Montag, 24. Dezember 2012

Der Humanitätsschieber

»Die Presse« weiß pünktlich zur abendlichen Herbergssuche am 24. Dezember interessante Neuigkeiten zu berichten:
Asylwerber versuchten in Stephansdom einzudringen

Dompfarrer Toni Faber und die Polizei haben nach Augenzeugenberichten eine unbekannte Zahl von Personen am Eindringen in den Dom gehindert.

Nach Augenzeugenberichten wollte sich eine unbekannte Zahl von Personen aus dem Kreis der Asylwerber der Votivkirche am Montagnachmittag Zutritt zum Stephansdom verschaffen. Dompfarrer Toni Faber und die Polizei haben die Personen anscheinend erfolgreich daran gehindert, in die Kirche einzudringen. Um Mitternacht findet im Dom die Christmette statt. Zur Vorbereitung der Feierlichkeiten bleibt das Gotteshaus traditionellerweise zuvor von 19.00 bis 23.00 Uhr geschlossen.

[... ...]

Der Wiener Caritas-Direktor Michael Landau erklärte gegenüber der APA, die Flüchtlinge seien verzweifelt, sie seien "ausgefroren und erschöpft". Landau freute sich aber über eine "breite Solidarität" mit den Aylwerbern, viele Menschen hätten Hilfsgüter und Weihnachtspakete vorbeigebracht. Er bezeichnete es auch als positiv, dass die Flüchtlinge selbst einen "Hilfeschrei" gemacht hätten und dass ihnen am Runden Tisch von der Politik Gehör geschenkt worden sei.

Der Caritas-Direktor appellierte jedoch an die Politik, die Gespräche fortzusetzen. Die Grundversorgung sei zwar ein richtiger Schritt, den Flüchtlingen gehe es aber nicht nur um ein Dach über dem Kopf, sondern auch um ein menschenwürdiges Leben. Landau forderte eine humanere Politik und einen "Humanitätschub".
Schade bloß, daß der Humanitätsschieber Landau offenkundig nachstehenden Artikel der »Klosterneuburger Marginalien« nie gelesen hat. Welcher die ganze Chose um die »Asylanten« in einem (und keineswegs »marginal«) anderen Licht erscheinen läßt ...
Mittlerweile weiß man zumindest überall in Österreich, daß die Votivkirche in Wien von Flüchtlingen besetzt wurde. Man weiß ebenfalls, daß die Besetzer zum großen Teil Muslime sind. Man weiß ebenfalls, daß Asyl- und Flüchtlingsaktivisten aus der ewig die Welt in ein baldiges Paradies verwandelnden "Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat"-Ecke fix zur Stelle waren, um der ganzen Geschichte noch ihre persönliche Note zu verleihen (Viele dieser Aktivisten reisten übrigens extra aus Deutschland an...). Man weiß zudem, daß es bereits eine unverhohlen ausgesprochene Drohung gab:
Sollte das [Zustandekommen eines Gespräches mit dem Innenministerium] bis Weihnachten nicht passiert sein, so werde es eine „große Überraschung“ geben, kündigte ein Vertreter der Flüchtlinge an. Welcher Art diese wäre, wollte er nicht sagen, versicherte aber, dass es keine Gewalt und Zerstörung geben werde.
Ja, genau... So, wie man vorher dem Pfarrer der Votivkirche hoch und heilig versprach, man werde den Innenraum der Kirche nicht betreten, nachdem man die Genehmigung bekommen hatte, auf Kirchengrund zu campieren...

Aber nicht jeder weiß, daß es bei der Aktion bereits Sprüche seitens der Besetzer gab, die glasklar erkennen ließen, welchen Stellenwert eine christliche Frau in ihren Augen hat. Diese Sprüche wurden nicht etwa in die Allgemeinheit losgelassen, sondern einer Katholikin direkt auf den Kopf zugesagt. Von Muslimen. Die Asyl suchen. Und sich in eine katholische Kirche flüchteten.

Wahrscheinlich ist ebenfalls noch nicht allgemein bekannt, daß die Besetzer bereits zugaben, daß sie keine Unterkunft suchten, sondern daß es ihnen nur um Aufmerksamkeit ging und geht.

Ein Flüchtling zu sein, ist schlimm genug. Ich möchte daher aus zwei Gründen nicht mit diesen Leuten tauschen: Erstens möchte ich niemals in einem fremden Land um Asyl ansuchen müssen. Zweitens möchte ich niemals so tief sinken, daß ich kurz vor einem großen Feiertag einer Weltreligion ein Gotteshaus dieser Religion besetze, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Es ist ja nicht so, daß es in Wien keine Moscheen gibt. Es ist auch nicht so, daß Häupl in einer unbeheizten, kleinen Hütte arbeitet.
Nun, es sieht sehr danach aus, daß die geplante »Überraschung« die Besetzung des Wiener Stephansdomes gewesen wäre. Womit natürlich den »Asylanten-in-Österreich-geht's-soooooo-schlecht!«-Agitatoren volle Aufmerksamkeit und mediale Rundum-Berichterstattung gesichert gewesen wären. Das dürfte wenigstens für den Augenblick an der Aufmerksamkeit des Dompfarrers und der Polizei gescheitert sein. Aber bis zur Christmette sind's ja noch ein paar Stunden — und es wäre doch gelacht, wenn mit Landaus moralischer Hilfe nicht doch noch was geht ...

Stille Nacht, heilige Nacht? Pustekuchen! Heute Nacht ist PRIME TIME fürs Tränendrüsen-Business — »Licht ins Dunkel« läßt via ORF-Dauerschmalzberieselung grüßen, mit einem Wort: jetzt ist die rechte Zeit, um die Agenda weiterzubringen, die da lautet: mache den Leuten ein schlechtes Gewissen, dann können sie nicht »Nein« sagen, wenn man sie um Geld angeht. Um jenes Geld, das der Wohltätigkeitszirkus ständig braucht. Von dem die Funktionäre wie Caritas-Direktor Landau und viele, viele andere leben: von der Inszenierung der Bedürftigkeit und des Bedarfs an »Helfern« ... ... »... und Ihre Spende ist wichtig! SPENDEN SIE! SPENDEN SIE!!«

Ach, übrigens — da fällt mir gerade ein: vor einigen Jahren saß ich mit meiner Frau am 24. Dezember in einem exklusiven Restaurant zum Abendessen — private Umstände hatten uns veranlaßt, diesen Abend ausnahmsweise nicht daheim zu verbringen. Zwei Tische weiter saß Caritas-Direktor Landau, in Begleitung einer Dame und eines Paares. Und ließ es sich — wie auch wir — bei einem exquisiten Fünf-Gang-Degustationsmenü mit Weinbegleitung gutgehen.

Nein, ich neide ihm dieses Luxus-Menü nicht (schließlich aßen meine Frau und ich das gleiche). Aber wer einen »Humanitätsschub« fordert, der sollte gleich bei sich selbst damit anfangen, will er glaubwürdig sein. Sonst ist er auch nichts als ein bloßer »Humanitätsschieber«, auf welche ein bekannter Satz Jesu Christi maßgeschneidert paßt: »Alligant enim onera gravia, et importabilia, et imponunt in humeros hominum: digito autem suo nolunt ea movere.« (Mt. 23,4)

1 Kommentar:

  1. Schon in den 1990er Jahren, als ich mich mit der Kirche noch sehr verbunden fühlte, fiel mir auf, wie tatkräftig sich bedeutende kirchliche Organisationen, allen voran die Caritas unter Schüller (und schon dessen Vorgänger) für die Einwanderung aus fernen Ländern einsetzten. Unter den Migranten waren schon damals die Katholiken in der Minderheit. Daß das Hereinschaufeln fremder nichtchristlicher Völkerschaften langfristig die autochthone mitteleuropäische Bevölkerung und damit auch die kath. Kirche verdrängen würde, war schon damals klar.

    Aber warum macht gerade die kath. Kirche das? Den Ast absägen, auf dem man sitzt?
    Ist es Dummheit oder Plan?

    Auch theologisch hat sich die kirchliche Lehre gewandelt. Galt früher das Wort Jesu: „Niemand kommt zum Vater, außer durch Mich“, so gibt es jetzt für unsere „älteren Brüder im Glauben“ (oder eher im Unglauben?) einen „Sonderweg“, ebenso für die Moslems.

    Wobei die „älteren Brüder“ schon von Geburt an bevorzugt sein sollen, denn sie stammen von einem "edlen Ölbaum", wir hingegen von einem minderwertigen "wilden Ölbaum".

    Wir müssen uns also mehr anstrengen, um in den Himmel zu kommen. Mehr Gutes tun, mehr spenden. Bleiben länger im Fegefeuer (oder hat man das jetzt abgeschafft?) hängen. Und im Himmel wird es wohl auch verschiedene Plätze geben: Für die „edlen Ölzweige“ näher bei Gott, klarerweise.

    Erinnert mich irgendwie daran, wie die Kirche jahrhundertelang die Zweiklassengesellschaft theologisch untermauerte:
    Die Adeligen sind einfach von Geburt an bessere Menschen, deshalb haben sie alle möglichen Vorrechte. Im Diesseits wie im Jenseits.

    Und ihr, die Leibeigenen, also rund 80 Prozent der Bevölkerung, seid eben verderbt, von der Erbsünde viel stärker befleckt, ihr müßt euch mehr anstrengen als die Adeligen, den Adeligen in allem gehorsam sein, denn Gott will es so.

    A propos Erbsünde: Die wurde inzwischen durch die „bleibende Verantwortung“ und „ewige Schuld“ ersetzt.

    Alipius ist nicht zu beneiden: Ein einsamer Rufer in der kirchlichen spirituellen Wüste.

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