Im vorigen Artikel wurde auf eine in Rom Bezug genommen. Eine aus dem Munde unseres akuten Pontifex Maximus. Na ja ...
Und nun zur Abwechslung eine aus Berlin-Spandau, aus dem Munde des evangelischen Theologen (der
radikalkritischen Schule) Dr. Hermann Detering, von dem auf diesem Blog schon »an und ab« (wie der Piefke zu sagen pflegt) etwas zu lesen war (z.B.
hier,
hier oder
hier). LePenseur verhehlt nicht, daß ihm diese Spandauer Predigt aus dem Jahre 2006 besser gefällt als die diesjährige römische — aber das ist letztlich Ansichts-, vielleicht auch bloß Geschmackssache ...
Predigt, Hl. Abend, Melanchthon-Kirche, Berlin Spandau, am 24. 12. 2006
Liebe Gemeinde,
„Es begab sich aber zu der Zeit…“
Da ist sie wieder – die gute alte
Weihnachtsgeschichte. Wenn Geschichten einen Duft hätten, dann hätte
diese den von Weihnachtsstube, Tannennadeln, Pfefferkuchen und
Zimtsternen. Und wenn Geschichten klingen könnten, klänge diese wie
Weihnachtsglocken und Engelsharfe.
Die Älteren von uns haben diese Worte oft gehört, von
Kindheit an, und doch ist es damit so, wie bei vielen Dingen, die uns
vertraut erscheinen. Wir meinen sie zu kennen, aber wissen wir wirklich,
worum es geht?
Die Weihnachtsgeschichte spricht von einem jungen
Paar, von Joseph und seiner schwangeren Frau Maria, und von einem Kind
in der Krippe. Ochs und Esel müssen wir uns, laut Matthäus, auch noch
hinzudenken, schließlich Hirten, die drei „Weisen aus dem Morgenland“
und sogar Engel. Das sieht auf den ersten Blick aus wie ein Idyll, ist
aber keins. Darauf deutet schon das Wort „Krippe“ hin. Welche Mutter
würde ihr Kind nicht lieber in eine Wiege legen, statt in eine Krippe
bringen?
(
Hier weiterlesen)
Gerade heute, »in die SS. Innocentium MM.« (liest sich »in dië Sanctorum Innocentium Martyrum«, nebenfüglich bemerkt), ist eine Predigt über das »Göttliche Kind« höchst passend; v.a., wenn darin Sätze vorkommen, wie:
Heute gibt es keinen Tyrannen Herodes mehr, der Kinder töten läßt. Aber
Kinder, die nicht in das Kalkül der Erwachsenen hineinpassen, die
gibt’s. Und was geschieht, wenn Kinder die Berufs- und Karrierepläne der
Erwachsenen durchkreuzen? Warum ist die Zahl der Kindesmißhandlungen,
warum die Fälle von Kindesverwahrlosung, von Abtreibungen bei uns so
erschreckend hoch?
Es wäre interessant, in wie vielen Weihnachtspredigten und Predigten zum heutigen Tage, dem der unschuldigen Kinder, Übungen in Behübschungsrhetorik zum Thema Masseninvasion aus Südost abgeliefert wurden, und in wie wenigen die Tatsache thematisiert wurde, daß wir uns in Europa keine Sorgen bezüglich Überalterung und unfinanzierbare Rentensysteme machen müßten, wenn nicht die heutige Fun- & Konsum-Gesellschaft es vorzöge, ein Viertel – in manchen Ländern ein Drittel – der Kinder per »Pille danach«, Absaugung oder Auskratzung zu kübeln, statt auf die Welt kommen zu lassen.
Aber die Predigten werden natürlich von brav systemintegrierten Bischöfen gehalten – die lieber am Tempelberg ihr Brustkreuz verstecken, um bei den Sprenggläubigen »keinen Anstoß zu erregen«, als Gefahr laufen zu wollen, in den Abendnachrichten mit pikiert hochgezogenen Augenbrauen zitiert zu werden ...
Hirten, die keine angreifenden Wölfe brauchen: bei ihnen reicht andeutungsweises Heulen aus der Ferne, damit sie ihre Herden im Stich lassen ...
"Das beste Zeichen dafür, daß dieses Kind immer noch da ist und immer noch in uns lebt – ist ja: daß wir nach ihm fragen."
AntwortenLöschenNa ja, Herr Detering, schauen sie mal in die Mehrzahl der Gesichter unserer Zeitgenossen und suchen sie dort die Frage nach dem Kind. Ob sie da fündig werden, wage ich zu bezweifeln. Nicht nur die Lehrer der radikalkritische Schule haben mit der Existenz dieses Kindes (um die es ja letztendlich geht) so ihre Probleme, sondern auch die Heerschar der Schüler, die aufmerksam zum Schluss gekommen sind, dass ein Jesulein als Kind in der Krippe, bestenfalls eine Mär für naiv frömmelnde und Rosenkranz betende Mütterchen ist. Als konservativer Christ, der ja schon in Generalverdacht steht Märchenbücher zu verschlingen, wurde ich des öfteren mit der vorwurfsvollen Frage konfrontiert: Wie kannst du nur an sowas glauben? Tja ich glaube nicht nur, sondern bin davon überzeugt, dass es das Kind in der Krippe wirklich gegeben hat. Im Gegensatz zu Herr Detering habe ich mit einem sog. Kulturchristentum nix am Hut. Wo dieses nämlich steht, können wir hier beim Penseur treffend nachlesen. Da wird schon mal das Kreuz versteckt, mit dem im übrigen die radikalkritische Schule auch gründlich aufgeräumt hat. Zur heutigen Kultur gehören u.a. auch die Bemühungen Abtreibungen als Menschenrecht zu deklarieren. Das Schweigen unserer Bischöfe um den Massenmord an das ungeborene Leben erklärt doch ihre Verstrickung in diese Kultur des Todes. Um dieser "Kultur" zu widerstehen sei das Wort des Kirchenvater Angelus Silesius ans Herz gelegt: Wird Christus tausendmahl zu Bethlehem gebohrn /
Und nicht in dir; du bleibst noch Ewiglich verlohrn. Mir reicht, dass Christus einmal geboren wurde. Mehr braucht es nicht. Alles andere wäre ein böses Märchen.
http://www.kath.net/news/62195
AntwortenLöschenCher Monsieur Franken,
AntwortenLöschenhoffentlich verstöre ich Sie jetzt nicht, wenn ich sage, daß mir das "Kulturchristentum" des geschätzten Pastors Dr. Detering durchaus sympathisch ist. Dennoch: über Glaubensfragen streite ich inzwischen nicht mehr gerne (war früher anders — die Altersmilde schlägt zu ...).
Kontroverse dort, wo sie hingehört: in die Politik, in die Wirtschaft etc., aber nicht in den Glauben. Sonst landet man früher, als einem lieb ist, beim Bombenturban des "Propheten" der Sprenggläubigen ...
Werter Penseur,
AntwortenLöschenkeine Verstörung, vielleicht etwas verwundert. Es sind ja gerade die Kultur-Kardinäle und Bischöfe die das Christentum ad absurdum führen (weil sie nämlich die Kontroverse verabscheuen) und gerade auf ihrem Blog finde ich immer wieder pointiert die Bestätigung für meine These. Wir sind in dem Zeitalter und ich zitiere Chesterton: "dass das Christentum die einzige Religion ist, welche Christen nicht studieren." Chesterton starb 1936 und schrieb desweiteren über den Islam: "innere Leere, die wieder und immer wieder neu durch die ständige Wiederholung jener Revolution gefüllt werden muss, die ihn hervorgebracht hat. Es gib keine Sakramente. Das einzige, was geschehen kann, ist eine Art von Apokalypse, einzig wie das Ende der Welt. Daraus folgt, dass man nichts anderes tun kann, als immer neu diese Apokalypse herbeiführen zu wollen, damit die Welt vergeht, wieder und wieder." Mit Matthias Matussek möchte ich fragen: "Hat es in diesen Tagen des Terrors eine präzisere Deutung der islamitischen Selbstmordattentate gegeben?"
Im Gegensatz zu ihnen allerdings bin ich davon überzeugt, dass Kontroverse, wenn sie sich nicht auf den Sprengstoffgürtel reduziert, auch im Glauben eine erhebliche Rolle spielt und spielen wird. Es genügt halt nicht das Kreuz zu verstecken um stromlinienförmig durch die Landschaft zu gleiten. Wir müssen das Feuer anfachen, welches Jesus sich gewünscht hat, es würde brennen. Das kann man allerdings nur, wenn Jesus kein Märchen war.
Cher Monsieur Franken,
AntwortenLöschenall die Argumente, mit denen Sie mir — etwas verwundert — antworten, sind mir durchaus bekannt ... nur: ich teile sie — wenigstens was das Christentum betrifft — so nicht (mehr). War mal anders, ist aber seit Jahren nicht mehr so.
Der von Chesterton postulierte "Mangel" an Sakramenten im Islam mag zwar ein paar Schwachköpfe zu apokalyptischem Terror veranlassen, geht jedoch als Denkfigur m.E. daneben. Es könnte ebensogut eine Position à la Jefferson (der auch nicht an "Sakramente" glaubte) daraus evolvieren — wenn, ja wenn da nicht stupideste Buchstabengläubigkeit im Islam herrschte, die dieses angeblich von einem engel diktierte Haß- & Rachepoem, gegen die die Fluchpsalmen des A.T. plus Johannesapokalypse (plus Sein Krampf, wie man hinzusetzen könnte) noch philantropische Mädchenpensionatslektüre sind.
Nein, ich "brauche" Sakramente zu einem rationalen Glauben nicht (da wäre ich eher bei Ihren Bekannten mit der Frage "Wie kannst du nur an sowas glauben?" — allerdings nicht im Tone des Vorwurfs, sondern bloß der milden Verwunderung ...), ebensowenig, wie ich einen "historischen" Jesus in einer Krippe in Bethlehem "brauche" (oder einen, der "Gottes eingeborener Sohn" ist, der "für unsere Sünden" am Kreuz stirbt etc. etc.).
In all dem vertrete ich nicht exakt die radikalkritische Haltung eines Dr. Detering (der umgekehrt wieder für Mystik plädiert, ohne die ich allerdings auch ganz gut auskommen kann ...), sondern einen, wie ich mal im Gespräch definierte "nicht religions-unfreundlichen, rational fundierten Skeptizismus".
Was nicht heißt, daß ich deshalb andere Haltungen dazu verurteile — ich teile sie bloß nicht.