Dienstag, 5. Dezember 2017

»Swinging Bach«

... das wird wohl manchem noch ein Begriff sein. Und das klang dann bspw. so:


Doch Chopin verjazzt? Irgendwie ... unvorstellbar! — Aber durchaus anhörbar, wie hier zum Beispiel:


Der Mann, der diese beschwingten Jazz-Versionen schuf, nannte sich Eugen Cicero, und blieb mir bis heute unvergessen. Seine große Zeit waren die 60er- und 70er-Jahre, dann wurde es allmählich etwas stiller um ihn. Heute vor zwanzig Jahren, am 5. Dezember 1997 ist er, viel zu früh mit erst 57 Jahren, in Zürich gestorben — das erste Video »Swinging Bach« stammt übrigens aus dem Todesjahr. Und seine einfach geniale Fassung der »Ungarischen Rhapsodie Nr. 2« ist wohl die richtige Musik, seiner zu gedenken:



15 Kommentare:

  1. und der Mann am Schlagzeug ist ein ;-)....Ketzer......genial! Danke dafür!

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  2. Wissen’S wos, allmählich geht einem diese Ver-Dschäss-ung ganz schön aufn Senkel. – Denken kann ich mir schon, weshalb solches mir geradezu affiger Maniriertheit betrieben wird, nämlich: –
    Die „Original-Werke“ sind für den heutigen „Homo Gringo-Seichtikus“ fürwahr unverdaulich geworden, zu weihevoll, zu fromm, zu wahrhaftig, zu tiefsinnig, zu „die tiefsten Wahrheiten und Geheimnisse der Schöpfung aufscheinen lassend“, teils zu pathetisch, teils zu harmlos und von kindlicher Artigkeit und Bravheit ist ihr Habitus, was eine peinliche Berührtheit, Befremden und Betretenheit evoziert. –

    Daher wird ihnen diese penetrante Dschäss-Verkleidung, dieses alberne Narrenkostüm aus vorwiegend „gringorianischem“ Habitus und Duktus übergestülpt. - Frech, angeberisch, läppisch, pubertär krähend, vorlaut, das Banale wichtigheimerisch beweihräuchernd, laut, krachend, grosskotzig muss die „Mjusik“ sein, soll sie noch als „goutierbar durchgehen. –

    Insbesondere brechreizhafte Anmutung überkommen einem, hört man Bach, seine unnachahmliche Architektur, seine formale Vollendung, (das ist eine Art selbstreferenzieller Musik, also Musik, die sich selbst erklärt, wie Kurt Gödels TNT), von irgend so einem Dschäss-Klimperer verhunzt, mit dem unsäglich läppischen, banaloiden, plapperhaften, kleinkind-lallphasigen Duktus dieses ach so beweihräucherten Dschääääs.
    Hinzu kommt, dass diese „Mjusik“-Richtung ohnehin sakrosankt ist, wurde sie doch von den ach so armen unterdrückten „Piepl of Kalla“ kreiert, sodass jede Kritik daran nur pöööser „Rassssissssmussss“ (pfui, pfui, pfui) sein kann.

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  3. Cher (chère?) "Anonym",

    de gustibus non est disputandum, wie der Lateiner sagt! Ich für meinen Teil habe keinerlei Probleme damit, Bach und "seine unnachahmliche Architektur, seine formale Vollendung" — wie Sie völlig zurecht hervorheben — im Original zu hören (das tue ich wohl auch zu gefühlt 99% — und dies kann seit Monaten fast jeden Sonntag im LP-Blog anhand seiner Kantaten überprüft werden ...), ebensowenig habe ich aber Probleme mit einer gekonnten (!!!) Jazz-Version durch einen Eugen Cicero — den ich bei Betrachtung des ersten Videos freilich kaum als Mitglied der "Piepl of Kalla" identifizieren würde ...

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  4. Keine Schere, sondern nur ein Scher bittschön – Danke :-)
    Ick wees, selbige „Disskaschn“ hatt mer schon unzählige Male (in allen möglichen Runden, mit Laien, Profis, Alten, Jungen, „Gebüldeten“, weniger Gebüldeten), und immer wurde sich im Kreis gedreht. –

    Muss indes bekennen, Aversion gegen Bach-Ver-Dschässung hat sogar zugenommen. – Denn manchmal beschleicht einem diese dunkle ahnungsvolle, nicht erklärbare „Teilhabe an tieferen Einsichten“, und die flüstert: Bei Bach gibt es noch eine tiefe, breite, dunkle, mystische Komponente, einen tief verborgenen Subtext, ein sehnsuchtsvollen mächtigen Strom, der unter der leuchtenden, strahlenden Ästhetik und formalen Strenge „subkutan“ mit fliesst. (Zweifellos ein religiöser). –
    Und genau dieses „unaussprechliche“, nur ahnungsvoll, indes deutlich Wahrnehmbare in Bach-scher Musik:
    Wird gar nicht erkannt, oder
    Geht verloren, oder
    Wird bewusst unterschlagen, oder
    Wird absichtlich veralbert
    So ein Modern-Ski den Bach ver-dschässt oder ver-poppt oder sonstwie ver-volkstümelt.

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  5. Und noch oin kloiner Nachschlach: (selbst wenn sich darüber mokiert und triumphierend „Selbstwiderlegung“ erkannt zu haben geglaubt wird):
    Denn, Schlucke ich hin und wieder mal die Kröte, Bach „modernisiert“ kredenzt zu kriegen, so stört mich, dass es immer so „aufgelockert, luftig, salopp, leicht, leger, ent-strengt“, ent-weihevollt und intellektüll“ klingen muss. – Denn habe zufällig eine „Tekkno!!!!-Version des 3. Satzes, des d-moll Kl-Konz (bwv 1052) gehört, die mir in Habitus und Gestus und Duktus (obwohl Bumm, Bumm und teils rockig-fetzig) „bach-iger“ deucht als all die sonstigen Logge-vom-Hogge-Plätschereien.

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  6. Cher Anonym,

    nun, belassen wir's bei einem "we agree to disagree" ...

    Vielleicht können Sie aber wenigstens dieser Air-Variation etwas abgewinnen, die ich für wirklich gelungen erachte. Falls nicht — wird sie sicher den einen oder anderen Leser (und Hörer) des LP-Blogs erfreuen.

    Nun, zugegeben: ich würd's bspw. nicht gerade bei einem Begräbnis (wo das Bach'sche Air doch recht oft erklingt) hören wollen — aber an einem lauen Sommerabend mit einem Cocktail in der Hand und einer reizend lächelnden, jungen Blondine im Arm, könnte ich mir's perfekt vorstellen (bzw. vorgestellt haben, in Anbetracht meiner Jahre ...). Die "tiefe, breite, dunkle, mystische Komponente" der Musik ist in solchen Momenten doch eher nachrangig wichtig ...

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  7. Hach ist dat schön. Viel schlimmer als die Ver-Dschäss-ung Bachscher Werke, ist das Outfit so mancher Pianisten, die mit Löchern in ihren Hosen, meistens an den Knien und Springerstiefeln, stehend am Piano, welches eigens dafür auf einen Gabelstapler gepackt wurde, werkgetreu (!) alle drei Sätze des d-moll Klavierkonzertes zum Besten bringen. Dabei wirkungsvoll ihren Brust-Haaransatz, der aus dem viel zu knappen T-Shirt heraus zu quellen droht, ins Scheinwerferlicht halten um herzlich zu schluchzen, wenn der langsame Satz dann endlich zu Ende geht. Nein ich habe nicht applaudiert, auf die tiefe, breite, dunkle, mystische Komponente, auf den tief verborgenen Subtext, und den sehnsuchtsvollen mächtigen Strom, der unter der leuchtenden, strahlenden Ästhetik und formalen Strenge „subkutan“ mit fliesst, musste man leider verzichten. Dazu war die Anwesenheit des Pianisten, der die begleitenden Musiker natürlich an die Wand gespielt hat, zu dominant. Das zumindest kann ein Eugen Cicero besser.

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  8. Werter „Partiell-Zitator“ meiner obigen Einlassungen, - dunkel ist mir Ihrer Rede Sinn ! - Habe zwar derlei „Key-Borderliner-Brusthaarexhibitionisten“ noch nie selber genossen, noch irgendwelche ciceronischen „Antithetiker“. – Was ergo ist die Conclusio Ihres Plädoyers, als wes Geistes Advocatus „fürsprechen“ Sie hier ? – Eigene kognitive Durchlässigkeit ist offenbar zu gering, die intendierte „Messätsch“ in solch „rah wörschn“ zu inhalieren :-(

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  9. Danke auch von mir! Ist mir alles ein Begriff, habe sozusagen alles miterlebt, obwohl Jazz nicht so wirklich mein Ding war. Doch heute kann ich es sehr gut hören, der Musikgeschmack ändert sich eben ein wenig im Lauf der Zeit.

    Danke auch für die anderen Hinweise auf diverse "Musiken", es sind sehr viele bemerkenswerte Aufnahmen dabei - und auch z.B. Komponisten, die ich noch nicht kannte, aber deren Bekanntschaft ich gerne gemacht habe.

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  10. "Was ergo ist die Conclusio Ihres Plädoyers, als wes Geistes Advocatus „fürsprechen“ Sie hier?"

    Die Conclusio dürfte wohl sein, und entschuldigen sie mein partielles Zitieren, dass es durchaus abträglich sein kann, den tiefschürfenden Schöpfer-Gedanken des Komponisten zu folgen, weil die eigene Selbstdarstellung des ausführenden Musikers so ganz im Gegensatz zur Intention des Erfinders steht, der, wie im Falle des guten alten J.S. Bach, seine Werke zur Ehre Gottes auf das, heute vergilbte Papier, gebracht hat. Vorbild für einen Interpreten könnte hier der Pianist Glenn Gould sein, der sich selber so zurück genommen hat, dass er, bevor er die Tasten bezauberte, auf einem Kinderstuhl Platz nahm, um dem Meister ja nicht in Augenhöhe begegnen zu müssen. Ich hoffe ihnen mit dieser Erklärung etwas Licht ins Dunkel gebracht zu haben.

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  11. Oisa, riecht aber stark nach frommer Legende für einfaltspinselige Unbedarftlinge. – Zwar war GG bekannt für seine Exzentrik, sowie „unorthodoxe“ Haltung und Technik am „Klavizimbel“, und gleichfalls als „Maximissimus-Verehrer“ des Meisters, indes deucht es mir mehr eher als unwahrscheinlich, er habe derohalben gleich eine „kotau-ähnliche Posischn“ am Instrumentum eingenommen.

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  12. Unn noch oins: Kann mich nicht erinnern (und auch nicht vorstellen), dass GG den für ihn „quasi-divinen“ Maestro, bzw. dessen Musicke der „Seichtifizierung/Ent-Weihung“ hätte ausgeliefert. –
    Dieser (möglicherweise borderlinerische) Artista GG hatte nämlich ein intuitives Verständnis dafür, dass Musicke (auch v. ihrem phylogenetischen Kontext her) „worship“ war und ist. -
    Daher auch sein „demutsvoller“ Habitus gegenüber il Maestro. ( „Manche“ meinen sogar, diese manifestierte sich in einer „Kinderstuhl-Spielweise“ Selbigens. :-) :-) )
    „Dschäss“ (bzw. dessen Habitus) hingegen, ist das adversative Gegenteil v. Demut, nämlich all die Attribute, die ich oben schon gebrauchte. –
    (Da meine Diktion gewiss nicht der Dimension dieser Problematik gerecht wird, inhaliere geneigte/r Leser.In.In.In.In gelegentlich „Orgelspiel“ v. H. Hesse. – Darin ist selbiges erheblich saftiger formuliert)

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  13. "Oisa, riecht aber stark nach frommer Legende für einfaltspinselige Unbedarftlinge."

    Ich liebe Legenden (erfinde derohalben gelegentlich selber welche) und Einfaltspinsel machen die Welt bunter oder wenn sie so wollen dschääsich. Gehabt euch wohl.....

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  14. Cher Monsieur Franken,

    volle Bewunderung zolle ich Ihnen für die Ausdauer, mit der Sie das unerträglich verschmockte "schraibewieduschprichst"-Geschreibsel des nervigen Anonymus' aushalten, und sogar karikierend geschickt der Lächerlichkeit preiszugeben verstehen. Große Klasse!

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  15. Isch danke auch.......war mir ein auscherordentliches Vergnügen.

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