Dienstag, 5. November 2024

Emmanuel Todd im NZZ-Interview

von LePenseur
 
 
Wer Emmanuel Todd ist, braucht wohl nicht groß erwähnt zu werden ... aber, nein, doch: das ist jener französische Historiker, der bereits im Jahr 1976 in seinem Buch La Chute finale den Untergang der Sowjetunion vorausgesagt hat (was damals eher auf ungläubiges Belächeln stieß) und eineinhalb Jahrzehnte späterRecht behielt. Nun sagt er einen Untergang des westlichen Systems vorher und wird, mit ebenso viel Unglauben, von einem NZZ-Reporter darüber interviewt. Und zwar überaus lesenswert!
«Die Russen werden diesen Krieg gewinnen. Und im Westen stellt man sich blind und redet über den Frieden»

Der Westen sei nicht mehr in der Lage, einen richtigen Krieg zu führen, sagt der französische Historiker Emmanuel Todd. Im Gespräch prognostiziert er, dass Putin einen Regimewechsel in Kiew anstrebt. Er glaubt nicht, dass Russland weitere Länder angreifen wird.

Roman Bucheli

Der streitbare französische Historiker Emmanuel Todd, geboren 1951, hat 1976 mit seinem Buch «La Chute finale» den Zusammenbruch der Sowjetunion vorhergesagt und damit für grosses Aufsehen gesorgt. Seit der Jahrtausendwende macht er sich einen Namen als unkonventioneller Denker und Historiker, der mit Vorliebe gegen den Mainstream argumentiert. 2002 schrieb er einen Nachruf auf die USA. Und vor wenigen Wochen ist unter dem Titel «Der Westen im Niedergang» sein neustes Werk erschienen. Darin verteidigt er Russlands Überfall auf die Ukraine, den der Westen provoziert habe, ohne ihm etwas entgegensetzen zu können und zu wollen.

Herr Todd, vor kurzem hat der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski einen Siegesplan vorgestellt. Was halten Sie davon?

Nichts. Der Name allein evoziert bereits die Orwellsche Methode, die Realität komplett umzudeuten. Denn die russische Armee ist auf dem Vormarsch. Man fragt sich also, wie viele Monate das Regime in Kiew sich noch halten kann. Die Russen werden diesen Krieg gewinnen. Und im Westen stellt man sich blind und redet über den Frieden.
Ja, lesen Sie weiter, geneigte (und ungeneigte) Leser dieses Blogs! Das Interview mit einer Lesedauer von ca. 8 Minuten ("zeigt die Schweizer Präzisionsuhr Helvetia ..." ... ... pardon, dieser Kalauer aus der österreichischen Rundfunkgeschichte mußte einfach sein ...) bringt mehr Erkenntnisgewinn als ein paar Stunden Tagesschau oder Zeit im Bild — und das weniger wegen der Antworten von Todd, sondern v.a. wegen der Fragen des Reporters, die in ihrem untergriffigen Framing ein bislang als eines der Flagschiffe des Qualitätsjournalismus' geltenden Mediums, der Neuen Zürcher Zeitung, "zur Kenntlichkeit entstellen", um ein Diktum von Karl Kraus zu verwenden.

1 Kommentar:

  1. Etliche Fragen dieses NZZ-(Selbstzensur) wirken auf mich, wie soll ich sagen, ziemlich dummdreist.

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