Donnerstag, 24. Januar 2013

Hervorragende Idee!

An dem weinerlich-beschwörenden Ton (mit Pseudo-Selbstsicherheit und vorgeschobener Ironie malerisch drapiert), in dem Wolfgang Böhm in der heutigen »Presse« über die Möglichkeit einer Volksabstimmung über einen weiteren EU-Verbleib Großbritanniens dahinschwadroniert, erkennt man das blanke Entsetzen der Brüsseler Politruks und ihrer medialen Handlanger. Denn sie merken: jetzt geht's ans Eingemachte!

Wenn die Briten die Schnauze voll haben und gehen, dann zerbröselt aber die Fassade der ach-so-uneinnehmbaren, in Wahrheit jedoch höchst Potemkin'schen »Festung Brüssel« zu Staub! Dann werden sich diverse Völker nicht mehr von durchgeknallten Regulierungsneurotikern gängeln lassen. Dann werden auch andere Völker gehen, die im Verbleib bei einem Staatenverband mit jeder Menge schwerer Klötze am Bein keinen Vorteil mehr erkennen können, und nicht sehenden Auges in den Untergang marschieren wollen — noch dazu unter der Zuchtrute irgendwelcher größenwahnsinniger Eurokraten, deren Horizont wohl von der Krümmung der Gurkenrichtlinie und deren Erleuchtung die einer eben eingeschalteten Energiesparlampe ist ...

Das markige »Wir Eurokraten schaffen das ohne die doofen Briten doch mit links!«, das Wolfgang Böhm in seinem Artikel »Eine ganz hervorragende Idee, Mr. Cameron« verbreitet, wirkt in seiner bramarbasierenden Gestelztheit nurmehr peinlich! In Wahrheit geht ihm der Allerwerteste längst auf Grundeis.

Und wie so oft sind die Leserkommentare oft besser (und fast immer ehrlicher!) als das, was der Redaktion entstammt. so meint ein Kommentarposter »Austrian Economist« (24.01.2013 05:06) völlig zu Recht:
Wie es sein könnte, und wie es ist

Was die EU machen sollte:
• 4 Freiheiten (Waren, Dienstleistungen, Personen, Kapital)
• Privatisierungen (z.B. Telekom)
• Gemeinsame Verteidigung
• Verkehrspolitik
• Wirtschaftsderegulierung
• Anti Monopolbehörde
• Strenge Regeln für Hartwährungspolitik und geringe Schulden, Minimalstaat
• Direkte Demokratie

Was die EU macht:
• Subventionen und globale Handelsbeschränkungen
• Verstaatlichungen, Staatshilfen, Bail-Outs
• Keine gemeinsame Verteidigung
• Wirtschaftsüberregulierung
• Zulassen von Monopolen und Kartellen (z.B. Energie)
• Schulden machen, Geld drucken, Maximalstaat
• Diktatur
Und zu Wolfgang Böhms larmoyanter Bemerkung an die Adresse Großbritanniens:
Es geht nicht an, dass die gesamte Familie darunter leidet, dass die gemeinsame Basis ständig infrage gestellt wird.
... findet Kommentarposter »Ophicus« (24.01.2013 06:05 — wie man sieht, ist Österreich ein Volk der Frühaufsteher!) die richtige Antwort:
Die Briten sind Nettozahler. Gerechnet in Relation zur Bevölkerung zahlen sie sogar etwas mehr als die Österreicher.

Der Grund wieso die Briten Rabatte fordern ist der gleiche "asoziale" Grund wieso viele Österreicher nicht für griechische Schulden zahlen wollen. Die Briten sehen nicht ein, wieso sie Maßnahmen die sie weder für sinnvoll noch gerecht halten (Subventionen der Landwirtschaft) auch noch im großen Stil bezahlen sollen. Dass sie daher da nicht mitspielen wollen ist völlig nachvollziehbar. Dass wir so dämlich sind und sowohl derartige Dinge finanzieren ALS auch den Briten ohne vollen Beitrag vollen Mitgliedsstatus geben ist zwar etwas schräg, aber fafür können die Briten nicht wirklich was. Und nachdem sie trotzdem Nettozahler sind ist es für die EU immer noch ein ganz passables Geschäft.

Und die EU ist eben (noch) kein Staat. Bei internationalen Verträgen kann sich jeder überlegen ob er die abschließen oder ändern will. Dass jemand Rechte die wir ihm vertraglich zugestanden haben auch nutzt ist nicht wirklich so verwerflich. Nur weil unsere Politiker zu allem Ja und Amen sagen müssen andere das nicht auch tun.
Wer solches als Volkesstimme hört (bei »Presse«-Lesern wohl des gebildeteren und befähigteren Teiles des Volkes!), hört schon fast den Klang des Totenglöckchens heraus, das da läutet. Es stinkt den Leuten schlicht und einfach. Und zwar gewaltig! Und daran werden Propaganda-Artikel der Systemmedien auf Dauer auch nichts ändern können ...

4 Kommentare:

  1. Josef Urschitz schreibt wieder einen seiner hervorragenden Artikel. Leider ein Rufer in einer Wüste für eine kleine Minderheit.

    http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/diebilanz/1336196/Ein-Steuersystem-nach-dem-WorstPracticePrinzip?from=gl.home_wirtschaft

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  2. Seit gestern habe ich wieder Hoffnung für Europa!

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  3. »Es stinkt den Leuten schlicht und einfach. Und zwar gewaltig!«

    Schon länger. Irgendwann reicht die großangelegte Verarsche auch einmal.

    (Nebenbei machen sie aber munter mit ihrem Wahnsinn weiter. Wenn ich an z. B. den letzten Artikel von Christian Rainer im »profil« denke, wie er Österreich unbedingt auch offiziell in die NATO treiben möchte, indem er uns Angst vor einem Überfall eines »autoritärdemokratischen Regimes« macht. Eigentlich eine interessante Bezeichnung für die EU - nein, halt, Ungarn (oder vielleicht auch die Slowakei) meint er, so scheint's zumindest, damit. Ungarn wird uns also überfallen ... *lol*
    Man will den Leuten zu diesen Zweck Angst vor Konflikten zwischen Staaten innerhalb der EU Angst machen, großartig, wie viel man, nach diesen ganzen Zwecklügen und -märchen, von der "friedenssichernden Wirkung" der Union eigentlich zu halten hätte.)

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  4. * Korrektur: »Man will den Leuten zu diesem Zweck Angst vor Konflikten zwischen Staaten innerhalb der EU machen ...«

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