Montag, 18. April 2022

Heute vor 140 Jahren

von LePenseur
 
 
... also am 18. April 1882, wurde einer der weltweit prominentesten Dirigenten des 20. Jahrhunderts in London geboren: Leopold Stokowski. Er war
... ein englisch-amerikanischer Dirigent und Arrangeur Klassischer Musik. 
definiert ihn Wikipedia »locker vom Hocker«,
 möchte man sagen, denn Stokowski war sicherlich auch und vor allem das — aber eben noch viel mehr: ein Magier der Klänge!

Sicherlich: wenn er »Bach goes Bruckner & Co.«-artige Bearbeitungen von Barockmusik machte, rollen sich dem heutigen Hörer bisweilen die sprichwörtlichen Zehennägel ein, aber ...: es war damals wohl die einzige (!) erfolgversprechende Art, Musik des 18. Jahrhunderts in den Konzertsaal und vor ein Publikum jener Tage zu bringen, ohne damit sofort kläglich zu scheitern!

Doch nicht davon soll hier die Rede sein — wir setzen einfach aus dem Anlaß des Totengedenkens unsere kleine Serie von (groß)russischer Kultur fort, und zwar mit Tschaikowskys »Romeo und Julia«, die man in einer Live-Aufnahme gefilmt miterleben kann. Beeindruckend, was in 1968 der damals bereits 86-jährige Dirigent an Feuer und Begeisterungsfähigkeit zu bieten im Stande war:


Aus demselben Jahr 1968 eine Aufnahme einer Orchesterprobe mit »seinem« American Philharmonic Orchestra mit Beethovens 3. Leonoren-Ouvertüre, die genau zeigt, daß Stokowski im Konzert auf dem Podium sicherlich auch ein begnadeter Showman war, aber eben nicht nur das, sondern ein unerhört präzise seine »Effekte« planender, mit unbestechlichem Sinn für das ihm im jeweiligen Musikstück wesentlich erscheinende, souveräner Gestalter:


Aber es ist schon richtig: Stokowski war manchmal exzessiv in dem, was er für richtig und wichtig hielt — und wenige Videos von David Hurwitz, des geschätzten Musikkritikers aus New York, sind amüsanter anzusehen als das folgende, in dem er über Leopold Stokowski und insbesondere seine mit dem Japan Philharmonic Orchestra 1965 aufgenommene 4. Symphonie von Tschaikowsky ablästert:


In der Tat: wer vorher eine »normale« Interpretation der Final-Coda der Vierten gehört hat, wird beim Anhören dessen, was Stokowski daraus machte, fast vom Stuhl fallen — sei es vor Lachen, oder vor Fassungslosigkeit über das Sakrileg ...

Doch um der Wahrheit die Ehre zu geben: diese Aufnahme gibt es auch (leider nur als Tondokument, nicht als Film) komplett auf Youtube, und wenn man diese ganze .. ähm ... eigenwillige Interpretation Stokowskis angehört hat, erscheint einem die Final-Coda fast schon »logisch zu Ende gedacht«. Eh voilà, hier ist das ganze Werk:


Es soll aber nicht der Eindruck erweckt werden, als wäre Leopold Stokowski ein Herostrat, ein bloßer egomanischer Selbstdarsteller ohne tiefere Qualitäten gewesen — nein, mit Sicherheit nicht!

Vor vielen Jahren schieb ich auf diesem Blog einen Artikel zur 150. Wiederkehr des Geburtstages von Richard Dehmel, in dem ich auch auf die Vertonung des Dehmel-Gedichts »Verklärte Nacht« durch Arnold Schönberg einging, und in diesem Zusammenhang die Orchesterfassung erwähnte, die auch  von Stokowski aufgenommen wurde (Link beim Artikel), und die ich jedem Musikinteressierten nur ans Herz legen kann — die Interpretation ist einfach phänomenal!

3 Kommentare:

  1. Ich bin ein Fan des echten Bachowksi. Hier aus aktuellem österlichem Anlass dieses:
    https://www.youtube.com/watch?v=8QDajkgCm0w

    Man beachte vor allem die eindrucksvolle harmonische Schluss-Sequenz, die im Original nicht vorkommt.

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  2. Aber entschuldigen'S, werter Penseur, alles für einen echten Bachowski, indes sind so Sachen wie der Eingriff am Schluss vom Romeo und Julia sind echt hinnehmbar! Man fühlt sich um den so attraktiven Schluss betrogen. Für klüger als Tschaikowski brauchte er sich wirklich nicht zu halten, das ist nicht bloß Größenwahn, sondern Schwachsinn.

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  3. ... echt NICHT hinnehmbar, soll der Schluss des ersten Satzes heißen.

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