Nachrufe werden zwar mittlerweile von qualitätsbewußten (?) Zeitungen auf Vorrat geschrieben (schon wieder so ein »Vor-«Wort, das sich im nachhinein nur zu oft als ein Wechselbalg aus »Vorsicht« und »Unrat« entpuppt!), aber peinlichst bemüht um Himmels willen nicht publiziert. Schrecklich, wenn durch eine falsche Todesnachricht so ein Nachruf zum Zuruf an einen noch Lebenden wird ... Heym hat seine (durchaus lesenswerte) Autobiographie an diesem morbiden Gedankenspiel aufgehängt ...
Es gab unlängst einen Nachruf auf diesem Blog — einen von (wenigstens meiner, vielleicht nicht ganz zuverlässigen Erinnerung nach — andernfalls: Penseurologen, vor!) insgesamt fünf bislang: Manfred Gerlach, Ludwig Hirsch, Cissy Kraner, Georg Kreisler, Salman Taseer und eben jetzt »Zettel« ... allesamt Personen, die ich nicht persönlich kannte, und die mir dennoch viel bedeuten. Sonst gibt's nicht viel Gemeinsamkeiten — was hätten ein emeritierter Gelehrter, drei Chansonniers und zwei Politiker völlig unterschiedlicher Staaten und Gesellschaftssysteme schon gemein, außer dem, was mir wichtig ist und letztlich allein wichtig ist: sie waren Menschen — im Vollsinn dieses Wortes.
Bleiben wir kurz beim alphabetisch und zeitlich letzen, bei »Zettel«. In der Betroffenheit um seinen plötzlichen Tod wurde mit einem Mal erkennbar, wie vielen und wie unterschiedlichen Menschen seine Gedanken etwas bedeutet haben. Wem von so unterschiedlichen Medien wie der »Achse des Guten«, dem »American Viewer«, über Gudrun Eussner (mit einem wehmütig-humorvollem Cartoon), und den »Inselpfarrer«, bis zu »Politplatschquatsch« (letzere besonders berührend) etwas nachgerufen, nachgesagt, ja nachgeflüstert und -geweint wird — der war eben vor allem eines: ein Mensch, der den Menschen etwas zu sagen hatte.
Wie LePenseur gestern einem befreundeten Geistlichen schrieb: der Februar 2013 scheint ein Monat des Abschiednehmens zu werden. Noch wenige Stunden, und es ist zwar kein Nachruf, aber ein Nachdenken über ein dann zu Ende gegangenes Pontifikat anzustellen. Im alten Rom endete bekanntlich das Jahr mit dem Monat Februar (weshalb der »Dezember«, nach unserem mit Januar beginnenden Kalender der zwölfte, eben Monat zehn — decem — dieser antiken Zählung ist). Mit dem Monat März — dem Kriegsgott Mars geweiht, denn mit Winterende begannen traditionell wieder die Kriegshandlungen, die »im Winterquartier« unterbrochen worden waren — fängt also eine neue Periode, eine neue Zeitrechnung an.
Und, wollen wir hoffen: keine, die dem Monats-Namensgeber allzu sehr gerecht wird ...
Lieber LePenseur,
AntwortenLöschenKluge Worte, wie immer aus Ihrer Feder.
Danke
Danke, cher (bzw. chère) Nola (ich lese auch im Kleinen Zimmer ...)
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