Dienstag, 18. September 2018

Rote Verzweiflung

von Fragolin

Hohe Wellen schlägt momentan ja dieses Schmankerl roter Verzweiflung: direkte Wahlwerbung einer bayerischen Stadtratsfraktion der SPD bei Sechsjährigen!
Aber ich finde noch weit besser als diese plumpe Entgleisung voller Rechtschreibfehler die Antwort der SPD Zirndorf auf die Kritik, die das Pamphlet naturgemäß erntet. Denn die zeigt das komplette Sittenbild dieser nicht unberechtigt auf Talfahrt befindlichen Truppe:

Liebe Zirndorfer/-innen,
mit Verwunderung mussten wir feststellen, welche Wellen unsere jahrzehntelange Aktion „Brotdosen für die Schulanfänger“ hervorgerufen hat.“

Ich muss mit Verwunderung feststellen, dass es die SPD verwundert, wenn man sie wegen illegaler Methoden kritisiert. Parteienwerbung ist an Schulen in Bayern nach meinem Kenntnisstand nämlich schlicht und ergreifend verboten. Und wenn diese Parteienwerbung auch noch von einer Stadtratsfraktion ausgesendet wird, ist das einfach nur Betrug. Fraktionsgelder sind keine Parteiengelder und nicht in die Wahlwerbung zu stecken sondern für die Fraktionsarbeit zu verwenden! Und Stadträte und Bürgermeister dürfen keine Wahlwerbung aus ihren Bürso verschicken. Die Roten im Rathaus von Zirndorf betteln hier gerade um einen Basiskurs in Demokratie.

Zum Verständnis, wir verteilen jährlich an alle Erstklässler Brotdosen mit SPD-Logo die u.a. einen Müsliriegel und Spitzer enthalten.“

Zum Verständnis, wenn ihr Brotdosen mit SPD-Logo an Erstklässler verteilt ist das an sich ja schon ein nach Verzweiflung müffelnder Spaß, allerdings hoffe ich, dass ihr das den Zwergen nach Hause geschickt habt, denn in den Schulen ist und bleibt es wie erwähnt verboten. Das Einzige, was hier verständlich wird: diese plumpe rote Anbiederei an die Kleinen hat sogar Tradition und wird deshalb von den Roten als selbstverständlich angesehen. Das erklärt ihre Verwunderung – sie verstehen einfach nicht, warum etwas, für das sie schon seit Jahren abgewatscht gehören, erst heute Empörung hervorruft. „Ich fresse schon seit Jahren meinen Nachbarn die Kirschen vom Baum, warum regen die sich heute plötzlich auf?“
Und das, wofür es Kritik gibt, sind nicht Plastikschachteln mit Sozenlogo für die Schuljause sondern der Beipackzettel mit offener Wahlwerbung.

Dazu wurde, wie ebenfalls seit vielen Jahren, ein Brief von der SPD Zirndorf beigelegt. Aufgrund der bevorstehenden Landtagswahlen wurde hier auch Werbung für unsere Partei betrieben und darauf hingewiesen, dass wir in Zirndorf tolle und moderne Schulen und Kindergärten haben.“

Sie geben auch noch zu, illegale Wahlwerbung aus dem Stadtrat betrieben zu haben. Sie protzen regelrecht damit, ohne jegliches Unrechtsbewusstsein. Man muss den Demokratie-Basiskurs anscheinend ganz weit unten ansetzen.

Wir denken, dass dies selbst in Deutschland keine Selbstverständlichkeit ist und es leider zu viele veraltete und marode Schulen gibt. Auch, dass man eine kostenfreie Bildung in Deutschland genießen darf, ist ein Privileg und wir finden es wichtig, dass die Kinder sowie die Eltern dies nicht als Selbstverständlichkeit verstehen.“

Die Bildung ist aber nicht kostenfrei, oder arbeiten die offenbar stramm roten Lehrpersonengenoss/-innen der örtlichen Grundschule für ihre SPD ganzjährig kostenlos?
Es ist die übliche rote Frechheit, die von den Steuerzahlern hart erarbeiteten Sozialleistungen, zu denen auch der leistbare Schulbesuch zählt („kostenfreie Bildung“ werden alle Eltern, die jedes Jahr mehrere hundert Euro für die Bildung ihrer Kinder ausgeben dürfen müssen, wohl eher als Frotzelei empfinden), als einziges Verdienst einer Partei herauszustreichen und sich damit zu brüsten, dass man denen, die alles (inklusive der gesamten SPD-Fraktion Zirndorf und ihrer Brotdosen und Bettelbriefe) bezahlen auch noch ein paar Gegenleistungen als „Privileg“ anbietet. Doch, Eltern und Kinder sollten es sogar ganz dringend als Selbstverständlichkeit verstehen, dass mit den Steuergeldern zum Wohl der Gemeinde und der Gesellschaft gehaushaltet wird. Es darf keine Selbstverständlichkeit sein, dass man Schulen verrotten und Infrastruktur vergammeln lässt, weil man die Gelder der Bürger für Selbstbereicherung, Freunderlversorgung und sinnloses Aus-dem-Fenster-Werfen veruntreut. Oder eben illegale Wahlwerbung im Verzweiflungsmodus. Ihr verdreht da was ganz gewaltig, liebe Genossen!

Wegen diesem Brief wurden wir nun stark und teilweise unter der Gürtellinie angegriffen.“

Zumindest wissen wir jetzt drei Dinge:
Erstens ist der ursprüngliche Brief mit seinem grässlichen Deutsch offensichtlich authentisch.
Zweitens bedarf es ebenso offensichtlich keiner allzu hohen Schulbildung, um in Zirndorf SPD-Stadtrat zu werden oder zumindest Bettelbriefverfasser für die Genossen.
Und Drittens, wenn das das Deutsch der Abgänger der Zirndorfer Schulen ist, dann mögen diese zwar ganz unselbstverständlich toll in Schuss sein, aber es hilft nichts, wenn die Ergebnisse des Schulbesuches (oder verständlicher für die Zirndorfer Genossen und -innen: „von dem Schulbesuch“) nicht herzeigbar sind. Vielleicht sollte man die Praxis der Lehrerbestellung nach Parteibuch überdenken, ich weiß es nicht, woran es liegt; aber statt den Schülern Brotdosen zu schenken sollten sich die SPD-ler von dem Geld das Buch „Der Genitiv ist dem Dativ sein Tod“ kaufen und den Viertklässlern daraus vorlesen.

Es wurde sogar die Rechtsaufsicht wegen Wahlmanipulation eingeschalten. Man kann über den Inhalt des Briefes geteilter Meinung sein, aber diese Reaktion ist mehr als übertrieben und nicht gerechtfertigt. Wahlkampf hin oder her, hier wurde über das Ziel hinaus geschossen.“

Nein, wurde nicht. Kenntnis eines Sachverhaltes, der möglicherweise illegal ist, führt automatisch dazu, dass angezeigt wird. Ihr müsst ja keine Angst vor einer Untersuchung der Rechtsaufsicht haben, wenn doch alles paletti ist.
Ist es?

Wir werden auch zukünftig die Erstklässler mit unserer Brotdosen-Aktion erfreuen. Denn zum Glück kommt diese bei den meisten Schülern und Eltern gut an und wird nicht als lästig empfunden.“

Nicht begriffen: es geht nicht um lästige oder nicht lästige Plastikschachteln sondern um legal oder illegal beigelegte Wahlwerbung. Typisch linke Argumentation: man lenkt vom eigentlichen Stein des Anstoßes ab und legt den Fokus auf etwas ganz Anderes.
Wenn etwas illegal, aber nicht lästig ist, ist es trotzdem illegal. Dass Sozen mit den Begriffen legal und illegal nichts anfangen können zeigt sich einmal mehr.

Die gesamte Atmosphäre der aufgeregten Kinder, die ihrem ersten Schultag entgegen fiebern und die stolzen Eltern , die jetzt ein Schulkind haben, ist einfach schön anzusehen.“

Dann seht sie an. Aber instrumentalisiert sie nicht, denn genau das ist der Vorwurf, den ihr anderen Parteien macht.
Mannomann, ich stelle mir gerade vor, die AfD verteilt Federpennale in Schwarz-Rot-Gold mit Parteilogo und blauem Bleistift an der Schule, meine Fresse, da wäre was los!

„Für uns ist diese Atmosphäre auch immer wieder ein Zeichen dafür, dass es sich lohnt für die Zirndorfer Bürger seine Freizeit und Engagement einzubringen, damit Zirndorf eine so tolle und lebenswerte Stadt bleibt, wie sie für uns auch ist.“

Freizeit?
Der Brief bei den Brotdosen ist versandt von der „SPD Stadtratsfraktion“ und unterschrieben vom Bürgermeister (in dieser Funktion) und dem stellvertretenden Bürgermeister (in dieser Funktion), die „Grüße aus dem Rathaus“ senden, in dem sie nicht gratis sitzen, sondern in dem es ihre gottverdammte Pflicht gegenüber den sie bezahlenden Bürgern ist, zu deren Wohl zu wirken und nicht die vom Steuerzahler finanzierte Infrastruktur und die vom Steuerzahler bezahlte Arbeitszeit zu nutzen, um Wahlwerbung zu machen, denn genau das machen sie im „P.S.“ des Briefes.

Wir vergeuden unsere Energie auch weiterhin nicht mit Hetzen und Meckern wie anderen Parteien, sondern geben unsere Kraft unserem Motto „Gutes Tun für Zirndorf und seine Bürger“ hin.“

Doch, genau das tut ihr, und zwar mit genau diesem Satz. Es ist nichts anderes als Hetze, jedem, der euer mutmaßlich illegales und vielleicht sogar betrügerisches Treiben nicht still hinnimmt, als „Hetzer“ und „Meckerer“ zu diffamieren. Und den Rest eurer Energie vergeudet ihr für Wahlwerbung.
Nutzt sie lieber für das, was ihr vollmundig versprecht. Brotdosen für Erstklässler mit Wahlwerbung für deren Eltern zählt nicht dazu.
Anpatzen anderer Parteien auch nicht.

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