Donnerstag, 6. Dezember 2012

Berlin Alexanderplatz

... war nicht nur der Titel eines seit vielen Jahrzehnten bekannten und geschätzten Romans, sondern unlängst auch der Schauplatz eines Gewaltverbrechens. Der verdienstvolle Informationsblog »Politplatschquatsch« informiert über die Desinformation, die seitens der Systempresse darüber betrieben wurde. Und über die Desinformation, die über einen anderen, ähnlich gelagerten Fall betrieben wurde (und wird).

Ein Grund mehr, die Arbeit jenes mittlerweile dichten Netzwerkes an Blogs und Foren zu würdigen, ohne die unsere Medienlandschaft längst zu einer auf hundert Kanäle bzw. tausend Blätter verteilten »Aktuellen Kamera« verkommen wäre (wie ich eben feststelle, hatte Kollege Morgenländer in einem lesenswerten Artikel heute morgen dieselbe Assoziation dazu). Denn dabei ist zu bedenken, daß diese Arbeit wohl nur deshalb geleistet wird, weil sie (noch) weitgehend anonym geleistet werden kann! Ohne Repressalien durch Abmahnungsklagsdrohungen (»... und werden Sie namens und auftrags meiner Mandantschaft daher aufgefordert, die gegenständliche Seite umgehend und dauernd, jedenfalls aber spätestens bis zum ...,  aus Ihrem Internet-Angebot zu entfernen, sowie bis zum ... (Datum des Einlangens auf meinem Konto) den Betrag von EUR 3.000,00 als pauschalen Ersatz der zur Verfolgung der Interessen meiner Mandantschaft bisher aufgelaufenen Kosten auf das unten angeführte Bankkonto einzuzahlen, widrigenfalls eine Klage mit einem Streitwert von EUR 500.000,00 eingebracht wird.«) befürchten zu müssen.

Der abgelutschte Rosa-Luxemburg-Kalauer, daß die Freiheit immer die des Andersdenken sei, ist sonst nämlich keine 5 Cent wert, weil jeder Andersdenkende zuvor durch eine Klage eines Medienhauses, oder einer steuergeldfinanzierten »Antidiskriminierung-&-Co.-Stelle« in den Bankrott geklagt würde. Diejenigen, die als wohlhabende Wirtschaftstreibende vielleicht finanziell eine Chance hätte, dagegenhalten zu können, sind über ihre wirtschaftlichen Netzwerke, die sie aus beruflichen Gründen unterhalten müssen (in Kammern, Parteien, Verbänden etc.) viel zu erpreßbar, als daß sie solche Risken eingehen wollten. Und die Lottomillionäre, die unter Klarnamen Klartext sprechen und sich eine Heerschar von Anwälten leisten können, um allfällige Klagen abzuschmettern, laufen auch nicht reihenweise rum.

Wer ernstlich ein Ende der ach so pöhsen, verleumderischen etc. Anonymität im Netz herbeisehnt, der bedenke, daß bspw. auch der 20. Juli anonym vorbereitet wurde. Auch die Flugblätter des Herbstes 1989 erschienen meist nicht mit Unterschriften. Und aus gutem Grund, wie mir scheinen will! »Aber, aber«, höre ich die Proteste, »Sie können doch die Nazizeit nicht mit heute vergleichen!«

O doch! Denn ein Vergleich ist das In-Beziehung-setzen von Ungleichem hinsichtlich eines Gleichen (sonst wäre es die Feststellung der Identität — das bekannte »Ein Apfel ist ein Apfel« ist eben kein Vergleich!). Und das »tertium comparationis« kann bei allen Unterschieden durchaus unschwer gefunden werden: es ist die geübte Gewalt, mit der die Äußerung der Meinungsfreiheit unterbunden werden soll. Graduell verschieden, freilich. Heute kommt man für einen offene Bemerkung über, sagen wir mal, den »Propheten« und seine Hochzeitsnacht mit der 9-jährigen Aischa nicht ins KZ (was einem bei einem Hitlerwitz schon passieren konnte). Heute wird man diesfalls »bloß« durch eine Verurteilung wegen Verhetzung mit einem damit verbundenen de-facto-Beschäftigungsverbot im öffentlichen Dienst und flächendeckender medialer Anprangerung unter ausdrücklicher Boykott-Gutheißung zum Zweck wirtschaftlicher Ruinierung sanktioniert. Analogbeispiele fast beliebig fortsetzbar.

Vielleicht versteht jetzt der eine oder andere Edeldenkende, der »Verleumdung« und »Hetze« abgestellt sehen möchte, warum ich lieber derlei moralischen Unordnungen in vielen kleinen, privaten Foren in Kauf nehme, als die große, große Ordnung, in der nur die amtlich approbierte »Wahrheit« auf uns niederträuft — gegen die eine Klage erheben zu wollen ebenso sinnlos wie gefährlich wäre ...

3 Kommentare:

  1. Danke erstmal für den epochemachenden Beitrag. Epoche bezieht sich hierbei auf die Epoche junges Internet.
    Natürlich ist die Anonymität im Internet die stärkste Waffe der Freiheit und der Wahrheit!
    Es gab andere Zeiten, in denen es unmöglich war, als einfacher Bürger die Wahrheit oder simple Fakten seinen Mitbürgern zugänglich zu machen. Schon hilflose Versuche per Flugblatt zogen den Tod nach sich. Ich darf Morgenländer und Zettel an das Schicksal der Weißen Rose erinnern.
    Und: Wie weltfremd muss man sein, um von einem Siemens-Abteilungsleiter oder einem Abteilungsleiter im Bundesumweltministerium zu erwarten, dass er unter seinem Klarnamen Informationen über das Desaster der Energiewende veröffentlicht? Der Mann hat ein nicht abgezahltes Haus und zwei kleine Kinder. Soll er seine Existenz riskieren? Haben Zettel und Morgenländer schon mal gesehen wie in Konzernen und Behörden Existenzen vernichtet werden? Die Hilflosigkeit gegenüber dem Apparat, die Aussichtslosigkeit in der Branche einen neuen Job zu finden...Soll ein junger Redakteur in der SPIEGEL-Redaktionskonferenz aufstehen und sagen „Warum schreiben wir nicht die Wahrheit, dass nämlich drei junge Menschen mit „Islam-Hintergrund“ einen Schädel eingetreten haben?
    Soll der Abteilungsleiter bei der Bayern LB im Jahr 2008 unter seinem Klarnamen auf den Wahnsinn hinweisen, den der Vorstand als Alltagsgeschäft betreibt. Beispiele ohne Ende: Hypo-Real Estate, alle deutschen Landesbanken. Climategate – von Anonymen veröffentlicht. Aktuell: die Machenschaften der EZB
    Ich nehme gerne in Kauf, dass Herr Penseur von zehn Anonymen als Kinderschänder verleumdet wird. Weil diese Anonymität auch die Weiße Rose schützt.
    Natürlich bin ich hier anonym...

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  2. wahr gesprochen, kollege. ich verweise auf einen fall, in dem wir selbst betroffen waren:
    DFB vs. PPQ

    nur die anonymität hat uns damals gerettet - denn deren staranwälte hätten es nicht auf einen sieg in einem prozess angelegt (den hätten sie verloren), sondern auf ihr vermögen, so lange weiterzuklagen, bis wir kaputt sind

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  3. @ ppq: Wie nennt man das bei euch drüben in USA? "Law hunting"? Oder ist das eine neudeutsche Wortschöpfung, so wie "Handy"?

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