Samstag, 22. Dezember 2012

»... ein erstklassiger Netzwerker mit unglaublichen Kontakten«

Aha. Von Österreichs Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer, alias »Gruselbauer«, ist die Rede. Die Wiener Tageszeitung »Kurier« überschlägt sich vor Begeisterung, seit eine soeben neu gegründete »BNS Silea«, die eine Tochterfirma der (schwarzen) Niederösterreichischen Hypo und der CUDOS (geleitet vom ehemligen roten Bundeskanzler Gusenbauer) das Waldviertler Traditionsunternehmen »Backhausen«, spezialisiert auf edle Möbel- und Vorhangstoffe, billig aus dem Konkurs aufgekauft und damit »gerettet« hat.

Nun, derlei passiert eben in der Wirtschaft. Welchen Grund gibt es also für Begeisterungssaltos? Oder welchen gäbe es für Bedenken?

Es ist die Begleitmusik, die da seltsam mißtönend in den Ohren klingt. Der Wiener Wirtschaftsanwalt Georg Vetter benennt — und es ist sehr mutig, dies in Österreichs Filzokratie  zu wagen! — auf Ortner Online die etwas, nun sagen wir, »übelriechenden« Hintergründe dieser Hauruck-Aktion:
Anfang des Jahres setzte die Hypo Niederösterreich Backhausen das Messer an. Im professionellen Wirtschaftsdeutsch empfahl die Hausbank also eine Partnersuche, und wusste auch gleich, wer das sein sollte: Al Jaber, ein bekannter Scheich aus dem Morgenland. Der zahlte wieder einmal nicht, daraufhin wurde das sogenannte Sanierungsverfahren mit Eigenverantwortung eingeleitet.

Die Familie Backhausen suchte emsig einen neuen Investor und fand ihn auch. In der Woche vor Weihnachten sah alles noch nach Rettung aus. Doch siehe da: In der Gläubigerausschusssitzung am 19. Dezember verweigerte die Hypo Niederösterreich die Zustimmung und schickte damit die Firma Backhausen in Konkurs – mit allen Konsequenzen.

Bereits am nächsten Tag, dem 20. Dezember, gab es ein eiliges Bieterverfahren mit einem einzigen Bieter: der BHN Sileo GmbH, die überhaupt erst am 15. Dezember 2012 im Firmenbuch eingetragen worden ist (als alles noch nach Sanierung aussah). BHN sollte offensichtlich von Anfang an eine Assoziation zu Backhausen herstellen.

BHN gehört zu 51 % der CUDOS-Gruppe um Alfred Gusenbauer, zu 44 % der Strategic Equity Beteiligungs-GmbH, einer Tochter der Hypo Niederösterreich, und zu 5% der Interfides.

Im Klartext: Die Hypo Niederösterreich, bei der bekanntlich die Staatsanwaltschaft vor kurzem ein und aus ging, verhinderte als Hausbank die Sanierung und kaufte nun gemeinsam mit der Beteiligungsgesellschaft des ehemaligen roten Bundeskanzlers – wohl billig – aus der Masse heraus.

Wenn die schwarze Hausbank mit einer roten Mehrheit zusammenspielt, darf man auf den kommenden niederösterreichischen Wahlkampf gespannt sein. Es sollte nicht verwundern, wenn die strafrechtlich untersuchten Vorgänge um die Hypo Niederösterreich bei solchen Geschäften vom politischen Gegner nicht aufgegriffen werden.
Vetter überschreibt seinen Artikel treffend mit »Ein Sittenbild aus Pröllistan«, wozu für Nicht-Österreicher angemerkt werden muß, daß »Pröllistan« das von Landeshauptmann Erwin Pröll seit zwanzig Jahren mit eiserner Faust beherrschte Bundesland Niederösterreich bedeutet. Zwanzig Jahre, in denen besagter Landeshauptmann (den einer meiner Bekannten treffend als »Prototyp des schwarzen Proleten« bezeichnete) benutzte, ein Land mit mehr als 1,5 Millionen Einwohnern politisch gleichzuschalten, seine Günstlinge ( und v.a. »Günstlinginnen«, lassen wir dahingestellt, welche »Gunst« sie ihm wohl erwiesen haben mögen — das ging wohl unter die Gürtellinie ...) und sonstigen Protektionskinder mit Pfründen zu versorgen. Zwanzig Jahre, in denen er ein von seinen Vorgängern erfolgreich aufgewirtschaftetes Land bis über den Stehkragen verschuldete — von den im Politzirkus Österreichs so beliebten Derivat-Spekulationen (à la Salzburg, nur natürlich noch eine Nummer größer) mal ganz abgesehen ...

Das alles geschah und geschieht im Schulterschluß mit seinem Intim- und Duzfreund, dem Wiener Bürgermeister und Landeshauptmann Michael Häupl, den man wohl zu Recht als »Prototyp des roten Proleten« bezeichnen kann — die beiden sind die inkarnierte »Große Koalition«, Zwillinge einer fleischgewordenen Degeneration der politischen Landschaft Österreichs zur Bühne für politkriminelle Korruptionisten und »Packler«, die sich wechselseitig auf Steuerzahlerkosten die fetten Happen zuschieben.

Und Figuren wie Pröll und Häupl sind auch jene, denen es hauptsächlich zu »verdanken« ist, daß das Ansehen von Politikern in der Bevölkerung Österreichs knapp über (oder sogar schon unter) dem von Zuhältern, Hütchenspielern und Drogendealern gelandet ist.

Daß geeichte Marxisten wie Gusenbauer (der bekanntlich einst als Juso-Chef am Moskauer Flughafen pathetisch den Boden der Sowjetunion als des »gelobten Landes des Marxismus-Leninismus« küßte) nun im korrupten Ränkespiel mittun, mag jeden, der die Sozialisten bloß für elende Heuchler hält, nicht überraschen, ja sogar belustigen. Wer freilich an die zu erwartenden Folgen für die Leistungselite Österreichs denkt, die durch derlei Geschäfte zu Lasten Dritter, nämlich der Steuerzahler, wieder einmal zur Kasse gebeten wird, wird sich darüber nicht freuen können.

Denn es ist genau dieses Tumorgewebe an »wirtschaftlich erfolgreichen« Politprofiteuren wie Gusenbauer, das immer weiter in die private Wirtschaft hineinwuchert und -metastasiert und so die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen wirtschaft schleichend untergräbt, da die Gelder für die Provisionen der Politparasiten schließlich irgendwo hereingebracht werden müssen — sei es durch höhere Steuern und Beiträge, sei es durch Kürzung sachlich sinnvollerer Ausgaben. Oder will man etwa behaupten, ein Gusenbauer hätte seine Erfolge auch ohne die »politische Achse«, über die er sie stets abwickelt, erzielen können? Lächerlich! Da kann der »Kurier« noch so bewundernd sülzen:
Mit seiner Gusenbauer Projektentwicklung & Beteiligung GmbH residiert der ehemalige SP-Parteichef in einem unscheinbaren Zimmerchen in der Wiener Innenstadt-Kanzlei von Freund Specht. Vom finanziellen Erfolg der Ein-Mann-Firma können viele Berater nur träumen. Für 2009 bis 2011 weist die Mini-GmbH einen kumulierten Bilanzgewinn von 3,23 Millionen Euro aus.

Gusenbauer, der Italienisch, Französisch und Spanisch auf hohem Niveau beherrscht, netzwerkt tatsächlich brillant. Der Investor Martin Schlaff schmiss für ihn eine Party beim Einzug ins Kanzleramt. Strabag-Boss Hans Peter Haselsteiner vertraut Gusenbauer die Verantwortung als Vorstand für seine zwei Privatstiftungen an. Dort ist ein beträchtliches Vermögen gebunkert, der Ex-Liberale Haselsteiner zählt zu den reichsten Männern Österreichs. 2010 installierte ihn Haselsteiner für 50.000 Euro Jahresgage auch an der Spitze des Strabag-Aufsichtsrates. [...] Der schwerreiche Tiroler Rene Benko holte Gusenbauer als Aufsichtsratschef in die Signa Prime Selection AG, in der Benko die Luxushäuser seines Immobilien-Imperiums parkt. [...] Keine Berührungsängste hat Gusenbauer, mit Casinos-Austria-Chef Karl Stoss befreundet, zur Glücksspielbranche. In Südamerika berät er den Casinos-Konkurrenten Novomatic. Für die im Abfallgeschäft engagierte chilenische Investmentgesellschaft Equitas Capital fungiert er als Chairman der European Funds. Dort sitzen der Finanzmanager Alfred Liebich, Cousin von Novomatic-Gründer Hans Graf, und Novmatic-Partner Rudolf Binder.
Mit einem Wort: das »Big Business«, das sich korruptiv mit der Staatsgewalt verbündet, um Steuergelder via großzügig dotierter Aufträge abzugreifen, beschäftigt »Berater« wie Gusenbauer, die — im Prinzip nicht anders als früher die Puffmütter von der Vermittlung ihrer Huren an betuchte Kundschaft — von der Vermittlung von Staatsknete an staatsnahe Großkonzerne ihre Provisionen beziehen.

Zurück zu Backhausen: daß die Hausbank ein Unternehmen, das einen Sanierungsplan mit einem potenten Investor vorlegt, gezielt in Konkurs schickt, um dann mit einer eigens gegründeten »Auffanggesellschaft« das Unternehmen billig zu erwerben und die übrigen Gläubiger deppert sterben zu lassen, hat ein »G'schmäckle«, wie der Schwabe sagt. Wenn das dann noch — nach der Faktenlage zu vermuten — ein rotschwarzes Korruptionsvertuschungsgeschäft ist, dann ist die Grenze von übermäßiger Geschäftstüchtigkeit zu Kungelei entgältig überschritten. Und das bestürzende in Österreich (und wohl nicht nur in Österreich!) ist, daß derlei unsaubere Praktiken wegen der politisch an die kurze Kandare genommenen Staatsanwaltschaften und — freilich etwas subtiler, z.B. über bessere Karrierechancen — beeinflußten Gerichtsinstanzen de facto nie verfolgt werden. Keine Gefahr also für Profiteure, solange sie in der richtigen Seilschaft sitzen ...

Und wie passend zu diesen Gedanken, daß all das just am 20. Dezember ablief, an dem die Kirche seit über tausend Jahren eine der schönen »O-Antiphonen« in der Vesper anstimmt:

O Schlüssel Davids
und Zepter des Hauses Israel,
du öffnest und niemand kann schließen,
du schließest und niemand vermag wieder zu öffnen.

Wo sich Geschäfte eröffnen, die sonst keiner schließne kann — wer wollte da nicht an all die Blankfeins und Gusenbauers denken, die das Geschäft Gottes besorgen, indem sie für sich einen Reibach rausreißen, den der letztlich zur Kasse gebetene Steuerzahler berappen darf. Aber warten wir ab, ob auch die zweite Hälfte der Antiphon einmal Realität wird:

Komm, o Herr, und befreie aus dem Kerker die Gefangenen,
die da sitzen in Finsternis
und im Schatten des Todes.

Wir wollen freilich nicht übertreiben: auch im Kerker einer Staatsquote von ca. 70% schmachten wir nicht in »Finsternis« und nicht »im Schatten des Todes« — insofern hat sich unsere Gefangenschaft und Sklaverei im Vergleich zu alttestamentarischen Zeiten wohl verbessert. Was aber letztlich nur graduelle, nicht prinzipielle Unterschiede bedeutet. Und wir werden wohl auch nicht auf einen Herren hoffen können, der uns vom Joch dieses korrupten Packs befreit, wenn wir nicht selbst darangehen, es abzuschütteln. Denn wie der Volksmund sagt: »hilf dir selbst, so hilft dir Gott!«

In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!

1 Kommentar:

  1. Mit dem großen österreichischen Skiproduzenten Atomic passierte ähnliches:

    "Fraglich ist halt trotzdem, ob die Vorgangsweise der Bawag notwendig war: Sie stellte die Atomic-Kredite fällig – und das Ende war besiegelt. Erstaunlich ist allerdings, dass die Gläubiger beim Konkurs 93,5 Prozent ihrer Forderungen erhielten. „Der Konkurs war absolut nicht notwendig“, sagt Schrempf.

    ...Es geht um die Frage, ob Elsner die einst größte Skifabrik des Landes im Jahre 1994 nur deshalb in den Konkurs schickte, um dringend benötigte liquide Mittel zur Verfügung zu haben (Stichwort: Karibik-Verluste)."
    Quelle:
    http://www.weisses-band.com/wiki/index.php?title=ATOMIC_BAWAG

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