätte ich wohl schon längst diesem präpotent grinsenden SchweinchenSchlau die feisten Bausbacken poliert! Spätestens nach seinem Vorschlag »für eine gütliche Einigung« in dieser Causa:
"Man könnte zum Beispiel - jedenfalls für einen Teil der Bilder - an etwas im Sinne einer Stiftungslösung denken, mit der Kunstwerke, die offensichtlich von größtem kunsthistorischem Interesse sind, auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden könnten", sagte Bausback der "Welt am Sonntag".

In einer gütlichen Einigung könnte "viel in den Blick genommen werden", auch die Berücksichtigung berechtigter Rückgabeforderungen oder die Frage, wie die Bilder nach Abschluss des Verfahrens sicher verwahrt werden können.

Die Kritik an der Rückgabe kann Bausback nachvollziehen: "Ich habe natürlich vollstes Verständnis für die Besorgnis des Zentralrats der Juden mit Blick auf mögliche Ansprüche von Menschen, denen ihr Eigentum im Zusammenhang mit Flucht und Verfolgung durch die nationalsozialistische Terrorherrschaft entzogen wurde", sagte der CSU-Politiker. "Ich sehe auch deshalb meine Aufgabe darin, auf eine einvernehmliche Lösung hinzuarbeiten."

Kein Kuhhandel

Gleichzeitig betonte Bausback, dass eine gütliche Einigung nicht vor weiteren Ermittlungen schützen könne: "Das Ermittlungsverfahren muss davon natürlich getrennt werden. Ein 'Kuhhandel', Strafffreiheit gegen Bilder, ist in einem Rechtsstaat nicht darstellbar. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun".
(Quelle: Die Presse)
Die Verluderung der deutschen Polit-, Justiz- & Medienlandschaft ist nur mehr zum Kotzen! Da gibt es offenbar eine klare Rechtslage (daß nämlich die Bilder Eigentum von Cornelius Gurlitt sind), doch die gefällt aus politischen Gründen nicht — also gedenken sich unsere Pollitfuzzis »gütlich« auf eine Enteignung des rechtmäßigen Eigentümers zu einigen, wobei die Einigung durch die unverhohlene Drohung mit fortgesetzten Strafverfahren hinterfüttert wird, und mit rückwirkenden Änderungen der Rechtslage »legal« abgesichert. Und dies alles ist in einem »Rechtsstaat« wie Deutschland offenbar problemlos »darstellbar«. Und wird von unseren Systemmedien natürlich unhinterfragt akzeptiert — Moment mal: riecht das nicht nach Zensur? Aber nicht doch! Die haben wir nicht, weil sie längst überflüssig ist bei total korrupten Medien ...

Die Leserkommentar unterscheiden sich freilich gewaltig vom Tenor der veröffentlichten Meinung. Und das sollte unseren Politruks und ihren Medienlakaien doch ein wenig zu denken geben. Die Stimmung kippt zunehmend gegen unsere Politganoven und ihre Handlanger. Ein Poster in der »Presse« meint nicht ohne Berechtigung über den bayerischen »Justiz«minister:
Erinnert an den fetten Göring, der mit ähnlichen Methoden operiert hat. Oder an die Grundstückskäufe am Obersalzberg.
Exakt so ist es! Vielleicht denken SchweinchenSchlau & Co. einmal darüber nach, wie der fette Göring schließlich geendet hat ...

Kein Taschendieb ist illegal!

Ist ja auch klar: nur TaschendiebSTAHL ist illegal! Ohne STAHL keine Illegalität, getreu dem altchristlichen Grundsatz: »Hasse die Sünde, aber liebe den Sünder« — was bspw. beim Verkehr mit verworfenen Mädchen völlig nachvollziehbar erscheint: man liebt das lose Mädel, aber haßt, daß man dafür zu bezahlen hat ...

Nun, zurück zum Taschendiebstahl: »Die Welt« berichtet darüber. Wie gewohnt abwiegelnd und verunklärend — der deutsche Michel soll ja nicht kopfscheu gemacht werden. Und Kollegin »Eulenfurz« greift das Thema auf. Und das liest sich dann so.

Dienstag, 26. November 2013

Das erste Viertel ist geschafft!

Das erste Viertel einer Million von Leserzugriffen nämlich. Hoffen wir, daß die nächsten Viertel etwas schneller dazukommen, sonst brauche ich noch weitere zwanzig Jahre, bis die Million voll ist!

Dennoch: man soll nicht unbescheiden sein — wenn ich denke, wie ich seinerzeit schon bei bescheidenen 40.000 Zugriffen jubiliert habe und »An meine Leser« dichtete:

»Das mehrgängige Menü spiegelt das Patriarchat wider«

Meinen eine gewisse Sonja Stummerer und ein gewisser Martin Hablesreiter im Gespräch mit einer gewissen Karin Schuh. Wer sich nicht sicher ist, ob er den ganzen Schwachsinn des »Presse«-Artikels »Die Herrschaft des Mannes am Eßtisch« lesen will, sei vorab bedient mit kulinarischen »Forschungs«-Schmankerln à la:
Bestecksets gibt es zum Beispiel auch deswegen, weil die Schusswaffe erfunden wurde. Die Schwertschmieden waren plötzlich arbeitslos und begannen damit, verschiedene Bestecke zu produzieren. Das hat sich durchgesetzt in einer Gesellschaft, die mit der Individualisierung immer konformer ging.
Na klar! Vor Erfindung der Schußwaffen hat der Mann von der Schweinshaxe sicher mit dem Beiderhänder mundgerechte Stücke abgeschnitten, und sein Burgfräulein ihr Hühnchen mittels scharfer Blicke tranchiert! Oder — ja so war'n s', ja so war'n s', de alten Rittersleut'! — sie rissen mit fettriefenden Fingern das heiße Fleisch von den Knochen ... ...

Der gewisse Herr Hablesreiter darf Feingebügeltes über Protokollfinessen dahinschwadronieren:
Mein Lieblingsbeispiel ist die Sitzordnung der Präsidentschaftskanzlei für Staatsbankette. Wer den Vorsitz hat, ist klar, aber wer ist die Nummer zwei? Der Schönborn ist es. In einem demokratischen Land, das angeblich säkularisiert ist, sieht die Regelung vor, dass der undemokratisch gewählte Kirchenvertreter vor dem Bundeskanzler sitzt. An diesen Feinheiten merkt man, wie diese Strukturen funktionieren.
Vielleicht sollte man díesem sich unglaublich kenntnisreich gerierenden »Wissenschaftler« (der sich dann doch nur als bestenfalls halbgebildeter entpuppt) raten, sich besser zu informieren, was im diplomatischen Protokoll geregelt ist — und warum. Daß bspw. Kardinäle (aus welchen schon seit Jahrhunderten der Papst, der völkerrechtlich ja auch ein Staatsoberhaupt ist, gewählt wird) traditionell der protokollarische Rang von königlichen Prinzen (oder, ganz korrekt: »Angehörigen königlicher Familien«) zukommt, da jeder der Kardinäle den amtierenden Papst dereinst quasi »beerben« kann.

Und Mitglieder königlicher Häuser rangieren nun eben vor Regierungschefs, die schließlich auch nur Minister (d.h. »Diener« — wenn auch hochrangige — ihrer Staatsoberhäupter) sind. Und es ist schnurzegal, ob ein Kardinal beim Bankett eines christlichen, laizistischen, buddhistischen, muselmanischen oder kommunistischen Staatsoberhauptes zu sitzen kommt: wird er eingeladen, so kommt ihm (und kam ihm einstmals auch in kommunistischen »Volksdemokratien«) dieser Rang zu. Wie ja auch ein Botschafter (der nicht bloß die Regierung des Entsendestaates, sondern sein Staatsoberhaupt vertritt!) protokollmäßig vor einem Minister des Tätigkeitsstaats rangiert. Basta.

Hier antiklerikales Kleingeld zu wechseln, mag die Minderwertigkeitskomplexe jener, die nie die Gelegenheit haben werden, an präsidialen Banketten teilzunehmen, besänftigen, erweist jedoch vor allem, daß auch ein Artikel, der mit »Schuh« gezeichnet ist, ein rechter (recte: linker) Stiefel sein kann ...

Montag, 25. November 2013

Gründe, warum sich der ernsthafte politische Liberalismus gar so schwer im deutschen Sprachraum tut

... benennt — in bekannter Unverblümtheit — der österreichische Iwrtschaftsjournalist Christian Ortner in seinem soeben erschienenen Buch »Hört auf zu heulen« und zitiert darin u.a. Dieter Schnaas aus der »Wirtschaftswoche«:
[Der Liberalismus] ... beinhaltet weder irgendwelche Heilsversprechen auf eine bessere Welt noch irgendwelche Krücken für den Einzelnen, sondern will bloß den Freiraum und die Autonomie des Einzelnen möglichst weit abstecken – und es dann diesem Einzelnen überlassen, wie er diese Freiheit nutzt oder auch nicht.

„Der Konservativismus und die Sozialdemokratie kennen derlei Probleme nicht“, diagnostizierte der Autor Dieter Schnaas jüngst in der „Wirtschaftswoche“. „Beide politischen Stilrichtungen verfügen über akklamationsfähige Inhalte, beide haben den Menschen etwas Bejahbares anzubieten, eine Projektionsfläche – eine Identität. Die Konservativen schöpfen aus dem reichen Reservoir der (nationalen) Kultur und Geschichte. Sie bauen auf Bewährtes, hüten die Tradition und pflegen die alten Werte, sie achten die Erfahrung, hegen überlieferte Ordnungen und vertrauen auf die zivilisierende Kraft gewachsener Institutionen.

Noch besser liegen die Dinge bei den Sozialdemokraten. Sie haben immer die Zukunft, den Fortschritt und das große Ganze im Blick, die Gesellschaft, den Staat und den Weltfrieden. Sie erheben Utopia zum allgemeinen Menschheitsziel und dienen sich uns als Navigatoren auf dem Weg dorthin an; sie erobern täglich eine bessere Welt und eine schönere Zeit, immer unterwegs für uns und die gute Sache, angetrieben von der erneuerbarsten aller politischen Energien, der ,sozialen Gerechtigkeit‘.

Allein der Liberalismus, der lässt uns im Stich. Der hält uns hinein in die Welt, wie sie ist und wir sie vorfinden – und gibtuns einen Stups. Der erteilt uns keine Ratschläge und weist uns keine Richtung, der gibt uns keinen Wink, kennt weder Herkunft, Weg noch Ziel. Der Liberalismus ist eine einzige Zumutung. Er zwingt uns die Freiheit auf, irgendwas aus ihr zu machen. Sie zu nutzen oder nicht.“
(Hier weiterlesen)
Wobei ich Schnaas bezüglich des Konservativismus (ein Dank an Schnaas, daß er nicht das unsägliche »Konservatismus« gebraucht!) ein wenig widersprechen muß: dieser ist — wenigstens in meiner Sichtweise — v.a. eine Geisteshaltung der pragmatischen Skepsis gegenüber Patentrezepten, und weniger ein bloßes sentiment »... aus dem reichen Reservoir der (nationalen) Kultur und Geschichte«. Das kann zwar auch darin enthalten sein (und ist es hoffentlich auch bis zu einem gewissen Grad!), aber es ist letztlich nicht das Essentiale des Konservativismus. Und damit steht der Konservativismus eigentlich einem (libertär verstandenen) Liberalismus sehr nahe, und unterscheidet sich von diesem v.a. darin, daß er auch das »Konstruktivistische« eines liberal-libertären »Gesellschaftskonstrukts« — daß nämlich das Individuum an und für sich und seine jeweilige Freiheit der einzige Anknüpfungspunkt aller sozialen Interaktion sei, aus welchem Punkt heraus die kollektivistische Welt aus den Angeln zu heben wäre — als das enttarnt, was es ist: als Ideologie.

Der echte Konservative ist eben genau das nicht: Ideologe! Das macht ihn freilich auch so anfällig für die Vereinnahmung durch religiöse oder sonstige weltanschauliche »Systeme«, die seine Ungeprägtheit ausnutzen, und so wenig »attraktiv« für viele Jüngere macht (die meist ein »Ziel« vor Augen haben wollen — und, biologisch gesehen, auch haben müssen!), wogegen die Älteren (oder wenigstens die intelligenteren unter ihnen) den Selbstbetrugs-Charakter der meisten »Ziele« schon erfahren haben, und daher der — zugegebenermaßen wenig enthusiasmierenden — Skepsis eines »Was ist, wie es ist, ist immerhin — doch es kommt selten was Besseres nach« zuneigen.

Der Libertäre, der glaubt, daß aus der Abschaffung aller staatlichen Verfaßtheit auf einmal die große individuelle Freiheit erblühen werde, ist also ebenso mit (wenn auch anderen) ideologischen Scheuklappen unterwegs, wie der Sozialist, der alle Hoffnung aufs Kollektiv setzt, oder der Nationale, der sein Heil in der Volksgemeinschaft sucht, oder der Liberale, der im laissez-faire des Marktes das Schibboleth des richtigen Lebens erblickt.

All das ist auch wichtig. Und all das muß — trotz all seiner teilweisen Unvereinbarkeit! — zu verwirklichen getrachtet werden, in ständigen Kompromissen und Halbheiten. Und um das zu ertragen, braucht es einen gesunden Konservativismus, der bei jeder Änderung, bei jeder »Maßnahme«  fragt, ob sie wirklich nötig ist. Ein minimalistischer Ansatz, fraglos. Und nur »attraktiv« für den, der sich in seinem Leben eingebettet sieht in eine Vergangenheit, die ihn trägt, und eine Zukunft, von der er hofft, daß sie ihre Vergangenheit, d.h. unsere Gegenwart, nicht verfluchen muß.

BananenRepublikDeutschland

Wie anders sollte man denn dieses Land bezeichnen, in dem ein amtierender Justizminister eines Bundeslandes (hier: Bayern) ernsthaft vorschlagen — und ein (nein: das) Nachrichtenmagazin »Spiegel« völlig ungerührt abdrucken kann:
Der Gemäldefund bei Cornelius Gurlitt hat ein grundlegendes Problem im Umgang mit NS-Raubkunst verdeutlicht. Bislang gilt eine Frist von 30 Jahren, nach deren Ablauf Eigentümer keinen Anspruch auf Herausgabe der Werke mehre haben. Der bayerische Justizminister Winfried Bausback (CSU) will dies jetzt ändern. In einem Interview mit dem SPIEGEL sagte Bausback, er habe einen Gesetzesvorschlag erarbeiten lassen, wonach jemand, der beim Erwerb "bösgläubig" war - also wusste, dass die Bilder oder anderen Gegenstände, die er kauft oder erbt, ihrem Eigentümer abhandengekommen sind -, sich nicht auf Verjährung berufen kann.

Die Regelung soll nach dem Willen Bausbacks rückwirkend gelten, also auch für den Fall des Kunsthändlersohns Gurlitt. "Es wäre für mich schwer erträglich", begründete Bausback seine Lex Gurlitt, "wenn man Rückgabeforderungen der Eigentümer nun entgegenhalten würde, dass ihre Ansprüche verjährt sind."
Bei solchen Auslassungen fragt sich schon, wie verludert unser Politsystem sein muß, wenn es irgendwelche Partei-Kreaturen derartig gemeingefährlichen Schwachsinn verzapfen läßt!

Ein Kommentarposter bemerkte zu diesem Andenken eines legistischen Amoklaufes völlig zutreffend:
Gab es nicht mal irgend so ein Gesetz, wonach man nicht für etwas verurteilt werden kann, was zu einem früheren Zeitpunkt nicht verboten war und so? Spätere Generationen von Historikern werden sich darüber streiten, an welchem Punkt genau sich Deutschland vom Rechtstaatsprinzip verabschiedet hat. Dass es auf jeden Fall vor 2013 geschehen sein muss, ist mir aber schon klar.
Nun wird der gewiegte Jurist natürlich völlig zutreffend darauf hinweisen, daß das Rückwirkungsverbot nur in strafrechtlichen Fragen absolut gilt — und man verzichtet ja offenbar großzügig darauf, den 86-jährigen Herrn Gurlitt betrafen zu wollen, man will ihn ja bloß enteignen ... LePenseur ist Jurist genug, um diese trickreichen Spielchen zu kennen. Und anständig genug, sie zu verachten.

Aber Anstand hat man heute nicht mehr. Und schon garnicht in dieser Republik.

Sonntag, 24. November 2013

Arier kennen wir. Proletarier kennen wir. Aber was für eine Rasse sind »Frutarier« ...?

Na, Gott sei dank gibt es »Die Presse«, die uns selbst über die wichtigsten Zweifelsfragen im menschlichen Leben kompetent zu informieren weiß:
Steve Jobs war einer von ihnen. Der Apple-Gründer hat sich laut eigenen Angaben in den 1970er-Jahren ausschließlich von Obst ernährt. Der Name seiner Firma sowie das Apple-Logo sollen auch vom Frutarismus inspiriert worden sein. Allein, ob das stimmt oder nur Legende ist, ist nicht ganz klar. Ebenso unklar ist, wie viele Menschen es überhaupt auf der Welt gibt, die diese Art der Ernährung auserkoren haben. Und ob es sie überhaupt gibt...

Für Frutarier haben Pflanzen dieselbe Daseinsberechtigung wie Menschen oder Tiere. Gegessen werden dürfen demnach nur jene Sorten Obst, bei denen nach der Ernte die Pflanze weiterlebt, also beispielsweise Äpfel, Orangen, Zitronen, Mangos, Limetten, Kiwi, Avokado, Melonen, Papaya, Bananen, Beeren, aber auch einige wenige Gemüsesorten wie Gurken, Paprika und Tomaten.

Der Verzehr von Wurzelgemüse (etwa Karotten oder Kartoffeln) ist verboten, da mit dem Ausreißen der Wurzel die Stammpflanze geschädigt wird. Tierische Produkte oder gar Fleisch sind sowieso tabu, genau wie der Verzehr von Brot, Pasta und Reis. Zusätzlich ernähren sich Anhänger des Frutarismus noch von Samen und Nüssen. Aber es geht noch strenger: Eine besonders außergewöhnliche Form der Frutarier ernährt sich ausschließlich von Fallobst – von Früchten, die schon vom Baum gefallen sind.
Wäre heute nicht (bei Protestantens) Totensonntag — bei den Katholen feiert man (zwar besser gelaunt, doch auch keineswegs zu Späßchen aufgelegt!) das »Christ-Königs-Fest«, bzw. in der Tradi-Abteilung den »24. Sonntag nach Pfingsten« (nach seinem Evangelium auch „Sonntag des Weltgerichts“ genannt« — also: wären da nicht lauter eher ernsthafte Tagesanlässe, so würde ich auf einen Faschingsbeitrag tippen. Weit gefehlt — die Frutarier meinen das ernst!

Hofrat Friedrich von Schiller mit seinen faulen Äpfeln in der Schreibtischlade war mir immer etwas suspekt — denn wessen Inspiration sich an Verfaulendem entzündet, muß irgendwie eine Schraube locker haben, denke ich ... aber bitte: soll mir doch egal sein, wie er zu seinen nur allzu geläufig zitierbaren Sentenzen kam (der große Wiener Literaturkritiker Hans Weigel schrieb einmal: »Goethe wäre auch heute noch Goethe. Schiller wäre Werbtexter geworden!«). Und jetzt gibt's tatsächlich irgendwelche Narren, die nur Obst oder gar nur Fallobst essen? Möbel nur aus Windbruch zimmern lassen wollen? Einfach krank.
Wie sich eine frutarische Ernährung niederschlagen kann, musste zuletzt Hollywood-Schauspieler Ashton Kutcher miterleben. Für seine Rolle im Film „jOBS“, in dem er Apple-Gründer Steve Jobs spielt, stieg er für einige Zeit auf eine frutarische Diät um. „Zwei Tage vor dem ersten Drehtag musste ich ins Krankenhaus“, sagte Kutcher gegenüber „USA Today“. „Ich krümmte mich vor Schmerzen. Meine Bauchspeicheldrüse war vollkommen aus dem Gleichgewicht. Es war wirklich erschreckend.“ Zumal Steve Jobs selbst 2011 an Bauchspeicheldrüsenkrebs verstarb.
Ansgesichts solcher Fakten sollte eigentlich klar sein, daß es zwar jedem Menschen überlassen bleiben möge, wie er sich umbringt (die einen durch Stelzen-Völlerei, die nächsten durch Alk & Co., und andere eben durch obstinates Obstessen), daß solche Verhaltensweisen aber jedenfalls als das zu bezeichnen sind, was sie sind: als Unsinn. Doch weit gefehlt in unserer Zeit, die jeder Verurteilung (außer, selbstmurmeld, die des »Rechtsextremismus« und »Rechtspopulismus«) peinlichst aus dem Weg geht! Da werden verzogene Fratzen zu »verhaltensoriginellen Kindern« behübscht, da wird kriminellen Scheinasylanten taxfrei eine »ethische Desorientierung infolge fluchtbedingter Traumatisierung« attestiert, und da meint ganz selbstverständlich auch eine »Ernährungswissenschaftlerin« namens Mag.a*) Kornelia Hammerl begütigend:
... dass alternative Ernährungsformen durchaus auch positive Aspekte haben – da „klassische Ernährungsfehler“ vermieden werden. Beispielsweise werden mehr Obst und Gemüse und weniger tierisches Fett, ja weniger Fett im Allgemeinen verzehrt. „Und in der heutigen Zeit sollte sich jeder Gedanken über die aufgebrachten Ressourcen machen, die nötig sind, unsere Lebensmittel herzustellen.“
Frau Hammerl sollte sich lieber einmal Gedanken darüber machen, wer die Ressourcen aufbringt, die nötig sind, um sie und ihre erkennbar entbehrlichen Statements zu finanzieren. Als Steuerzahler kommt man sich angesichts solcher Studienergebnisse nämlich etwas verarscht vor ...

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*) das "a" muß einfach sein! Denn ohne "a" dahinter würde man beim Namen »Kornelia« doch sofort einen Mann vermuten ...

Samstag, 23. November 2013

»Blutgrätsche der Politik«

... betitelte Roland Tichy, der Chefredakteur der »WirtschaftsWoche« vor ein paar Tagen einen Artikel auf seinem Blog »Chefsache«:
Über das Schicksal ganzer Wirtschaftszweige entscheiden zufällige Koalitions-Kungelrunden. Das schadet dem Standort.

Zunächst war die Solarindustrie die grüne Wunderwaffe für Jobs und Wachstum. Aber nach einer geringfügigen Absenkung der Solarvergütung ist nun die Pleite Normalfall. Nur ein winziges Ruckeln an der Windförderung in den Koalitionsgesprächen, und schon stürzen die Windrad-Aktien in den Keller. Nur zwei Beispiele, die die alte Börsianer-Regel belegen: Politische Börsen haben kurze Beine, denn gegen elementare wirtschaftliche Zwänge kann sich die Politik nicht stemmen. Auch nicht, wenn sie so tief in unsere Taschen langt wie die Bundesregierung: 150 Milliarden Euro an Subventionen kostet allein die Solarförderung; das ist die größte verbrannte Summe seit der Apollo-Mission für ein ziviles Projekt.
Eine leider nur zu richtige Zustandsbeschreibung des völlig unverantwortlichen Treibens unserer Politkriminellen ...

Freitag, 22. November 2013

Heute vor fünfzig Jahren

... also am 22. November 1963, starb in Amerika ein in aller Welt bekannter Mann, dessen Visionen bis heute (und wohl noch viel weiter in die Zukunft) fortwirken — so ist bspw. eines seiner Zitate bis heute als geflügeltes Wort in aller Munde*). Er entstammte einer bedeutenden Familie: schon sein Großvater war in früheren Zeiten eine weithin bekannte Persönlichkeit gewesen, ebenso jedoch seine Brüder (einer von ihnen lebte, hochangesehen und geschätzt, bis in unsere Zeit).

Die Visionen dieses Mannes von einer zukünftigen Weltordnung waren und sind keineswegs unumstritten — bis heute werden sie von pragmatischen Skeptikern verlacht und als unrealistisch abgetan, und auch schon vor seinem Tod lösten viele seiner Ansichten lebhafte Kontroversen aus, die teilweise bis heute nachwirken, sodaß man in gewissem Sinne sagen kann, sein virtuelles Nachleben nach dem Tode sei für seine Stellung in der Geschichte entscheidender, als das, was er in seinem Leben tatsächlich tat. Ach ja: der Name des Mannes war Aldous Huxley. Oder an wen hatten Sie sonst gedacht ...?

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*) Mein persönliches Lieblingszitat: »Facts do not cease to exist because they are ignored.«

Donnerstag, 21. November 2013

»Alle Bilder Gurlitt zurückgeben?«

... fragt die »Neue Zürcher Zeitung« irgendwie fassungslos. Ja, wo gibt's denn das, daß der Erbe eines pöhsen »Nazis« (und Nicht-Ariers), seine seit langem bekannte »Raubkunst«, die er völlig legal geerbt hat, so einfach zurückbekommt? Da ist natürlich Empörung angesagt! Doppelte Empörung natürlich schon deshalb, weil es empörenderweise rechtens ist, die Bilder an Gurlitt zurückzugeben, dessen Privatbesitz sie immerhin sind:
Wie mittlerweile bekanntwurde, wussten nämlich Vertreter der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, die Berliner Provenienzforscherin Meike Hoffmann, mehrere Beamte des bayerischen Justiz- wie auch des bayerischen Wissenschaftsministeriums ebenso seit Monaten über den Kunstfund Bescheid wie Mitarbeiter des dem Bundesfinanzministerium unterstellten Bundesamtes für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen. Doch niemand hielt es in den 20 Monaten seit der Beschlagnahmung für nötig, Opfervertreter, Museen, aus denen die Kunstwerke stammen könnten, oder die Öffentlichkeit zu informieren. [...]

Rückforderungsfristen abgelaufen

Doch eventuell hätte selbst eine frühzeitige Veröffentlichung der Bilder allenfalls die Sensationslust befriedigt. Denn immer mehr Juristen sind der Ansicht, dass es vermutlich keine juristische Handhabe gibt, die beschlagnahmten Werke an jemand anderes als Gurlitt zurückzugeben. Unstrittig ist, dass die derzeit geschätzt 300 Bilder aus dem Privatbesitz der Familie schnell an ihn zurückgehen müssten. Aber auch für Bilder der sogenannt entarteten Kunst und vermutlich sogar für die nach der Prüfung als NS-Raubkunst identifizierte Werke könnte dies gelten. Denn es gibt offenbar keine juristische Grundlage dafür, dass sogenannt entartete Kunst an diejenigen Museen restituiert wird, aus denen sie von den Nazis im Zuge der Säuberungsaktionen entfernt worden war. Und laut Experten sind auch die Fristen, innert deren man gemäss deutschen Gesetzen Raubkunst zurückfordern kann, abgelaufen. Das in den letzten Tagen vielzitierte «Washingtoner Abkommen», wonach Raubkunst identifiziert und zurückgegeben werden sollte, gilt nicht für Privatleute und ist zudem auch kein verbindliches Recht.
Ja, was macht man in so einer Situation? Empören, natürlich! Schon eine Frechheit, daß die Museen, deren damalige Betreiber (nämlich die damals eben von NS-Anhängern geleiteten Museumsverwaltungen) irgendwelche halbabstrakte Klexereien oder expressionistisch verzerrte Grimassenbilder einfach loswerden wollten (und an Gurlitts Vater auch loswurden), das jetzt nicht einfach beim Erben entschädigungslos beschlagnahmen dürfen, wo solche Bilder auf einmal viel Kohle wert sind. Na, mir kommen gleich die Tränen ...

Tränen kommen freilich auch den professionellen Holocaust-Gedächtnisverwaltern, denn ihnen droht eine lukrative Empörungsinszenierung den Bach der Geschichte runterzugehen. Werden doch durch natürlichen Wegfall die tatsächlichen Opfer der Nazi-Zeit immer seltener und drohen demnächst gänzlich auszusterben! Was täte dann die Holocaust-Gedächtnisindustrie? Die wäre doch glatt arbeitslos, und das darf einfach nicht sein. Aber, keine Bange man weiß sich schon zu helfen:
Zentralratspräsident Graumann schäumt: Den "Opfern von damals" müsse zu Würde verholfen werden.

[...] "Nachdem die ganze Sache über 18 Monate hinweg fast konspirativ behandelt wurde, ist nun der Schnellschuss einer pauschalen Rückgabe sicher auch der falsche Weg", kritisierte der Präsident des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, in der "Süddeutschen Zeitung". Bei Fällen von möglicher Raubkunst seien Sensibilität und Verantwortung gefragt; es gehe "nicht nur um den Rechtsanspruch auf Restitution". Die Sache besitze auch eine "moralische und historische Dimension". Es liege nun in der Verantwortung der Politik, "den Opfern von damals zur Würde von heute zu verhelfen". Der Jüdische Weltkongress hatte zuvor eine Änderung der Verjährungsfristen gefordert, um die Rückgabe von NS-Raubkunst zu erleichtern.
... weiß »Die Presse« zu berichten. Und da jeder weiß, daß die Deutsche Regierung und ihr Beamten- und Justizapparat vor jedem — und erst recht einem »schäumenden« — Präsidenten des Zentralrats der Juden in jede Hose machen, die er ihnen hinhält, kann davon ausgegangen werden, daß das corriger la fortune à la Graumann den Sieg über den Rechtsstaat davontragen wird.

Dem kann man natürlich unschwer durch ein zweckmäßig eingeleitetes Strafverfahren wegen Steuerhinterziehung (et al.) »nachhelfen«, denn ohne Zugriff auf seine Bilder wird Gurlitt eine effektive Verteidigung gegen eine Phalanx von Staats- und Rechtsanwälten nicht finanzieren können — und »zur Sicherung des Abgabenanspruches« läßt sich eine weitere Zurückbehaltung der Bilder jederzeit als völlig rechtsstaatliche Maßnahme verkaufen. Und wenn Gurlitt dann das Wasser bis zum Hals steht, kann man ihm gegen »freiwillige Übergabe« seines Eigentums wenigstens Haftverschonung anbieten. Großzügig, wie unser »Rechtsstaat«, diese Bananenrepublik Deutschland, nun mal ist.

Endgültig unappetitlich wird's freilich am Schluß des Artikels, wenn es süffisant dahingeschlenzt heißt:
Erben, welche die ihren Vorfahren von den Nazis geraubten Bilder zurückhaben möchten, haben also zwar zweifellos einen moralischen, aber möglicherweise keinen juristischen Anspruch auf «ihre» Bilder. Sie sind somit auf das Entgegenkommen von Gurlitt angewiesen. Doch der will alle Bilder wiederhaben, wie er kürzlich sagte. Doch wie und wo er dann die jetzt weltweit bekannten Werke schützen will, das ist völlig unklar. Fraglich ist, ob er das überhaupt richtig einschätzen kann.
Was dafür der Leser fraglos völlig richtig einschätzen kann, ist die Unverfrorenheit, mit der da — in Klartext übersetzt — gesagt wird: »Stellen wir einfach die Bilder ins Internet und weisen ihn dann darauf hin, daß er bei einem "zufälligen" Einbruch alles verlieren wird! Dieser alte Drecksack verdient es nicht besser und hat keine Alarmanlage in seiner Wohnung — und an der Versicherung für den ganzen Schamott ginge er ohnehin pleite! Aber so wird er sich mit uns wohl "einigen" müssen ...«

Da kann man eigentlich nur sagen:

Reichsfluchtsteuer war einmal! Wir von der Antifa und vom Zentralrat der Juden sind da längst weiter!

oder (mit einem der »entarteten Maler« zu sprechen):

Ich kann gar nicht soviel fressen, wie ich kotzen möchte ...

 

Mittwoch, 20. November 2013

»Gaarder: „Wir wissen nichts über die Zukunft!“«


... betitelt »Die Presse« ein Interview mit dem norwegischen Schriftsteller Jostein Gaarder (seinerzeit mit »Sofies Welt« bekannt geworden), aus Anlaß seines neuen Buches »Noras Welt«, in dem er die Kinder der Welt aufruft »das Klima zu retten«:
Presse: Es geht zwar ums Klima statt um Philosophie, dennoch erinnert „Noras“ an „Sofies Welt“. Wollten Sie bewusst anknüpfen?

Gaarder: Überall auf der Welt hat man mich gefragt: Wenn Sie „Sofies Welt“ noch einmal schreiben würden, würden Sie etwas anders machen? Ich sagte, ja, ich würde auch über fernöstliche Philosophie schreiben, und über das Klima.
Mit einem Wort: wir wissen nichts über die Zukunft, aber wir retten sie mal schön fleißig. Getreu dem »Wüd'n mid seina Maschin'« und seinem bekannten Motto: »I hab zwoa ka Ahnung, wo i hinfoar, aber dafür bin i gschwinder durt'!«, oder klassischer: »Der Weg ist das Ziel« ...

Wie schon öfters auf diesem Blog äußert LePenseur auch über derlei Meinungen die Vermutung, daß Menschen, denen in ihrer Saturiertheit als Religions-Surrogat Sätze à la
»... wenn ich in der Natur bin, mache ich pantheistische Erfahrungen. Ich erlebe das Leben als Mysterium, als Rätsel, das ist eine Art religiöser Erfahrung.«
... problemlos über die Lippen gleiten, sich als Ersatz für nicht geglaubte jenseitige Himmel und Höllen ihre irdischen Eschatologien schaffen müssen. Und wären es bloß Traumerzählungen von einem 16-jährigen Mädchen, das beim Aufwachen merkt, daß sich etwas ändern muß.

Und da dies das Klima sich bekanntlich nicht darf, weil sonst spätestens 2084 schwitzende Eisbären hungernd über grönländische Wüsteneien flanieren müßten, muß sich halt sonst alles ändern ... na, das übliche halt. Das mag unser Zeitgeist (solang er sich nicht ändern muß!) und seine Medien — und deshalb bekommt so ein Autor per Interview auch Gratiswerbung für sein Buch ...

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P.S.: warum versuchte eigentlich noch keiner, angesicht von soviel Abgehobenheit, statt des Klimas lieber die Gravitation zu retten ...?

Dienstag, 19. November 2013

»Kapitalismus ist gottlos! Jedenfalls so gottlos wie ein Käsebrot.«

... meint der »papsttreue Blog«. Was genau er damit ausdrücken will, das müssen Sie schon selber nachlesen ...

Goldröcke

Mutti und ihre gegenderte SeilInnenschaft weiß, was der deutschen Wirtschaft not- & guttut: Frauenquoten in Aufsichtsräten! Zwar zeigen die Erfahrungen in Ländern, die diesen Schwachsinn bereits eingeführt haben, lediglich, daß sich ein paar gutvernetzte Quotenfrauen damit eine goldene Nase verdienen (d.h.: verdienen tun sie's ja nicht — sie kriegen's einfach als staatlich garantierte Monopolrendite!), aber was macht das schon, wenn es gilt, eine ideologische Vorgabe legistisch einzubetonieren. Denn wie sogar »Die Presse« zugeben muß:
Unmittelbare Gewinner der neuen Regelung sind jedenfalls „Goldröcke“. So nennen Personalvermittler die nun sehr begehrten, hochqualifizierten Managerinnen in frauenarmen Branchen, die nun Aufsichtsratsposten, Geld und Macht kumulieren können. (Hier weiterlesen)
In meiner Jugendzeit sagte man über Frauen, die via Bett des Vorgesetzten Karriere machten, sie hätten eine Goldader zwischen den Beinen entdeckt. Heute sind wir eben bei Goldröcken angelangt ... kein Wunder, wenn man sich diese verbiestert-tranigen Genderweiber so ansieht! Wer wollte da schon deren Goldader bearbeiten (Manuela Schwesig, bei der man sich das — rein optisch wenigstens — vorstellen könnte, ist unter ihnen offenbar das Quotenblondchen, damit Muttis Walkürenriege nicht allzu abschreckend aussieht) ...

»... und was machen Sie beruflich?« — »Seit Dezember bin ich Goldrock bei Mannesmann«, wird der Small-Talk also dahinplätschern. So, wie man einst Priester in Soutane als »Schwarzröcke« bezeichnete, werden Frauen in Aufsichtsräten künftig als »Goldröcke« hinreichend charakterisiert sein. Man könnte kürzer und treffender auch »Quotzen« dazu sagen ...

Montag, 18. November 2013

»Wäre die Welt doch ein bisschen amerikanisierter!«

... wünschte sich vor ein paar Tagen ein gewisser Hannes Stein in der »Welt«. Und er hinterfüttert diese Wünsche mit ganz grauenvollen Vorstellungen, was denn da wäre, gäbe es diese wahren Wohltäter der Menschheit, also: die U.S.A. nicht. Nicht, daß seine Horrorszenarien etwa nicht lustig zu lesen wären ...
Was wäre die Welt ohne Rock'n'Roll und Marilyn?

Von der Außenpolitik will ich dabei gar nicht beziehungsweise nur en passant reden. Also von einem syrischen Regime, dem keine Macht der Welt mehr den Giftzahn zöge; einem Iran, der wahrscheinlich längst Nuklearmacht wäre; von einem Putin-Russland, das in Europa schalten und walten könnte, wie es ihm in den Kram passt; von dem schwelenden Konflikt um die Spratly-Inseln im Südchinesischen Meer, der wohl längst zum heißen Krieg zwischen der Volksrepublik China und Vietnam entflammt wäre, wenn Amerika nicht immer wieder schlichtend eingegriffen hätte. Geschenkt, alles geschenkt.

Aber wie sähe die Welt im Bereich der Kultur aus, wenn es dank Drohung mit einer Q-Bombe gelungen wäre, die Vereinigten Staaten in so etwas wie eine zu groß geratene Schweiz mit Cowboys und Indianern zu verwandeln? Ein Land, das außerhalb seiner Grenzen ohne Einfluss geblieben wäre? Zum Beispiel hätten Sie dann nie vom größten Komponisten des 20. Jahrhunderts gehört.

Alban Berg und Karlheinz Stockhausen würden Sie als gebildeter Mitteleuropäer natürlich kennen, aber Sie könnten nicht mitsummen, wenn ich Ihnen jetzt gut gelaunt die ersten Takte von Duke Ellingtons "Take the A Train" vorträllerte. Sie hätten, verdammt noch mal, kein bisschen Swing in den Knochen. Und was die Fünfzigerjahre betrifft, gäbe es für Sie nur deutsche Schlager, aber keinen Rock 'n' Roll. Traurig! Sie würden die Beatles und die Rolling Stones kennen, aber weder die Beach Boys noch Bob Dylan.
(Hier weiterlesen — wenn Sie diesen Schwachsinn weiterlesen wollen)
Tja, womit wir da wohl leben — nein: dahinvegetieren! — müßten ... ach geschenkt, alles geschenkt — aber spinnen wir kurz weiter (den Gedanken natürlich ...):

Wir hätten bspw. nicht zusehen müssen, daß eine durchgeknallte Supermacht ein Mini-Ländchen wie Grenada plattwalzt, nur weil seine demokratisch gewählte Regierung irgendwie nicht ins Konzept der Supermacht paßte. Wir müßten gramgebeugt darauf verzichten, daß Israël längst eine Nuklearmacht ist (aber sich um keinen Atomwaffensperrvertrag kümmern muß). Wir hätten auch kein Regime in Washington, das in Europa schalten und walten könnte, wie es ihm in den Kram paßt (wenn z.B. ein Schurkenstaat wie die Schweiz nicht so spurt, wie's den Steuerbehörden in Washington gefällt, wird er halt mit der Drohung, sein Bankwesen und seine internationalen Konzerne durch lancierte Prozesse vor US-Gerichten in den Ruin zu treiben, zur Räson gebracht).

Und wie beklagenswert wäre eine Welt, die bloß Alban Berg hätte, nicht aber Duke Ellington (dessen Charakterisierung als »größter Komponist des 20. Jahrhunderts« mich fast den grauen Novembertag vergessen ließ — selten so gelacht!). Wohl ebenso beklagenswert, wie eine Welt, in der ich darauf verzichten muß, daß mich irgendwer, den ich nicht näher kenne und auch gar nicht näher kennenlernen will, nach zwei Minuten per Vorname anredet. Oder ein Welt, in der Mutti oder auch ich nicht bespitzelt würden — das würde der ehemaligen FDJ-Sekretärin (und mir erst!) doch glatt fehlen, oder etwa nicht?

Steins Hymnus auf die Unentbehrlichkeit und Vorbildlichkeit der USA läßt mich ein wenig ratlos zurück, und die Frage schwebt mir auf den Lippen: »Was raucht der?« An den gentechnisch veränderten Zutaten der US-Hamburger alleine kann's wohl nicht liegen ... ... Ach so, ich vergaß! ... Er schreibt für »Die Welt« aus dem Reiche weiland Axel Cäsar Springers — in dem bekanntlich die Sonne der alliierten Verlagslizenz nie untergeht.

Na, dann ...

Richard Dehmel — zur Erinnerung an einen (fast) Vergessenen

 
Wer kennt ihn denn noch, außer Germanistikstudenten, die gerade ein Seminar über »Literatur der Jahrhundertwende« absolvieren, oder leidgeprüfte Antiquare, denen seinerzeit weitverbreitete Dehmel-Gesamtausgaben wie Blei in den Regalen liegen und verstauben ...

Da LePenseur in früheren Versuchen, diesen Blog über die auf Dauer, zugegeben, doch etwas ermüdende Thematik »Kampf gegen das Sozentum jedweder Couleur und Kampf für die Meinungsfreiheit« hinauszuführen, grandios am Desinteresse seiner Leserschaft gescheitert ist, soll hier dieses »verschollenen« Dichters nur kurz gedacht werden — aber die heutige 150. Wiederkehr seines Geburtstages am 18. November 1863 sollte bei einem einstmals so Berühmten doch nicht völlig unbeachtet vergehen. Wer über ihn Zahlen, Daten und Fakten sucht, möge auf Wikipedia nachlesen — der Artikel ist als Erstinformation brauchbar, recht kurz, faktenorientiert und ohne penetrante Gutmenschelei.

Hier sei nur kurz auf zwei der Gedichte eingegangen, die LePenseur mit Richard Dehmel besonders verbinden — das eine, weil er es für eines der schönsten der deutschen Literatur jener Zeit hält, das andere, weil es nach LePenseurs Ansicht zwar, nun sagen wir mal: nicht unbedingt grottenschlecht (das wäre unfair und am heutigen Gedenktag pietätlos ausgedrückt) ... aber eben doch alles andere als wirklich gut ist — dafür aber Inspirationsquelle eines der genialsten Frühwerke eines später auf eher unanhörbare Abwege geratenen, großen Komponisten wurde ... Eh voilà — hier sind die beiden Gedichte:

Sommerabend

Klar ruhn die Lüfte auf der weiten Flur;
fern dampft der See, das hohe Röhricht flimmert,
im Schilf verglüht die letzte Sonnenspur,
ein blasses Wölkchen rötet sich und schimmert.

Vom Wiesengrunde naht ein Glockenton,
ein Duft von Tau entweicht der warmen Erde,
im stillen Walde steht die Dämmrung schon,
der Hirte sammelt seine satte Herde.

Im jungen Roggen rührt sich nicht ein Halm,
die Glocke schweigt wie aus der Welt geschieden;
nur noch die Grillen geigen ihren Psalm.
So sei doch froh, mein Herz, in all dem Frieden!

Wie viele »große« Gedichte fallen einem ein, wenn man an »Sehnsucht nach abendlichem Frieden« denkt? Vielleicht eine Handvoll (angeführt von Goethes »Wanderers Nachtlied«) — unter denen das vorstehende aber um seinen legitimen Platz nicht zu fürchten braucht.

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Verklärte Nacht

Zwei Menschen gehn durch kahlen, kalten Hain;
der Mond läuft mit, sie schaun hinein.
Der Mond läuft über hohe Eichen;
kein Wölkchen trübt das Himmelslicht,
in das die schwarzen Zacken reichen.
Die Stimme eines Weibes spricht:
Ich trag ein Kind, und nit von Dir,
ich geh in Sünde neben dir.
Ich hab mich schwer an mir vergangen.
Ich glaubte nicht mehr an ein Glück
und hatte doch ein schwer Verlangen
nach Lebensinhalt, nach Mutterglück
und Pflicht; da hab ich mich erfrecht,
da ließ ich schaudernd mein Geschlecht
von einem fremden Mann umfangen,
und hab mich noch dafür gesegnet.
Nun hat das Leben sich gerächt;
nun bin ich Dir, o Dir begegnet.

Sie geht mit ungelenkem Schritt.
Sie schaut empor; der Mond läuft mit.
Ihr dunkler Blick ertrinkt in Licht.
Die Stimme eines Mannes spricht:
Das Kind, das du empfangen hast,
sei deiner Seele keine Last,
o sieh, wie klar das Weltall schimmert!
Es ist ein Glanz um alles her;
du treibst mit mir auf kaltem Meer,
doch eine eigne Wärme flimmert
von dir in mich, von mir in dich.
Die wird das fremde Kind verklären,
du wirst es mir, von mir gebären;
du hast den Glanz in mich gebracht,
du hast mich selbst zum Kind gemacht.
Er faßt sie um die starken Hüften.
Ihr Atem küßt sich in den Lüften.
Zwei Menschen gehn durch hohe, helle Nacht.

Fürwahr ein Gedicht, nahe am Schwulst gebaut — aber seine inhaltliche, menschliche Großartigkeit, mit der das Themenfeld Schuld, Gewissen, Vergebung, Annahme und Liebe hier behandelt wird, die uns die künstlerischen Mängel vergessen läßt, erschließt sich erst beim Anhören der Musik, zu der es Arnold Schönberg in seinem Streichsextett op. 4 inspirierte! Es ist eine Musik, die, wiewohl im tonalen System noch wurzelnd, dieses auf weite Strecken fast transzendiert (und insofern war die Konsequenz, die Schönberg mit seinem Weg in die Atonalität zog, nur logisch — wenn auch im Ergebnis eher wenig erbaulich anzuhören). Der damals 25-jährige Komponist schuf ein Werk, das sich klarerweise aus Vorbildern, durchaus disparaten Vorbildern übrigens wie Wagners Tristan und Spätwerken von Brahms, orgiastischen Musikeruptionen eines Richard Strauss ebenso wie tragisch umdüsterten Mahler-Symphonien, speist, doch über sie in einem unverwechselbaren Personalstil hinausgeht.

Es ist eine Musik, die zwar dem Verlauf des Gedichtes getreulich folgt, und doch in ihrer inneren Logik der Themenentwicklung nicht weniger konsequent ist als jedes Streichsextett »absoluter« Kammer-musik. Es ist aber v.a. eine Musik, die alle Stimmungsvaleurs, die sich im Text des Gedichts wohl intendiert, aber durch Worte als nicht hinlänglich »transportierbar« erweisen, mit einer geradezu erschütternden Tiefe auszudrücken weiß.

Es gibt kaum irgendwo (selbst bei Wagners »Tristan« oder Richard Strauss' »Don Juan«) eine überzeugendere musikalische »Umsetzung« eines Orgasmus als das, was etwa ab min. 6:30 des Werkes erklingt (»... da ließ ich schaudernd mein Geschlecht / von einem fremden Mann umfangen ....«). Wem krampft sich nicht die Brust zusammen bei min. 8:50 angesichts der totalen Verzweiflung mit der die Violine wie in Gewissensqualen aufschreit. Und wem das Herz nicht aufgeht in warmer Rührung zum männlich-sonoren Klang des Cellos bei min. 15:00 (»Die Stimme eines Mannes spricht«) und min. 15:29 (wohl »o sieh, wie klar das Weltall schimmert! Es ist ein Glanz um alles her«), der hat wohl nie eines gehabt ...

Ab min. 16:34 breitet sich eine »Verklärte Nacht« über wogend gebrochene Streicherakkorde und wird ab min. 18:57 zu einer intensiven Liebesszene, wobei ab min. 20:48 (man mag an »Er faßt sie um die starken Hüften« denken) die Musik wohl weit mehr verrät, als die spröden Worte »Ihr Atem küßt sich in den Lüften« sich auszusagen getraute. Und ab min. 24:30 schließlich gehen in der Tat zwei Menschen durch hohe, helle Nacht ...


Es verhält sich mit diesem meisterhaften Streichsextett wohl so, wie zwischen diesen zwei Menschen im Gedicht. Der Dichter könnte wohl zum Komponisten mit vollem Recht sagen: »... du wirst es mir, von mir gebären ...«.

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 P.S.: Schönberg erstellte 1917 auch eine Version für Streichorchester, welche gegenüber dem Original manche Vorzüge, aber auch Nachteile hat, jedenfalls aber durch das Hinzutreten von Kontrabässen und den satteren Klang eines Orchesters ungemein beeindruckend klingt. Besonders in Leopold Stokowskis großartiger Interpretation (bei der hier nur kurz auf die wirklich »gänsehauterregende« kurze Stelle bei min. 17:10 (die wohl den Vers »du treibst mit mir auf kaltem Meer« in Töne faßt), hingewiesen sei, und die so wohl nur in der Orchesterversion klingen kann!
 

Sonntag, 17. November 2013

»Lampedusa ist erst der Anfang«

... betitelt Rebecca Bellano ihren Artikel in der »PAZ«, in dem sie die über Europa hereinbrechenden »Asylsuchenden« behandelt, und eröffnet wenig erbaulich Perpektiven für die nähere und fernere Zukunft.

Samstag, 16. November 2013

Ein Skandalurteil am Kremser Landesgericht

Vor einigen Tagen erging am Kremser Landesgericht ein Skandalurteil gegen die Meinungsfreiheit, das jeden, der Freiheit nicht nur als dekoratives »nice to have«-Zuckerl, sondern als Voraussetzung für menschenwürdiges Leben ansieht, bestürzen muß. Das Urteil ist — noch — nicht rechtskräftig, da der Verurteilte, ein pensionierter Rechtsanwalt, dagegen natürlich umgehend Rechtsmittel erhoben hat.

Kreuz-net.info hat über diesen Prozeßverlauf eine sicherlich nicht 100% »objektive«, aber doch weitestgehend plausibel wirkende Darstellung gegeben. Und diese ist, mit einem Wort ausgedrückt, eben die eines Justizskandals. Sorry.

LePenseur ist — dieser Blog beweist es hinlänglich — einigermaßen unverdächtig, ein eifriger Parteigänger von Medien wie Kreuz-net.info zu sein. Aber er ist ein eifriger Parteigänger der Meinungsfreiheit, die sich genau dadurch auszeichnet, daß es eben keine Meinungsdelikte geben darf in einer Rechtsordnung, die diesen Namen verdient. Das ist klarerweise kein Freibrief, Lügen und Verleumdungen zu verbreiten, denn der dadurch Geschädigte hat ein legitimes Recht, vor solchen Anwürfen geschützt zu werden. Es ist ebensowenig ein Freibrief für Beschimpfungen und Obszönitäten — all das sei sicherheitshalber angemerkt. Es ist aber sehr wohl von der Freiheit der Meinungsäußerung jedenfalls erfaßt, all das zu äußern, was man durch Nachweise belegt in gesitteter Weise ausdrückt — und zwar auchdann, wenn es für den, über den die Äußerungen erfolgen, unangenehm sein mag. Wenn ich einen Betrüger als Betrüger, einen Kinderschänder als Kinderschänder bezeichne, dann ist das sein Problem, nicht meines — und eine Rechtsordnung, die dies zu meinem Problem macht, verdient weit eher den Namen Unrechtsordnung!

Andreas Unterberger schrieb über dieses Skandalurteil in berechtigtem Unmut einen Artikel: »Eine Justiz macht sich lächerlich«. Nein, zwar wäre auch das schlimm genug — aber eine solche Justiz macht sich nicht bloß »lächerlich«, sondern sie ist die willige Exekutorin einer Unrechtsordnung, die zwar nicht die Dimension tausendjähriger Skandalurteile erreicht (das zu behaupten wäre unfair!), die aber in der Verhängung drakonischer Strafen für als zutreffend nachweisbare Meinungsäußerungen exakt den gleichen Weg beschreitet, den die DDR-Justiz einst mit dem Gummiparagraphen »Boykotthetze« gegen Dissidenten zu beschreiten pflegte. Man mache aus »Boykotthetze« einfach »Verhetzung« — es ist immer derselbe Gummi, der ganz nach dem Gutdünken einer politgesteuerten Justiz nach Belieben verbogen werden kann ...

Im Unterschied zur DDR verurteilt eine österreichische Richterin den angeklagten Juristen nicht zu ein paar Jahren Knast, sondern »nur« zu einer Geldstrafe von € 5.400,00 (das sind doch eh bloß schlappe vier Monats-Nettogehälter des durchschnittlichen Österreichers — wer regt sich denn über solch Lappalien auf)! Sollen wir etwa die Milde der Richterin preisen, weil sie einem unbescholtenen pensionierten Anwalt wenigstens das Gefängnis ersparte? Ist es nicht vielmehr ein veritabler Skandal in einer Rechtsordnung, wenn die vom Angeklagten penibel nachgewiesene Richtigkeit seiner Äußerungen schlicht als belanglose Fleißarbeit abgetan wird, weil es angeblich nur auf die Erfüllung des Tatbestandes der »Hetze« ankomme, also darauf, daß sich jemand von einer Äußerung in seinen religiösen Gefühlen »verletzt« fühlen könnte. Unterberger hat völlig recht, wenn er schreibt:
Wir sind in des Teufels Küche gelandet. Eine außer Rand und Band geratende Justiz maßt sich voller Präpotenz an, Meinungs- und wissenschaftlichen Aussagen überprüfen zu können. Natürlich trifft das nicht automatisch jede Meinungsäußerung, aber man weiß nie, welche von der Justiz dann etwa wegen einer Denunziation herausgefischt wird. Genau das nennt man Willkür-Regime.
In der Nazi-Zeit wurde »Don Carlos« nicht mehr aufgeführt, nachdem regelmäßig beim Satz »Sire, geben Sie Gedankenfreiheit!« Applaus im verdunkelten Zuschauerraum aufbrandete. Sind wir also bald wieder so weit? Danke, Frau Mag. Daniel, danke, Herr Staatsanwalt Mag. Hütter, daß Sie uns die Erkenntnis beschert haben:

Meinungsfreiheit war gestern! Heute sind wir längst weiter ...

Freitag, 15. November 2013

Das ist der Unterschied zwischen Gerechtigkeit und Gleichheit, Markt und Sozialismus, Vernunft und Ideologie, Freiheit und Etatismus!

Der »papsttreue Blog« bringt wieder einmal vernünftige Gedanken über den oben genannten Unterschied. Erfreulich zu lesen, daß es in der katholischen Welt nicht nur Landau-Typen gibt, die mit mehr oder weniger phantasievoll interpretierten Papa-Buonasera-Zitaten in Sachen Herz-Jesu-Sozialismus hausieren gehen, sondern auch Menschen, »who call a spade a spade«, wie der Engländer sagt ...

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UPDATE: noch ein famoser Artikel »Steuern und Moral« auf demselben Blog — lesen!

»Daß die besten Kriminaltechniker der Republik ...

... in dem Fahrzeug nur DNA-Spuren von vier Personen sichern konnten hat für Aufsehen in der Reinigungs- und Haushaltsreinigerszene gesorgt.««

Ganz große Realsatire um die wohl größte Publikumsverarsche seit Obamas Osama-Verklappung im Indischen Ozean ... nein, richtiger gesagt: wohl schon seit 9/11.

Wo? Auf Politplatschquatsch, natürlich! Wo sonst findet man noch solche Nachrichten ...

PPQ hat freilich aufmerksame Leser — einer von ihnen, Volker (der uns auch auf diesem Blog öfters die Ehre und das Vergnügen gibt), hat in verdienstvoller Kleinarbeit zusammengestellt, was sich so alles in Asche finden kann — wenn man es finden will:
Fürs Protokoll hier die aktualisierte Liste der „Beweismittel“, die die … oh my god, fast hätte ich Fälscherbande geschrieben … BAO Trio aus der Wunderasche „geborgen“ hat:
- lesbare Bekenner-DVDs
- lesbare USB-Sticks
- lesbare Festplatten
- echte falsche Pässe
- Namenslisten mit 88 Namen
- Namenslisten mit zehntausend Namen
- Handschriftliche Aufzeichnungen
- Geldbanderolen
- Stadtplanausrisse mit Notizen
- Tierarztrechnungen
- Bankbelege
- Quittungen
- Rabattmarken
- zahlreiche Zeitungsausschnitte ohne Fingerabdrücke von Zschäpe
- Zeitungsausschnitte mit Zschäpes Fingerabdrücken
- Ein gefälschter Tennisklubausweis, ausgestellt auf Mandy S.
- Zschäpes Foto
- ein alter Personalausweise, ausgestellt auf den Namen Böhnhardt
- ein alter Personalausweise, ausgestellt auf den Namen Mundlos
- ein alter Personalausweise, ausgestellt auf den Namen Zschäpe,
- ein Reisepass,
- zwei Führerscheine,
- eine Krankenkassenkarte
- Zschäpes Geburtsurkunde.
- eine Visitenkarte Nordbruchs
- neun Bücher
- Telefon
- eine die Rufnummer dieses Telefons lautende Rechnung
- eine helle Cargohose
- helle Turnschuhe
- Jogginghose von Mundlos, mit intakter DNA von M. Kiesewetter
- zwei Taschentücher mit intakter DNA von Mundlos
- ein “auf Papier verewigtes Drehbuch”
- ein Archiv über die Ceska-Morde, mit 68 Zeitungsartikeln!
- Flyer von Andre Emingers Firma “Aemedig”, die auf die Aufbereitung von Filmen und Videos spezialisiert war.
- Computerausdrucke
- private Bilder der Neonazifamilie E.
- Einladungsschreiben zum Hitlerjugend-Lieder-Singen

Was hat eigentlich diese Flammenhölle genährt, wenn alle Papiere nicht gebrannt haben?

Und glaubt immer noch jemand, dass Deutschland ein Rechtsstaat ist?
»Die gute Spurenlage lässt kaum einen Zweifel, das Zschäpe für das Feuer verantwortlich ist«, zitiert PPQ unsere Justizbehörden mit kennerischem Wohlgefallen — das auch nur zu berechtigt ist! Denn in dieser Story ist alles feinst ausstaffiert mit dem Stoff, aus dem die Träume sind.

Ein Roman, wie von Simmel — oder, wie PPQ zu sagen pflegt: Ein Land schreibt einen Thriller ...

Donnerstag, 14. November 2013

»Nächstenliebe ohne Wenn und Aber«

... ist — »DiePresse« zitiert es genüßlich — das Motto von Michael Landau, dem neugewählten Caritas-Präsidentes Österreichs. Nun, sobald irgendjemand irgendetwas »ohne Wenn und Aber« verlangt, erklärt, definiert (oder was auch immer), werde ich hellhörig — denn es gibt in der Realität halt immer ein »Wenn und Aber«. Wer uns das Gegenteil verklickern möchte, ist entweder selbst blöd, oder er will uns für blöd verkaufen. Tertium non datur. Und beides ist nicht das Kriterium, nach dem ich Caritas-Präsidenten ausgewählt sehen will ...

Schade, irgendwie ...


Die Politik frißt bei ihren Akteuren bisweilen das Privatleben auf. »Politik ist leider kein optimales Umfeld für Beziehungen. Jeder intensive Wahlkampf ist auch alles andere als 'familienfreundlich'«, meinten H.C. Strache und seine (nunmehrige Ex-)Verlobte Andrea Eigner in der Presse-Mitteilung, in der sie ihre private Trennung »im Guten und ohne Mißgunst« bekanntgaben. Schade, irgendwie — die beiden (also, ich mein' damit v.a. sie, denn für Männerschönheit bin ich nicht so empfänglich) waren wenigstens optisch eine deutliche Verbesserung der österreichischen Polit-Landschaft ...

Mittwoch, 13. November 2013

»Kein Tristan ohne Adolf«

... untertitelt Michael Klonovsky im »ef-magazin« seinen kurzen Artikel »Entartete Kunst: Der erstaunlichste aller Schwindel«. Nun weiß man ja aus früheren Artikeln dieses Blogs, daß LePenseur ja nicht so wirklich ein feuriger Anhänger von Michael Klonovsky ist — aber seine kurze Darlegung der paradoxen Wirkung der NS-Kunstpolitik hat durchaus ihre Berechtigung:
Letztlich haben Hitler und die Seinen den Siegeszug der modernen Kunst erst so richtig ins Rollen gebracht, und zwar nicht allein deshalb, weil gegen die Werke der von ihnen konsfiszierten und geschmähten Maler sowie die Produkte von deren Adepten nach 1945 schlechterdings kein kritischer Vorbehalt mehr möglich war, ohne dass derjenige, der ihn äußerte, in die braune Ecke gestellt worden wäre, sondern vor allem auch deswegen, weil die von Hitler präferierte gegenständliche Malerei ebenfalls unter Faschismus-, mindestens aber unter Kitschverdacht geriet ...
Auf der »Freiheitsfabrik« nimmt Andreas Ullrich diesen ef-Artikel freilich zum Anlaß einer hitzigen Schaum-vor-dem-Mund-Schlägerei:
wenn das konkrete wissen + können zum reaktionären kulturgetröte nicht mehr ausreicht, wird halt der grosse abstrakte scheinformale knüppel geschwungen: klonovsky ist (wie ich schon mehrfach mich geradezu gewungen sah zu markieren) da am offensten, weil er offene zurschaustellung von dummheit für provokant hält. [...]

es ist oberpeinlich, wenn zur rettung von ikonen der reaktion wie wagner + schmitt (die nicht zu retten sind!) die wirkkraft der gesamte moderne als geschenk des führers diffamiert wird. dem, der so’n scheiss behauptet, wäre angeraten, einen vhs-kurs ‘kunstgeschichte der moderne I’ (das ist der, bei dem keinerlei vorkenntnisse erwartet oder gar verlangt werden!) zu besuchen.
Hä? Heute mit dem falschen Fuß aufgestanden, Herr Ullrich? Wagner wäre »nicht zu retten«, oder wie dürfen wir das interpretieren? Wagners Opern wird man wohl in aller Welt noch ehrfurchtsvoll hören, wenn niemand mehr von einem Klonovsky (geschweigen denn von einem Ullrich oder LePenseur) was wissen wird ...

LePenseur versuchte, den Freiheitsfabrikanten zu einer näheren Erläuterung seiner Kritik zu bewegen, scheiterte jedoch offenbar am Spamfilter der Fabrik, der auf mehrfachen Versuch einen Kommentar zu posten, stets lapidar antwortete: »spam deleted«. Nun gut, dann posten wir also die Frage (bzw. den Spam) hier auf diesem Blog:
Sehr geehrter Herr Ullrich!

Hätten Sie die Güte, mir (und damit vielleicht nicht nur mir) zu erklären, was Sie mit obenstehendem Artikel eigentlich monieren wollen?

Nur zur Info: ich bin selbst (u.a.) »studierter« Kunsthistoriker, und habe seinerzeit an der Uni ein bisserl mehr als »... einen vhs-kurs ‘kunstgeschichte der moderne I’ ...« absolviert — kann aber Klonovskys Einschätzung der paradoxen Auswirkungen der NS-Kulturpolitik durchaus nachvollziehen. Was also ist daran das Ihrer Meinung nach unzureichende » ...konkrete wissen + können zum reaktionären kulturgetröte ...« ? Bloß die ein wenig schlampige Formulierung »gegenständlich« statt »realistisch«, oder ist die ungewollte Geburtshilfe, die die NS-Kunstpolitik für den Moderne-Hype im Kunsthandel leistet, für Sie so anstößig zu konstatieren, daß sie deshalb Klonovsky gleich die rhetorische Frage stellen müssen, ob's »im kopfe reicht«?

Klären Sie uns auf, bitte!

Montag, 11. November 2013

»Schub von medialem Rinderwahnsinn«

... nennt Michael Fleischhacker, der ehemalige Chefredakteur der »Presse«, das, was derzeit so um den »Fall« Cornelius Gurlitt in der Systempresse so abgeht.
Nach eineinhalb Jahren wird bekannt, dass Steuerfahnder im Februar 2012 in einer Münchner Wohnung eine ca. 1400 Werke umfassende Kunstsammlung beschlagnahmt haben. Die Wohnung gehört Cornelius Gurlitt, dem Sohn von Hildebrand Gurlitt. Der Kunsthändler Hildebrand Gurlitt war eine der wichtigsten Figuren der zeitgenössischen Kunstszene in den 1920er- und 1930er-Jahren. Er hatte jüdische Vorfahren, kooperierte aber mit den Nationalsozialisten. In der Sammlung, die er seinem Sohn hinterließ, befanden sich mit einiger Wahrscheinlichkeit Werke, von denen die Familie Gurlitt nach dem Krieg erklärte, sie seien vernichtet worden, etwa beim großen Brand in Dresden.

Seinem Sohn Cornelius werden Steuerdelikte zur Last gelegt, offensichtlich im Zusammenhang mit Verkäufen aus der Sammlung.

So viel zur bekannten Faktenlage. Der Rest ist medialer Rinderwahnsinn.

(Hier weiterlesen)
Eine bemerkenswert richtige Einschätzung, zumal sogar in den Systemmedien inzwischen schon einbekannt wird, daß die angebliche Nazi-Raubkunst offenbar von seinem Vater Hildebrand Gurlitt seinerzeit aus staatlichen Museumsbeständen angekauft worden war. Der ORF, der Österreichische Rotfunk, windet sich noch in Formulierungen, »daß dies eine Restitution unmöglich machen könnte« — aber was soll denn der Schwachsinn: wenn ich von einem staatlichen Museum während der Nazi-Zeit ein Bild erworben hätte, das von den Nazis als entartete Kunst angesehen und daher aus dem Museum verbannt worden wäre, was bitteschön soll hier überhaupt wem restituiert werden? Mangelnder Kunstsinn der Nazis ist nicht das Problem des Erwerbers. Fleischhacker hat völlig recht, wenn er schließt:
Die Geschichte der Familie Gurlitt ist gewiss keine Ruhmesgeschichte. Aber der einzige Schluss, den man aus dem bisher Bekannten ziehen kann, ist, dass die Behörden gut daran täten, die Kunstwerke an ihren rechtmäßigen Besitzer zurückzugeben, falls er noch am Leben ist. Die Beschlagnahmung und alles, was vonseiten der Behörden und der Öffentlichkeit seither unternommen wurde, sind die wirkliche Sensation und der wirkliche Skandal in dieser komplizierten Angelegenheit.
Nur eine »Kleinigkeit« vergaß er dabei zu erwähnen: die Art und Weise, wie dieser angebliche »Nazi-Raubkunstskandal« überhaupt entdeckt wurde! Doch derlei diffizile Dinge aufzudecken und passend zu kommentieren gibt es schließlich den verdienstvollen Nachrichten- & Satireblog Politplatschquatsch:
Zollfahnder entdecken an der österreichischen Grenze einen Mann, der 9000 Euro in der Tasche hat. 10.000 wären erlaubt, also passiert nichts. Zumindest nicht in einer anderen Welt, in der Recht und Gesetz noch schrankenlos gelten und Schuldige wie Unschuldige schützen. Hier aber, im Deutschland der NSA-Ära, weckt der Fund den Verdacht der Fahnder. Die Logik geht so: Wer 9000 Euro hat, weiß, dass er 10.001 Euro nicht haben dürfte. Gezielt steckt er also nur 9000 ein, um keinen Verdacht zu erregen. Der hat etwas zu verbergen. Und das erregt nun gerade Verdacht.

Der 76-jährige Cornelius Gurlitt, Erbe eines angeblich eine Milliarde Euro schweren Bilderschatzes, geriet auf diese Weise ins Visier der Zollfahndung. Nichts Illegales hatte er getan, keinen Verdacht erregt, niemandem geschadet. Grund genug für die Behörden, ihn im Auge zu behalten, wie Siegfried Klöble, Regierungsdirektor beim Zollfahndungsamt München dem „Spiegel“ bestätigt. "Wir sind nicht so einfach an der Nase herumzuführen: Wenn jemand 9000 Euro dabei hat, gehen wir davon aus, dass diese Person mit den rechtlichen Rahmenbedingungen zum Geldtransfer zwischen Deutschland und der Schweiz gut vertraut ist, und da wollen wir natürlich wissen: warum?"

Es ist das gute Recht des Staates, alles zu wissen, gerade von denen, die vorgeben, nichts zu verbergen zu haben. Ohne jeden konkreten Verdacht blieben die Fahnder dem alten Mann also auf den Fersen. Es hätte sein können, dass dessen Versuch, nichts Illegales oder Verbotenes zu tun, darauf hindeutet, dass er etwas plant, etwas Illegales zu tun.

Ein Präzendenzfall, über den noch Generationen von Jura-Studenten nachdenken werden. Ist der Umstand, dass einer nichts getan hat, vor dem Hintergrund, dass niemand auf der ganzen Welt frei von Schuld ist, ein hinreichender Grund, ihn im Einklang mit den geltenden Gesetzen in Ruhe zu lassen? Oder muss der Mann nicht gerade beobachtet werden, weil er jederzeit etwas tun könnte?
Das klingt, zugegeben, nach Satire. Ist aber leider die traurige und von unseren Machthabern bewußt so herbeigeführte (Un-)Rechtslage ...

Sonntag, 10. November 2013

»Die gesamte Eurosaugerproduktion wird unter dem Dach des Kombinat Elektrowärme Altenburg zusammengefasst«

Geniale Satire auf dem Blog »Politplatschquatsch«! Satire ...? Demnächst Realität in diesem Theater der Eurokraten! Was als Komödie zu beginnen schien, wird zur Tragödie der durchsetzungsfähigen, weil richtlinienkompetenzbewehrten Inkompetenz des Politbüros der EUdSSR.

Na. na ... »Tragödie«, ist das nicht doch ein etwas zu drastisches Wort? — Nicht unbedingt, denn Tragödien bestehen üblicherweise aus mehreren Akten und fangen oft recht harmlos an. Die Leichen liegen üblicherweise erst im Schlußakt am Boden. Mit dem Verbot, meine Wohnung zu beleuchten (Glühbirnen) und zu säubern (Staubsauger, WC-Spülungsbegrenzung) wie ich es will, fängt es an. Dann kommt der gezielte planwirtschaftliche Totalumbau der Energieversorgung (für angebliche »Klimaziele«, die in Wahrheit reine Augenauswischerei sind — denn es geht dabei ausschließlich um Etablierung einer Totalkontrolle der Untertanen!). Damit sich keiner darüber aufregt, bzw. es wenigstens nicht artikulieren darf, wird bereits die Pressefreiheit demontiert:
Was GEZ und Pressekodex schon seit Jahren immer und immer wieder in die Hirne deutscher Bürger brennen, wurde vom Sowjet der lettischen Präsidentin Vaira Vike-Freiberga schon im Januar 2013 weitergesponnen. Die von ihr geleitete EU-Reflexionsgruppe, auch „Rat der Weisen“ genannt, der auch Herta Däubler-Gmelin angehört, schlug damals vor, dass die Europäische Grundrechteagentur, derzeit beobachtend und berichtend zuständig für „Hassverbrechen“, Asylfragen, Datenschutz, Zigeuner und „LGBT-Personen“, zukünftig auch die Pressefreiheit und Medienvielfalt in Europa kontrollieren solle. Da ein „schleichender Qualitätsverlust“ in der Berichterstattung auch dadurch gegeben sei, dass mit den neuen Online-Medien, „jedermann“ Informationen verbreiten könne, müsse „die EU ein moralischer Kompass sein, der Probleme benennt und anklagt“. Die Pressefreiheit sei zudem durch Kommerzialisierung und Wettbewerb bedroht. Die europäische Medienwelt müsse überwacht werden, um „Pluralismus“ und „Qualität“ zu schützen, so Freiberga und Komplizen damals. Sie sprachen sich dafür aus, in allen EU-Staaten Medienräte einzurichten, die Strafzahlungen verhängen, Gegendarstellungen erzwingen oder Medien die Zulassung entziehen können. (Hier weiterlesen)
Da das Verbot von kritischer Berichterstattung nach Ansicht des Rates der Kommissare der EUdSSR nicht ausreichen wird, setzt man lieber gleich auf ordentliche Bespitzelungs-Aktivitäten:
Die schwedische EU-Kommissarin Cecilia Malmström fürchtet, dass rechtsradikale Parteien bei der Wahl zum EU-Parlament im Jahr 2014 starken Zulauf bekommen könnten. Sie sagte am Montag in Brüssel, dass es seit dem Zweiten Weltkrieg noch nie so viele „extreme und populistische“ Parteien in den Parlamenten der Staaten der EU gegeben habe. Diese Gruppen ermutigten irre Einzeltäter wie den Norweger Anders Breivik. Die Polizei sei gegen das Aufkommen einzelner, „einsamer Wölfe“ machtlos. Daher sollten die Bürger selbst tätig werden: Sie sollen einsame, potentielle Täter aufspüren, und diese in Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden aus dem Verkehr ziehen.

Dazu hatte die EU im Jahr 2011 die Initiative RAN gegründet. Das „Radicalisation Awareness Network“ empfiehlt, dass polizei-ähnliche Aktivitäten der Gemeinschaft am besten geeignet seien, um Verdächtige rechtzeitig aufzuspüren.
(Hier weiterlesen)
Sollten die Europäischen Untertanen es trotzdem wagen, Eu-kritischen Parteien ihre Stimme zu geben — na, macht nix, dann werden eben diese Parteien bestraft:
Die EU-Kommission hat einen Vorschlag der Sozialisten im Europa-Parlament aufgegriffen. Demnach sollen künftig Parteien, die die „Werte der EU nicht respektieren“, mit Strafzahlungen belegt werden. Die Gruppe des Österreichers Hannes Swoboda will damit verhindern, dass „rechtsradikale oder fremdenfeindliche“ Parteien im EU-Parlament vertreten sind.

Im Europäischen Parlament sind derzeit 13 Parteien vertreten. Sie erhalten insgesamt 31 Millionen Euro an Parteienfinanzierung. Künftig soll es dem Parlament möglich sein, Gruppen, die nicht den EU-Werten folgen, von dieser Finanzierung auszuschließen.
(Hier weiterlesen)
Und wenn das alles noch immer nicht reichen sollte — na, wozu gibt's denn die EUGendFor? Noch Fragen über den Verlauf der weiteren Akte ...?

Samstag, 9. November 2013

Am 9. November


... feiert die katholische Welt den Weihetag der Lateranbasilika, welche bekanntlich (oder vielmehr: unbekanntlich) die Bischofskirche des Papstes in Rom ist (und nicht die Peterskirche, von der das immer angenommen wird). die kleinere deutsche Welt feiert an diesem Tag der »Maueröffnung«


(auch gern als »Mauerfall« bezeichnet, aber das ist ein bisserl voreilig, den gefallen ist die Mauer erst in den Tagen und Wochen darauf — und in somanchem Hirn bis heute nicht ...), der Deutschland u.a. seine Alternativlos-Kanzlerin (über welche PPQ heute den schönen Artikel »Die Magier des Möglichen« verfaßte) verdankt. Auch sonst gedenkt die Welt und insbesondere ihre Medien am heutigen Tage somancher Ereignisse (so, wie sie an anderen Tagen gedenkt, anderer Ereignisse gar nicht erst zu gedenken) — doch ist es LePenseurs Devise, eben nicht das zu tun, was alle tun. Um zu lesen, woran alle denken, brauchte es nämlich diesen Blog nicht — da reicht ein Blick in die Tageszeitung oder ins Abendprogramm ...

Freitag, 8. November 2013

Kleiner Nachschlag zu »Libertarismus, die Liebe zu Gott ...«

Ein älterer Artikel dieses Blogs illustriert das angesprochene Problem und erspart mir ermüdende Wiederholungen: Das Zusammenwirken [zwischen Schlepperbanden und Sozialindustrie]«

»Libertarismus, die Liebe zu Gott und die Grenzen der Freiheit«

... betitelt sich ein durchaus lesens- und bedenkenswerter Artikel auf dem »Papsttreuen Blog«. Nun weiß LePenseur zwar um Geistesart & Gemütszustand vieler seiner Leser, die jetzt schon beim Lesen des Titels juckende Hautausschläge bekommen. Müssen sie aushalten — und sich am Gedanken trösten: man wächst nur durch Erkenntnisse, die man noch nicht hatte; das Schmoren im eigenen Saft ist bequem, aber bringt nix (außer bei Römertopf-Gerichten). Also auf zur Lektüre einer libertären »dissenting opinion«!
Da hatte ich mich eben noch gefreut, dass das Magazin „eigentümlich frei“ auf seiner Internetseite einen Beitrag von mir veröffentlicht da werde ich mit dem Vorwurf konfrontiert, es handele sich dabei um ein „neurechtes“ Magazin, dass ein Recht des Stärkeren in der Gesellschaft propagiere. Ich bin dem Kommentator unter dem Pseudonym „Katholik“ dankbar, dass er seine Sorgen zum Ausdruck bringt, kann aber seiner Argumentation trotzdem nicht folgen und werde versuchen, meine Ansichten deutlich zu machen. (Hier weiterlesen)
Auch wenn ich der Argumentation des »Papsttreuen« nicht in allem zustimme, muß ich doch sagen: ein kluger Artikel. Und ein ermutigendes Zeichen, daß »papsttreu« nicht zwangsläufig mit »Herz-Jesu-Sozialismus« ident sein muß ...

»Nach der Wahl ist plötzlich bei den Finanzen alles ganz anders.«

... meldete gestern »Die Presse« ganz atemlos vor Erregung.
Der Leiter des Budgetdienstes des Parlaments, Helmut Berger, zuvor lange Jahre Prüfer im Rechnungshof, warnte im Budgetausschuss des Nationalrats Anfang Mai dieses Jahres, der Konsolidierungspfad der Regierung mit einer Reduktion des Defizits bis 2017 um 27,8 Milliarden Euro sei „ambitioniert“. Risken sah er vor allem im „unsicheren außenwirtschaftlichen Umfeld“, in einem höheren Bedarf für die Bankenhilfe, in geringeren Steuereinnahmen, bei der Entnahme von Rücklagen sowie in einem Anstieg der tiefen Zinssätze.

Die Warnungen verhallten. Die SPÖ-ÖVP-Regierung ließ wenige Monate vor der Nationalratswahl nicht am Bundesfinanzrahmengesetz 2014 bis 2017 rütteln. Der vorgelegte Finanzrahmen halte Österreich weiterhin auf dem Konsolidierungspfad und sei ein Garant für Stabilität, betonte Finanzministerin Maria Fekter laut ÖVP-Pressedienst Ende April 2013. Es werde „Stabilität nachhaltig gesichert“, beteuerte SPÖ-Finanzstaatssekretär Andreas Schieder beim Beschluss im Mai. [...]

Was ist der Grund für die „plötzlich“ aufgetauchte Kluft bei den Staatsfinanzen? Die ursprüngliche Wirtschaftsprognose von 2012 mit einem Wachstum von einem Prozent wurde 2013 auf die Hälfte zurückgeschraubt. In der Finanzplanung der Regierung bis 2017 blieb das bei den Steuereinnahmen und Ausgabenobergrenzen praktisch unberücksichtigt. Allerdings wird in Regierungskreisen betont, dass Konjunkturprognosen immer wieder revidiert würden. Die aktuelle Vorschau der EU-Kommission sehe nun nochmals um fünf Milliarden schlechter aus.
Ei, warum überrascht mich das alles nicht wirklich ...

Donnerstag, 7. November 2013

Zu Camus fällt mir nichts ein

Ja, natürlich, daß er heute hundert Jahre alt geworden wäre. Aber sonst? Ich gestehe, daß mich die Existentialisten zeitlebens etwas anödeten. Das ist (so objektiv bemühe ich mich dann doch zu sein) wahrlich kein Qualitätskriterium — aber es ist halt so. Ich kann bspw. mit Rabarberkompott nichts anfangen, und meine Oma liebte es über alles. De gustibus ...

Ich bin zwar durchaus als rabenschwarzer Pessimist und Misanthrop bekannt, und habe so ganz allgemein von der menschlichen Rasse (und ihren Unterrassen) keine besonders hohe Meinung — Katzen sind vielleicht ein bißchen weniger schlau als wir (wenngleich nicht einmal das sicher ist!), aber, nehmt alles nur in allem, ungleich vollkommenere Wesen, trotz (oder gerade wegen?) ihrer Raubtiernatur. Nun, Mäuse denken vielleicht anders darüber ... wie dem auch sei: würden Katzen Camus lesen? Ich glaube nicht ... ... — und dennoch kann ich mich zu längerer Camus-Lektüre nicht durchringen.

Zum Glück gibt es aber auch gebildete Menschen, denen zu Camus etwas einfällt. Wie z.B. diesem hier.

Wenn Faymann Ehre im Leib hätte ...

müsste er jetzt alle klagen, die ihm vorwerfen, Bestechungsinserate platziert zu haben. Darunter auch dieses Tagebuch. (Hier weiterlesen)
... schreibt Andreas Unterberger, ehemals Chefredakteur der »Presse« und der »Wiener Zeitung«, in ebendiesem Tagebuch über ebendiesen Faymann, der ihn seinerzeit als Chef der Wiener Zeitung absägte, weil ihm ein Unterberger zu wenig devote Hofberichterstattung ablieferte. Unterberger schreibt im Konditionalis, wohlweislich, denn er kennt die Kondition unserer Politruks, und die Konditionen, zu denen in Österreich Medien gekauft werden. Und die Konditionierung, unter der Österreichs Staatsanwälte Karriere machen. Die sich dafür offensichtlich auch gern auf das charakterliche Niveau unserer Politruks begeben — also jener Bagage, die im Ansehen der Bevölkerung nicht ohne Grund unterhalb dem von Hütchenspielern, Trickdieben und Zuhältern angesiedelt ist.

Bald wird man also auch Staatsanwälte (freilich nur hinter vorgehaltener Hand, denn die könnten einen dafür problemlos ins Gefängnis bringen) analog den Bankstern und Politkriminellen, die gern als »Verbrecher im Nadelstreif« bezeichnet werden, als »Verbrecher im Talar« titulieren. Wird ihnen aber vermutlich nichts ausmachen, frei nach dem karrierefördernden Motto: »Ist der Ruf erst mal ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert!« — Und so sehen's aus, die »eingestellten Doch-net-Korruptionisten«:


»Par nobile fratrum«, kann man da nur würgen — und flugs das Speibsackerl zücken ...

Mittwoch, 6. November 2013

»Barilla – damit auch in Ihrem Haushalt nur die inkludierte schwulenfreundliche Nudel gekocht wird!«

Blog-Kollege Bellfrell bringt Barilla auf den Punkt. »Difficile est, satiram non scribere«, wußte schon Juvenal. Die Zeiten ändern sich, aber die Nudel bleibt gleich...

Zur Vorgeschichte: hier.

»Die Verdichtung der Bevormundung«

... betitelt sich ein lesenswerter Artikel von Prof. Silvio Borner, Emeritus für Wirtschaft und Politik an der Universität Basel, in der »Neuen Zürcher Zeitung«:
Der weltrekordverdächtige hohe schweizerische Wohlstand hat seine Wurzeln in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als eine liberale Elite aus Wirtschaft und Politik in der weit und breit einzigen europäischen Republik einer freien Marktwirtschaft zum nachhaltigen Durchbruch verhalf (die Schweiz als «Hongkong» des 19. Jahrhunderts). Das 20. Jahrhundert in der Schweiz war geprägt durch eine Überwindung von Konflikt und Konfrontation mithilfe einer neuen Sozialpartnerschaft, einer konsensfördernden direkten Demokratie und dem Verschontbleiben in zwei Weltkriegen. Alle Faktoren zusammen ermöglichten eine ununterbrochene Akkumulation von Real-, Finanz- und Sozialkapital. Diese wiederum machte die Schweiz für mehrere Generationen zu einem Paradies der Aufsteiger. Sichdurchsetzen mittels Marktkräften war populärer als Umverteilen durch den Staat. Das wirtschaftliche Wachstum nach dem Zweiten Weltkrieg war die Folge erstens von unternehmens- und innovationsfreundlichen Rahmenbedingungen (institutionelle Sicherheit und unternehmerische Freiheit), zweitens einer vorsichtigen Geld- und Finanzpolitik (Stabilität) und drittens einer frühen und aktiven internationalen Öffnung. Alle drei Faktoren zusammen machten uns zum Top-Globalisierungsgewinner dieser Welt.
(Hier weiterlesen)

»Amerika misstraut uns zu Recht«

... meinte vor ein paar Tagen Michael Wolffsohn im »Focus«. Axel B. C. Krauss schrieb dazu im »ef-magazin« die passende Replik:
Von Historikern sollte man eigentlich annehmen können, dass sie im Rahmen ihrer Ausbildung ihr Handwerkszeug halbwegs ordentlich erlernt haben. Wer sich den Anspruch gibt, Geschichtswissenschaftler zu sein, also in seiner Arbeit akademischen Maßstäben zu genügen, sollte diese auch beherzigen, statt sie aufs Gröbste zu missachten. Erste Pflicht eines Historikers, erst recht eines promovierten, sollte daher sein, sich in seinen Forschungen und Lehren möglichst nicht von subjektiven politischen Präferenzen oder vorgefertigten welt- und geschichtsbildlichen Dogmen, Klischees oder politisch erwünschten Meinungen leiten zu lassen, sondern sie auf den Prüfstand möglichst aller verfügbaren Informationen zu einem Forschungsgegenstand zu stellen, statt diese seinen Zuhörern einfach zu verschweigen, sie zu ignorieren.

Michael Wolffsohn, der von 1981 bis 2012 an der Universität der Bundeswehr in München Neuere Geschichte lehrte, scheinen die Standards wissenschaftlicher Arbeit nicht zu kümmern. Die Falschbehauptungen und Einzwölftelwahrheiten, die Wolffsohn in seinem Artikel „Amerika misstraut uns zu Recht“ vom 31. Oktober im „Focus“ ausbreitet, bewegen sich auf einem dermaßen tiefen Niveau, dass man sie - gerade vor dem Hintergrund der bis heute aufgelaufenen, schlicht erschlagenden Fülle an Beweismaterial gegen die offizielle Darstellung der „Commission on 9/11“, mit dessen Hilfe sich übrigens jede einzelne von Wolffsohns Behauptungen schlüssig widerlegen lässt - eigentlich getrost ignorieren könnte (erst recht eingedenk seines Status als promovierter Historiker), würde er nicht auch mit einigen ungeheuerlichen Vorwürfen, skandalösen Suggestionen und Vergleichen um sich werfen, die nicht unkommentiert und -korrigiert stehen bleiben dürfen.

(Hier weiterlesen)
Bravo, Herr Krauss — ex fabula lupum denudisti!