Mittwoch, 30. März 2011

Sogar die lachsfarbene Postille links-grüner Gutmenschen

... hat gelegentlich lucida intervalla, in denen (zur Vorspiegelung einer »Meinungspluralität«) Kritik an der vom Blatt betriebenen Panikmache geäußert werden darf. So z.B. am 21.3.2011 von Burkhard Müller-Ullrich unter dem Titel »Verstrahlter Journalismus«:
Seit Tagen kreist die Berichterstattung zu Japan nicht um die realen Opfer des Erdbebens, sondern um die "nicht auszuschließenden" eines eventuellen Super-GAUs - Herrscht beim Thema Atomkraft Rationalitätsverbot?

Journalismus ist ein zynisches Geschäft. Es ist dem Unheil verbunden und niederen Trieben verpflichtet. Nachrichten sind meistens Schreckensnachrichten. Gemeldet wird nicht, was alles gut geht, sondern was schlecht endet. Selten sind die Nachrichten von großem Nutzen für das Publikum: all diese Kriege, Katastrophen und Unfälle dienen in der Regel dem niederen Trieb des Gefühlskitzels. Dafür werden die Journalisten bezahlt. Für die Abwicklung dieses zynischen Geschäfts gibt es professionelle Kriterien, nach denen die Tragweite eines Ereignisses für den eigenen Markt bemessen wird: So zählt ein Autobusunglück mit fünf Toten im Inland mehr als eines mit 50 Toten auf einem fernen Kontinent, außer es handelt sich im letzteren Fall um "Landsleute". Solches Rechenwesen mit Opferzahlen mag zarten Seelen anstößig erscheinen, doch dahinter steckt nichts anderes als der Versuch, dem irrationalen Schicksal mit Rationalität zu begegnen. Betrachtet man hingegen die aktuelle Japan-Berichterstattung, so scheint es, dass dort kein Erdbeben stattgefunden hat, sondern ein Reaktorunfall.
(Hier weiterlesen)
Abgesehen vom faden Nachgeschmack, daß hier durch eine homöopathisch dosiert zugelassene »Gegenmeinung« (die natürlich nie auf der Titelseite präsentiert würde — man will sich doch die Sensations-Schlagzeilen nicht zusammenhauen lassen!) die gefällige Illusion von »ausgewogener Berichterstattung« bedient werden soll, ein höchst lesenswerter und völlig richtiger Artikel. Mit einem Wort: eine Neuauflage jener unschönen Gemengelage, in der unsere Großväter und Väter sich auch noch im Versuch einer Schadensbegrenzung 1933 bis 1945 kontaminierten, da jedem, der nicht nachweislich im KZ starb, von besserwissenden (und höchst ungefährdet lebenden) Nachgeborenen vorgeworfen werden konnte, er habe irgendwie das Regime gestützt.

Die demagogische Alternative (recte: Alternativlosigkeit) ist perfide: wer nichts tat, war schuldig, wer etwas dagegen tat, war schuldig, solange er es überlebte. Unschuldig ist nur der wegen seines Widerstandes Ermordete — der hat freilich nix mehr davon ... Da unsere Zeit von der Ermordung von Systemkritikern (wenigstens derzeit) klug Abstand nimmt, wird die Zukunft also lauter Schuldige unter uns finden. Vorausgesetzt, unsere Nachkommen sind ebenso alles besser wissend und völlig gefahrlos lebend wie unsere heutigen Meinungsführer. Was letzteres wir ihnen, human, wie wir sind, doch wünschen wollen ...

1 Kommentar:

  1. Einen besonders üblen Nachgeschmack hinterlässt der Umstand, dass die Postillen, die selber die "Japanik" kräftig mit schürten, sich jetzt herablassend über die Hirnschmelzeffekte mokieren. - Typisch für die ganzen linken Neunmalklugen, es hinterher "immer schon gewusst" zu haben. Solche Attitüden sind nur typisch. Sie, die "Diskurshoheiten" dekretieren, was "angesagt" ist. Als die GAU-Leiter das große Knieschlottern verordneten, wurde jeder Abweichler mit dem heiligen Zorn der Hohepriester und ihres "wahren Glaubens" belegt. - Ist der Spuk dann vorbei, oder wenigstens abgeschwächt, haben diese Meinungsdompteure noch die Rotzfrechheit die ganze bundesdeutsche Schafskopp-Herde, die durch ihre Agitation aufgeregt blökend und panisch durcheinander lief, noch hämisch zu verspotten.

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