Samstag, 16. August 2014

Hundert notwendige Gedichte XVI — Theodor Fontane

Es mußte ja mal sein! Bei einem ausgewiesenen Fontane-Liebhaber wie LePenseur war es ja nur eine Frage der Zeit, wann ... ... Besonders die Altersgedichte, epigrammatisch verknappt und verkargt — und doch so reich in ihrem Erfahrungsschatz. Wie z.B.:

Summa Summarum!

Eine kleine Stellung, ein kleiner Orden
[Fast wär ich auch mal Hofrat geworden],
Ein bißchen Namen, ein bißchen Ehre,
eine Tochter »geprüft«, ein Sohn im Heere,
Mit siebzig 'ne Jubiläumsfeier,
Artikel im Brockhaus und im Meyer ...
Altpreußischer Durchschnitt, Summa Summarum,
Es drehte sich immer um Lirum Larum
Um Lirum Larum Löffelstiel.
Alles in allem – es war nicht viel.
 
Da sitzt er, malerisch den Gänsekiel in der Rechten (aus welchem Grund auch immer mag ihn das Gutenberg-Projekt eigentlich zum Linkshänder machen?), und blickt seiner Leserschaft etwas kühl-distanziert ins Gesicht. Der korrekte schwarze Anzug mit Uhrkette, Fliege und gestärktem Hemd zeichnen ein Bild der Saturiertheit, die dem Dichter in der Realität leider nur selten, oder eigentlich nie wirklich, beschieden war.

Wäre er Apotheker geblieben, er hätte sicherlich auskömmlicher gelebt denn als London-Korrespondent der Kreuz-Zeitung, oder Reisejournalist, Kriegsberichterstatter, Theaterkritiker und Romancier (daß man von Lyrik nicht leben kann, weiß ja ohnehin jeder ...)

Und nein — er ist nicht einmal Hofrat geworden (nicht einmal »fast«), sondern »nur« Ehrendoktor der Universität Berlin. Artikel freilich nicht nur »im Brockhaus und im Meyer«, sondern in jedem Lexikon der Welt. Und tausende von Einträgen an Sekundärliteratur in der Bibliographie. Alles in allem — war es wirklich nicht viel?

Man versteht den skeptischen Blick eines Mannes, der genau wußte, wie gut er schreiben konnte — und sich dennoch gegenüber den Spielhagens, Freytags, und wie sie alle hießen, in der Gunst des Publikums damals nicht so recht durchsetzen konnte. Erst als er gestorben war, profitierte sein Sohn, der Verleger geworden war, vom posthumen Ruhm seines Vaters.

Dennoch: es ist Fontane hoch anzurechnen, daß er trotz seiner teils prekären finanziellen Lage nicht bitter und ungerecht gegenüber Kollegen und jungen, aufstrebenden Talenten wurde. Gerhard Hauptmann bekannte zeitlebens offen: »Wenn ich von Fontane rede, nehme ich in Gedanken meinen Hut ab.«

Und nicht nur er ...


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