Mittwoch, 16. Juli 2014

Hundert notwendige Gedichte XII — Andreas Gryphius

Es ist alles eitel

Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden.
Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein:
Wo jetzt noch Städte stehn, wird eine Wiese sein,
Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden.

Was jetzt noch prächtig blüht, soll bald zertreten werden.
Was jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch’ und Bein,
Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein.
Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.

Der hohen Taten Ruhm muss wie ein Traum vergehn.
Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch, bestehn?
Ach! Was ist alles dies, was wir für köstlich achten,

Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind;
Als eine Wiesenblum’, die man nicht wieder find’t.
Noch will, was ewig ist, kein einzig Mensch betrachten!
Heute vor 350 Jahren, am 16. Juli 1664 verstarb Andreas Gryphius während einer Versammlung der Glogauer Landstände an einem tödlichen Schlaganfall.











2 Kommentare:

  1. Ein mich ergreifendes Gedicht eines fernen vergessenen Landsmannes.
    Dafür dankt in den Urlaub hinein ein Oppelner ...

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  2. Gryphius' Sonette sind ohnehin ein Traum. Sympathien hege ich allerdings auch für Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau:

    »Es wird der bleiche tod mit seiner kalten hand
    Dir endlich mit der zeit umb deine brüste streichen /
    Der liebliche corall der lippen wird verbleichen;
    Der schultern warmer schnee wird werden kalter sand /

    Der augen süsser blitz / die kräffte deiner hand /
    Für welchen solches fällt / die werden zeitlich weichen /
    Die haar / das itzund kan des goldes glantz erreichen /
    Tilgt endlich tag und jahr als ein gemeines band.

    Der wohlgesetzte fuß / die lieblichen gebärden /
    Die werden theils zu staub / theils nichts und nichtig werden /
    Denn opfert keiner mehr der gottheit deiner pracht.

    Diß und noch mehr als diß muß endlich untergehen /
    Dein hertze kan allein zu aller zeit bestehen /
    Dieweil es die natur aus diamant gemacht.«

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