Mittwoch, 26. Juni 2013

Was man Snowdon raten sollte

Wenn er klug ist, bleibt er in Rußland. Die Chancen, daß ihn die Amis von dort entführen, ist gering, denn das hätte dramatische Auswirkungen auf die Beziehungen der USA zur immer noch militärisch zweitstärksten Macht auf der Erde. Und würde Putin als Papiertiger dastehen lassen, was ihm mit Sicherheit nicht gefallen dürfte und unangenehme Konsequenzen hätte — und das wird auch ein »Verräter« den Amis nicht wert sein. Unschön für Snowdon ist daran natürlich, daß er mit gewissen Kooperationswünschen der Russen konfrontiert werden dürfte — was sein Image in den USA nachhaltig beschädigen könnte, denn der antisowjetische Reflex (dem der Systemwqechsel in Rußland piepegal ist!) sitzt tief in den Amerikanern! Dennoch: wenn Snowdon glaubt, in Ecuador sicher zu sein, könnte er sich sehr täuschen. Meint auch das »Handelsblatt«, und ist bemerkenswert unverblümt in seiner Einschätzung:
Wahrscheinlicher hält auch der Geheimdienstexperte Erich Schmidt-Eenboom, dass – sofern die diplomatischen Bemühungen im Sande verlaufen – die Jagd auf Snowden nach seiner Landung in Ecuador beginnt. „In China hätte er untertauchen können und Peking hätte das Kreuz gehabt, sich mit den Amerikanern diplomatisch anzulegen“, sagt Schmidt-Eenboom. „Mit der Entscheidung für Ecuador geht Snowden ein hohes Risiko ein, denn die CIA hat in Südamerika viel mehr operative Möglichkeiten als in China oder Russland. Daher dürfte im Weißen Haus die Möglichkeit einer Entführung erörtert werden.“

Schmidt-Eenboom erinnert an den Fall des US-Soldaten Jeffrey Carney, der sensible US-Militärpapiere zur Stasi durchsteckte. „1991 wurde er vom amerikanischen Geheimdienst in Berlin auf offener Straße gekidnappt und verschleppt, zum Prozess in die USA“, berichtet Schmidt-Eenboom. „Wenn die Amerikaner bei einem vergleichsweise kleinen Licht wie Carney solche Methoden anwenden, dann dürften sie auch bei jemandem wie Edward Snowden keine Hemmungen haben.“
Mit anderen Worten: Washingtons Geheimdienste sind nichts anderes als eine Bande bedenkenloser Krimineller, die sich einen Dreck um Völker- und Strafrecht scheren. Nicht, daß wir das nicht schon wüßten — aber interessant immerhin, daß dies von einem Organ unseres politisch-medialen Komplexes völlig gelassen ausgesprochen wird ...

1 Kommentar:

  1. Wer von Wikileaks beraten wird, hat nichts zu lachen – Ecuador und Venezuela können nur die Illusion der Sicherheit gewähren, wenn sie sich überhaupt dazu aufraffen können, ihren Export in die USA zu gefährden. Edward Snowden hätte sich übrigens im eigenen Land gar nicht zu dieser Frage beraten lassen können, wie der Strafverteidiger Douglas McNabb im Guardian schreibt: “It is a US federal crime for a US lawyer to advise a client as to where the client can go to avoid the judicial process. Pre-travel advice is obstruction of justice. Once the client is in Country A then the US lawyer can work with the client's lawyer in Country A to fight the extradition. The client needs counsel from both states to have a chance of winning the extradition case.”

    Es ist sicher reizvoller, in China oder Rußland in relativer Freiheit zu leben als in einem amerikanischen Gefängnis zu vermodern für die Information über einen Sachverhalt, der angeblich sowieso bekannt war. Das eigentliche Verbrechen Snowdens ist der Gesichtsverlust der so stolzen Großmacht USA, die es nicht hinnehmen kann, von einem einsamen Selbstdenker bloßgestellt zu werden – man denkt an den einsamen Rebellen mit den zwei Einkaufstüten, der sich den Panzern auf dem Tiananmen-Platz in den Weg gestellt hat.

    Die Fluchtproblematik unterstreicht nur die Notwendigkeit, zuverlässige Enthüllungsplattformen zu schaffen, damit auch die Bevölkerung weiß, was die Regierungen tun.

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