Sonntag, 30. Juni 2013

Heute vor 120 Jahren

… also am 30. Juni 1893, wurde als »erstes Kind des gelernten Schneiders Ernst August Ulbricht und dessen Ehefrau Pauline Ida, geb. Rothe, Walter Ulbricht 1893 in der Leipziger Gottschedstraße 4 (heute 25) geboren«. So beginnt die Wikipedia den Lebenslauf eines überaus berüchtigten Ostblock-Politikers — eines Mannes, der mehr als die Hälfte der Zeitspanne, die die DDR auf deutschem Boden bestand, teils auch formell, immer jedoch auch faktisch an ihrer Spitze stand. Die biographischen Details kann und möge jeder selbst nachlesen — es gibt genug Quellen dazu! Denn wie immer in LePenseurs »historischen« Artikeln geht es um das Aufspüren von Gegenwartsbezügen, das Erkennen von Parallelen und Tendenzen, die auch uns Heutigen etwas zu sagen haben, und nicht so sehr um »Historiographie«. Der Artikel über Walter Ulbricht wird außerdem in zwei Teilen erscheinen: der erste — der sich mit seinem An-die-Macht-kommen und -bleiben beschäftigt — heute, zur 120. Wiederkehr von Ulbrichts Geburtstag; der zweite — der seiner Entmachtung und Verdrängung gewidmet sein wird — am 1. August, also 40 Jahre nach seinem Todestag.

Wer war nun dieser Mann mit dem Spitzbart, der hohen Stimme und dem starken sächsischen Dialekt, den man so herrlich karikieren konnte, der sich so gut als Projektionsfläche westdeutscher offenkundiger Haß- und Rache-, jedoch auch uneingestandener Unbehagensgefühle (nämlich mit der eigenen Situation als treue, aber immer noch mit latentem Mißtrauen und unterschwelliger Geringschätzung behandelte Gefolgsleute der Westalliierten) eignete? Der in Mitteldeutschland knapp vor der Nazizeit geborene amerikanische Journalist und Schriftsteller John Dornberg fand in seinem 1968 erschienenen Buch »Deutschlands andere Hälfte« für Ulbricht zwei Bezeichnungen: »der Prokonsul« und »der Büttel«. Beide zeigen in der Tat sehr typische Eigenschaften Ulbrichts auf, ohne freilich seinen Charakter damit auch nur annähernd vollständig zu beschreiben — sie führen uns bloß die Prophezeiung Clara Zetkins, der alten Kommunistin der Weimarer Zeit und mehrfachen Alterspräsidentin des Reichstags, vor Augen:
Ein gütiges Schicksal bewahre die KPD davor, daß dieser Mann mal an die Oberfläche gespült wird. Sehen Sie seine Augen, und Sie werden erkennen, wie verschlagen und unaufrichtig er ist.
Aber war das der »ganze« Ulbricht? Wohl kaum, denn wie wären sonst jene Kommentare erklärbar, die an ihm — auch lange nach seinem Sturz vom Thron der Macht, sogar lange nach seinem Tod — durchaus andere Facetten bemerkenswert fanden. So meinte etwa Gerald Götting, der jahrzehntelange Chef der Ost-CDU noch im Jahr 2011 in einem Interview in der »Mitteldeutschen Zeitung«:
Was unterschied sich in Ihrem Verhältnis zu Ulbricht von dem zu Honecker? Was hielten Sie von dem einen, was von dem anderen?
Götting: Ulbricht wie Honecker waren höchste Instanzen, freilich mit einem Generationsunterschied und einer unterschiedlichen Vita. Ulbricht kannte noch das Kaiserreich, Deutschland in seiner Größe und Macht vor dem Ersten Weltkrieg. Von daher bezog er Maßstäbe auch in Bezug auf Andersdenkende. Er hatte Format. Mit ihm gab es nur einen sehr korrekten Umgang. Wir waren stets per »Sie«. Honecker gehörte zur FDJ-Generation. Er kannte nicht die Emigration. Er verbrachte zehn seiner besten Jahre im Zuchthaus der Nazis. Der »gute saarländische Bub« hätte die DDR gern bunter gemacht, wenn er denn gekonnt hätte. Er war ein guter Kumpel, wo er nicht den Machtmenschen spielen musste.
(Interview mit Gerald Götting 4.11.2011)
Auch einer der erfolgreichsten Wissenschaftler der DDR, der »volkseigene Baron« (wie man ihn spöttisch nannte) Manfred von Ardenne findet in seinen »Erinnerungen« anerkennende Worte über Ulbricht:
Die gute Beziehung zum Vorsitzenden des Staatsrates Walter Ulbricht und die Absicht, notwendige Reformen durchzusetzen, ermutigten mich 1968, in einer Sitzung des Ministerrates und des ZK der SED an W. Ulbricht und G. Mittag ein […] 58-Seiten-Dokument zu übergeben mit dem Titel: »Systemtheoretische Betrachtungen zur Optimierung des Regierens. Studie zur Regierungsstruktur im kybernetischen System der Gesellschaft«. Das Dokument […] enthielt bereits mehrere der am 16.10.1989 kurz vor dem Sturz Honeckers von mir im Kulturpalast Dresden geforderte Reformen. Die Bedingungen in Berlin 1968 waren noch nicht reif für ein Herangehen an die Lösung der mit diesen Fragen verbundenen großen politischen und ideologischen Probleme.
(M. v. Ardenne: »Die Erinnerungen«, München 1990, S. 284)
Wer also war nun dieser Mann, der als verschlagener Funktionär ebenso beschrieben werden konnte, wie als Mann von Format, als unaufrichtige Funktionärestype ebenso, wie als — leider verhinderter — Reformer? Ernst Lemmer, der ihn in der Nachkriegszeit in Berlin als (Ost-)CDU-Funktionär »hautnah« kennenlernte, charakterisiert ihn folgendermaßen:
Er war hart und bestimmt, formulierte genau, worauf er aus war, und wich nicht von seiner Linie ab. […] Ulbricht achtete sorgfältig darauf, daß die kommunistische Fassade tunlichst nicht zu deutlich in Erscheinung trat. Deshalb interessierte er sich auch weniger für seine Genossen, derer er ja in jeder Hinsicht absolut sicher war, als vielmehr für die Persönlichkeiten aus den anderen Lagern. […]

Es wird wohl wenige Menschen geben, die Ulbricht einmal in ausgesprochen fröhlicher Stimmung gesehen haben. Es ließ sich eigentlich kaum vorstellen, daß er zu Gemütsbewegungen irgendwelcher Art überhaupt fähig war. Auch sein Mienenspiel blieb durch eine immer gleichbleibende Maske verborgen. In den Gesprächen formulierte er behutsam, um ja kein Wort zuviel zu sagen. Auch dieses Verhalten war beste sowjetische Schule. Wenn er spürte, daß dieser oder jener für eine Zusammenarbeit in Aussicht genommene vielleicht doch nicht der rechte Mann sein werde, dann wußte er mit kalter und bösartiger Verachtung zu reagieren. Auch ich bekam das nicht nur einmal zu spüren. Man mußte wissen, wie man sich in seiner Gegenwart zu benehmen hatte. Einschüchtern durfte man sich nicht lassen, sondern mußte betont Gleichmut zeigen. Ulbricht schwenkte wieder ein, sobald er damit rechnete, das Nachgeben habe noch einen Sinn.

(E. Lemmer: »Manches war doch anders«, München 1996, S. 256)
Ulbrichts Aufstieg zur Macht in der DDR war sicherlich auch Folge der bereits deutlich erkennbaren Betagtheit von Wilhelm Pieck (wobei die Frage dahingestellt bleibe, ob ein »jüngerer« Pieck, mit seiner damals doch sehr polternden, angriffigen Art für die Bevölkerung wirklich die bessere Wahl gewesen wäre!) — aber auch des mangelnden »politischen Killerinstiktes« von Otto Grotewohl, der bis 1954 als — gemeinsam mit Pieck — Parteivorsitzender der SED dem organisatorisch mächtigen »Generalsekretär« formell vorgesetzt war, ebenso, wie er als Ministerpräsident vor Ulbricht (der nur sein »Erster Stellvertreter« war) rangierte. Dennoch konnte sich Grotewohl, der selbst einbekannte
Ich bin durch Zufall hochgespült worden in diese Position. Ich muß sie jetzt ausfüllen, und ich will sie auch ausfüllen, und ich will auch lernen. (M. Jodl: »Amboß oder Hammer? Otto Grotewohl, Eine politische Biographie«, Berlin 1997, S. 153)
gegen den geborenen Funktionärstyp und Machtmenschen Ulbricht nie durchsetzen. Nach dem Tode Piecks 1960 war Grotewohl noch beschieden, als Regierungschef die Abschaffung des Präsidentenamtes zugunsten eines »Staatsrates« in der Volkskammer zu präsentieren, und Ulbricht als Vorsitzenden dieses höchsten staatlichen Gremiums vorzuschlagen. Grotewohl war freilich zu diesem Zeitpunkt schon so schwer herzleidend, daß danach bereits sein neuer »Erster Stellvertreter« (und späterer Nachfolger) Willi Stophh faktisch dem Ministerrat vorstand.

Schon bald nach Ulbrichts auch formellen Aufstieg zur Spitzenposition kam es 1961 zum Bau der Berliner Mauer — dem die Nachwelt sein wohl bekanntestes Zitat verdankt: »Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen« — und doch wird dieses Zitat, das allgemein als Beispiel für bedenkenlose politische Lüge gehandelt wird, zugleich zu einem Beispiel für den Facettenreichtum (man könnte auch sagen: die Doppelbödigkeit) der Geschichtsschreibung, sofern man sich denn entschließt, von vorgefaßt-etablierten Erklärungsmustern einen Augenblick abzusehen, und neben »kanonisierten« Geschichtsquellen auch andere zu beachten.

Gerald Götting wird bspw. in seiner Biographie von Peter Joachim Lapp (»Gerald Götting. CDU-Chef in der DDR«, Aachen 2011, S. 70) wie folgt zitiert:
Ulbricht erzählte Götting im August 1961 während einer gemeinsamen Autofahrt die näheren Umstände, wie es zu der Entscheidung gekommen war. Und daß ihm die Hände gebunden seien, öffentlich die Sachlage zu erklären, warum er im Juni 1961 die Aussage »Niemand hat die Absicht …« gemacht hatte: Weil er fest mit dem Abschluß eines Friedensvertrags rechnete, der ihm von chruschtschow versprochen worden war. Nach dem 13. August 1961 stand er nun als Lügner da, was aber nicht der historischen Wahrheit entsprach.
Nun könnte dies natürlich ein Erinnerungsfehler oder gar eine bewußte Fälschung Göttings sein — nur welchen Sinn hätte dies so viele Jahre nach dem Ende der DDR gehabt? Oder hatte Ulbricht vielleicht Götting bloß etwas vorgelogen? Aber auch hier: cui bono? Hatte er es nötig, sein Image gegenüber einem jungen Blockflöten-Politiker aufzupolieren? Wäre der durch eine Version, dies sei eben geschickte und geglückte Desinformation des »Klassenfeindes« gewesen, nicht eher beeindruckbar gewesen als durch das Eingeständnis, eine Sache falsch eingeschätzt zu haben?

Ulbricht war während all seiner Zeit als DDR-Machthaber freilich eines nur zu bewußt: er war bloß Statthalter (oder »Prokonsul« in Dornbergs Diktion), mit einer beliehenen Machtfülle über die lokale Nomenklatur und Bevölkerung, doch eben immer abhängig vom Wohlwollen, das man ihm und seinem Kurs in Moskau entgegenbrachte. Dieses Wohlwollen wechselte durchaus — einige Male, so z.B. 1953 unmittelbar nach Stalins Tod, oder 1956 nach der berühmten Geheimrede Chruschtschows, wäre Ulbrichts Sturz denkbar gewesen, doch immer wußte er sich in Moskau wieder unentbehrlich zu machen, als verläßlicherer Partner darzustellen als die, die gegen ihn intrigierten, oder die, die auch bloß (wie Grotewohl) aufgrund ihrer Stellung und ihres Ansehens quasi »geborene« Ersatzleute für ihn gewesen wären. Erst die Unduldsamkeiten und Versponnenheiten des Alters, aus denen heraus er mit dem Selbstbewußtsein einer wirtschaftlich — für Ostblock-Verhältnisse! — durchaus erfolgreichen DDR dem »großen Bruder in Moskau« Vorschläge zu unterbreiten, ja sogar die eine oder andere Kritik zu äußern wagte, war sein Verhängnis. Darüber wird aber der zweite Artikel näher berichten.

In wirtschaftspolitischen Fragen war Ulbricht sicherlich ein Gespaltener: einerseits in der traditionellen, dogmatisierten kommunistischen Doktrin der Kollektivierung befangen, erkannte er doch, daß die Ergebnisse dieser Kollektivierung keineswegs den Erfolg brachten, den sie der Ideologie nach eigentlich erbringen mußten. Es war daher kein Zufall, daß Ulbricht, nachdem er seine innerparteilichen Gegner ausgeschaltet, und die widerstrebende Bevölkerung durch den Mauerbau an der Flucht gehindert hatte, in den 60er-Jahren ein »Neues Ökonomisches System der Planung und Leitung« (NÖSPL) propagierte, das eine Art von »sozialistischer Leistungsgesellschat« bringen sollte — aber eben, wie all solche Experimente, daran krankte, daß eine (möglichst) freie Preisbildung, die als Indikator wirtschaftlicher Sinnhaftigkeit unabdingbar ist, als »Marktwirtschaft« natürlich ideologisch unerwünscht, ja undenkbar gewesen wäre, und daher selbst bei bestem Willen aller Beteiligten das Ergebnis eher den Mutmaßungen der Gefesselten im platonischen Höhlengleichnis vergleichbar gewesen wäre, als der wirtschaftlichen Realität. Dennoch: Ulbricht brachte damit in den 60er-Jahren immerhin eine Art von »sozialistischem Wirtschaftswunder« zuwege, das freilich durch die bloße Tatsache, daß nun nicht ausschließlich auf ideologische Linientreue der Betriebsleitungen, sondern auch auf ihren wirtschaftlichen Sachverstand geschaut wurde, das lebhafe Mißfallen der altgedienten Nomenklaturisten erweckte, die seitdem innerlich von Ulbricht zunehmend abrückten, und sich nach einer dem »Apparat« freundlicheren Alternative umblickten.

Und gerade diese Zeit der späten Ära Ulbricht, der 60er-Jahre des »Neuen Ökonomischen Systems«, ist nun für den Vergleich mit der Gegenwart durchaus interessant — denn in Form unzähliger EU-»Richtlinien«, der Politik der EZB, der Schaffung des ESM, der Ausgestaltung des Bankwesens, des immer engeren Geflechtes von Politik und (Groß-)Unternehmen, begibt sich unsere Wirtschaft quasi »von der anderen Seite« zunehmend auf diese Ebene — und wir finden oft überraschende Parallelen zu unserer Zeit, die uns eigentlich warnen sollten. Keine Frage: die Mittel, mit denen das »Neue Ökonomische System« unserer Tage durchgesetzt werden sollen, sind subtiler und schwerer durchschaubar geworden, denn sie verstecken sich hinter den Masken einer unauslotbaren Geldpolitik der Zentralbanken ebenso, wie hinter Schlagwort-Ideologien wie »Genderisierung«, »soziale Gerechtigkeit«, »Integration« und »Demokratie«. Daß beiden Systemen, dem »NÖS« Ulbichts ebenso wie dem heutigen, angeblich so »kapitalistischen« und so pöhse »neoliberalen«, in Wahrheit jedoch längst korporatistisch-dirigistisch-staatsverflochenen, allerdings ein Mißtrauen vor »unbeherrschbaren« Marktmechanismen — und das heißt eben: vor der nicht vorherplanbaren Freiheit der Marktteilnehmer — innewohnt, ist unübersehbar! Ebenso unübersehbar ist damit freilich das Menetekel, das für eine solche Politik mit der späteren Entwicklung der DDR uns an die Wand geschrieben wird: es ist der Weg in die wirtschaftliche Ineffizienz, in die Vernutzung übernommener Strukturen (materieller wie immaterieller!), die nicht mehr erneuert, ja kaum noch instandgehalten werden (und ab einem gewissen Verfallszustand auch nicht einmal instandgehalten werden können), der Weg in die Stagnation durch Verknöcherung und gleichzeitige Aufblähung der Apparate — kurzum: in all das, was dann die Agonie-Periode der Honecker-Zeit bis zu ihrem Zusammenbruch ausmachte.

Samstag, 29. Juni 2013

Von Künstlern und Bäckern

... weiß der geschätzte Kollege Karl Eduard selbst dann entspannt zu plaudern, wenn er uns (freilich bloß zitierend) auffordert, einen Politiker zu fragen. Lesenswert!

Freitag, 28. Juni 2013

Ein Lebenszeichen von »Lebenszeichen«

... brachte mir zur Kenntnis, daß dieser Blog, der jahrelang auf meiner Blog-Roll stand und dann von mir wegen angeblicher »Nicht-mehr-Existenz« gelöscht wurde, schon seit dem 2. Mai 2013 wieder »in Betrieb« ist. »Welcome back!« konnte ich nur sagen ... und blätterte interessiert in den seitherigen Artikeln — nicht ohne eine wahre Trouvaille zu machen:
Definition of Political Correctness
2013/05/12

There’s an annual contest at the Griffiths University, Australia, calling for the most appropriate definition of a contemporary term.

The term: ‘political correctness’

The winning student wrote:
‘Political correctness is a doctrine, fostered by a delusional, illogical minority and rapidly promoted by mainstream media, which holds forth the proposition that it is entirely possible to pick up a piece of shit by the clean end.’
Da kann man nur sagen: Chapeau! Touché!

»Draghi muss Finanzdeal-Verstrickungen offenlegen«

... schreibt das »Handelsblatt« über die bohrenden Fragen von Frank Schäffler an diese Verkörperung des Typus »Hütchenspieler im Anzug« (wie ich Draghi einmal charakterisierte):
Berlin. Der Finanzexperte der FDP-Bundestagsfraktion, Frank Schäffler, hält es für unabdingbar, dass der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, seine Rolle bei den Derivategeschäften Italiens darlegt, mit deren Hilfe das Land seine Staatsfinanzen aufgehübscht und das Haushaltsdefizit gesenkt haben soll, um sich für den Euro zu qualifizieren. „Draghi muss die Karten offenlegen und seine Verstrickungen darlegen. Ansonsten wird er zur Belastung für den Euro“, sagte Schäffler Handelsblatt Online.

Italien habe anscheinend Vorbild für Griechenland gestanden, sagte Schäffler weiter. „Erst hat Italien, als Draghi beamteter Staatssekretär im Finanzministerium war, Derivate mit Investmentbanken gedealt, um das Defizit für den Euro zu schönen. Dann wechselt Draghi zu einer Investmentbank, und hievt Griechenland mit seinen italienischen Methoden in den Euro.“ Und als heutiger Chef der EZB schließlich klage er gegen die Veröffentlichung von Dokumenten zu diesem Vorgang, weil diese angeblich nicht im öffentlichen Interesse liege. „Hier ist wohl niemandem mehr klar, wo das private Interesse beginnt und das öffentliche aufhört“, sagte Schäffler.
(Hier weiterlesen)
Ein Kommentarposter auf »Ortner Online« bringt diese übelriechende Geschichte auf den Punkt:

»Mafia grüßt Friedensprojekt!«

»Chapeau! Touché!« kann man da nur sagen ...

Bald sind wir einen »entscheidenden Schritt weitergekommen«

Mediobanca: Italien wird Rettung durch die EU benötigen

Für Italien wird es wieder eng. Das Land müsse möglicherweise in den kommenden sechs Monaten von der Europäischen Union gerettet werden, warnte die Mediobanca.

Das meldet ein Bericht der britischen Zeitung The Daily Telegraph. Das Land schlittere immer tiefer in eine Wirtschaftskrise, und die Verknappung bei der Kreditvergabe treffe inzwischen auch große Unternehmen. Für Mediobanca, die zweitgrößte Bank Italiens, sendet ihr "Index des Solvenzrisikos" für Italien bereits Warnsignale, nachdem die Turbulenzen an den Anleihemärkten nun in der zweiten Woche anhielten.
meldet uns finanzen.at (Hier weiterlesen). Nun, die Einschläge kommen näher ... und irgendwann wird ein Volltreffer den lecken Euro-Tanker versenken — oder dieser bricht einfach auseinander. Poster »KClemens« meint auf »Ortner Online« dazu etwas spitzzüngig:
Also wenn ich das richtig mitbekommen habe, fällt Italien jetzt ein Derivate-Deal (oder ähnliches) aus den 90er Jahren auf die Füße, der seinerzeit mit Hilfe von Goldman Sachs und Draghi ein elegantes Finanzkonstrukt darstellte, um Italien gut genug für den Euro da stehen zu lassen.

Ein ähnlich elegantes Konstrukt hatte Goldman Sachs seinerzeit für Griechenland geschaffen.

Gut möglich, daß ein Teil der Staatsschulden von GR und I aus dieser Zeit resultieren, weil die Zinsen oder seinerzeit gar nicht absehbare Lasten sauteuer waren und sind.
Hony soit, qui mal y pense ...

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P.S.: was das Zitat in der Titelzeile betrifft — bei einer internationalen Wirtschaftskonferenz in Südamerika in den 80er-Jahren sprach der Fama zufolge der brasilianische Finanzminister in einer Rede die — wohl etwas anders gemeinten — Worte: »Vor einem Jahr standen wir vor dem Abgund, doch inzwischen sind wir einen entscheidenden Schritt weitergekommen

Donnerstag, 27. Juni 2013

Bei der Lektüre älterer Kommentar-Threads

... kommt es bisweilen zu Schatzfunden, die man sich nicht hätte träumen lassen. So auch bei der Verfolgung eines Links in dem heute zitierten PPQ-Artikel. Da gerät man in einem Kommentarposting auf einmal an eine ganz knappe, präzise Darstellung der DDRisierung Deutschlands, nein: Europas (oder besser gleich: der Welt), die man selbst nie in solcher Prägnanz zuwegegebracht hätte:
derherold hat gesagt (2/3/10 ):

Irgendwann 1997, ´98 sagte ich zu einem Freund - als ehem. Politoffidings der NVA ein 120%-er: "Ihr" wart in der DDR extrem ineffizient, kein Wunder, daß die DDR untergehen mußte. "Ihr" hättet gar keinen Schutz und Schild gebraucht. Bei uns macht man das freiwillig.

Die Schreiberlinge, die Denunzianten, die Studenten-Stasi, die mißliebige Profs "entlarven" möchten ... die sind längst alle da. Man muß sie nur ein bißchen anfeuern !

Aber selbst ich hätte mir nicht träumen lassen, daß wir kurz danach (ab 1999) den *Antifaschistisch-demokratischen Block* einführen ... wobei den Grünen die Rolle der NDPD als *Partei der Sammlung der Alt-Regime-Befürworter* zukommt.

Man kann die DDR aber nicht mit dem heutigen Gesamt-Deutschland gleichsetzen. Früher, in der DDR, dürfte es in jedem Lehrerzimmer drei, vier Spitzel gegeben haben. Heute ist man froh, wenn in einem Lehrerzimmer drei, vier Kollegen keine Denunzianten sind.
Goldene Worte,ewigen Gedächtnisses wert ... ... In der Bibel steht nach solchen Passagen für gewöhnlich: »Wer Ohren hat, der höre!« und so — aber ach, mit dem Kopf im Sand hört man leider so schlecht ...

»Ganging Up on Gold«

... betitelt sich ein Artikel auf dem Blog »Acting Man« über die jüngsten, na, sagen wir mal: etwas schwer nachvollziehbaren Entwicklungen beim Goldpreis ...
A Plague of Gold Bears and The 'Tapering' Myth

Readers may recall that in 2010 and 2011, after largely ignoring the fact that gold had been going up for more than a decade, virtually all the major mainstream banks and brokers suddenly turned bullish on gold. It was a huge warning sign as we now know with the benefit of hindsight (and as a few people suspected at the time). At the time target prices for gold were all of a sudden raised by all these worthies. Not even one of them sounded an alarm.

These days, not a day passes when they are not ganging up on gold, practically falling over each other with ever more bearish forecasts.
(Hier weiterlesen)
Der Autor wählte den wirklich originellen Nickname »Pater Tenebrarum«, und verfaßt detailreiche Artikel aus oft überaus überraschender Pespektive über Wirtschaftsfragen (z.B. diesen oder jenen), die einer näheren Lektüre mehr als wert sind.

Daher: der Mann ist fähig und kommt in die Küche! ... äh ...: auf die Blogroll! ...

Am 24. März 2013

... also etwas über ein Vierteljahr ist's her, gedachten viele Medien in bedeutungsschwangeren Artikeln des »Sündenfalls« der deutschen Demokratie in Form des Ermächtigungsgesetzes vom 24.3.1933. Klar war, daß sowas eigentlich nur den Deutschen passieren konnte, mit ihrer Obrigkeitsgläubigkeit und ihrem innewohnenden Nazismus. Oder so halt. Jedenfalls schrecklich und heute völlig unvorstellbar. Denn wir haben jetzt ja richtige Demokratie. Eine so richtige und tolle, daß wir sie stolz überall hin exportieren können, nein: geradezu müssen ...

Wirklich unvorstellbar? Na, lesen Sie einen Artikel bei LewRockwell — dann werden Sie die Parallelen zur Gegenwart recht schnell merken. Natürlich: es wird heutzutage alles (oder wenigstens: fast alles) ein bisserl geschickter getarnt, aber das ist schon der ganze Unterschied ...

YouSSR, MeSSR
by Fred Reed
How does one tell whether one is living in a dictatorship, or almost? The signs need not be so obvious as having a squat little man raving from balconies. Methinks the following indicators serve. In a dictatorship:

(1) Sweeping laws are made without reference to the will of the people. A few examples follow. Whether you think these laws desirable is not the point. Some will, others won’t. The point is that they were simply imposed from above. Many of them would never have survived a national vote.

Start with Roe vs. Wade, making abortion legal, and subsequent decisions allowing late-term abortion. Griggs versus Duke Power, forbidding employers from using tests of intelligence, since certain groups scored poorly. Brown versus the School Board and its offspring requiring forced integration, forced busing, racial quotas, and so on. The decision that Creationism cannot be mentioned in the schools. Decisions forbidding the public expression of Christianity. The decision that citizens can be stopped and searched without probable cause. The opening of the borders to mass immigration.

These are major, major laws grossly altering the social, legal, and constitutional fabric of the country. All were simply imposed, mostly by unelected judges against whom there is no recourse.

Note that there is no practical distinction between a decision by the Supreme Court, a regulation made by an executive bureaucracy, and a practice quietly adopted by the intelligence agencies and federal police. None of these requires public approval.
(Hier weiterlesen)
Es glaube keiner, daß sich die Situation in Europa (von kleinen »Demokratieinseln« wie der Schweiz einmal abgesehen) irgendwie anders verhielte! Die freche Datenspionage, die von Großbritannien im Gleichschritt mit dem Big Brother Amerika (und überaus treulich sekundiert vom ach so »grundrechtsbewußten« und »liberalen« Kanada!) betrieben wird, ist an dreister Chuzpe kaum zu überbieten. An krimineller Gesinnung und Praxis sind unsere angeblich so »demokratischen« westlichen Regimes mittlerweile keinen Deut besser als irgendwelche Militär- oder Linksdiktaturen in Bananenrepubliken — wer das noch immer nicht begriffen hat, der glaubt wohl auch noch an den Osterhasen. Oder an die bekannte Versicherung Mielkes: »Aber ... ich liebe .. ich liebe doch alle ... alle Menschen«. Fred Reed meint zum Abschluß seines Artikels jedenfalls warnend:
If this isn’t quite dictatorship, we are rapidly getting there. Wait a few years.
Wobei die »few years« sich leider noch als zu optimistische Einschätzung herausstellen könnten ...

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P.S.: über dasselbe Thema hat der verdienstvolle Nachrichten&Satire- (is letztlich eh dasselbe!) -Blog Politplatschquatsch einen hintergründigen Artikel geschrieben:
Sie wussten immer unsere Namen, klagten die Bürgerrechtler der DDR nach dem Mauerfall über ihre Stasi-Beobachter. Die hatten gesammelt, was zu sammeln war, Namen, Adressen, Fingerabdrücke, Geruchsproben. Zwei Jahrzehnte später gibt sich niemand mehr mit Namen zufrieden. Der Fortschritt fordert andere Opfer: Jetzt müssen es Kontonummern, Blutgruppe und DNA-Codes sein, dazu Telefonverbindungsdaten, IP-Adressen und Handy-Standortinformationen, Steuerdaten, Einkommensnachweise, Kontaktpersonen, Facebookfreunde, Urlaubsfotos.

Der feuchte Traum des Bundesinnenministers ist Wirklichkeit geworden - Großbritannien und die USA haben ein Backup aller elektronischen Lebensäußerungen der Deutschen. Die NSA-Cloud hängt dunkel über einer Stasiwelt, in der vorsichtshalber alles gespeichert wird, was speicherbar ist. Auch deutsche Fahnder fotografieren auf der Suche nach dem Autobahn-Sniper zehntausende Kennzeichen, gleichen sie mit anderen ab, setzen sie in Beziehung zu zehntausenden von Handydaten, die global und ohne konkreten Tatverdacht gegen die Anschlussinhaber gespeichert wurden. Datenschutz? Es reicht, wenn Street View das macht.

(Hier weiterlesen)
Touché! Leider.

Mittwoch, 26. Juni 2013

Die schöne neue Welt des Peter Sutherland

Nicht alle, aber eben doch eine ganze Reihe von Menschen sehen eben genau so aus, wie sie handeln. Peter Sutherland ist einer von ihnen.

Beim UN-Gipfel für Migration forderte er die EU auf, »ihr Möglichstes tun«, um die »Homogenität« der Völker Europas zu »unterminieren«. Eine ganze Menge überaus entlavender Zitate des teigigen Oberbonzen findet sich in diesem BBC-Report dazu — und die bis zum Erbrechen p.c.-bemühte BBC ist ja nicht wirklich als migrationskritisches Medium zu bezeichnen ...
Sutherland war EU-Kommissar, bei der Trilateralen Kommission, ist im Vorsitz von BP und Goldman-Sachs. Er ist das aufgedunsene Gesicht des internationalen Liberalismus und Kapitalismus, der die Völker und Kulturen vernichtet! Er ist führender Teil jener Maschinerie, die die Vielfalt von Mensch und Umwelt zerstört und eine graue, gleichgeschaltete Einheitswelt und die Herrschaft der Konzerne schaffen will. Er beweist, dass alle die linken und grünen Multikulti-Spinner gar nicht so verschieden von den internationalen Konzernen und Bankern sind. Beide arbeiten Hand in Hand an einem Projekt und haben einen gemeinsamen Feind.

Ihr Projekt ist die “Unterminierung” der Völker Europas und ihr Feind bist du — weil du ein verwurzelter Patriot und nicht Teil ihrer neuen Weltherde und globaler Konsumsklave bist. Dieser Krieg ist so real wie diese UN-Konferenz, zu der Vertreter von 160 Staaten geladen waren.

Sie führen, vereint mit allen Konzernen, Banken und Staaten der westlichen Welt, einen Vernichtungsfeldzug gegen dich, dein Land und deine Identität. Linksextreme Straßenschläger, marxistische Intellektuelle und Künstler und “tolerante” Multikultis sind ihre Fußtruppen, die jeden Widerstand im Keim ersticken sollen.
... zitierte der Blog »Kreidfeuer« eine kritische Stellungnahme zu diesem dreisten Anschlag auf die Freiheit unserer Heimat und unserer Völker, sich auszusuchen, wer bei uns die von uns und unseren (sic!) Vorfahren aufgebauten Strukturen nutzen darf. Denn alles, was an materieller — Städte, Verkehrsnetze, Kanalisation, Informationskanäle, Energieversorgung etc.) und immaterieller — Rechtsordnung, Sozialwesen, Kultur, Kulinarik, Lebensart etc. — »Infrastruktur« jedes unserer Länder so einzigartig und unverwechselbar macht, habe ich und hast du »... ererbt von Deinen Vätern ... um es zu besitzen« — und nicht, um es jedem beliebigen dahergelaufenen »Migranten«, der sich nur zu gern ins gemachte Nest setzen möchte, gratis nachzuwerfen! Wie in jedem Club, in jeder Gemeinschaftsanlage etc. gilt auch hier: wer beitreten will, muß zunächst die Zustimmung der Mitglieder erringen — und etwas positives zur Förderung der gemeinsamen Ziele beizutragen erwarten lassen. Sonst wird wohl auch noch der kleinste Schrebergartenverein oder Sportclub in Hintertupfingen dankend auf solche bloßen »Bereicherer« verzichten!

Sutherland ist, man glaubt es kaum, auch Chaiman der »London School of Economics«, an der u.a. ein Friedrich August von Hayek lehrte (der darob wohl im Grab rotierten dürfte), und war einst Generalstaatsanwalt von Irland. Bislang habe ich die Iren eigentlich nur als überaus freundliches, umgängliches Völkchen kennengelernt. Natürlich war irgendwie zu erwarten, daß es auch bei diesen ein paar Arschlöcher geben würde — auf den Beweis, was für Arschlöcher allerdings darunter sind, hätte ich dankend verzichten können ...

Man muß Berlusconi nicht mögen

Dennoch ist dem, was Unterberger über die jüngsten Gerichtsurteile gegen ihn schreibt, zuzustimmen — vor allem seinem Schluß:
Vor allem riechen die Urteile – insbesondere deren Höhe – sehr stark nach Rache. Subjektiv ist es zwar vielleicht verständlich, dass die Richter es dem Expremier heimzahlen, weil dieser sie immer wieder öffentlich beschimpft und mit Gesetzesnovellen behindert hat. Vielleicht auch deshalb, weil er die Regel verletzt hat, dass man vor Richtern am besten nur ständig buckeln sollte. Objektiv darf sich ein unabhängiger und souveräner Richter jedoch keinesfalls durch so etwas beeinflussen lassen.

Ja, und ist er nun schuldig? So werden nun viele fragen und glauben, das wäre die Kernfrage in den Prozessen gewesen. Antwort: Letztlich weiß ich es nicht. Diese Frage war aber ohnedies nur ein Teilaspekt eines von beiden Seiten durch und durch politisierten Verfahrens. Und: Nur naive Menschen können glauben, das Urteil eines Gerichts hätte etwas mit dem Herausfinden der objektiven Wahrheit zu tun. Ein Urteil ist ein Urteil ist ein Urteil. Und sonst nichts.

Aber was ich jedoch umgekehrt mit Sicherheit gegen Berlusconi sagen kann: Ein Premierminister benimmt sich einfach nicht so. Auch wenn es Tatsache ist, dass Strizzi-Typen bei einem Teil der Wählerschaft gut ankommen, vor allem beim politisch desinteressierten Teil.

Ebenso kann man mit Sicherheit sagen und mit Zahlen belegen: Die Ära Berlsuconi war nicht jene Katastrophe, als die sie jetzt im Nachhinein dargestellt wird. Der allergrößte Teil der italienischen Schulden, der Wohlfahrtsexzesse und der gewaltigen Überregulierung ist schon vor der ersten Periode Berlusconi verursacht worden – von staubtrockenen und sich total seriös gebenden Politikern der Christdemokraten und Sozialisten. Die einen taten das aus ideologischer Verbohrtheit, die anderen, weil sie das christliche Gebot der Nächstenliebe mit Schuldenmacherei und Belastungen anderer Menschen zur Gewinnung von Wählersympathien verwechselten. Und beide sind heilfroh, mit Berlusconi einen Sündenbock zu haben, dem man alle Verantwortung zuschieben kann.
Wie gesagt: man muß Berlusconi wirklich nicht mögen — aber es ist abstrus, wenn er wegen eines angeblichen — und von beiden angeblich Beteiligten stets bestrittenen — Geschlechtsverkehrs mit einer (vor jedem Kontakt mit Berlusconi in diesem Metier höchst »erfolgreich« tätigen) Prostituierten, die damals schon knapp vor der Volljährigkeit stand, zu sieben Jahren Haft verknackt wird! Den drei dazu auf »Unterbergs Tagebuch« von den Lesern bestbewerteten Kommentaren:
Normalsterblicher (19x Ausgezeichneter Kommentar)
25. Juni 2013 02:10

Wie auch immer: sieben Jahre Haft für unterstellten Sex mit jemandem, der wenige Monate vor der Volljährigkeit stand, ist absolut lächerlich (- wenn es nicht zum Weinen wäre; das Partymädchen selbst sagte noch dazu aus, es habe gar nichts mit B. gegeben!).

Es handelt sich bei den Einstellungen dieser Richter offenbar um eine krankhaft überzogene, ideologisch überhöhte Geifermoral, die erstens die Abgehobenheit eines Standes manifestiert und zweitens die Ignoranz dieses Standes hinsichtlich dessen, wo der Schuh des Bürgers wirklich drückt!

Man fühlt sich bei diesen Moralvorstellungen an längst verflossene, heutzutage belächelte Sittlichkeitsgebote erinnert.

fokus (17x Ausgezeichneter Kommentar)
25. Juni 2013 03:08

Wie immer man zu Berlusconi stehen mag, aber bei einer Verurteilung zu 7 Jahren Haft, obwohl Angeklagter wie auch die betroffene, junge Frau bestritten, daß sie jemals Sex miteinander hatten, kann man nicht mehr von einer unabhängigen Justiz sprechen.

Der Zusatz, der Verurteilte muß sich für immer von allen öffentlichen Ämtern fernhalten, läßt keinen Zweifel mehr an einer politisch motivierten Rechtssprechung aufkommen. Weiters drängt sich bei einem solchen Urteil auch noch der Umkehrschluß auf: hätten beide gestanden, wären sie dann freigesprochen worden?

Irgendetwas stimmt mit diesem Rechtssystem nicht nur in Österreich - wo ebenso genug Beispiele linksvereinnahmter Politjustiz existieren - sondern in ganz Europa nicht mehr, wenn linke Pädophile noch immer höchste Ämter bekleiden und Rechte ohne entsprechende Beweise zu hohen, unbedingten Gefängnisstrafen verurteilt werden. Ein bedenkliches Signal für das Vertrauen der Bürger in Politik und Gerichte!

Patriot (13x Ausgezeichneter Kommentar)
25. Juni 2013 08:08

Interessant im Zusammenhang Sex mit 17-jährigen sind die Gepflogenheiten im EU-Beitrittskandidatenland Türkei:

Die Kinder-Ehe spaltet die türkische Gesellschaft

Mehr als ein Drittel aller Ehen in der Türkei sind Kinder-Ehen. Westlich orientierte Türken schäumen über die Unsitte, reichen alten Männern junge Mädchen zur Frau zu geben. Es ist eine schwierige Debatte in einem Land, in dem Staatspräsident Gül seine Frau Hayrünissa zwei Tage nach deren 15. Geburtstag heiratete.

Wenn der türkische Staatspräsident ein gerade 15 Jahre altes Mädchen heiratet, stört das die Linken ind Europa offenbar überhaupt nicht. Und dass ein ganzes Drittel der Ehen in der Türkei Kinder-Ehen sind, wird bei den Beitrittsgesprächen auch nicht thematisiert.

Ganz zu schweigen vom ekelhaften Daniel Cohn Bendit und seinen grünen Spiessgesellen, gegen die der alte Lüstling Berlusconi geradezu ein Ehrenmann ist.
... ist eigentlich nichts hinzuzufügen.

Was man Snowdon raten sollte

Wenn er klug ist, bleibt er in Rußland. Die Chancen, daß ihn die Amis von dort entführen, ist gering, denn das hätte dramatische Auswirkungen auf die Beziehungen der USA zur immer noch militärisch zweitstärksten Macht auf der Erde. Und würde Putin als Papiertiger dastehen lassen, was ihm mit Sicherheit nicht gefallen dürfte und unangenehme Konsequenzen hätte — und das wird auch ein »Verräter« den Amis nicht wert sein. Unschön für Snowdon ist daran natürlich, daß er mit gewissen Kooperationswünschen der Russen konfrontiert werden dürfte — was sein Image in den USA nachhaltig beschädigen könnte, denn der antisowjetische Reflex (dem der Systemwqechsel in Rußland piepegal ist!) sitzt tief in den Amerikanern! Dennoch: wenn Snowdon glaubt, in Ecuador sicher zu sein, könnte er sich sehr täuschen. Meint auch das »Handelsblatt«, und ist bemerkenswert unverblümt in seiner Einschätzung:
Wahrscheinlicher hält auch der Geheimdienstexperte Erich Schmidt-Eenboom, dass – sofern die diplomatischen Bemühungen im Sande verlaufen – die Jagd auf Snowden nach seiner Landung in Ecuador beginnt. „In China hätte er untertauchen können und Peking hätte das Kreuz gehabt, sich mit den Amerikanern diplomatisch anzulegen“, sagt Schmidt-Eenboom. „Mit der Entscheidung für Ecuador geht Snowden ein hohes Risiko ein, denn die CIA hat in Südamerika viel mehr operative Möglichkeiten als in China oder Russland. Daher dürfte im Weißen Haus die Möglichkeit einer Entführung erörtert werden.“

Schmidt-Eenboom erinnert an den Fall des US-Soldaten Jeffrey Carney, der sensible US-Militärpapiere zur Stasi durchsteckte. „1991 wurde er vom amerikanischen Geheimdienst in Berlin auf offener Straße gekidnappt und verschleppt, zum Prozess in die USA“, berichtet Schmidt-Eenboom. „Wenn die Amerikaner bei einem vergleichsweise kleinen Licht wie Carney solche Methoden anwenden, dann dürften sie auch bei jemandem wie Edward Snowden keine Hemmungen haben.“
Mit anderen Worten: Washingtons Geheimdienste sind nichts anderes als eine Bande bedenkenloser Krimineller, die sich einen Dreck um Völker- und Strafrecht scheren. Nicht, daß wir das nicht schon wüßten — aber interessant immerhin, daß dies von einem Organ unseres politisch-medialen Komplexes völlig gelassen ausgesprochen wird ...

Dienstag, 25. Juni 2013

»Leben im betreuten Faschismus«

... nennt »Die Anmerkung« die Ankündigung:
Schockbilder kommen auf deutsche Zigarettenschachteln

Die EU-Gesundheitsminister haben deutliche Warnungen auf Zigarettenschachteln beschlossen.
(SPON)
und knüpft daran zwei berechtigte Fragen:
Erste Frage: Grinst uns dann der Schmidt von jeder Kippenschachtel entgegen?

Zweite Frage: Welcher Raucher interessiert sich dafür, zumal die Kippenschachtel eh sofort in einem Behältnis verschwindet, das das Bild verdeckt?
Hier weiterlesen. Denn Lesen bildet bekanntlich, und »Die Anmerkung« lesen, bildet ganz besonders. Das muß der Gerechtigkeit halber einfach mal gesagt werden!

Vollgeld

... also Kreditvergabe durch Banken nur in der Höhe, in der die Bank (durch Eigenkapital, Einlagen etc.) tatsächlich entsprechende Geldmittel zur Verfügung hat, statt des derzeit herrschenden »Teilreservesystems«, das die Geldschöpfung durch Geschäftsbanken erlaubt, ist Gegenstand eines interessanten Artikels vom 16.8.2012 im »Handelsblatt«:
Der Ökonomie-Nobelpreisträger Milton Friedman war von der Idee überzeugt, der Freiburger Ökonom Walter Eucken ebenso und der Yale-Professor Irving Fisher erst recht: Um das Finanzsystem stabil und sicher zu machen, solle der Staat Banken verbieten, im Zuge ihrer Kreditvergabe einfach neues Geld in Umlauf zu bringen. Ein Geldinstitut dürfe nur dann ein neues Darlehen vergeben, wenn es im gleichen Ausmaß über Bargeldreserven verfüge, forderten prominente Ökonomen in den 30er- und 40er-Jahren.

Das würde das Geschäftsmodell von Banken fundamental verändern. Bislang müssen Geldinstitute nur für einen Bruchteil ihrer Kredite Bargeldreserven halten. So können sie quasi unbegrenzt Kredit vergeben – und dabei de facto neues Geld schaffen. Denn den Kredit zahlen sie aus, indem sie dem Kreditnehmer das Geld auf einem Girokonto gutschreiben. Und der Kreditnehmer bringt dieses Bankengeld, das es vorher noch nicht gab, in Umlauf, indem er seine Rechnungen damit bezahlt.
(Hier weiterlesen)
All das sind zwar für gelernte »Österreicher« keine aufregenden Neuheiten — aber immerhin interessant, daß sie bisweilen sogar den Weg in die Systempresse schaffen ...

Was diskriminierend ist, und was nicht ...

Tante »Presse« — recte: APA/dpa/Red. — berichtet über eine dilatorische Entscheidung des US-Höchstgerichtes, das offenbar die Hosen voll hat, etwas gegen die famose »affirmative action« zu judizieren:
Das Oberste US-Gericht hat eine Klage gegen die Förderung ethnischer Minderheiten an Universitäten an niedere Instanzen zurückgewiesen. Das gab der Supreme Court am Montag in Washington bekannt. Es ging um die Klage einer heute 23-jährigen weißen Frau, die 2008 von der University of Texas in Austin abgewiesen wurde.

Jene Abigail Fisher hatte geklagt, sie sei wegen ihrer Hautfarbe nicht aufgenommen worden. Studenten aus ethnischen Minderheiten mit ähnlichen Noten und Testergebnissen seien bevorzugt worden. Dies sei eine Diskriminierung und verstoße gegen die US-Verfassung.
(Hier weiterlesen)
»Die Presse« hält sich — wie nicht anders zu erwarten war — vornehm bedeckt (vermutlich mit des Kaisers neuen Kleidern), etwas ausdrücklicher sind da schon die Stellungnahmen ihrer Leser, z.B.:
Bernsteinstrand
25.06.2013 08:21

Der neue Rassismus ...

... heißt "Antirassismus", und ist nichts anderes als ein Euphemismus für Anti-Weiß.

Weltweite "Vielfalt" wird auf politischer Ebene selbstredend nur für weiß bevölkerte Staaten gefordert. Oder hat man schon einmal davon gehört, wie bereichernd die Massenansiedlung von Chinesen für die Tibeter ist? Oder daß die Yanomami-Indianer im Amazonas dringend mehr "Vielfalt" brauchen?

Ausschließlich Weißen wird von Kindheit an eingetrichtert, daß ihre Ethnizität "böse" sei und auf keinen Fall ein Teil ihrer Identität sein darf. Dies ist ein wichtiger Aspekt, denn ohne diese eingetrichterte Scham vor der eigenen Abstammung gäbe es keine politische Mehrheit für die sog. "positive Diskriminierung", mit der tatsächlich rassistische Politik kaschiert und gerechtfertigt werden soll.

Eine Studentin erhält wegen ihrer Hautfarbe keinen Studienplatz -- ist das etwa Rassismus? Nein, denn es richtet sich ja gegen eine Weiße! Diese bemerkenswerte Doppeldenke belegt wieder einmal, wie außerordentlich lernfähig und hiermit leider auch indoktrinierbar der Mensch doch ist.

Zwischen der gebotenen Achtung vor fremden Völkern, und krankhafter Selbstverachtung, liegen sehr wohl noch viele Abstufungen.
Die Debatte wächst sich bald in weitere Dimensionen aus, so weitet ein Kommentarposter das Thema von Hautfarben auf Besitzer unterschiedlicher primärer Geschlchtsteile aus, und befindet resigniert:
makaberich
25.06.2013 07:37

Männer werden bei uns auch diskriminiert ...
... und keinen kümmerts ...
... nicht ohne sofort von einem klugen Füchslein — das wohl eine neunmalklugscheißende systemprofitierende Fähe sein wird — zurechtgeweisen zu werden:
Füchslein
25.06.2013 08:50

Re: Männer werden bei uns auch diskriminiert ...

Stimmt. Männer sind manchmal benachteiligt. Sie sind es nicht gewöhnt und schreien deshalb wegen jeder Kleinigkeit laut auf.

Frauen sind in sehr viel mehr Bereichen benachteiligt als Männer. Aber man/frau ist daran gewöhnt und niemand regt sich darüber auf. Man erkennt es häufig nicht einmal als Benachteiligung weil es immer schon so war.
Die adäquate Antwort darauf läßt freilich nicht auf sich warten:
nype
25.06.2013 10:00

Re: Re: Männer werden bei uns auch diskriminiert ...

Stimmt. Frauen ertragen es mit beeindruckender Würde, dass sie bei höherer Lebenserwartung fünf Jahre früher in Pension gehen können und in dieser Zeit aus dem selben Topf Pension beziehen in den auch die besser verdienenden Männer einzahlen (mehr Brutto Gehalt heißt nämlich auch mehr Versicherungsbeiträge und mehr Steuern).

Richtig, man erkennt es kaum, aber Frauen sind auch extrem benachteiligt, was die Wahlfreiheit angeht, nach der Geburt eines Kindes zu Hause zu bleiben oder arbeiten zu gehen. Frauenparkplätze, Quotendiskussion im Aufsichtsrat aber nicht bei der Müllabfuhr, Medizinuni-Aufnahmetest, Recht auf Karriere beim Bundesheer aber keine Wehrpflicht, ...

Wirklich beeindruckend, wie gelassen Frauen damit umgehen!
Bei solch angeregter Diskussion wird es nur mehr eine Frage der Zeit sein, bis die Redaktion sich bemüßigt fühlt, wegen »Verstößen gegen die Forenregeln« die Diskussion abzudrehen. Wie es dem Verständnis von Meinungsfreiheit in unseren Tagen halt entspricht ...

»Bankenunion – der nächste Irrsinn!«

... betitelt sich ein sehr informativer Gastbeitrag von Dozent Romig in »Unterbergers Tagebuch«:
Schrittweise verzichtet der Staat auf seine Souveränitätsrechte. Überdeutlich wird das am Verzicht auf das „Majestätsrecht“ des Staates, seine Währung sowie die Möglichkeiten und Grenzen seiner Geld- oder Kreditschöpfung selbst zu bestimmen.

Die Einführung des Euro als gemeinsame Währung hatte den Zweck, den europäischen Staaten ihr im ökonomischen Sinne wichtigstes Souveränitätsrecht wegzunehmen und es auf die Banken, „die Herren des Kredits“, zu übertragen. „Gebt mir die Kontrolle über den Kredit, und mir ist es dann ganz gleichgültig, wer die Gesetze macht“. Mit dieser Einsicht hat Mayer Amschel Rothschild (1744-1812), der Gründer eines aus bescheidenen Anfängen entstandenen weltweiten Bankenimperiums, das von einem österreichisch-kanadischen Selfmade-Milliardär kreierte und nun schon geflügelte Wort vorweggenommen: „Das Geld macht die Regel“.

Nicht von ihrer Haftung, wohl aber von ihrem Majestätsrecht entkleidet, hängt nun das Wohl und Wehe der Staaten von den Bankherren ab. Wer diese sind und wie sie miteinander kommunizieren, hat ein kluger Kabarettist aus der (deutschen Kabarett-Sendung) „Anstalt“ jedem, der es wissen will, vor Augen geführt. Seine Einlage ist inzwischen zu einem Klassiker geworden.
(Hier weiterlesen)
Nun findet LePenseur zwar Begriffe wie »Majestätsrecht des Staates« angesichts der durchwegs denkbar unmajestätischen Ochlokraten, die diese unsere Staaten beherrschen, einigermaßen lachhaft; auch ist er keineswegs so etatistisch unterwegs wie der Autor des Artikels — was aber an der Richtigkeit vieler darin vorgetragener Argumente nichts ändert!

Unterberger ist hoch anzurechnen, daß er auf seinem »Tagebuch« unverzagt einem altgedienten (Jahrgang 1926!) Wirtschaftswissenschaftler eine Publikationsmöglichkeit von doch beachtlicher Breitenwirkung gibt — wiewohl dieser, wie man heute so schön sagt, »umstritten« ist — bspw. von Wikipedirasten mit der Bezeichnung als »Bindeglied zwischen FPÖ und den ultrakonservativen Katholiken in Österreich« de facto als Rechtsextremist gebrandmarkt werden soll, ohne daß der so Bezeichnete eine Klagemöglichkeit dagegen hätte. Nun sind LePenseur »ultrakonservative Katholiken« zwar einigermaßen befremdlich, und auch die FPÖ ist ihm in ihrem patriotisch verbrämten Sozialismus nur sehr schaumgebremst ans Herz gewachsen — dennoch: was wäre eigentlich schlimm daran, wenn Dozent Romig besagtes Bindeglied wäre? Nichts, sollte man meinen.

Oder vielmehr: sollte man nach Ansicht unserer PC-Keulenschwingerclubs eben nicht meinen dürfen! Umso verdienstlicher ist also Unterbergers Entschluß, diesen »Verfemten« zu Wort kommen zu lassen! Meinungsfreiheit ist bekanntlich »... immer die des Andersdenkenden«, was linke Seilschaften und Jagdgesellschaften, die diesen Satz so gern im Munde führen, freilich noch nie daran gehindert hat, ihn ständig zu mißachten. Ein weiterer Grund, schon aus Protest gegen die Meinungsdiktatur der Systemmedien Romig zu lesen! Und sei es nur wegen seines Schußsatzes: »Das Volk fühlt sich nur noch verraten und verkauft.«

Montag, 24. Juni 2013

»Hayekianer aller Länder vereinigt euch!«

... möchte man ausrufen, wenn man folgenden Artikel über die diesjährigen Göttinger »Hayek-Tage« in der »Neuen Zürcher Zeitung« gelesen hat:
«Hayekianer» zu Euro, Recht und Religion

Wettbewerb statt Denkverbote

Leiden Anhänger der Währungsunion, neoklassische Ökonomen, etatistische Rechtswissenschafter und Anhänger von Staatskirchen unter durch Denkverbote eingeschränkter Wahrnehmung? An den Hayek-Tagen wurde mit Lust darüber debattiert.

«Wenn alle das Gleiche denken, denkt keiner richtig.» Hans-Georg von Lichtenberg, Göttinger Physiker (1742–1799)

Eigentlich habe er bloss kein Politiker werden wollen – und er sei wohl bis heute keiner, erklärte Bernd Lucke, der Mitbegründer und Sprecher der frisch gegründeten Euro-kritischen Partei «Alternative für Deutschland» an der Göttinger Uni den Mitgliedern der Hayek-Gesellschaft – dort, wo einst der Physiker Hans-Georg von Lichtenberg lehrte, von dem der zitierte Aphorismus stammt. Weil er zur Überzeugung gelangt sei, dass es mit der Währungsunion so nicht weitergehen könne, habe er zuerst die sachliche Debatte gesucht, indem er Aufrufe startete und Unterschriften sammelte, erzählte der Hamburger Ökonomieprofessor letzten Freitag.
(Hier weiterlesen)
Was zeigt uns diese »Hayekianer«-Veranstaltung? Vor allem eines: es gibt sie also doch, die Ökonomen und Gesellschaftsphilosophen mit grundvernünftigen Ansichten, einsichtsvoller Bescheidenheit hinsichtlich der Grenzen menschlichen Wissens und gesunder Skepsis über die Planbarkeit der Zukunft — welch ein fundamentaler Kontrast zur Voodoo-Ökonomie à la FED, Krugman und wie sie alle heißen, die nur zu gerne »das Geschäft Gottes« betreiben wollen. Nur mit deutlich weniger Geschick als er ...

Die US-Notenbank könne laut Paul Krugman nicht mehr „glaubhaft versichern, unverantwortlich zu handeln“

... schreibt »Die Presse«:
Die Ankündigung der Federal Reserve, das Anleihenkaufprogramm „Quantitative Easing 3“ möglicherweise schon in diesem Jahr zurückzufahren, könnte sich als „historischer Fehler“ erweisen, sagt Paul Krugman, der bekannte Ökonom und NYT-Kolumnist. Krugman gilt als Befürworter einer lockeren Geldpolitik – aber eigentlich nicht als sonderlich scharfer Kritiker der Federal Reserve.

Krugman sagte schon zuvor, die Fed müsse „glaubhaft versichern, unverantwortlich zu handeln“. Sie solle bei ihrer Geldpolitik nicht auf die Inflation achten, sondern lediglich auf die Erholung der Wirtschaft und eine Senkung der Arbeitslosenquote. Nun ist dies zwar genau das, was die Fed scheinbar tut. Ihre Politik dürfte derzeit strikt auf eine Senkung der Arbeitslosigkeit und nicht auf die Kontrolle der Inflation ausgerichtet sein. Im Gegenteil: Da die Banken immer noch sehr vorsichtig sind, besteht derzeit eher die Gefahr der Deflation. Aber Krugman sieht die „neue“ Politik der Fed trotzdem als zu „konventionell“ an.
(Hier weiterlesen)
Och, nö! Die FED muß uns doch gar nicht glaubhaft versichern, unverantwortlich zu handeln — denn wer auch nur über ein bißchen Hirn zwischen den Ohren verfügt, weiß doch längst, daß sie vollkommen unverantwortlich handelt. Und das schon seit Jahrzehnten ...

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P.S.: Krugman ist, wie sich aus Statements wie dem obigen ersehen läßt, ein ebenso unfähiger (bzw. unwürdiger) Nobelpreisträger wie Backaroma. Es sollte eigentlich analog zur Aberkennung von durch abgeschriebene Dissertationen erschlichenen Doktoraten auch eine Aberkennungsprozedur für Nobelpreise geben.

Sonntag, 23. Juni 2013

Respekt

... für den Islam — fordert, wie nicht anders zu erwarten unser aller GröTAZ aka Rotzig Arroğan. Wie »Die Presse« als übliche Abschreibübung (diesmal waren's gleich vier Systemmedienagenturen: APA/AFP/dpa/Reuters) mitteilt:
Erdogan hielt auf einer Kundgebung seiner konservativen AKP in der Schwarzmeerstadt Samsun eine Rede vor 15.000 Anhängern und machte in- und ausländische Kräfte für die Proteste verantwortlich. Profitiert hätten "die Zinslobby, die Feinde der Türkei", sagte der Regierungschef im Hinblick auf Spekulanten an Finanzmärkten. [...]

Erdogan warf den Demonstranten zudem vor, den Islam respektlos behandeln. "Lasst sie in ihren Schuhen in unsere Moscheen gehen, lasst sie Alkohol in unseren Moscheen trinken, lasst sie ihre Hände gegen unsere Mädchen in Kopftüchern erheben. Ein Gebet unserer Leute reicht aus, um ihre Pläne zu durchkreuzen."
Rotzig Arroğans Phantasie ist ein wenig kraus: bloß weil einer sich nicht von der Regierung vorschreiben lassen mag, ob er im Restaurant zum Essen ein Bier trinkt, so will er deshalb doch noch keineswegs in Moscheen Alkohol trinken. Und zum Thema »Schuhe« fällt mir der Uralt-Witz ein
Hinweisschild beim Moschee-Eingang:
Es ist ebenso verwerflich, diese Moschee mit Schuhen zu betreten wie ein junges Mädchen zu verführen!
Darunter handschriftlicher Zusatz eines Touristen: »Beides ausprobiert — kein Vergleich!«
Die Hände zu erheben beim Anblick von Kopftuch-Mädchen — nun ja, das mag schon vorkommen! Leidlich hübsche Mädels dergestalt zu traurigen Pinguinen zu verunstalten, kann bisweilen Gebärden des Entsetzens und/oder des Mitgefühls auslösen ...

Die entscheidende Frage vergaß GröTAZ Rotzig Arroğan leider zu beantworten: Warum er für den Islam »Respekt« einfordern will, wenn der Islam jene Menschen, die nicht nach dem Islam leben wollen, nicht respektiert ...

Freitag, 21. Juni 2013

Das »Gesetz« des Mustafa Ö.

Die FAZkes brachten gestern einen besinnlich-zurückhaltenden Artikel über einen türkischen Kulturbereicherer in Bremen, früher Disco-Türsteher und Spieler, jetzt »Schlichter«. Ganz sacht und behutsam wird in dieses Thema eingeführt, nur ein bisserl die Braue gewölbt, ob das denn alles wirklich so toll wäre ... Aber lesen Sie selbst:
An einer Wand in der Wohnung von Mustafa Ö. hängt das Bild seines hochgeschätzten Großvaters. Großgrundbesitzer sei der gewesen in Anatolien, erzählt Mustafa, und sehr einflussreich: „Er war das Gesetz.“ In etwa also das, was der offiziell arbeitslose Mustafa Ö. heute in seinem Stadtviertel in Bremen sein will. Er genießt dort hohes Ansehen, heißt es, steht erst nachmittags auf, und wenn sein Handy klingelt, steigt er in seinen BMW und braust zum nächsten Streit, den er nach eigener Wortwahl „schlichtet“. Geld, beteuert der Mann, fließe dabei keins. „Man gibt und man nimmt . . .“

Aber es ist bekannt, dass je nach Verletzung und drohender Haftstrafe das Schweigen mit zwanzig- bis vierzigtausend Euro erkauft wird. Wenn Mustafa auftauche, schwärmt einer seiner „Klienten“, sehe die Sache immer gleich anders aus. Dann zahlen säumige Kunden, dann kehren entlaufene Töchter zurück. Und dann haben es Polizei und Staatsanwälte schwer, Zeugen zu finden, die sich an die Taten, auch an brutale mit schlimm verletzten Opfern, noch erinnern wollen.
(Hier weiterlesen)
Fast ein Idyll (außer für die zurückgekehrten entlaufenen Töchter, nur so eine Vermutung ...).

AUFWACHEN, liebe FAZke-Redaktion! Dieser Typ ist im Klartext gesprochen ein Türken-Mafioso, der Schutzgelder erpreßt! Und die Verarsche, die uns da die Redakteurin (eine gewissen Bettina Mönch weichzeichnet für den Schmus verantwortlich) mit klingelnden Wortkaskaden à la:
Polizisten, Richter, Staatsanwälte warnen seit langem vor einer Paralleljustiz in muslimisch geprägten Vierteln. Wie weit verbreitet diese ist, bleibt im Ungefähren, denn durchlässig sind die Grenzen zwischen der Mehrheitsgesellschaft, die das Gewaltmonopol des Staates für selbstverständlich hält, und jener anderen, die nach eigenen Regeln und Traditionen lebt, nur in eine Richtung
ist längst jenseits der Grenze zur Dreistigkeit, nicht bloß »im Ungefähren«, sondern ganz evident! Zum Schluß wird natürlich sicherheitshalber der mahnende Zeigefinger ganz sachte gehoben:
Bei einer Messerstecherei in der Bremer Türsteherszene werden mehrere Menschen schwer verletzt. Man ruft nicht die Polizei, sondern den „Friedensrichter“ Mustafa. Dessen Clan jedoch ist in die Auseinandersetzung verstrickt, und so ruft Mustafa, das ergaben die Ermittlungen, noch mehr junge Männer seiner Familie hinzu. Der „Schlichter“ behauptet, er habe nur beruhigen wollen.

Das Rechtssystem der Selbstverteidigung

Doch das glauben weder Polizei noch Richter, sie können ihm aber auch keine Mitschuld an der Eskalation, die sich bis ins Krankenhaus fortsetzt, direkt nachweisen. Mustafa kommt also davon, weil sich kein Zeuge findet, der es wagt, ihn zu belasten. Immerhin gelang es dem Gericht nach vier Jahren, die Haupttäter zu hohen Haftstrafen zu verurteilen.

Eine Ausnahme. Denn meist ziehen genügend Zeugen, massiv eingeschüchtert, ihre Aussagen zurück. Der frühere Ermittler Wilhelm Weber, er lehrt heute an der Hochschule für Verwaltung Kriminalwissenschaften, kann verstehen, dass sich viele für Geld und Schweigen entscheiden, weil niemand sie schützen könne vor der Rache der anderen.
Ich versuche mir gerade auszumalen, mit welch verständnisinnigen Worten Frau Mönch bspw. einen Artikel über einen »Streitschlichter« analoger Methode, nur halt im Neonazi-Milieu, verfaßt hätte — wäre der auch so behutsam ausgefallen? Sicher nicht, denn »Kampf gegen rechts« ist erste Medienpflicht (gleich dahinter ex æquo Multikulti, Energiewende und die Segnungen der EU) ...

Die Leser der FAZkes sind da ein bisserl weniger zurückhaltend — warten wir ab, wann der Kommentarthread geschlossen wird! Deshalb ein paar Zitate, bevor sie im Orkus der journaillistischen Desinformation, vulgo P.C., verschwinden:
Claus Kral - 21.06.2013 03:54 Uhr
Diese Leute scheuen keinen Aufwand wenn es darum geht, Wege zu finden, maximal zu verdienen ohne zu arbeiten. Da ist es egal, ob das Tuerken, Albaner, Kosovaren, Kurden, Araber, Russen ...sind. Im eigenen Volk lassen sie die Frauen schuften, und nehmen sich gegenseitig aus, mit Pseudorechtssprechung gegen Zwangsgebuehr - eine elegante Form der Schutzgelderpressung.
Jonas Müller-Hübenthal - 20.06.2013 22:53 Uhr
Und was sagt uns das über das unscharfe Einnerungsvermögen der Zeugen im Alexanderplqatz-Prozess?
Prospero Mazzetti - 20.06.2013 21:41 Uhr
Bei Schattenjustiz handelt es sich um ein kennzeichnendes Merkmal organisierter Kriminalität.
"Cosa nostra", der Name, mit dem sich die "ehrenwerte Gesellschaft" Siziliens selbst bezeichnet, heißt übersetzt nicht anderes als "unsere Angelegenheit". Die offizielle Begründung dieser Organisation für den Anspruch, Streitigkeiten bis hin zum Mord abseits der Justiz innerhalb der "Familien" zu regeln, was im 19. Jahrhundert ebenfalls Mißtrauen und Abneigung gegen die staatliche Justiz.
Kein Rechtsstaat des 21. Jahrhunderts kann sich eine solche Entwicklung augenzwinkernd bieten lassen oder mit einem betulichen "Hach laßt sie doch, sie sind halt anders, was schadet es, wenn sie inneren Angelgenheiten unter sich regeln". Hier geht es um den Kern der Rechtsstaatlichkeit.
Michael Arndt - 20.06.2013 21:32 Uhr
"Offiziell ist er arbeitslos"
Wieviel Stütze wird er wohl erhalten?
Heutzutage kann man unseren Sozialstaat sogar öffentlich lächerlich machen.
Wenn man Migrant ist...
Sonst ist's schlecht.
»Deutschland schafft sich ab«, schrieb Sarrazin vor einigen Jahren. Inzwischen sind wir schon einen Schritt weiter: Deutschland hat sich abgeschafft. Und geht noch vor jedem kleinen Islamofascho, der was »schlichtet« und dafür abkassiert, und die, wo er nicht abkassieren kann, vermöbelt, in die Devotionsbücke ...

Donnerstag, 20. Juni 2013

Bisher dachte ich, die NSU sei nicht zu toppen

... nämlich jene inlandsgeheimdienstliche Schmierenkomödie mit CDs, auf denen Bekennervideos ohne Bekenner und ohne Bezug auf den Tathergang zu sehen sind, die von einer Mittäterin bei der großen Beweismittelvernichtung per Abfackelung eines Hauses nicht einfach zu vernichten übersehen wurden, sondern extra mitgenommen wurde, um sie über Deutschland verteilt an viele belanglose Adressaten zu verschicken — oder Pumpguns, die von den wechselseitigen Mördern und Selbstmörder post mortem noch mal schnell durchgeladen wurden etc. (den ganzen Schwachsinn finden Sie tagesaktuell hier) — aber ich wurde soeben eines besseren belehrt: die USA sind halt das Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten, und daher ist auch folgende Meldung völlig plausibel:
Rassisten wollten Obama mit Röntgenstrahlen töten

Das FBI hat einem Bericht zufolge einen Mordanschlag auf den US-Präsidenten vereitelt. Zwei Verdächtige wurden verhaftet.

Washington/go. Das FBI hat laut dem Fernsehsender ABC News zwei Rassisten daran gehindert, Präsident Barack Obama zu töten. Glendon Scott Crawford (49) und Eric J. Feight (54) aus dem Bundesstaat New York hatten monatelang eine Waffe gebaut, die eine tödliche Dosis von Röntgenstrahlen erzeugt hätte. Das Duo machte Obama persönlich dafür verantwortlich, den Bombenanschlag auf den Bostoner Marathon vom 15. April dieses Jahres ermöglicht zu haben.

Diese Woche am Dienstag wollten sie sich treffen, um die Waffe einsatzbereit zu machen. Sie hätte aus der Ferne vom Zigarettenanzünder eines Autos zur Detonation gebracht werden sollen und dabei eine tödliche Dosis von Röntgen-Strahlen erzeugt.

(Hier weiterlesen)
Na bumm! Wer hätte sowas bloß gedacht! Oder sich auch bloß sowas ausgedacht. Dagegen ist ja das Drehbuch des neuesten (und hoffentlich letzten) Aufgusses von »Stirb langsam« noch von drögem Realismus! Was kommt als nächstes, bitteschön? »Atomarer Angriff Nordkoreas auf die USA von CIA-Agenten mit Laserschwertern vereitelt« oder: »NSA enttarnt Aliens«?

Difficile est satiram non scribere ...

Susanne Kablitz schreibt einen Liebesbrief

Liebesbriefe sind für gewöhnlich nicht so recht öffentlichkeitstauglich. Nicht aber dieser:
Liebe Vergangenheit,

ich nutze diese Stunde mit den vielen Tränen in meinen Augen, um Dir voller Liebe meinen Dank auszusprechen.

Alle, die ich wie ich im Jahr 1970 geboren wurden, wissen häufig nicht, dass dies ein ganz besonderes Jahr war. Die 60-er Jahre gehörten der Vergangenheit an, ein neues Jahrzehnt brach an. Die 60-er verabschiedeten sich mit einem Fernsehkanal, das Standbild gehörte praktisch zum Programm dazu; der Übergang von schwarz-weiss zu Farbe war so gut wie abgeschlossen und auch der heute allseits belächelte Personal Computer setzte zu seinem Siegeszug quer über den Erdball an, auch wenn – so wird es erzählt – Thomas J. Watson, der frühe Chef von IBM im Jahr erklärt haben soll: „Ich glaube, es gibt einen Weltmarkt für vielleicht 5 Computer“.

Die Löhne in Deutschland stiegen zwischen 8 % und 13,5 % und Deutschland war hinter den USA das Land mit der höchsten Exportrate. Im selben Jahr lösten sich die „Beatles“ auf und deutsche Fernsehzuschauer konnten ab nun die Nachrichtensendungen Tagesschau der ARD und heute des ZDF in Farbe empfangen.

1970 sollte allerdings aus einem anderen Grund in die Geschichte eingehen – ist es bis heute neben 2001 das einzige Jahr, in dem ein tatsächlicher Schuldenabbau seit dem Ende des zweiten Weltkriegs stattfand.
Hier weiterlesen. Es lohnt sich!

»FBI setzt Überwachungs-Drohnen auch im Inland ein«

... betitelt »Die Presse« ihre gewohnte Abschreibübung (diesmal von APA/Reuters). Aber kein Problem, liebe Leute, denn:
Der Chef der US-Bundespolizei gab im Kongress die Verwendung unbemannter Flugkörper über US-Territorium zu. Jeder Einsatz müsse aber von der Luftfahrtbehörde genehmigt werden.
Und wenn dann wer schnell weggebombt werden soll, bedarf das vermutlich der — bei Gefahr im Verzug: ggf. nachträglichen — Genehmigung durch das »Bureau of Alcohol, Tobacco, Firearms and Explosives«, oder wie ...

Mittwoch, 19. Juni 2013

Ein aufschlußreiche Rede

... hielt Manfred Kleine-Hartlage am 17. Juni 2013 zum 17. Juni 1953. Bloß aufschlußreich? Nein: bestürzend! Bestürzend aktuell.
Heute vor genau sechzig Jahren, am 17. Juni 1953, geschah in der damaligen DDR das, was alle diktatorischen Regime der Welt am meisten fürchten: Das Volk verlor seine Angst. Ein System der Einschüchterung, bei dem niemand sich traut zu rebellieren, weil er fürchtet, damit allein zu stehen, brach auf einen Schlag in sich zusammen.

Dieses Regime hatte von Anfang an gewusst, dass es vom Volk abgelehnt wurde. Es wusste, dass nur Wenige an seine Ideologie glaubten. Es wusste, dass es – und zwar völlig zu Recht – als Statthalter einer feindlichen Macht betrachtet wurde.

Das Volk wiederum wusste, dass die Früchte seiner Arbeit nicht ihm selbst gehörten, sondern von den Machthabern ins Ausland geschafft wurden – selbstredend nur aus den edelsten Gründen der Solidarität.

Dieses Regime konnte sich nicht leisten, die Menschen mit ihrer eigenen Meinung zu Wort kommen zu lassen. Es war darauf angewiesen, dass der einzelne Bürger sich hütete zu sagen, was er wirklich dachte: dass er seinem Nachbarn misstraute, dass er im Betrieb, in der Schule, in der Universität und überhaupt in der Öffentlichkeit nichts sagte, was der Lehre der Partei widersprach. Dass er sich sogar überlegen musste, was er am Mittagstisch zu seinen eigenen Kindern sagte.

Und es konnte diesem Regime auch nicht genügen, dass der Bürger der Partei nicht widersprach: Er musste von Zeit zu Zeit, und zwar auf Kommando, seine ausdrückliche Zustimmung bekunden, und das nicht irgendwie; sondern in ganz bestimmten vorgegebenen Sprachregelungen, in gestanzten Wortschablonen, in stereotypen Phrasen, die in aller Regel den blanken Unsinn enthielten.

Diese immergleichen Phrasen waren Teil eines Unterwerfungsrituals:

Gerade weil sie so dumm waren, gerade weil jeder wusste, dass sie mit der Wirklichkeit nichts zu tun hatten, gerade weil jeder, der sie aussprach, sich dadurch zum Affen machen musste, und gerade weil es deswegen eine Selbsterniedrigung bedeutete, sie auszusprechen, waren sie das ideale moderne Äquivalent zum Gesslerhut:

Wer nicht mitmachte, war verdächtig.
(Hier weiterlesen)
Optimisten sagen dazu: »Das darf einfach nie mehr so kommen!« Realisten sagen: »Es ist heute exakt so.« Pessimisten meinen gar: »Das wird immer so sein ...«

Make your choice.

Die halbe Wahrheit

... ist oft mehr gelogen als eine ganze Lüge. So auch in jener in den Lokalteilen der Zeitungen untergegangene Meldung (so sie denn überhaupt gebracht wurde) von Anfang Juni:
Tiroler Polizei zerschlug iranische Schlepperbande

Der Tiroler Polizei ist offenbar ein Schlag gegen eine internationale Schlepperorganisation mit Iran-Bezug gelungen. Wie der stellvertretende Leiter des Tiroler Landeskriminalamts, Christoph Hunderpfund, der APA am Mittwoch mitteilte, sind sechs in Tirol lebende Personen am Dienstag vorübergehend festgenommen worden.

Ihnen werde vorgeworfen, seit dem Jahr 2011 zumindest 60 iranische Staatsbürger gegen Entgelt nach Österreich geschleust zu haben.

Bei den Verdächtigen handle es sich um drei österreichische Staatsbürger mit iranischem Hintergrund und drei iranische Staatsbürger.

Über die 36-jährige österreichische Hauptverdächtige sei inzwischen bereits die Untersuchungshaft verhängt worden.
Aha. Wieder einmal eine Schlepperbande aufgeflogen — naja, kennen wir. Brave Arbeit, liebe Polizei. Aber was soll's ... und man blättert weiter ... ... außer man liest sorgfältig bis zum Ende des Artikels. Da wird ganz beiläufig erwähnt:
Die Hauptverdächtige habe ihnen im Großraum Innsbruck vorübergehend Wohnungen zur Verfügung gestellt. Dann habe sie zusammen mit ihren mutmaßlichen Komplizen dafür gesorgt, dass die ausschließlich muslimischen Geschleppten in Österreich katholische Glaubenskurse absolvierten. Dadurch sei ermöglicht worden, dass die Iraner zum christlichen Glauben konvertieren konnten.

Die meisten Geschleppten hätten dann nach der Stellung von Asylanträgen einen positiven Asylbescheid bekommen. Der LKA-Ermittler führte in diesem Zusammenhang an, dass bei der Beantragung von Asyl meist als Fluchtgrund religiöse Verfolgung im Iran aufgrund des Wechsels zum christlichen Glauben angegeben werde.
Und hier ist entweder unglaubliche Schlampigkeit oder abgefeimte Desinformation im Spiel. Denn die Sache ist zwar nicht gelogen, wie sie so dargestellt wird — aber eben nur die halbe Wahrheit! Die zweite, aber fehlende Hälfte ist nämlich, daß die »Konversionen« zum Christentum ausschließlich für die Erteilung des Asylbescheides erfolgten, und keineswegs ernst gemeint waren. Dies wurde von den LKA-Ermittlern auch deutlich ausgesprochen — und nur das Wochenmagazin »Zur Zeit« war sorgfältig genug, diesen fürwahr skandalösen Umstand zu berichten!

Denn die Iraner waren ja nicht etwa vorher wegen etwaiger Konversionsabsichten im Iran verfolgt worden (wie die APA-Meldung unterschwellig insinuiert), sondern sie hätten es nur im Fall ihrer Abschiebung in den Iran zu befürchten gehabt, denn dort steht auf den »Abfall vom Glauben« — und das kann im Iran, so wie in allen islamischen Ländern selbstmurmelnd nur der islamische Glaube sein! Alle anderen sind ex definitione ja »Ungläubige« — die Todesstrafe. Und in ein Land, in dem jemandem die Todesstrafe droht, darf aus Österreich nicht ausgeliefert werden.

Ein fürwahr genialer Trick, mit dem sich ein jeder aus einem islamischen Land auch bei noch so offenkundiger Schein-Konversion in Österreich einen wasserdichten »Asylgrund« verschaffen kann. Samt Unterstützung und Sozialleistungen ... denn wir sind ja sooo »human«!

Man könnte auch einfach »blöd« dazu sagen ...

Dienstag, 18. Juni 2013

»Profiteure des Türkei-Booms bangen um Aufstieg«

... titelt das »Wirtschaftsblatt« heute. Schrecklich, einfach schrecklich, was da in der Türkei gerade passiert! So schön hat man da doch mauscheln und kungeln können in den letzten Jahren ...
[...] wie die konservative Konrad-Adenauer-Stiftung aus Deutschland schreibt, profitierte nur ein Fünftel der Bevölkerung vom wachsenden Wohlstand. "Zu den Profiteuren gehört die neue Wirtschaftselite, die dem religiöskonservativen Milieu entstammt und zunehmend den Einfluss der altetablierten säkularen Großunternehmerschicht zurückdrängt", heißt es in einer Studie.

Es begann alles in den 80erund 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Damals fing Ankara an, staatliche Unternehmen zu privatisieren und die Wirtschaft dem Weltmarkt zu öffnen. Besonders in Anatolien hat sich daraufhin eine neue Mittelschicht herausgebildet. Zugleich bestimmt dessen konservatives und religiöses Weltbild immer stärker die Politik der Türkei.
(Hier weiterlesen)
Mit anderen Worten: Der durch (u.a.) EU-Gelder (m.a.W.: durch unsere Steuern!) befeuerte Wirtschafts-Boom der Türkei wurde und wird von der islamischen Regierung in Ankara an ihre Gefolgsleute in Anatolien weitergeleitet. Mit staatlicher Protektion läßt sich's besser verdienen — kennen wir ja! Und das »Wirtschaftsblatt« bedient die Interessen seiner Inserenten aus der staatsverflochtenen Großindustrie und ihrer »Verbände« — die natürlich begeistert sind, wenn EU-Knete für subventionierte türkische Infrastruktur in ihre Taschen gespült wird. Und die  Systempresse verschleiert diese Tatsachen durch equivoke Bezeichnungen wie »konservative Adenauer-Stiftung« und »konservative Mittelschicht Anatoliens«. Schnell wird einem Islamofascho wie Erdogan die Maske eines rheinländischen oder schwäbischen Geschäftsmannes umgehängt und insiuiert, daß es doch nur nur linke Chaoten und Modernisierungsverlierer wären, die die fundamentalistische Bevormundung eines islamischen Fundamentalisten-Regimes nicht so toll finden!

So schließen sich in bewährter Weise die diskreten Kreisläufe des politisch-medialen Komplexes unserer Staatswirtschaft auf Kosten der Privaten. Und auf Kosten der Freiheit, nicht zu vergessen ...

»Mehr Wettbewerb durch mehr Staat?«

... fragt angesichts jüngster ÖVP-Wahlkampftöne Georg Vetter, Wiener Anwalt und Vorsitzender des dortigen »Clubs unabhängiger Liberaler«, etwas spitzzüngig auf »Ortner Online«:
Die Volkspartei fällt bekanntlich dadurch auf, dass sie regelmäßig just vor Wahlen ihre soziale Wärme entdeckt und dafür in der Folge vom Wähler auch abgestraft wird. Dass hier ein Zusammenhang besteht, leugnen die ÖVP-Wahlstrategen konsequent – und schon haben sie angesichts der baldigen Nationalratswahlen mit einer Gebühren-Bremse-Kampagne begonnen. Laut Michael Spindelegger handelt es sich um ein Maßnahmenpaket, das „nichts kostet und viel bringt“.

Eine scheinbar unverdächtige Maßnahme dieses Pakets greife ich heraus: Mehr Wettbewerb durch Aufwertung der Wettbewerbsbehörde samt höheren Strafen bei Preisabsprachen und Kartellbildung.
(Hier weiterlesen)
Sie werden's nie kapieren, die Nomenklaturisten der ÖVP, weil sie's nicht kapieren wollen. Weil nur neue Bürokratien die Versorgung von »Politveteranen« nach ihrem Ausscheiden aus der »aktiven Politik« sicherstellen. Erhöhung des Staatsanteils zum Wohl der Funktionärscliquen — bis zum Kollaps der Wirtschaft. Ja, die ÖVP ist eine Partei, die was vom Wirtschaften versteht! Besonders von dem in die eigene Tasche ...

Die Lüge als »antidiskriminatorische« Aktion

Berlins aktuelle Kriminalitätsstatistik birgt Diskussionsstoff: Nichtdeutsche Tatverdächtige machen allgemein 32,7 Prozent aus, weit mehr als ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung. Bei bestimmten Straftaten ist das Missverhältnis noch drastischer. Die Zuwandererlobby weist die Verantwortung nun allein der Polizei zu: Die treibe „Racial Profiling“, eine Täterauslese nach Herkunft.

Im April präsentierte Berlins Senat die neusten Verbrechenszahlen, die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS). Wegen der „desaströsen Ermittlungen zu den Morden und Bombenanschlägen der NSU sind die Zahlen der PKS mehr als beunruhigend“, sagte jetzt Angelika Weinbender vom Migrationsrat Berlin und Brandenburg. Der Migrationsrat kritisiert die Arbeit der mit politischen Sparzwängen und sinkender Aufklärungsrate (44,7 Prozent) ringenden Berliner Polizei. Den Kritikern missfällt die statistische Unterteilung in deutsche und nichtdeutsche Tatverdächtige. So würden Rumänen und Polen durch die Zahlen zum Taschendiebstahl „diskriminiert“, schimpft der Migrationsrat. Auch andere Zuwanderervertreter fordern nun, die Polizei solle Staatsangehörigkeiten nicht mehr erfassen.

Diese Zahlen sind es, welche die Zuwandererlobby künftig nicht mehr veröffentlicht sehen will: Berlins Ausländeranteil betrug im Februar laut Statistikamt 14,5 Prozent. Alle Berliner mit einem erfassten Zuwanderungshintergrund machen insgesamt 24,8 Prozent der Bevölkerung aus. Der Unterschied zu den 32,7 Prozent bei den Tatverdächtigen ist in der Tat erklärungsbedürftig, so sehr, dass vor einigen Monaten entnervte Zuwanderer Tacheles redeten und medial die politische Gleichgültigkeit gegenüber Intensivtätern anprangerten. Dass eine kleine Gruppe türkischer und arabischer Jugendlicher für einen Großteil bestimmter Delikte wie Raub, Vergewaltigung und schwere Körperverletzung verantwortlich ist, gilt in Berlin als offenes, doch politisch korrekt bemänteltes Geheimnis.

Die jüngste Blamage Berlins um den Clan des Rappers Bushido wirkt noch nach. Die auch von weiten Kreisen der Politik angestrebte Lösung lautet, der Bevölkerung die Fakten besser ganz vorzuenthalten. Es sei „unreflektierter Rassismus“, so Weinbender, wenn Berlins Polizeipräsident Klaus Kandt zu den neuesten Zahlen auch bestimmte Tätergruppen klar benenne.
(Hier weiterlesen)
... berichtet die PAZ (nicht mit der FAZ zu verwechseln!). Wohltuend, wenn eine Zeitung nicht rumsülzt, sondern Fakten berichtet. — aber der Schlußabsatz des Artikels haut einen doch etwas aus den Socken:
Offenbar erwarten einige Deutsche bereits, dass die Polizei einknickt und Zuwanderer künftig von Kontrollen verschont: Manche Frau schwört aufs Kopftuch. Nach Alkoholkonsum trägt sie das sonst verschmähte Teil beim Autofahren. Die Polizei wird die vermeintliche Muslimin schon nicht anhalten, lautet das Kalkül. Schließlich sei die Gefahr zu groß, erneut Zielscheibe einer vermeintlichen Antirassismus-Kampagne zu werden.
Wem die Augen dadurch noch immer nicht geöffnet wurden, kann auch hier weiterlesen. Aber zugegeben: man braucht einen starken Magen dafür ...

Montag, 17. Juni 2013

Zeichen eines guten Karikaturisten

... ist, daß seine Zeichnungen auch nach Jahren noch brandaktuell sind! Wie diese von Götz Wiedenroth aus dem Jahr 2005:

Daß der 17. Juni

... (und speziell der dieses heurigen Jahres) noch aus anderen Gründen besondere Beachtung verdient, darf als bekannt vorausgesetzt werden. In einer Reihe von Blogs und Foren, u.a. von Morgenländer und Zettel wird darauf Bezug genommen.

Der Erfinder des »Blitzkriegs«

… und damit zugleich eines der wenigen Fremdwörter (neben z.B. der »german angst«), welche aus dem Deutschen ins Englische drangen, wurde heute vor 125 Jahren, am 17. Juni 1888, in Kulm, Westpreußen, geboren: Heinz Guderian, der spätere Generaloberst, nach dem 20. Juli 1944 Generalstabschef des Heeres, vor allem jedoch der erste bedeutende Taktiker des modernen Panzerkriegs, von seinen Soldaten anerkennend mit Spitznamen wie »der schnelle Heinz« oder »Panzeradmiral« bedacht, von Hitler knapp vor Kriegsende als Generalstabschef entlassen, und im Gegensatz zu anderen Generälen in vergleichbarer Funktion nie als »Kriegsverbrecher« angeklagt, von Freund und Feind nach Kriegsende wegen seiner Korrektheit und Fairneß geschätzt (ein Faktum, das sich bis in die Diskussionsseite des deutschen Wikipedia-Artikels durchgesprochen hat — und das will bei der Ausrichtung der deutschen Wikipedia was heißen!).

Und wieder sind, ähnlich wie beim Gedenken an Generalfeldmarschall von Manstein vor einigen Tagen, nicht militärhistorische oder strategietheoretische Fragen Gegenstand dieses Artikels (z.B. die Frage, ob Guderian die Einkesselung der britischen Truppen im Frankreichfeldzug geschafft hätte, wenn nicht Göring aus Prestigegründen darauf bestanden hätte, den entscheidenden — und dann prompt versemmelten — Vernichtungsschlag durch die Luftwaffe zu führen, oder ob er ohne das Zurückpfeifen durch Hitler Moskau nicht doch eingekesselt und erobert hätte), sondern die der persönlichen Verantwortung eines Mannes in hoher Position unter den Bedingungen einer Diktatur und als Angehöriger eines Standes mit ausgeprägtem eigenem Ehrenkodex, wie eben des Offiziersstandes.

Im Leben Guderians stellte sich diese Frage mehrmals in deutlicher Weise. Das erste Mal vermutlich beim sogenannten »Röhm-Putsch«, dem ja keineswegs nur Röhm und andere — möglicherweise ja tatsächlich zu einem Putsch rüstenden — höhere SA-Führer zum Opfer fielen, sondern u.a. auch der ehemalige Reichskanzler, General Schleicher mit seiner Frau, und dessen enger Mitarbeiter, General von Bredow. Beide Generäle wurden öffentlich nicht wirklich von den Beschuldigungen, mit denen die Aktionen zur »Verhinderung« des Röhm-»Putsches« gerechtfertigt wurden, rehabilitiert (nur der greise Feldmarschall von Mackensen fand klarstellende Worte für die beiden Ermordeten). Guderian ist sicherlich zuzustimmen, wenn er in seinen Erinnerungen meint:
Die Erklärung Hitlers im Reichstag zu diesem Ereignis war ungenügend. Damals hoffte man, daß die Partei ihre Kinderkrankheiten bald überwinden würde. Rückschauend kann man nur bedauern, daß die damalige Leitung der Wehrmacht nicht nachdrücklich auf voller Genugtuung bestand. Sie hätte sich damit selbst, der Wehrmacht und dem deutschen Volk einen großen Dienst erwiesen (aus: Heinz Guderian Erinnerungen eines Soldaten, 2. Aufl., Wels 1951, S 28f.)
Der zweite Moment, der Guderian nach dem 30. Juni 1934 als entscheidender »Schritt in die falsche Richtung« in Erinnerung kommt, war der 4. Februar 1938, also jener Tag, an dem Hitler sich nach der blitzartigen Entlassung des Kriegsministers, Generalfeldmarschalls von Blomberg, und des Oberbefehlshabers des Heeres, des Generalobristen Freiherr von Fritsch, und anderer Generäle sich selbst an die Spitze der Wehrmacht setzte — umgeben von schwachen, keiner eigenen Meinung fähigen Ja-Sagern, die weder fähig noch willens waren, die immer riskanteren Pläne Hitlers zu bremsen, oder ihn wenigstens darauf hinzuweisen, wie sehr er mit seinen waghalsigen Aktionen das Spiel ausländischer Mächte, die Deutschland in einen Vernichtungskrieg ziehen wollten (wie Churchill so unbedacht — oder siegesgewiß — war, schriftlich offen einzuräumen), mitmachte. Derlei Überlegungen heute zu äußern, ist natürlich strengstens »politisch inkorrekt«, ja »revisionistisch« (als ob Wissensfortschritt nicht immer durch die Revision bisheriger, aber eben falscher, oder wenigstens unzureichender Theorien entstünde!) — wer diesbezüglich die Überlegungen aller am kommenden Zweiten Weltkrieg beteiligten Parteien dargelegt finden möchte, ist größtenteils auf Werke britischer und amerikanischer Historiker angewiesen, die, des Verdachtes einer Sympathie für das NS-Regime überaus unverdächtig, die teilweise üblen Ränkespiele ihrer eigenen Politiker offen ansprechen.

Für einen Österreicher nimmt sich Guderians Schilderung des deutschen Einmarsches in Österreich etwas »gewöhnungsbedürftig« aus — wenngleich dem General hierbei die wohl unvermeidliche Subjektivität seiner Eindrücke zugute zu halten ist. Denn zweifellos war der jubelnde Empfang der einmarschierenden Wehrmacht insofern »echt«, als die Jubelnden ihn ernst meinten — das ändert freilich an der baldigen Ernüchterung vieler von ihnen ebensowenig, wie an der Tatsache, daß die, die nicht jubelten, für Guderian eben nicht sichtbar waren (Noelle-Neumann fand dafür später die treffenden Termini »schweigende Mehrheit« und »Schweigespirale«). Die Frage, wie wohl eine freie Volksabstimmung über den »Anschluß« ausgegangen wären, ist seriöserweise nahezu unklärbar — denn weder die von Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg übereilt angesetzte (mit dem durch sie ausgelösten Einmarsch freilich vereitelte) Abstimmung wäre frei gewesen, noch weniger war es jedoch die danach von Hitler veranstaltete! Nach allem, was wir wissen, ist davon auszugehen, daß beide Optionen — Anschluß an (Nazi-)Deutschland und Bewahrung der Eigenstaatlichkeit Österreichs— jeweils von erheblichen Teilen der Bevölkerung vertreten wurden, das Überwiegen welcher Seite immer jedenfalls eher knapp gewesen wäre. Das offizielle Ergebnis der »Anschluß«-Abstimmung Hitlers war daher durch Einschüchterung und Wahlfälschung mit Sicherheit eine Farce, wie es wohl auch eine Schuschnigg-Abstimmung in die Gegenrichtung (wenngleich vermutlich in geringerer Weise) gewesen wäre.

Hochinteressant ist jedenfalls die Gegenüberstellung all dieser Schilderungen Guderians, die er in seinen Erinnerungen (Guderian a.a.O. S. 48ff.) mit den polemischen Insinuationen eines Winston Churchill in dessen Memoiren (Band 1/I, S. 331 der deutschen Ausgabe) dem Leser präsentiert — eine Gegenüberstellung, die ebenso von Guderians vornehmer Gesinnung zeugt, die ihn annehmen ließ, Churchill sei »offenbar falsch informiert« worden, wie von Churchills untergriffigem, fanatischem Deutschenhaß, der auch vor flagranten Lügen nicht zurückschreckte.

Im Polen-Feldzug, der mit den Kriegserklärungen seitens der britischen und französischen Regierung den Zweiten Weltkrieg auslöste, und von dem Guderian erst gegen Ende August 1939 Kenntnis erlangte, bewährte sich die moderne Panzerstrategie, die durch ihn erfunden worden war glänzend. Nichtsdestoweniger schreibt er über den Beginn des Feldzuges:
Jedenfalls ist es keine nachträgliche Feststellung, wenn ich sage, daß die Stimmung des Heeres ernst war und ohne den Pakt mit Rußland wahrscheinlich sehr zweifelhaft geworden wäre. Wir sind nicht leichten Herzens in den Krieg gezogen, und es gab keinen General, der zum Kriege geraten hätte. Alle älteren Offiziere und viele Tausende unserer Soldaten hatten den ersten Weltkrieg mitgemacht und wußten, was ein Krieg bedeutete, zumal wenn er nicht auf Polen beschränkt werden werden könnte (Guderian, a.a.O. S. 60)
Interessant ist weiters eine Schilderung Guderians von einem Gespräch aus Anlaß der Verleihung des Ritterkreuzes des eisernen Kreuzes nach dem Abschluß des Polenfeldzugs:
Bei dem an die Verleihung anschließenden Frühstück saß ich rechts neben Hitler und hatte eine angeregte Unterhaltung über die Entwicklung der Panzertruppe und über die Erfahrungen aus dem Feldzug. Schließlich fragte er ganz unvermittelt: „Ich möchte wohl wissen, wie man im Volk und im Heer den Pakt mit Sowjetrußland aufgenommen hat?“ Darauf konnte ich nur antworten, daß wir im Heer aufgeatmet hätten, als uns die Nachricht vom Abschluß des Paktes Ende August erreichte. Wir hätten dadurch das Gefühl der Rückenfreiheit bekommen und seien glücklich gewesen, daß uns der gefürchtete Zweifrontenkrieg erspart geblieben sei, der uns im vorigen Weltkrieg doch auf die Dauer zur Strecke gebracht habe. Hitler sah mich sehr erstaunt an und ich bekam das Gefühl, daß ihn meine Antwort nicht befriedigt habe. Er antwortete jedoch nicht und brach das Thema ab. Erst viel später mußte ich erkennen, daß Hitlers Feindschaft gegen Sowjetrußland sehr tief saß. Er hat wohl erwartet, mein Erstaunen zu hören, daß er sich auf einen Pakt mit Stalin eingelassen habe. (Guderian, a.a.O. S. 78)

Im Frankreich-Feldzug perfektionierte Guderian seine Panzerstrategie zu dem, was man auf Seite der Alliierten bewundernd, ja schaudernd eben mit dem Fremdwort »Blitzkrieg« benannte (woraus später u.a. das umgangssprachliche »to blitz s.o.« im Sinne von »jemanden völlig unvorbereitet völlig vernichten« entstand). Hier zeigte sich auch die kühne Entschlossenheit Guderians, der sich nicht scheute, einen ihm vollkommen sinnlos scheinenden Anhalte-Befehl zu mißachten und weiter vorzudringen, was ihm die kurzzeitige Entsetzung seines Kommandos durch seinen Vorgesetzten eintrug — allerdings mit umgehender Wiedereinsetzung durch den Oberkommandierenden. Daß sein Ziel, die britischen Truppen auf französischem Boden einzuschließen und gefangenzunehmen, nicht gelang, war freilich nicht sein Fehler, sondern dem mißglückten Versuch Görings zuzuschreiben, diesen Sieg aus Prestigegründen der Luftwaffe zukommen zu lassen — was dann prompt mißlang und über Calais dem Großteil der britischen Truppen die Einschiffung nach Hause ermöglichte.

Da dieser Artikel keinen militärhistorischen Lebenslauf bilden soll, sei zur weiteren Tätigkeit Guderians, der inzwischen zum Generaloberst befördert worden war, vermerkt, daß dieser den geplanten Angriff auf die Sowjetunion mit mehr als gemischten Gefühlen zur Kenntnis nahm — den freilich als »Überfall« Hitlers auf die ach so friedliebende Sowjetunion darzustellen aufgrund der seit dem Zusammenbruch der UdSSR offenliegenden Aktenlage entweder von völliger Uninformiertheit oder von ideologischer Desinformation zeugt. Der Grazer Philosoph Topitsch hat dies in seinem (natürlich »umstrittenen«, na was denn sonst!) Werk »Stalins Krieg« mehr als deutlich nachgewiesen.

Guderian wurde aufgrund von Differenzen mit Hitler über die seiner Meinung nach völlig ungeeignete Führung des Winterkrieges 1941 (dessen verheerende Folgen ihm rechtgeben sollten!) am 26. Dezember 1941 als Oberbefehlshaber der 2. Panzerarmee entlassen und zur »Führerreserve« kaltgestellt — mit der vorgeschobenen Besorgnis Hitler, Guderian möge sein Herzleiden auskurieren. Wie allen damaligen Inhabern des Eichenlaubes zum Ritterkreuz wurde ihm eine Dotation in Form eines Landgutes zuteil — Gut Deipenhof bei Hohensalza im Warthegau, dessen Erwerb ihm später allerlei mißgünstige Verdächtigungen eintrug. Guderian trug sich ernstlich mit dem Gedanken, den Militärdienst zu quittieren und sich der Landwirtschaft zu widmen.

Die Katastrophe von Stalingrad, die wohl als endgültige Wende im Zweiten Weltkrieg anzusehen ist, bewirkte freilich eine Reaktivierung Guderians. Über ein Jahr nach seiner Entlassung, am 17. Februar 1943 wurde er zum »Generalinspekteur der Panzertruppen« ernannt — eine zwar mit viel Arbeit, jedoch keinerlei Befehlsgewalt verbundene Stellung — , kurze Zeit nach der Casablanca-Konferenz der West-Alliierten (14.-24. Jänner 1943), auf der die Forderung nach »bedingungsloser Kapitulation« an Deutschland gerichtet wurde. Damit war für Guderian klar, daß — gleichgültig, für wie verfehlt er die dilettantische Kriegsführung durch Hitler halten mochte — er verpflichtet war, nach Kräften die Interessen seines Volkes und seiner Nation zu schützen.


Wie in fast allen »einschlägigen« Lebensläufen deutscher Generäle wird heute die Frage nach Guderians Verhalten am — und seine Haltung zum — 20. Juli 1944 zum Schibboleth seiner »Anständigkeit« gemacht, und aus seiner Ablehnung des Attentatsversuches das Verdikt »Also doch ein Nazi!« destilliert. Da kann eine Enkelin noch so sehr betonen, weder ihr Großvater Heinz Guderian, noch ihr Vater oder Onkel seien je NSDAP-Mitglieder gewesen — »Nazi« ist eben die Punze, mit der man alle lästigen Gegenargumente »endlösen« kann, insbesondere, seitdem die famose Judikatur der Höchstgerichte darin keine Beleidigung zu erkennen vermag, sondern bloß ein »politisches Werturteil«. Interessante Judikatur, wenn man bedenkt, daß die NSDAP vom Nürnberger Tribunal ausdrücklich als »verbrecherische Organisation« gebrandmarkt wurde — den juristischen Rösselsprung, aus dem Vorwurf der Mitgliedschaft in einer verbrecherischen Organisation ein bloßes Werturteil zu machen, muß man sich auf der Zunge zergehen lassen! Was die p.t. Höchstrichter wohl dazu sagten, wollte man sie bspw. als »Mafiosi« (auch dies Mitglieder einer verbrecherischen Organisation, eben der Mafia) bezeichnen? Wäre das demnach auch bloß ein »politisches Werturteil«?

Sehr gegen den heutigen Zeitgeist der durch ihre »späte Geburt Begnadeten« lehnte Guderian den Attentatsversuch kategorisch ab.
Welche Wirkung übte das Attentat vom 20. Juli nun tatsächlich aus?

Der Mann, auf den es abgesehen war, wurde leicht verletzt. Seine körperliche Verfassung, die ohnehin nicht die beste war, wurde noch mehr geschwächt. Sein seelisches Gleichgewicht wurde für immer gestört. Alle bösen Geister, die in ihm geschlummert hatten, wurden auf den Plan gerufen. Er kannte nun keine Hemmungen mehr.

Sollte das Attentat ernste Auswirkungen auf den deutschen Regierungsapparat haben, so hätten die wichtigsten Träger des nationalsozialistischen Regimes gleichzeitig mit Hitler beseitigt werden müssen. Aber von diesen war niemand beim Attentat zugegen. Für die Beseitigung von Himmler, Göring, Goebbels, Bormann — um nur die Wichtigsten zu nennen — war nicht vorgesorgt. Die Verschworenen hatten sich nicht die geringste Gewähr zu verschaffen versucht, daß sie ihre politischen Pläne im Falle des Gelingens des Attentats auch wirklich durchführen konnten. Der Attentäter, Graf Stauffenberg, war sich dieser Schwäche seines Planes auch klar bewußt, denn er hatte seine Absicht bereits einmal aufgegeben, als er wenige Tage zuvor auf dem Obersalzberg bemerkte, daß Himmler und Göring, mit deren Anwesenheit er gerechnet hatte, nicht im Saale waren. Mir ist nicht bekannt, weshalb Graf Stauffenberg am 20. Juli zur Tat schritt, obwohl die Voraussetzungen für den vollen, politischen Erfolg seines Schrittes fehlten. Vielleicht hat ihn ein Haftbefehl gegen Dr. Gördeler zur Tat getrieben.

Sollte das Attentat ferner selbst im Falle der Tötung Hitlers zur Übernahme der Macht durch die Verschworenen führen, so mußten die hierzu nun einmal notwendigen Truppen sicher sein. Die Verschworenen verfügten aber über keine einzige Kompanie. Sie waren daher nicht einmal in der Lage, die Macht in Berlin an sich zu reißen, als Graf Stauffenberg mit der falschen Nachricht vom Eroflg seines Anschlages aus Ostpreußen in Berlin landete Die Offiziere und Männer der für „Walküre“ aufgebotenen Verbände hatten keine Ahnung, worum es ging. Daraus erklärt sich auch ihr „Versagen“ im Sinne der Verschwörer. Auch die von mir aus ganz anderen Gründen genehmigte Verzögerung des Abtransportes der Lehrtruppen der Panzerwaffe konnte nicht zum Erfolg beitragen, weil die Verschwörer gar nicht wagen konnten, die Truppe und ihre Führer in ihre Pläne einzuweihen.

Die außenpolitischen Voraussetzungen für einen Erfolg des Attentats waren nicht gegeben. Die Beziehungen der Verschworenen zu maßgebenden Politikern des feindlichen Auslands waren spärlich. Keiner der maßgebenden feindlichen Politiker hatte sich auch nur im mindesten zu Gunsten der Verschworenen festgelegt. Man geht wohl nicht zu weit, wenn man sagt, daß die Aussichten des Reichs bei Gelingen des Attentats um nichts besser gewesen wären, als sie es heute
[Anm.: 1950] leider sind. Es ging unseren Feinden eben nicht nur um die Beseitigung Hitlers und des Nazismus. (Guderian a.a.O. S 327 f.)
All dies sind natürlich »bloß« Argumente über die Zweckmäßigkeit und die möglichen Erfolgsaussichten eines solchen Attentats. Man kann all das auch mit den Augen bspw. eines Generalmajors Henning von Tresckow sehen, dessen Sicht in den Erinnerungen von Alexander Stahlberg wie folgt geschildert wird:
Ich knüpfte die Frage an, wann das Attentat gegen Hitler endlich komme. Henning blieb stehen, sah mich an und sagte: »Das Attentat wird kommen, und zwar bald. Alles ist vorbereitet. Der es tun wird, steht nun fest.« Ich fragte weiter. Ich wollte wissen, wo er selbst sein werde, wenn Hitler tot sei. Er sagte: »Ich werde sofort in Berlin sein. Auch das ist vorbereitet.«
Ich fragte, ob denn der Staatsstreich, der doch dann folgen müsse, vorbereitet sei. Der Staatsstreich berge dochweit schwierigere Probleme als nur die Tötung Hitlers. Henning antwortete: »Auch der Staatsstreich ist vorbereitet.« Ich fragte, ob er denn eine Chance sehe, daß der Staatsstreich gelingen werde. Und nun kam eine Antwort, die mich erschütterte: »Mit der größten Wahrscheinlichkeit wird alles schiefgehen.« Voller Entsetzen sagte ich: »Und trotzdem?« »Ja«, sagte er, »trotzdem!«
Im Weitergehen sprach er vor sich hin, als wäre er allein. Man müsse sich vorstellen, wie in späteren Generationen die Weltgeschichte über uns Deutsche urteilen würde, wenn es in Deutschland nicht einmal eine Handvoll Männer gegeben hätte, die diesem Verbrecher in den Arm gefallen seien. Noch wüßten bis jetzt nur wenige Deutsche, welche unsagbaren Verbrechen von den Nazis verübt würden. Nur in den obersten Kommandobehörden sei das bisher bekannt. Eines Tages aber würden es alle erfahren. Und dann würden sie mit Recht über die herfallen, die davon gewußt haben und nichts getan haben, um es zu verhindern.
Das ist alles sicherlich sehr edel und ehrenhaft gedacht — nur kommen mir dazu zwei unschön frappante Umstände in den Sinn:
1. Wenn nach der wohlinformierten Ansicht eines hochrangigen Generalstäblers sogar noch im Sommer 1944 »nur wenige Deutsche« (näherhin: »in den obersten Kommandobehörden«) von den Nazi-Greueltaten wußten, warum wird heute mit größter Selbstverständlichkeit so getan, als wären ebendiese Greueltaten allgemein bekanntes Alltagswissen der gesamten Bevölkerung gewesen?
2. Da das Attentat auf Hitler nachweislich stattgefunden hatte, und einer großen Zahl darin Verwickelter, aber auch bloßer Mitwisser (bzw. nur der Mitwisserschaft Verdächtiger) den Tod gebracht hat — was ist von dem Appell Tresckows an das Urteil späterer Generationen zu halten, wenn dennoch »die Deutschen« bis heute jederzeit mit einem Hinweis auf »NS-Greuel« (siehe  jüngste Vorgänge in Griechenland) gefügig gemacht werden können?

Guderian gibt sich gegenüber von vorstehenden Ansichten von Tresckows weitaus geringeren Illusionen hin, wenn er schreibt:
Natürlich wird immer wieder die Frage aufgeworfen, was geschehen wäre, wenn das Attentat gelungen wäre. Niemand kann das sagen. Nur eines scheint sicher: Damals glaubte ein sehr großer Teil des deutschen Volkes noch an Adolf Hitler und wäre zu der Überzeugung gekommen, daß die Attentäter den einzigen Mann beseitigt hätten, der vielleicht noch in der Lage gewesen wäre, den Krieg zu einem glimpflichen Ende zu bringen. Mit diesem Odium wäre das Offizierskorps, die Generalität und der Generalstab in erster Linie belastet worden, schon während des Krieges, aber auch hinterher. Der Haß und die Verachtung des Volkes hätte sich gegen die Soldaten gekehrt, die mitten in einem Ringen auf Leben und Tod durch den Mord am Oberhaupt des Reiches unter Bruch des Fahneneides das bedrohte Staatsschiff führerlos gemacht hätten. Daß unsere Feinde uns deshalb besser behandelt hätten, als es nach dem Zusammenbruch geschah, ist unwahrscheinlich. (Guderian, a.a.O. S. 332)
Aber, so wird man legitimerweise fragen, gibt es nicht auch moralische Pflichten, denen man nachzukommen hat, auch wenn ein positives Ergebnis höchst zweifelhaft, ja sogar so gut wie ausgeschlossen erscheint? Sicher gibt es solche Pflichten, und Guderian läßt es nicht bei den vorstehenden Worten bewenden, sondern setzt fort:
Es wird so viel von Widerstand gegen das Hitler-Regime geredet und geschrieben. Wer von den noch Lebenden, den Rednern und Schreibern, die an Hitler hätten herankommen können, hat denn selber wirklich auch nur ein einziges Mal Widerstand geleistet? Wer hat gewagt, auch nur ein einziges Mal Hitler seine abweichende Ansicht mitzuteilen und gar Aug in Aug mit dem Diktator auf seiner Meinung zu beharren? Das hätte geschehen müssen! In den Monaten, in welchen ich die Lagevorträge und zahlreiche militärische, technische und politische Besprechungen bei Hitler erlebte, taten das nur sehr wenige Menschen, von denen leider nur die wenigsten noch unter den Lebenden weilen. Ich muß aber ablehnen, jene Leute Widerstandskämpfer zu nennen, die nur hinter den Kulissen getuschelt haben, daß sie anderer Ansicht seien, die nur andere Leute anzustiften versuchten. (Guderian, a.a.O.)
Ein hartes Wort, in der Tat! Und sicherlich nicht auf den unmittelbaren Attentäterkreis anzuwenden, wohl aber auf die vielen »Widerstandskämpfer«, die ab 8. Mai 1945 auf einmal aus dem Boden zu sprießen begannen. Und angesichts von Guderians Bericht über eine in seiner Funktion als Generalstabschef mit Hitler geführte »Besprechung« (»Beschreiung« wäre das wohl treffendere Wort!), bei der er diesen zwei Stunden toben ließ, um Himmler als völlig unfähigen Befehlshaber des Ersatzheeres endlich »an die kurze Leine« zu legen, waren die harten Worte vielleicht nicht ganz unverständlich:
So ging es durch zwei Stunden in unverminderter Heftigkeit. Mit zorngeröteten Wangen, mit erhobenen Fäusten stand der am ganzen Leib zitternde Mann vor mir, außer sich vor Wut und völlig fassungslos. Nach jedem Zornausbruch lief Hitler auf der Teppichkante auf und ab, machte dann wieder dicht vor mir halt und schleuderte den nächsten Vorwurf gegen mich. Er überschrie sich dabei, seine Augen quollen aus den Höhlen und die Adern an seinen Schläfen schwollen. Ich hatte mir fest vorgenommen, mich durch nichts aus der Ruhe bringen zu lassen und nur immer wieder meine unerläßlichen Forderungen zu wiederholen. Das tat ich nun mit eiserner Konsequenz.

[…]

Plötzlich machte Hitler vor Himmler halt: „Also, Himmler, der General Wenck tritt noch heute nacht zu Ihrem Stabe und leitet den Angriff.“ […] Er setzte sich auf seinen Stuhl, bat mich neben sich und sprach: „Bitte, fahren Sie in Ihrem Vortrag fort. Der Generalstab hat heute eine Schlacht gewonnen.“ Dabei lächelte er sein liebenswürdigstes Lächeln. Es war die letzte Schlacht, die ich gewann, und nun war es zu spät! Nie hatte ich eine solche Szene erlebt. Nie hatte ich Hitler so ohne jedes Maß toben gesehen.
(Guderian a.a.O. S. 395 f.)
Am 28. März 1945 wurde Guderian allerdings von Hitler nach einem weiteren Streitgespräch mit sofortiger Wirkung als Generalstabschef entlassen und »zur Erholung« beurlaubt. Er geriet am 10. Mai in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er am 17. Juni 1948 (also an seinem 60. Geburtstag) entlassen wurde. Bis zu seinem Tod — am 14. Mai 1954 in Schwangau (bei Füssen) — arbeitete er als Schriftsteller und als Berater der Bundesregierung bei der geplanten Errichtung der Bundeswehr.

Guderians Bild wird heute durch zwei Vorwürfe verdunkelt, die in der deutsche Wikipedia natürlich bereitwillig Aufnahme fanden — bezeichnenderweise erwähnt sie die englische Wikipedia, die sich dafür umso mehr der militärtheoretischen und -historischen Bedeutung Guderians widmet, nicht näher:
In einem Befehl vom 25. August 1944 „an alle Generalstabsoffiziere“ schrieb er: „Niemand darf fanatischer an den Sieg glauben und mehr Glauben ausstrahlen als Du. ... Es gibt keine Zukunft des Reiches ohne den Nationalsozialismus. Deshalb stelle Dich bedingungslos vor das nationalsozialistische Reich.“
Was sollte in einem solchen Tagesbefehl denn sonst erwartet werden? Etwa explizite Kritik an Hitlers Unfähigkeit, oder an seiner verbrecherischen Politik? Eine Distanzierung vom Nationalsozialismus? Oder gar die Feststellung, daß der Krieg verloren sei? Manchmal fragt man sich schon, was sich diejenigen denken, die derlei als »Vorwürfe« erheben.

Auch die Guderian übergebene Führer-Dotation »Gut Deipenhof«, die bereits von Stahlberg (»Die verdammte Pflicht« S. 405) in ungünstiger Weise dargestellt wurde, soll einen Schatten auf Guderian werfen, und liest sich in der deutschen Wikipedia wie folgt:
Wie andere hohe Generale der Wehrmacht wurde Guderian von Hitler mit einer Dotation bedacht. Nach längerem Hin und Her mit den zuständigen Stellen, das ein Sachbearbeiter in der Reichskanzlei als „schlechthin unwürdig“ bezeichnete, übernahm er am 15. Oktober 1943 das 974 Hektar große Gut Deipenhof (poln. Głębokie) im Kreis Hohensalza im Warthegau. Über das Schicksal der polnischen Vorbesitzer ist nichts bekannt. Der geschätzte Ertragswert betrug 1.230.011 Reichsmark. Für Um- und Neubauten waren 43.000 Reichsmark vorgesehen
In Guderians Erinnerungen steht demgegenüber die Feststellung, daß die Bediensteten und Pächter bei der Räumung von Gut Deipenhof durch seine Frau bei Herannahen der Ostfront am liebsten mitgegangen wären — die Verheißungen eines künftigen Lebens in einem »befreiten« Polen waren offenbar nicht derart, daß sie sich davon allzuviel versprachen. Die Geschichte sollte ihnen beweisen, daß sie damit recht hatten ...

Es ist wohl das Schicksal aller Feldherren, insbesondere auf der Verliererseite, daß ihr »Charakterbild in der Geschichte« schwankt: Geschichtsschreibung ist stets eine Siegergeschichte. Die masochistische Selbstbezichtigungs-Mentalität der deutschen Nachkriegshistoriker ist da freilich noch ein Quantensprung ins Absurde! Guderian waren derartige Gedanken fremd — deshalb wird auch seine Sicht in der heutigen Darstellung dieser Vorgänge als fremd und ungehörig empfunden!

Fast am Ende seiner Erinnerungen zitiert er — und das könnte als Motto über seinem Leben stehen — einen Satz des preußischen Königs Friedrich II an den Marquis d'Argens:
Nichts wird das Innere meiner Seele ändern, und ich werde meinen geraden Weg gehen und tun, was ich für nützlich und ehrenvoll halte.
Die Worte standen auf einem Bildchen, das Guderian von einem Prinzen des preußischen Königshauses erhalten hatte. Guderian bemerkt dazu: »Das kleine Bild ging verloren, aber die königlichen Worte blieben mir im Gedächtnis haften und bildeten die Richtschnur meines Handelns. Wenn ich trotzdem den Untergang meines Vaterlandes nicht verhindern konnte, so möge man doch an meinem guten Willen hierzu nicht zweifeln.«