Sonntag, 4. März 2018

Evas Sündenfall?


Das ist — nur ohne Fragezeichen, sondern mit dadurch »moralisch« erhobenem Zeigefinger — der Titel eines Leitartikels, den Mag. Ulrike Weiser für DiePresse verfaßte. Tenor des Artikels: wie konnte die Eva bloß! Da hilft auch kein Disclaimer am Textanfang:
Eines vorweg: Eva Glawischnig darf alles. Jede(r) hat das Recht, sich den Job zu suchen, der einem gefällt. Auch Ex-Politikerinnen.
»Und Brutus ist ein ehrenwerter Mann«, läßt Shakespeare den Marc Antonius solange wiederholen, bis auch der letzten Zuhörer den besagten für einen ehrlosen Hund hält. Ja, das ist Rhetorik! Aber deshalb auch richtig?

Wir werden nicht falschgehen, wenn wir Wetten darauf abschließen, daß Frau Mag. Weiser (stammt sie aus der Dynastie des — lt. Wikipedia — »unkonventionellen Konservativen« Peter Weiser? Keine Ahnung ...) insgeheim die Grünen favorisiert und vermutlich auch wählt, mag sie noch so sehr bei einer vorgeblich »bürgerlichen« Zeitung arbeiten.

Nun, Frau Weiser: wie Sie richtig erkannt haben, darf Eva Glawischnig einen Job suchen, der ihr gefällt. Und daß sie diesen Job-Wunsch just vor den Kärntner Landtagswahlen publik machte und aus der Partei, der sie so lange vorstand, austrat, ist kein Zufall und auch keine Naivität, sondern bewußte Retourkutsche. Frauen sind so — nein, nicht alle (bevor man mir »Sexismus« oder ähnliche Depperl- Wörter an den Kopf wirft), aber signifikant viele.

Erinnern Sie sich an eine Dame, die Ihnen vermutlich weit weniger sympathisch war (und ist) als die grüne Eva: an Barbara Rosenkranz? Auch die wurde — wenngleich weitaus milder, aber eben doch — irgendwie von ihrer Partei ... gemobbt wäre zu stark gesagt ... sagen wir: vergrault. Dabei hatte sie in den schwierigsten Zeiten der FPÖ einiges an Mumm und Charakterfestigkeit bewiesen. Nun ja, sie war irgendwie ein kleines Stolpersteinchen auf dem Weg in die Regierung, zugegeben, und da hat man sie halt auf einen chancenlosen Listenplatz positioniert ...

Sie wissen, wie die Chose ausging: Rosenkranz kandidierte mit Schnell (den man auch nicht ganz konsensual in Salzburg abgesägt hatte) als chancenlose Splitterpartei, und kostete die FPÖ Stimmen. Nicht nur jene, die die Splitterpartei tatsächlich erhielt, sondern auch jene, die deshalb einfach zuhause blieben. Vielleicht wäre sich für die FPÖ sonst doch noch ein zweiter Platz bei der Nationalratswahl 2017 ausgegangen.

Haben sich die GrünInnen irgendwie anders verhalten? Nun, vielleicht noch mieser, als sie wegen einer frechen Rotzpip'n von Studenten-Jungpolitikerin, die ihr ans Bein pinkeln wollte, mit gewisser Begeisterung an Glawischnigs Sessel zu sägen begannen. Nicht, daß die nicht selbst jeden Grund dafür geliefert hätte: daß sie als ebenso unfähige wie sendungsbewußte Parteichefin Dutzende Leute vergrämt hatte, hat ihr Feinde en masse geschaffen, die nur darauf warteten, daß jemand den Bann um die »Chefin« brach. Und wenn's nur ein naives Mäderl von den »Jungen Grünen« war ...

Nein: Eva Glawischnig hat mit perfektem Timing ein klares, bewußtes Revanchefoul an jener Partei inszeniert, die sie ins Out gedrängt hatte. Daß sie daran selber schuld war — nun: soviel Selbstkritik, das zu erkennen, sollte man keinem Politiker (und schon gar keiner Grünpolitikerin) zutrauen!

Politik ist ein schmutziges Geschäft, und LePenseur weiß, warum er nicht in diese Arena steigt: denn keiner kommt da nach Rosen duftend wieder heraus. Frau Glawischnig ist mit ihrer Jobwahl ohnehin auf die sprichwörtliche »Butterseite« des Lebens gefallen: gut dotierter Job mit Pseudo-Tätigkeit und null Verantwortung für irgendwas — Herz und Bankkonto, was wollen sie mehr!

Daß diese ihre Aktion vielleicht den endgültigen Untergang der GrünInnen einleitet — nun, ich wäre der letzte, der ihr dafür nicht von Herzen dankbar ist! Hätte ich mir je gedacht, daß ich Glawischnig einmal Dank sagen wollte ...?

Für Mitglieder links-grüner Medienredaktionen sieht das freilich ein bisserl anders aus: die fühlen halt langsam, wie die Luft aus ihren aufgeblasenen Vorstellungen von Deutungshoheit zu entweichen beginnt, und der an der Decke schwebende Ballon der Selbstwertschätzung allmählich verschrumpelt zu Boden sinkt. Willkommen in der Realität, Frau Mag. Weiser! Sie werden lernen müssen, daß die Menschen nicht nach Belieben manipulierbar sind. Nicht einmal durch die geschickte Rhetorik eines Leitartikels in einem »Qualitätsmedium«.

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