Der Katzenliebhaber LePenseur konnte an diesem meisterhaften Gedicht nicht vorbeigehen, ohne es in seine Sammlung aufzunehmen:
An eine Katze
Katze, stolze Gefangene,
Lange kamst du nicht mehr.
Nun, über dämmerverhangene
Tische zögerst du her,
Feierabendbote,
Feindlich dem emsigen Stift,
Legst mir die Vorderpfote
Leicht auf begonnene Schrift,
Mahnst mich zu neuem Besinnen,
Du so gelassen und schön!
Leise schon hör ich dich spinnen
Heimliches Orgelgetön.
Lautlos geht eine Türe.
Alles wird ungewohnt.
Wenn ich die Stirn dir berühre,
Fühl ich auf einmal den Mond.
Woran denkst du nun? An dein Heute?
Was du verfehlt und erreicht?
An dein Spiel? Deine Jagd? Deine Beute?
Oder träumst du vielleicht,
Frei von versuchenden Schemen
Grausamer Gegenwart,
Milde teilzunehmen
An der menschlichen Art,
Selig in großem Verzichte
Welten entgegen zu gehn,
Wandelnd in einem Lichte,
Das wir beide nicht sehn?
Der Dichter-Arzt Carossa schrieb einmal über ein kleines, todkrankes Kätzchen die einfühlsamen Worte:
»Noch vorgestern hatte man es achtlos weggeworfen; jetzt dachte aber niemand daran, es durch schnelle Tötung zu erlösen; jeder fand nur, daß es ein reizendes Kätzchen sei, und wußte einen Rat, ein Mittelchen, um es zu heilen. Als wäre es durch sein Leiden in göttliche Nähe gerückt, hatte man fast Ehrfurcht vor ihm, besonders die Kinder.Und wirklich war etwas Besonderes an der Haltung der kleinen Katze, etwas kaum Beschreibliches, das sie über ihren Zustand erhöht, eine Art Stolz, ein Bewußtsein ihrer angeborenen wilden Anmut, welche der Tod wohl nach und nach abtragen oder zertreten, aber keineswegs beugen konnte.Wie es vom eigenen Elend wegblickend, sich bemühte, seinem Wesen treu zu bleiben, wie es, schon von der Vernichtung geschüttelt, seine Würde behielt und die feine Neigung des Köpfchens nicht aufgab, dies war es, was alle sicherlich viel stärker ergriff als das Leiden selbst.
Welche zarte — und doch zurückhaltende, nie sentimental wirkende — Feinfühligkeit in Betrachtung und Beschreibung!
»Hundert notwendige Gedichte« (geordnet nach Autorennamen): Bertolt Brecht – Hans Carossa (1) – Matthias Claudius – Theodor Däubler – Richard Dehmel – Annette Droste von Hülshoff – Joseph von Eichendorff – Theodor Fontane – Louis Fürnberg – Andreas Gryphius — Albrecht von Haller – Hermann Hesse – Friedrich Hölderlin – Ricarda Huch – Karl Krolow – Li-Tai-Peh (übertragen von Egmont Colerus) – Conrad Ferdinand Meyer (1) | (2) | (3) – Agnes Miegel – Friedrich Nietzsche – Wilhelm Raabe (1) | (2) – Georg Trakl – Anton Wildgans (1) | (2) – Stefan Zweig.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Forums-Trolls, die die Kommentarfunktion zugemüllt hatten, machten die Moderation von Kommentaren nötig. Da der Blogbetreiber weder Zeit noch Lust hat, ständig den Blog zu beobachten, können auch mehrere Tage vergehen, bevor ein Kommentarposting freigeschaltet wird. Bitte um Verständnis.
Mit dem Posten eines Kommentars erteilen Sie die gem. DSGVO notwendige Zustimmung, daß dieser im Falle seiner Freischaltung auf Dauer gespeichert und lesbar bleibt. Von der »Blogger«-Software vorgegeben ist weiters, daß Ihre E-Mail-Adresse, sofern Sie sie bekanntgeben, gespeichert wird. Dasselbe gilt für für Meldung als »Follower« u. dergl. Sollten Sie nachträglich die Löschung eines Kommentars begehren, können Sie dies unter Angabe des bezughabenden Artikels, sowie von Datum und Uhrzeit ihres Kommentars tun. Ihr Kommentar wird dann innerhalb einer dem Blogbetreiber zumutbaren Zeit gelöscht wird (auch dies kann mehrere Tage dauern).
Ob etwaige Daten eines Kommentators (IP-Adresse etc.) von der »Blogger«-Software automatisch gespeichert und/oder weiterverarbeitet werden, entzieht sich der Kenntnis des Blogbetreibers, ist von diesem aber weder beeinflußbar noch kontrollierbar. Zu diesem Fragen wenden Sie sich bitte an:
https://www.google.de/contact/impressum.html
Hier finden Sie auch einen Hinweis zur »Datenschutzerklärung«:
https://policies.google.com/privacy?hl=de
Auf diesem Blog herrscht auch hinsichtlich der Kommentare weitestgehende Redefreiheit. Gelöscht werden jedoch Kommentar
1. durch deren Stehenlassen sich der Blogbetreiber strafrechtlichen Sanktionen aussetzen würde;
2. die dazu dienen, diesen Blog öffentlich zu diskreditieren;
3. Werbeeinschaltungen (auch in Form von Schleichwerbung);
4. persönliche Beleidigungen und ähnliches (bitte argumentieren Sie möglichst sachlich).
5. Kommentare, die ohne oder nur geringen inhaltlichen Zusammenhang mit dem Artikel oder dem daran schließenden Kommentarverlauf gepostet werden (»off topic«), können — evtl. nach Abwägung der Informationsinteressen im freien Ermessen des Blogbetreibers — durch den Administrator gelöscht werden.
Wem das nicht frei genug ist, dem sei dringend geraten, seinen eigenen Blog zu eröffnen.