Nicht immer, Gott sei Dank! Da wird einem bspw. zugetragen, daß bei einer Diskussion ein Teilnehmer die Tatenlosigkeit der Liberalen, Konservativen und Libertären beklagte und dann meinte, es reiche nicht, sich bei Foren wie Unterberger, Ortner-Online oder LePenseur herumzutreiben, man müsse endlich zu Taten schreiten! Na immerhin: dieser Blog wird von wenigstens einem Menschen außer LePenseur himself mit den österreichischen Granden unabhängiger Netzinformation in einem Atemzug genannt. Das freut, besonders wenn man sein Web-Projekt strikt ohne pekuniäre Absichten in der Freizeit betreibt, ohne Infrastruktur, belastet durch die Mühen eines Broterwerbs — anders als Unterberger, der seinen verdienten, wenn gleich nicht erwünschten Ruhestand genießt —, eines Broterwerbs, der nicht darin besteht, daß man, wie Christian Ortner, »von der Feder« lebt.
Dennoch: bei realistischer Einschätzung muß man sagen, daß dieser Blog eine zwar für mich überraschende Breitenwirkung erzielte (in seinen besten Zeiten, im Februar 2012, lag er schon mal auf Platz 670 des deutschen Wikio-Gesamt-Rankings), doch irgendwie, und das beweist seine jetzige, deutlich schwächere Position auf Platz 3860 nur zu deutlich, sind die Grenzen eines solchen Blogs, der vom Input eines einzigen Autors abhängt, unverkennbar.
»Was tun?« fragte bekanntlich schon Lenin, und mit ihm fragte auch ich mich das, als ich beim Hochladen des vorigen Postings gewahr wurde, daß der nächste Post eben ein »runder«, und zwar der erste vierstellige sein würde. Weiter in splendid isolation seine Gedanken in die Welt zu setzen, unbekümmert »ob gelegen oder ungelegen«, wie es einst Paulus formulierte — oder ... was, eben?
Nun ist es ja nicht so, daß ich diesen Blog leichtherzig aufgeben möchte: Resigantion und Defaitismus waren nie meine Sache und eine Aufgabe, die ich mir einmal stelle, pflege ich bis zur erfreulichen (und manchmal eben bitteren) Konsequenz zu verfolgen. Also kann ich jene Leser, die jetzt, das Ende von »LePenseur« befürchtend, zum Riechfläschchen und/oder Taschentuch greifen wollten, beruhigen. Aber es muß, soviel ist für mich klar, anders weitergehen. Vor Jahren wurde ich einmal von einem ähnlichen Einzelkämpfer angefragt, ob ich nicht auf seiner, damals wie heute ungleich stärker positionierten Seite regelmäßig posten wolle. Ein ehrenvolles und verlockendes Angebot, das ich schlußendlich doch nicht wahrnahm — war's Bequemlichkeit? Eitelkeit? Die Erkenntnis, daß mich — bei aller unzweifelhafter Sympathie für den Blog-Kollegen — letztlich doch auch andere Themen mehr interessieren als die seinen, und so unsere »Schnittmenge« vielleicht auf Dauer zu klein wäre? All das, und vielleicht anderes mehr, und es wäre gelogen, wenn ich jetzt so täte, als hätte ich mein Zögern nicht bisweilen, ja sogar öfters, bedauert ...
Aber die Idee kam mir in den letzten Tagen immer wieder in den Sinn: was ist, wenn ich meinen Blog »breiter« mache, indem andere Autoren darin schreiben können? Könnte dadurch wieder ein regelmäßigerer Input für mehr Aufmerksamkeit sorgen? Wären damit auch Themenbereiche abdeckbar, um die ich mich mangels Interesse und/oder Fachkenntnis bisher zu wenig kümmerte?
Sicher ist mir die Problematik bewußt: Libertäre, Konservative und Nonkonformisten sind per definitionem Einzelgänger, und wer gegen den Zeitgeist anschreibt befindet sich immer in einer nicht eben bequemen Position des Außenseiters. Das fördert Abgrenzungsdenken, ja sogar Paranoia. Milde ausgedrückt. Wie umgeht man also Probleme, und wie geht man mit denen um, die man nicht umgehen kann?
Es ergeht hiermit also die Einladung an Interessenten, diesen Blog zu bereichern (und das meine ich keineswegs bloß ironisch). Wovon ich freilich abzusehen bitte, ist, daß jetzt der Narrensaum des WWW über diesen Blog hereinfällt und mir jeden Schwachsinn von Verschwörungstheorie oder Geschichtsklitterung auf den Blog stellen möchte — danke, dafür gibt es geeignetere Medien! Eine Einladung ergeht vielmehr an »komplementäre« Geister, die diesen Blog durch etwas mehr kulturelle, historische, philosophische etc. Ideen ergänzen könnten. Scharfzügige Polemik, »zynische und menschenverachtende« Kommentare bringe ich selbst ganz gut z'sam — also wird bspw. Kollege Karl Eduard bei aller von mir ausdrücklich versicherter Wertschätzung hier wohl zu wenig Betätigungsfeld finden (abgesehen davon, daß es ja unverantwortlich wäre, seine wertvolle Arbeitszeit von der Betreuung seines eigenen Blogs abzuziehen).
Wer sich angesprochen fühlt, möge mir seine Themenvorschläge und Kontaktdaten (v.a. Mailadresse) als Kommentar zu einem älteren Posting dieses Blogs hinterlassen (dies deshalb, weil diese dann nicht ohne Moderation meinerseits automatisch veröffentlich werden — und ich kann mir vorstellen, daß z.B. nicht jeder seine Mailadresse öffentlich machen will). Absolute Diskretion wird selbstverständlich ebenso zugesichert, wie auch meinerseits erwartet. Die Beantwortung erfolgt verläßlich, aber terminbedingt sicherlich erst nach einiger Zeit. Nur Kommentare ohne Mitarbeitsabsicht bitte zu diesem Posting hinterlassen.
Ach ja, bevor ich's vergesse: das nächste Posting spielt mit der Nummer 1001. Träumen wir also ein wenig bis dahin ...
Daß die Welt von anderen regiert wird, als klein Fritzchen wähnt, haben schon Benjamin d'Israeli und Walther Rathenau geäußert. Bekloppte Verschwörungstheoretiker?
AntwortenLöschenGern würde ich, doch da fehlt dann auch die Kraft. Gutes Gelingen weiterhin!
AntwortenLöschenIch glaube es war Egon Friedell, der sich für die Glückwünsche seiner Freunde zum 50. Geburtstag durch eine mit Unterschriftstempel signierte Antwortkarte bedankte, auf der gedruckt zu lesen war:
Löschen"Ihre Glückwünsche zum meinem Geburtstag haben mich ganz besonders gefreut. Vielen Dank!"
Nein, im Ernst: Ihre Glückwünsche erfreuen besonders — wie auch den begabten Hausmusiker nach einer ohne peinliches Danebenhauen gespielten Appassionata (o.ä.) das aufmunternde Zunicken eines echten Pianisten erquickt ...
Bei dieser Gelegenheit ein herzliches "Vergelt's Gott" für den Blog und die vielen hochwertigen Artikel: "Mit Genuß und Belehrung gelesen."
AntwortenLöschenDie Welt ist allerdings dergestalt, daß ein solcher Blog auf kein großes Publikum hoffen darf. Das spricht nicht gegen den Blog, das liegt in der Natur der Sache und des Publikums. LePenseur ist sich dieser engen Grenzen bewußt und weiß, daß er hauptsächlich für sich und - bei allem Respekt! - eine Handvoll Interessierter schreibt. Klein, aber fein.
Die Wirkung solcher Blogs sehe ich mehr indirekt: Der eine oder andere verirrt sich vielleicht hierher, liest ein bißchen und bekommt einen Denkanstoß. Das passiert auf vielen tausenden Blogs. In Summe ergibt sich dann vielleicht eine gesellschaftliche Wirkung, zu der jeder einzelne Blog seinen kleinen, unmeßbaren Teil beigetragen hat.
Gratulation und Dank auch meinerseits.
AntwortenLöschenBin schon gespannt auf 1001 ;-)
danke, aber jetzt bin ich schamrot
AntwortenLöschenIch grüße dann auch mal. Zwar nicht ein Herz und schon gar nicht eine Seele mit dem Autor, aber dessen Intellekt schätzend.
AntwortenLöschenGratulation auch von der schönsten Ostseeküste der Welt.
AntwortenLöschenIch kann Ihnen da nur mit meinen "Sachen" aushelfen.
AntwortenLöschenAuf meinen deutschen Blog treiben sich täglich zwischen 50 - 80 Leser herum, wenn ich den Statistiken irgendwie trauen kann auf dem Mises blog mehr als 500 am Tag (bis rauf auf 1000) Der Mises blog war mal ein Aggregator, ich weiß nicht wo die anderen Schreibe geblieben sind.
Also aus meiner eigenen kleinen persönlichen Erfahrung ist ein Blogaggregat durchaus positiv. Ob man das "generalisieren" kann, kann ich Ihnen nicht sagen. Vielleicht wäre es "sinnvoll" einen Blog mit einem Forum zu "verbandeln", schnelles Suchen und Finden ist nicht gerade die Stärke in einem Blog....
Gratulation, werter Herr LePenseur, für diese Fleißleistung bei anhaltend hoher literarischer Qualität!
AntwortenLöschenIhr Blog hat für mich ein gewisses Suchtpotential, das nicht darin begründet ist, daß ich hier Neuigkeiten erwarte, die ich nicht anderswo auch fände, sondern es ist Ihr besonderer "Schmäh" (nennt man doch so bei Ihnen?), ihre besondere geistreich humorvolle Ausdrucksweise, was es ausmacht.
Andereseits leide ich unter der Bloginflation; man verzettelt sich zu leicht.
Kewil, der früher seinen Blog Fakten-Fiktionen betrieb und der auch eine eigene anziehende "Schreibe" hat, trennte sich schweren Herzens von seinem Blog um auf PI, der gutbesuchten und berühmtberüchtigten "Bildzeitung" der Antislamisten mitzuarbeiten und damit mehr Leser zu erreichen. Ich finde, es war eine richtige Entscheidung.
MfG
Kreuzweis