Samstag, 17. September 2016

Heute ist es fünfzig Jahre her

...daß einer der bedeutendsten Sänger der Nachkriegszeit Deutschlands, Fritz Wunderlich, durch einen tragischen Unfall völlig überraschend aus dem Leben gerissen wurde. Eine kurze, aber liebevolle Erinnerung widmete ihm Prof. Joachim Kaiser in seiner "Klassik-Kunde":


Gleichermaßen bedeutend als Liedinterpret wie als gefeierter Opernsänger, ist seine lyrisch-weiche, doch kraftvolle Stimme bis heute unvergessen. Ein breites Repertoire, welchen von den anspruchsvoll großen Schubert- und Schumann-Liederzyklen bis zu den heiteren Niederungen der Operette reichte, ist dank Schallplatten- und Rundfunkaufnahmen in teilweise auch technisch voll zufriedenstellener Weise überliefert, und zeigt uns, welche stimmliche und interpretatorische Höhenflüge dieser Sänger in den wenigen, zu wenigen Jahren seines Ruhmes gemeistert hatte.

Fangen wir mit Schubert an ... aber nicht mit den "großen" Liedern (die in Wunderlichs Interpretation ohnehin weithin bekannt sind), sondern mit einem reizenden Nebenwerk, dem schalkhaft scherzenden "An Sylvia", das in angemessener Leichtigkeit vorzutragen, keineswegs so leicht ist, wie es scheinen mag:


An den Opersänger, und hier ganz besonders den Mozartinterpreten, sei mit der Eröffnungsarie des Tamino aus der berühmten Zauberflötenaufnahme der Salzburger Festspiele 1960 erinnert:

 

Die kurze Arie des Tenors aus dem Rosenkavalier, von der Prof. Kaiser humorvoll zu berichten wußte, kann man übrigens hier anhören ... ob Richard Strauss angesichts solch vollendeter Klagschönheit bei seinem gegenüber Hofmannsthal geäußerten Verdikt, daß "... weil Tenöre so scheußlich sind", er den Oktavian als Hosenrolle konzipieren müsse, geblieben wäre?

Nicht einmal zwei Wochen vor seinem Tod entstand die folgende Aufnahme von Franz Schuberts berühmtem Lied "An die Musik", welches von Fritz Wunderlich als abschließende Zugabe in seinem letzten Konzert am 4.9.1966 in Edinburgh gesungen wurde. Ich weiß, es gibt klangtechnisch bessere Aufnahmen dieses Liedes, auch (und gerade) durch Fritz Wunderlich; aber als Bekenntnis dieses großen Sängers möge es, so knapp vor dem unvorhersehbaren Ende seines Lebensliedes entstanden, quasi als Epitaph für seine künstlerischen Gaben gewürdigt werden:


(weitere Ausschnitte aus diesem Konzert sind hier zu hören)

4 Kommentare:

  1. Herzlichen Dank für diese wundersame Wunderlich-Hommage.

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    1. Eine wunderbare Hommage in der Tat. Solche Preziosen machen diesen Blog zu einem Kleinod. Wunderlich war vielleicht der größte lyrische Tenor seiner Zeit, als Frühvollendeter eine Art Hofmannsthal des Gesangs.
      (Keine Rose ohne Dornen: die Heranziehung des Großkritikers des US-gelenkten linken Hetzblatts SZ wäre ganz ung gar nicht nötig gewesen!)

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  2. Cher "Abendländer",

    daß ich kein Freund der SZ bin, habe ich auf meinem Blog oft genug bekanntgegeben. Aber so wie es ganz allgemein "nichts Böses ohne was Gutes" gibt, so ist es halt auch bei Zeitungen: die "Wiener Zeitung" der Nach-Unterberger-Ära ist unter dem unsäglichen linken Logenbruder Göweil zum faden Mist- & Tendenzblatt verkommen, was naber nicht ausschließt, daß Teile der Wochenendausgabe (die ich allein lese!) immer noch ganz ausgezeichnet sind, und ihre Qualität (trotz Göweil) seit Jahren halten.

    So ist es auch mit der SZ: grosso modo ein Gutmenschen-Mistblattl mit erbärmlicher Vernaderungs-Tendenz gegen alles, was nicht im links-grünen juste milieu daheim ist - aber was hat das mit Prof. Kaisers Klassik-Kunde zu tun?

    Der Mann verstand was von Musik, und hat auf informative (und vielfach auch humorvolle) Weise vielen, vielen Menschen die große Musiktradition der Vergangenheit nähergebracht. Hut ab, das kann nicht jeder!

    Es kam selten vor, daß ich mit seinen Urteilen gehadert hätte - welchen Grund hätte ich also, seinen informativen Beitrag nicht zu verlinken? Nur weil er für die SZ schrieb?

    Das wäre etwa so absurd, wie wenn ein aufrechter Anhänger republikanischer Staatsformen es "aus Prinzip" ablehnen würde, einen Kaiserschmarrn zu essen ...

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  3. Sehr gut, Le Penseur, auf die Differenzierung kommt es an und nicht auf ein stures Schwarz-Weiß-Denken.

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