Dienstag, 25. Dezember 2012

Wie können wir noch Weihnachtsgeschichten ertragen?

Offenbar nurmehr in »verfremdeter« Form. Das mag man bedauern oder gutheißen (LePenseur ist da nicht recht entschlossen, ob er es bedauern oder gutheißen soll — am besten, man verwendet die Formel »bedauernd gutheißen«, oder so ...) — aber es ist ein Faktum. Die alten Geschichten haben nicht mehr die Kraft von früher, man glaubt sie einfach nicht mehr, weil man sich das Glauben eben nicht mehr einfach macht. Machen kann ...

Was bleibt also als Ausweg? Neue Geschichten erfinden, deren Erfundenheit uns bewußt bleibt, die in ihrer kunstvollen »Gebrochenheit« unser intellektuelles Gemüt entzücken — brauchen wir das? Nun, die FAZkes glauben, daß es ihre Leser brauchen können, und so ließen sie Marcus Jauer vorgestern eine »Christenlehre: Der kleine Jesus von Nazareth« veröffentlichen. Und die beginnt natürlich mit einem Untertitel-Teaser, wie es sich für so einen Zeitungsartikel heutzutage gehört, damit man gleich weiß, wo's lang geht:
Wir kennen die Umstände seiner Geburt. Aber wie war der Gottessohn eigentlich als Junge, bevor aus ihm der Mann wurde, als den wir ihn heute verehren? Eine Kindergeschichte
Und so geht's weiter. In gegen den Strich gebürstetem Bibelton, mit Jugendsprache (bzw. was der Autor dafür hält) bei Bedarf verfremdet, damit's nicht zu fromm gerät. Aber immerhin: ein Versuch, uns etwas Unglaubliches näherzubringen.

LePenseur gesteht, sich mit diesem Text nur bedingt anfreunden zu können. Er kann zwar mit den herkömmlichen Weihnachtsgeschichten noch viel weniger anfangen, keine Frage, aber dennoch: diese waren wenigstens »echt« in ihrer Intention (so falsch sie in der Wiedergabe der historischen Fakten sein mochten). Sie waren, wenn man so will, wie spontane Liebeserklärungen eines jungen Mannes: vielleicht illusionär, wahrscheinlich unbeholfen formuliert, sicher falsch vor dem unbestechlichen Auge eines Nicht-Liebenden (für den sie aber auch nicht gedacht waren). Jauers Kindergeschichte über Jesus von Nazareth hingegen ist der Münchhausen-Versuch, sich am Zopf der eigenen Skepsis aus dem Sumpf der Mythologie, der man nicht (mehr) traut, zu ziehen. Er muß mißlingen, so spektakulär — oder selbstironisch — er auch unternommen werden mag.

Ist dies ein Grund, Jauers Geschichte nicht zu lesen? Sicherlich nicht! Auch gescheiterte Versuche sind wenigstens der Achtung wert, sie unternommen zu haben. Und auch intellektueller Dünkel kann so hell scheinen, daß manches Dunkel davon be-, wenn schon nicht erleuchtet wird.

In diesem Sinne also: lesen Sie eine Kindergeschichte.

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